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Wladimir (auch Vladimir, russisch Влади́мир) ist eine Stadt in Russland und Hauptstadt der Oblast Wladimir. Sie liegt rund 190 km östlich von Moskau am Fluss Kljasma und hat 345.373 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1] Als Hauptstadt des Großfürstentums Wladimir-Susdal spielte die Stadt in der russischen Geschichte als ein wichtiges Kultur- und Machtzentrum vor der Mongolischen Invasion der Rus sowie als vorübergehender Sitz des Metropoliten der Russisch-Orthodoxen Kirche eine bedeutende Rolle. Die Moskauer Großfürsten und Zaren führten in ihren Titeln noch mehrere Jahrhunderte lang Wladimir vor Moskau.

Stadt
Wladimir
Владимир
Flagge Wappen
Flagge
Flagge
Wappen
Wappen
Föderationskreis Zentralrussland
Oblast Wladimir
Stadtkreis Wladimir
Innere Gliederung 3 Stadtrajons
Bürgermeisterin Olga Dejewa
Erste Erwähnung 990
Stadt seit 1108
Fläche 308 km²
Bevölkerung 345.373 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 1121 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 150 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 4922
Postleitzahl 600000–600038
Kfz-Kennzeichen 33
OKATO 17 401
Website www.vladimir-city.ru
Geographische Lage
Koordinaten 56° 8′ N, 40° 25′ O
Wladimir (Russland) (Europäisches Russland)
Wladimir (Russland) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Wladimir (Russland) (Oblast Wladimir)
Wladimir (Russland) (Oblast Wladimir)
Lage in der Oblast Wladimir
Liste der Städte in Russland

Geschichte


Sungir ist ein archäologischer Fundplatz am Stadtrand von Wladimir, der durch drei besonders reich ausgestattete Gräber aus dem Jungpaläolithikum berühmt wurde. Unter den Resten von insgesamt acht Cro-Magnon-Menschen treten drei Gräber mit für diese Zeit einzigartigen Grabbeigaben hervor.

Mariä-Entschlafens-Kathedrale (Uspenski-Kathedrale), gebaut 1158–1185
Mariä-Entschlafens-Kathedrale (Uspenski-Kathedrale), gebaut 1158–1185

Die Hypatiuschronik nennt bereits das Jahr 990 als Gründungsjahr Wladimirs durch den Kiewer Fürsten Wladimir Swjatoslawitsch. Als offizielles Gründungsjahr gilt jedoch das Jahr 1108, in dem der Fürst von Tschernigow Wladimir Monomach die Stadt befestigen ließ. Monomachs Enkel Andrei Bogoljubski verlegte etwa 50 Jahre später den Großfürstensitz von Susdal nach Wladimir.

Während der folgenden Jahre bis zur Eroberung und Verwüstung durch die Tataren am 7. Februar 1238 erlebte die Stadt ihre Glanzzeit. 1238 wurde das Fürstentum Wladimir von den Truppen der Goldenen Horde unter der Führung von Batu Khan erobert, nachdem dieser die russische Streitmacht unter Juri II. Wsewolodowitsch, dem Großfürsten des Fürstentums Wladimir-Susdal und Onkel von Alexander Newski, am Sit, einem Nebenfluss der Mologa, in der Schlacht am Sit besiegt hatte. Die Stadtentwicklung wurde dadurch nachhaltig unterbrochen und viele Handwerkstraditionen gingen verloren. Dennoch bewahrte sich Wladimir während der Herrschaftszeit von Alexander Newski (1252–1263) seine politische Vormachtstellung unter den Städten der Rus. 1299–1317 befand sich in Wladimir der Sitz des Metropoliten. Die Bedeutung Wladimirs sank endgültig, als 1328 der Wladimirer Großfürst Iwan Kalita Moskau zur neuen Hauptstadt der Rus und damit des Großfürstentums Wladimir machte. Erst seit dem 18. Jahrhundert erlebte die Stadt wieder einen Aufschwung, nachdem sie 1719 Provinzhauptstadt geworden war. 1861 erhielt Wladimir einen Eisenbahnanschluss an der neueröffneten Strecke von Moskau nach Nischni Nowgorod. Wladimir war von 1796 bis 1929 Hauptstadt des Gouvernements Wladimir. Zwischen 1929 und 1944 gehörte es zur Oblast Iwanowo (bis 1936 als Industrie-Oblast Iwanowo bezeichnet). 1944 wurde dann die Oblast Wladimir gebildet.

Die Wladimirowka, das Gefängnis im Ort, war seit der Zeit von Katharina II. in Betrieb. Nach der Zeit des Stalinismus diente es als ein Gefängnis für Dissidenten.


