Uljanowsk (russisch Улья́новск; von 1648 bis 1780 Sinbirsk, russisch Синби́рск, von 1780 bis 1924 Simbirsk, russisch Симби́рск) ist eine russische Großstadt an der Wolga mit 614.786 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010)[1] und Hauptstadt des Gebietes Uljanowsk.
Stadt
Uljanowsk
Ульяновск
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Liste der Städte in Russland |
Die Stadt liegt an der Wolgaplatte, an den Ufern der Flüsse Wolga (Kuibyschewer Stausee) und Swijaga, an dem Punkt, wo ihre Kanäle zusammenlaufen. Sie liegt 890 km östlich/südöstlich von Moskau.
Die Stadt wurde 1648 durch Erlass von Zar Alexei I. von Bogdan Matwejewitsch Chitrowo als Festung von Sinbirsk gegründet, um die Ostgrenzen des russischen Königreichs vor dem Überfall nomadischer Stämme zu schützen. Während der Verwaltungsreform von Katharina II. im Jahr 1780 wurde sie die Hauptstadt der Statthalterschaft (namestnitschestwo) Simbirsk, die 1796 durch Dekret von Paul I. in das Gouvernement Simbirsk umgewandelt wurde. Simbirsk ist der Geburtsort von Lenin (eigentlich Wladimir Iljitsch Uljanow) und wurde nach seinem Tod 1924 ihm zu Ehren in Uljanowsk umbenannt.
Uljanowsk liegt im zentralen Teil des europäischen Russland und erstreckt sich an beiden Seiten des Kuibyschewer Stausees der Wolga, wobei der von der Bevölkerungszahl her größere Teil der Stadt am rechten Ufer liegt. Die Entfernung nach Moskau beträgt knapp 700 Kilometer Richtung Westen. Die nächstgelegene Stadt ist Nowouljanowsk (wörtlich „Neu-Uljanowsk“) etwa 20 km südlich von Uljanowsk.
Uljanowsk ist administrativ in vier Stadtbezirke (sogenannte Rajons) unterteilt (Einwohnerzahlen jeweils mit dem Stand von 2009):
Uljanowsk | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Uljanowsk
Quelle: Roshydromet |
Das heutige Uljanowsk wurde im Jahr 1648 gegründet. Ursprünglich hieß der Ort Simbirsk (anfangs Sinbirsk, einigen Hypothesen zufolge abgeleitet von einer zu Zeiten der Goldenen Horde existenten tatarischen Festung namens Sinbar) und diente als militärischer Stützpunkt des Russischen Zarentums an dessen östlichen Grenzen. Zu dieser Zeit war Simbirsk als Festung nach dem Vorbild altrussischer Kremls angelegt. 1670 konnte die Festung einem Angriff der aufständischen Bauern um Stenka Rasin standhalten. Allerdings verlor sie später diese Bedeutung und entwickelte sich als normale Provinzsiedlung. Im 18. Jahrhundert war Simbirsk abwechselnd den Gouvernements Kasan und Astrachan unterstellt, bis es 1796 Stadtstatus erhielt und zum Zentrum des neuen Simbirsker Gouvernements wurde.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt, auch dank der Lage an der Wolga, zu einer bedeutenden Handelsmetropole und einer der reichsten Städte des Russischen Zarenreichs. In dieser Periode entstanden hier zahlreiche öffentliche Einrichtungen und architektonisch anspruchsvolle Gebäude, von denen eine Reihe bis heute erhalten geblieben ist. 1898 erhielt Simbirsk erstmals einen Eisenbahnanschluss und im Jahr 1913 ein Kraftwerk. 1916 wurde die Wolga-Brücke fertiggestellt, was in den Folgejahrzehnten zur Ausweitung der Stadt auf das linke Flussufer geführt hat.
Es folgten die Oktoberrevolution 1917 und der Bürgerkrieg, in dem Kommunisten die Stadt besetzten. Am 21. Juli 1918 wurde die Stadt durch die Weißgardisten mit Unterstützung der Tschechoslowakischen Legionen erobert. Erst am 12. September 1918 gelang es der Roten Armee unter Führung von G. Gai, die Macht über die Stadt erneut zu erringen.
