Niederndorf ist ein Gemeindeteil sowie eine Gemarkung der Stadt Herzogenaurach im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern). Es ist nach der Kernstadt Herzogenaurach der zweitgrößte Gemeindeteil.
Die Gemarkung Niederndorf im Südosten des Stadtgebiets umfasst auch die Gemeindeteile Lohhof (unbewohnt) und Herzo Base.
Luftaufnahme des Ortskerns von Süden (2020)
Luftaufnahme des Ortskerns von Süden (2020)
Pfarrkirche St. Josef
Geographie
Das Pfarrdorf Niederndorf bildet mit dem östlich gelegenen Herzogenaurach eine geschlossene Siedlung. Im Osten grenzt es direkt an Neuses, einem Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Erlangen. Am südlichen Rand verläuft die Mittlere Aurach, ein linker Nebenfluss der Regnitz. Im Osten fließt das Eichholzbächlein vorbei und mündet südlich in die Aurach. Im Nordosten grenzt das Flurgebiet Weiheräcker an, noch weiter nordöstlich liegt der Klosterwald. Im Süden erheben sich der Behälterberg (327mü.NHN) und der Stockberg (321mü.NHN).[3]
Geschichte
Niederndorf wurde während der zweiten fränkischen Siedlungswelle im 9. Jahrhundert an zwei wichtigen Handelsstraßen als Haufenwegedorf planmäßig angelegt. 1339 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt.[4]
Lehnsherr war das Hochstift Bamberg. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts waren die Lehensträger ganz überwiegend Nürnberger Patrizier, daneben auch das Kloster Frauenaurach.[5]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Niederndorf 27 Anwesen und einem Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Herzogenaurach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Herzogenaurach. Grundherren waren das Kastenamt Herzogenaurach (2 Halbhöfe, 3 Güter, 7 Gütlein), das brandenburg-bayreuthische Klosteramt Frauenaurach (1 Höflein, 2 Gütlein), das nürnbergische Spitalamt (1 Gut), Nürnberger Eigenherren (von Kreß: 2 Güter, von Scheurl: 3 Güter), das Rittergut Wilhermsdorf (1 Hof) und der Rat Herzogenaurach (4 Güter).[6]
1810 kam Niederndorf an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde der Ort dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Herzogenaurach zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Niederndorf, zu der Lohhof gehörte.[7] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Herzogenaurach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden drei Anwesen den Freiherren von Scheurl (bis 1820), ein Anwesen den Freiherren von Kreß (bis 1839) und zwei Anwesen dem Patrimonialgericht Wilhermsdorf (bis 1839). Am 1.Oktober 1847 wurde die Finanzverwaltung vom Rentamt Herzogenaurach übernommen.[8] Ab 1862 gehörte Niederndorf zum Bezirksamt Höchstadt an der Aisch (1939 in Landkreis Höchstadt an der Aisch umbenannt) und weiterhin zum Rentamt Herzogenaurach (1919 in Finanzamt Herzogenaurach umbenannt, seit 1929: Finanzamt Erlangen). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Herzogenaurach (1879 in das Amtsgericht Herzogenaurach umgewandelt), seit 1959 ist das Amtsgericht Erlangen zuständig. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 6,133km².[1]
Ursprünglich war Niederndorf ein reines Bauerndorf. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts viele von dem Ertrag nicht mehr leben konnten, gingen sie dem Maurerhandwerk nach. Seitdem war Niederndorf auch als „Maurerdorf“ bekannt. Die 1894 eröffnete Lokalbahn sorgte für Wachstum. So entstand nach dem 1.Weltkrieg westlich der Lohhofer Straße eine neue Siedlung. Nach dem 2.Weltkrieg entstand durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener im Norden eine weitere Siedlung.[9]
Am 1. Mai 1978 wurde Niederndorf im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Herzogenaurach eingegliedert.[10]
Baudenkmäler
An der Aurach 45: Hierzu Böschungsmauer mit schrägen Streben
Sankt-Josefs-Platz 8: Pfarrkirche zum Hl. Josef mit dazugehörigen Nebengebäuden
Der Ort blieb bis Mitte des 20. Jahrhunderts fast rein katholisch und war nach St. Magdalena (Herzogenaurach) gepfarrt. 1923 wurde die katholische Pfarrkirche St. Josef mit Pfarrzentrum erbaut. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind in die Evangelische Stadtkirche Herzogenaurach gepfarrt.
Verkehr
Die Staatsstraße 2263 verläuft nach Herzogenaurach (2,5km westlich) bzw. über Neuses zur Staatsstraße 2244 (2km östlich), die einen Kilometer weiter östlich zur Anschlussstelle 82 der Bundesautobahn 3 führt. Die Kreisstraße ERH25/FÜ21 verläuft zum Gewerbegebiet von Herzo Base (1,7km nördlich) bzw. nach Obermichelbach (4km südlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße verläuft nach Hauptendorf (0,4km südlich).[3]
Der Ort liegt an der mittlerweile eingestellten Bahnstrecke Erlangen-Bruck-Herzogenaurach. Es besaß einen eigenen Bahnhof. Nach aktueller Planung (2017) soll auf dieser Strecke die Stadt-Umland-Bahn Erlangen verlaufen.
Persönlichkeiten
Thomas Fink (* 1935 in Niederndorf), Jazz-Pianist, Träger des Bundesverdienstkreuzes
Elke Sommer (* 1940), deutsche Schauspielerin, wuchs in Niederndorf auf.
Literatur
Johann Kaspar Bundschuh:Niederndorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band4: Ni–R. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB790364301, OCLC833753101, Sp.10 (Digitalisat).
Georg Daßler (Hrsg.):Landkreis Höchstadt a. d. Aisch. Vergangenheit und Gegenwart. Verl. f. Behörden u. Wirtschaft Hoeppner, Aßling-München 1970, DNB457004320, S.105.
Hanns Hubert Hofmann:Höchstadt-Herzogenaurach (=Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1951, DNB452071143, S.77 (Digitalisat). Ebd.S.145 (Digitalisat).
Georg Paul Hönn:Niederndorf. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S.40 (Digitalisat).
Franz Krug (Hrsg.):Der Landkreis Erlangen-Höchstadt. Verlag für Behörden u. Wirtschaft, Hof (Saale) 1979, ISBN 3-921603-00-5, S.120–124.
Niederndorf in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 9.September 2021.
Niederndorf in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 7.Oktober 2019.
Niederndorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 7.Oktober 2019
Einzelnachweise
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB453660959, Abschnitt II, Sp.680 (Digitalisat).
Niederndorf im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
Nach Niederndorf auf der Website herzogenaurach.de Ersterwähnung 1303.
F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 120ff. = G.Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch, S.105ff.
H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 77.
Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S.49 (Digitalisat).
H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 145.
F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 123 = G.Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch, S.108f.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.711.
Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S.64 (Digitalisat). Für die Gemeinde Niederndorf zuzüglich der Einwohner und Feuerstellen von Lohhof (S. 56).
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis: Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (=Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB451478568, S.146, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter:Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp.877, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.):Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp.1050, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.):Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp.995 (Digitalisat).
K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.):Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp.1044 (Digitalisat).
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp.1077–1078 (Digitalisat).
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB453660975, Abschnitt II, Sp.925 (Digitalisat).
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB740801384, S.173 (Digitalisat).
Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.):Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB94240937X, S.334 (Digitalisat).
Einwohnerzahlen auf der Stadt-Website (Mementodes Originals vom 24. April 2016 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.herzogenaurach.de
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