Bevölkerungsentwicklung


Jahr Einwohner
189728.479
193966.797
1959153.865
1970234.087
1979296.371
1989349.702
2002315.954
2010345.373

Anmerkung: Volkszählungsdaten


Stadtgliederung


Stadtrajon
(Gorodskoi Rajon)
Russischer Name Einwohner
(Stand 14. Oktober 2010)[1]
Bemerkungen
Frunsenski Фрунзенский 115.316 Benannt nach Michail Frunse.
Leninski Ленинский 122.067 Benannt nach Lenin. Die zuvor dem Stadtrajon unterstellten, aber selbständigen Siedlungen städtischen Typs Energetik (Энергетик) und Jurjewez (Юрьевец) wurden 2005 eingemeindet und trugen zusammen mit weiteren kleineren eingemeindeten ländlichen Siedlungen und Dörfern entscheidend zum erneuten Wachstum der Gesamteinwohnerzahl Wladimirs zwischen den Volkszählungen 2002 und 2010 bei.
Oktjabrski Октябрьский 107.990 „Oktober-Rajon“, benannt nach der Oktoberrevolution. Teile der Rajons Frunsenski und Leninski wurden zum 1. Februar 2007 dem Rajon Oktjabrski angeschlossen, um eine ausgeglichenere Einwohnerverteilung zwischen den drei Stadtrajons zu erreichen.

Sehenswürdigkeiten, Kultur


Denkmal zu Ehren des 850. Jahrestages der Stadt Wladimir, Russland.
Denkmal zu Ehren des 850. Jahrestages der Stadt Wladimir, Russland.
Kirche des Hl. Demetrius, 1191
Kirche des Hl. Demetrius, 1191
Goldenes Tor in Wladimir, 1164
Goldenes Tor in Wladimir, 1164

Im Gegensatz zu den meisten anderen westrussischen Großstädten wird Wladimir nicht von der Industrie dominiert; wichtigster Wirtschaftszweig ist der Tourismus. Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten zählen die Mariä-Entschlafens-Kathedrale von 1157 bis 1160, das Goldene Tor, ein altes Stadttor, die Demetrius-Kirche von 1194 bis 1197 als letztes Zeugnis der fürstlichen Residenz, das Fürstinnen-Kloster, ebenfalls mit Überresten eines Schlosses. Unweit der Stadt befinden sich das Kloster Bogoljubowo und die berühmte Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche an der Nerl von 1165, die Andrei Bogoljubski in nur einem Sommer zum Andenken an seinen Sohn Isjaslaw errichten ließ. Außerdem gibt es eine Reihe weiterer Kirchen, Klöster und Profanbauten.

Von besonderer kunsthistorischer Bedeutung sind zwei Werke Andrei Rubljows: Ein Fresko mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts und seine Ikone Wladimirskaja. Die Darstellung des Jüngsten Gerichts findet sich im hinteren Teil der Mariä-Himmelfahrtskathedrale. Anders als in den meisten anderen Darstellungen des Jüngsten Gerichts gibt es aber nicht Gerettete und Verdammte, sondern nur Gerettete – zweifellos Ausdruck der theologischen Überzeugung Rubljows. Das Fresko ist renovierungsbedürftig. Rubljows Ikone Gottesmutter von Wladimir findet sich im neben der Kathedrale liegenden Museum. Sie ist eine adaptierte Kopie der berühmten, aus Kiew nach Wladimir und von Wladimir nach Moskau verbrachten Gottesmutter von Wladimir.

Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale, das Goldene Tor und Demetrius-Kirche gehören seit 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Weiße Monumente von Wladimir und Susdal“.


Wirtschaft und Verkehr


In Wladimir wird der öffentliche Personennahverkehr mit Bussen abgewickelt. Es gibt außerdem in der Stadt mehrere Trolleybuslinien. Eine Busfahrt kostet 14 Rubel. Es gibt eine regelmäßige Busverbindung mit Moskau, die Fahrzeit liegt allerdings oft weit über vier Stunden. Eine Busfahrkarte von Wladimir nach Moskau kostet 280 Rubel.

Es gibt außerdem eine direkte Zugverbindung nach Moskau (Fahrzeit ca. 2,5 Std.) zum Kursker Bahnhof. Fernverkehrszüge aus Ostrussland halten auch in Wladimir und enden in Moskau am Jaroslawler Bahnhof. Zweimal täglich fährt der für Russland modifizierte ICE (Velaro Rus, Sapsan) von Wladimir nach Moskau. Eine Zugkarte kostet je nach Klasse 350 bis 550 Rubel. Im 20. Jahrhundert war Wladimir über die Meschtschorskaja-Magistrale genannte Schmalspurbahn mit Rjasan verbunden.

Wladimir liegt an der Fernstraße M7, die Teil der Europastraße 22 ist und innerhalb Russlands eine wichtige Ost-West-Verbindung bildet. Die Einheimischen nennen die Umgehungsstraße Pekinka (deutsch Pekinger), da diese einst Teil einer Fernstraße von Moskau nach Peking sein sollte. Als Konsequenz der sich verschärfenden Krise der chinesisch-sowjetischen Beziehungen wurde dieser Plan verworfen.