1924 wurde Simbirsk zu Ehren des kurz zuvor verstorbenen Revolutionsführers Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin), der hier 1870 geboren worden war, in Uljanowsk umbenannt. Diesen Namen behielt die Stadt auch nach dem Ende der Sowjetzeit. In der Stadt bestand das Kriegsgefangenenlager 215 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[2]
Jahr | Einwohner |
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1897 | 41.684 |
1939 | 103.779 |
1959 | 205.942 |
1970 | 351.085 |
1979 | 463.964 |
1989 | 625.155 |
2002 | 635.947 |
2010 | 613.786 |
Anmerkung: Volkszählungsdaten
Uljanowsk gilt heute als bedeutendes Industriezentrum vor allem mit dem Automobilwerk UAZ, dem Flugzeughersteller Aviastar-SP (bekannt u. a. für das Transportflugzeug Antonow An-124, welche in 532 m langen und 36 m breiten Endmontagehallen gebaut werden) und dem Rüstungsbetrieb Uljanowski Mechanitscheski Sawod. Außerdem gibt es in der Stadt weitere Betriebe des Maschinen- und Gerätebaus. Darüber hinaus ist Uljanowsk Hauptsitz der Fluggesellschaft Volga-Dnepr Airlines.
Im Jahr 2014 wurde ein Produktionswerk der Schaeffler-Gruppe in Uljanowsk eröffnet, in dem u. a. Kupplungen, Komponenten für Motoren und Kegelrollenlagereinheiten gefertigt werden.[3] 2015 eröffnete DMG Mori Aktiengesellschaft ein Werk für Dreh- und Fräsmaschinen, das in großem Umfang mit lokalen Zulieferern zusammenarbeitet.[4]
Die beiden Wolga-Ufer sind in Uljanowsk durch eine 1916 fertiggestellte Brücke verbunden, die allerdings inzwischen als überlastet gilt. Eine neue Brücke für den Automobil- und Schienenverkehr wurde gebaut und ist für den Verkehr freigegeben. Aus Geldmangel war der Bau der Brücke für zehn Jahre unterbrochen worden. Die unvollendete Brücke, die an keines der beiden Wolgaufer heranreichte, war 2003 Kulisse für das Musikvideo zum Lied Nitschja des gleichnamigen Gesangsduos Nitschja. Der innerstädtische Personennahverkehr ist in Uljanowsk mit einem eigenen Straßenbahn- (am westlichen Ufer der Wolga) und Trolleybusnetz (am östlichen Ufer) relativ gut ausgebaut. Es gibt außerdem Pläne für eine Stadtbahn, die auch die beiden Wolgaseiten miteinander verbinden soll.
Uljanowsk verfügt über einen Fernbahnhof, den internationalen Flughafen Uljanowsk-Wostotschny, den Flughafen Uljanowsk-Baratajewka (auch kurz nur Baratajewka oder Zentralny genannt) und einen Binnenhafen an der Wolga.[5] Uljanowsk ist mit der russischen Hauptstadt Moskau über eine Zweigstrecke der föderalen Fernstraße M5 verbunden. Hier enden die Fernstraßen R178, die die Stadt mit Saransk verbindet, sowie R241, die nach Kasan führt.
Die 36. Bandy-Weltmeisterschaft fand 2016 in Uljanowsk und Dimitrowgrad statt. Der Bandyverein HK Wolga Uljanowsk nimmt am Spielbetrieb der Superliga teil.[6]
In Uljanowsk ist der Fußballverein FK Wolga Uljanowsk beheimatet, der die Stadt in der dritthöchsten russischen Spielklasse vertritt.
In Uljanowsk ist die 31. Luftsturm-Brigade der russischen Luftlandetruppen stationiert. In Uljanowsk befindet sich die Uljanowsker Garden-Suworow-Militärschule, wo Jungen von der 5. bis zur 11. Klasse lernen. Diese Schule ist die einzige in Russland, die unter Leitung der Luftlandetruppen steht.
Uljanowsk unterhält unter anderem seit 1993 eine Städtepartnerschaft zur nordrhein-westfälischen Stadt Krefeld.
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