Piran (italienisch Pirano) ist eine Stadt im äußersten Südwesten Sloweniens an der Küste des Adriatischen Meeres. Mit ihrer Lage, ihrer Altstadt und venezianischen Architektur ist die Stadt an der Slowenischen Riviera eines der bekanntesten Touristenzentren des Landes.
Piran Pirano | |||
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Basisdaten | |||
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Staat | Slowenien![]() | ||
Historische Region | Küstenland / Primorska | ||
Statistische Region | Obalno-kraška (Küste und Karst) | ||
Koordinaten | 45° 32′ N, 13° 34′ O45.52611111111113.570277777778 | ||
Fläche | 44,6 km² | ||
Einwohner | 17.782 (1. Januar 2017) | ||
Bevölkerungsdichte | 399 Einwohner je km² | ||
Postleitzahl | 6330 | ||
Kfz-Kennzeichen | KP | ||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2010) | |||
Bürgermeister: | Peter Bossman (Socialni demokrati) | ||
Postanschrift | Tartinijev trg / Piazza Tartini 2 6330 Piran / Pirano | ||
Website |
Der Stadtname stammt wohl vom griechischen Wort pyros für Feuer. Der Legende nach soll auf der Landzunge Punta, wo der Ort errichtet wurde, anstelle eines Leuchtturmes ein Feuer den Schiffen den Weg zur griechischen Kolonie Aegida (Koper) gewiesen haben. Piranum wird im 7. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt.[1]
In den Jahren 177/178 v. Chr. wurde die istrische Halbinsel von den Römern erobert. In dieser Zeit begann die allmähliche Kolonisierung und Romanisierung des Gebietes. Dadurch kam es in der Gegend des heutigen Piran zu vereinzelten Streusiedlungen. Unter byzantinischer Herrschaft begann im 7. Jahrhundert mit einer befestigten Siedlung die urbane Entwicklung von Piran. 788 wurde Istrien durch die Franken besetzt und politisch in die Mark von Friaul eingegliedert. Nach der Aufteilung des fränkischen Kaiserreiches wurde die Grafschaft Istrien 843 ins Italienische Königreich eingegliedert und im Jahre 952 dem Heiligen Römischen Reich bzw. in diesem dem Herzogtum Bayern einverleibt.[2]
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts begann Venedig mit der Eroberung istrischer Städte und besetzte im Jahr 1283 auch Piran. 1692 wurde in Piran der Geiger und Komponist Giuseppe Tartini geboren. Ihm zu Ehren wurde 1894 der Tartiniplatz benannt.
1809 bis 1813 gehörte Piran kurz zur den Illyrische Provinzen Napoleons. Danach kam es wieder zur Habsburgermonarchie. Das kaiserliche Österreich hatte hier die Republik Venedig beerbt und brachte im 19. Jahrhundert Piran eine neue Zeit des Wohlstands. Dazu haben vor allem die Salinen beigetragen, da Österreich mit der Wiederbelebung der Salzproduktion die Salinen von Sečovlje auf eine Produktion von 40.000 Tonnen jährlich aufstockte.[3]
Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Istrien mit dem Vertrag von Rapallo 1920 an den Kriegssieger Italien, der Istrien seit November 1918 besetzt hatte. Es folgte eine strenge Italianisierungspolitik, und die slowenische Sprache wurde in der Öffentlichkeit verboten.
Das faschistische Italien war im Zweiten Weltkrieg zunächst mit dem Deutschen Reich verbündet. Im September 1943 hatte eine neue italienische Regierung jedoch den Waffenstillstand von Cassibile mit den Alliierten geschlossen. Daraufhin besetzten Wehrmachts- und SS-Einheiten das ganze Land, so auch Istrien. Nach dem Krieg war die Region um Triest wieder zwischen Italien und Jugoslawien umstritten. Das Gebiet wurde daher unter UN-Verwaltung in zwei Zonen aufgeteilt. Piran gehörte dabei der südlichen Zone B an, die den westlichen Teil von Istrien bis zur Mirna umfasste. Erst im Londoner Abkommen von 1954 wurde das Freie Territorium Triest aufgelöst und die Zone B offiziell Jugoslawien angegliedert.