In der Stadt wurde 1943 das Wladimirski Traktorny Sawod gegründet, ein Traktoren- und Motorenhersteller. Das Werk gehörte bis zu seiner Insolvenz 2018 zum Konzern Traktornyje Sawody.

Das Unternehmen WPO Totschmasch gehört zum staatlichen TWEL-Konzern und produziert Komponenten für die Gaszentrifugen-Herstellung und Komponenten für Reaktorkerne.[2]


Städtepartnerschaften


Wladimir unterhält Partnerschaften mit folgenden Städten:[3][4]

StadtLand
AnghiariItalien Italien
AntalyaTurkei Türkei
BaojiChina Volksrepublik Volksrepublik China
BariItalien Italien
BabrujskBelarus Belarus
BethlehemPalastina Autonomiegebiete Palästina
Bloomington-NormalVereinigte Staaten Illinois, Vereinigte Staaten
CampobassoItalien Italien
CanterburyVereinigtes Konigreich England, Vereinigtes Königreich
Stadtbezirk Yuzhong, Chongqing, seit 2004[5] China Volksrepublik Volksrepublik China
ChudschandTadschikistan Tadschikistan
Erlangen, seit 1983Deutschland Deutschland
GagraAbchasien Abchasien
HaikouChina Volksrepublik Volksrepublik China
Jena, seit 2008Deutschland Deutschland
Jelenia GóraPolen Polen
JiangyinChina Volksrepublik Volksrepublik China
KardschaliBulgarien Bulgarien
KeravaFinnland Finnland
LarnakaZypern Republik Zypern
MarionVereinigte Staaten Indiana, Vereinigte Staaten
SaintesFrankreich Frankreich
SarasotaVereinigte Staaten Florida, Vereinigte Staaten
SkiveDanemark Dänemark
TrientItalien Italien
Ústí nad LabemTschechien Tschechien
WaukawyskBelarus Belarus

Weiterführende Bildungseinrichtungen


Altes Gebäude der Pädagogischen Hochschule
Altes Gebäude der Pädagogischen Hochschule

Sport


Der 1959 gegründete Fußballverein FK Torpedo Wladimir vertritt die Stadt in der dritthöchsten russischen Spielklasse 2. Division.


Kriegsgefangenenlager


In Wladimir bestand das Kriegsgefangenenlager 190 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[6]


Söhne und Töchter der Stadt



Klimatabelle


Wladimir
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
37
 
-8
-14
 
 
32
 
-5
-12
 
 
32
 
1
-7
 
 
38
 
10
1
 
 
51
 
19
8
 
 
65
 
22
12
 
 
84
 
24
14
 
 
59
 
22
12
 
 
57
 
15
7
 
 
58
 
8
2
 
 
53
 
0
-5
 
 
47
 
-5
-10
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: Roshydromet
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Wladimir
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) −7,6 −5,2 0,7 10,1 18,5 22,0 23,6 21,8 15,4 7,7 −0,1 −4,9 Ø 8,6
Min. Temperatur (°C) −13,9 −12,1 −6,7 1,3 7,6 11,5 13,6 12,0 7,1 1,6 −4,6 −10,4 Ø 0,6
Niederschlag (mm) 37 32 32 38 51 65 84 59 57 58 53 47 Σ 613
Regentage (d) 10 8 8 8 8 10 10 9 10 10 11 11 Σ 113
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
−7,6
−13,9
−5,2
−12,1
0,7
−6,7
10,1
1,3
18,5
7,6
22,0
11,5
23,6
13,6
21,8
12,0
15,4
7,1
7,7
1,6
−0,1
−4,6
−4,9
−10,4
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
37
32
32
38
51
65
84
59
57
58
53
47
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Roshydromet

Einzelnachweise


  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. WPO Totschmasch: Продукция. Abgerufen am 3. Februar 2021 (russisch).
  3. Sister cities. Abgerufen am 23. Mai 2017.
  4. Города-партнеры. Abgerufen am 23. Mai 2017.
  5. Chongqing Municipal Government
  6. Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.


Commons: Wladimir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wladimir – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Wladimir – Reiseführer

На других языках


- [de] Wladimir (Russland)

[en] Vladimir, Russia

Vladimir (Russian: Влади́мир, IPA: [vlɐ'dʲimʲɪr] (listen)) is a city and the administrative center of Vladimir Oblast, Russia, located on the Klyazma River, 200 kilometers (120 mi) east of Moscow. It is served by a railway and the M7 motorway. Its population is 345,373 (2010 Census);[7] 315,954 (2002 Census);[12] 349,702 (1989 Census).[13]

[ru] Владимир (город, Россия)

Влади́мир (др.-рус. Володимѣрь) — город в России, административный центр Владимирской области и городского округа город Владимир. В XII—XIV веках — столица Великого княжества Владимирского. Один из крупнейших туристических центров европейской части России. Входит в туристический маршрут «Золотое кольцо России»[4].



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