Heute liegt Piran im Grenzgebiet zu Kroatien. Trotz des EU-Schiedspruches vom 29. Juni 2017 ist der genaue Verlauf der Grenze, vor allem in der Bucht von Piran, zwischen den beiden Staaten noch immer umstritten.[4]
Die Gemeinde hat etwa 17.000 Einwohner auf 45 km² Fläche. Die Stadt selbst hat 4.100 Einwohner.
78,6 % der Einwohner waren bei der Volkszählung 2002 slowenische Staatsbürger, 10,0 % Kroaten, 5,4 % Bosnier, 2,8 % Jugoslawen, 1,9 % EU-Bürger (damals EU-15), 0,8 % Mazedonier und 0,6 % andere.
Die Mehrheit der Bevölkerung (66,7 %) gab bei dieser Volkszählung Slowenisch als Muttersprache an. Wichtigste Minderheitensprachen sind Kroatisch (8,4 %) und Italienisch (7,0 %). Ferner sprachen nach eigenen Angaben 3,0 % Serbokroatisch, 2,1 % Serbisch, 2,0 % Bosnisch und 3,7 % sonstige Sprachen.[5]
Amtssprachen der Gemeinde Piran sind Slowenisch und Italienisch. Öffentliche Beschilderungen, Schulen, Kindergärten und die Universität Primorska sind grundsätzlich zweisprachig.
Die Gemeinde grenzt im Süden an Kroatien und im Osten an die Gemeinden Koper und Izola. Außerdem besitzt sie im Norden eine Seegrenze mit italienischen Hoheitsgewässern. Die höchste Erhebung ist der 289 m hohe Baretovec pri Padni. Die Stadt verfügt über den Regionalflughafen Portorož sowie über eine Marina.
Die Gemeinde umfasst elf Ortschaften. Durch den Umstand, dass sowohl Slowenisch als auch Italienisch Amtssprachen der Gemeinde sind, existieren für diese Namen in beiden Sprachen Bezeichnungen. Einwohnerzahlen (Stand 1. Januar 2017[6]):
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Die Gemeinde Piran umfasst folgende postalischen Gebiete (Einwohnerzahlen der Volkszählung 2002):
Die nach der Stadt benannte Bucht von Piran ist als Schifffahrtsweg für den slowenischen Hafen Koper von Bedeutung.
Golf von Triest | Izola | Koper |
Golf von Piran | ![]() |
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Buje (HR) |
Das vorherrschende Mittelmeerklima zeichnet sich durch milde Durchschnittstemperaturen aus (Januar: 4,4 Grad, Juli 21,5 Grad). Drei typische Winde finden sich in diesem Teil der Adria:[7] Aus dem Nordwesten der mäßige Mistral (Maestral), der stärkere, heiße Südwind Scirocco (Jugo) vom Südosten aus der Sahara sowie der stürmische, böige, kalte Fallwind Bora aus dem Nordosten mit Windgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h, der im Winter bis zu zwei Wochen, im Sommer oft nur wenige Stunden bis zu einem Tag andauert.
Die Altstadt mit ihren engen Gassen erstreckt sich auf einer etwa einen Kilometer langen, spitz zulaufenden Landzunge in ost-westlicher Richtung. Zur Landseite hin wird sie durch eine teilweise erhaltene historische Verteidigungsanlage mit Wehrgängen und -türmen abgegrenzt.
Im Stadtkern im italienisch-venezianischen Stil gibt es einige Baudenkmäler und Aussichtspunkte. Die südliche Strandpromenade, vom kleinen Hafen bis zur Spitze der Landzunge, ist gesäumt von zahlreichen Restaurants für das touristische Publikum.
Das Stadtfest findet am 15. Oktober statt.
Zentrum des städtischen Lebens ist der restaurierte Tartinijev trg (it. Piazza Tartini, dt. Tartiniplatz). Er entstand im Jahr 1894, als der damals an dieser Stelle liegende, zu klein gewordene und als Müllkippe verwendete Hafen endgültig zugeschüttet wurde. Zentral auf dem Platz steht eine vom venezianischen Künstler Antonio Dal Zotto geschaffene überlebensgroße Bronzestatue des namensgebenden Komponisten Giuseppe Tartini, die anlässlich dessen 200. Geburtstages am 2. August 1896 enthüllt wurde.[8]
Zum 300. Geburtstag des Komponisten wurde eine Neugestaltung des Platzes in Auftrag gegeben. Die vom Architekten Boris Podrecca gelegte Ellipse aus weißem Stein erinnert an den Wendeplatz der elektrischen Straßenbahn (1912–1953) gleichermaßen wie an den Fischerhafen, der das städtische Leben früher an diesem Ort prägte.[9]
Zum Ensemble des Platzes gehören das klassizistische Rathaus an der Nordseite und rechts davon ein gotisches Patrizierhaus. Das Benečanka (Venezianerhaus) wurde von einem reichen venezianischen Kaufmann für seine in Piran lebende Geliebte gebaut. Die Hausecke gibt das Antlitz der Geliebten wieder. Die zum Tartiniplatz gerichtete Fassade enthält ein Relief mit der italienischen Aufschrift lassa pur dir („Lass sie reden“).
Am Hafen der Altstadt sind drei Museen rund um das Thema Meer zu besichtigen. Das Aquarium (Akvarij Piran[10]) unter der Adresse Kidriĉevo nabrežje 4 zeigt die Meeresfauna der Adria. Das Pomorski muzej (Meeresmuseum[11]) im Gabrielli-Palast in der Cankarjevo nabrežje 3 präsentiert die wirtschaftliche Nutzung des Meeres (Fischerei, slowenische Seefahrt, Meersalzgewinnung). Das Muzej pod vodnihdejavnosti (Museum für Unterwasseraktivitäten[12]) in der Župančičeva 24 beschäftigt sich thematisch mit dem Tauchen und zeigt beispielsweise Schiffswracks.
Im Norden der Halbinsel führt ein etwa ein Kilometer langer Küstenwanderweg („Uferpromenade“) mit interessanten Gesteinsschichtungen an den Steilwänden von Piran zum See und Strand von Fiesa.
Auf dem Gebiet der Gemeinde unmittelbar an der kroatischen Grenze befindet sich der Naturpark Salinen von Sečovlje. In der Nähe des Ortsteils Strunjan befinden sich zudem die nördlichsten noch bewirtschafteten Salinen des Mittelmeerraums.
Neben slowenischen und italienischen Kindergärten existieren in Piran jeweils vier slowenische und italienische Grundschulen, in denen etwa 1700 Kinder unterrichtet werden. Daneben finden sich vier weiterführende Schulen: das Gymnasium Piran, das Gymnasium „Antonio Sema“ mit italienischem Sprachunterricht, die Mittlere Seefahrtschule Portorose und die Mittlere Schule für Gesundheitswesen. Weiterhin gibt es auf dem Gemeindegebiet noch die Hochschulen für Seefahrt und Verkehr, Hotelwesen und Tourismus sowie für Wirtschaft beziehungsweise für Unternehmertum.[13]
Der Ort ist Standort einer Sendeanlage der Radiotelevizija Slovenija für Hörfunk und Fernsehen. Als Antennenträger kommt ein 123,6 Meter hoher Stahlfachwerkmast mit einer Reusenantenne zum Einsatz, da er auch zur Verbreitung von zwei Mittelwellenprogrammen genutzt wird.[14]
Von 1909 bis 1912 war die Stadt Ausgangspunkt der Gleislosen Bahn Pirano–Portorose, eines der ersten Oberleitungsbus-Betriebe Österreich-Ungarns.
Von 1912 bis 1953 verkehrte zwischen Piran (Tartiniplatz) und Portorož (Station Lokalbahn Triest–Parenzo) auf fünf Kilometern Länge die als Kleinbahn zugunsten der Aktiengesellschaft Vereinigte Gaswerke von Augsburg konzessionierte Straßenbahn Pirano–Portorose[15] mit der für Straßenbahnen seltenen Spurweite von 760 Millimetern.[16] Die Trassenrevision der 1911 projektierten Linie fand Anfang Jänner 1912 statt,[17] am 20. Juli 1912 wurde die Bahn dem Verkehr übergeben.[18]
Der Schutzheilige der Stadt Piran ist Sankt Georg. Dies findet sich wieder im blau umrahmten roten Georgskreuz des Stadtwappens. Weiterhin zeigt sich eine Darstellung des Drachentöters mit einem Schwert auf der Spitze des Kirchturms der Stadtkirche St. Georg.