Balga oder Honeda (russisch Бальга oder Bal'ga, polnisch Bałga) ist der Name einer Burg und ehemaligen Ortschaft in der russischen Oblast Kaliningrad (bis 1945 Ostpreußen). Der Flecken ist nach der prußischen Burg (pr. balgnan = Sattel) benannt, die 1239 im Zuge der Christianisierung vom Deutschen Orden eingenommen und dann ausgebaut und befestigt wurde. Der parallel gebrauchte Name Wuntenowe bezieht sich auf die Lage am Wasser (altprussisch: undan, wundan). Hieraus entwickelte sich die deutsche Bezeichnung Honede/Honeda.
Burg und Ortsteil
Balga
Бальга
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Das zugehörige, in unmittelbarer Nähe der Burg gelegene gleichnamige Dorf wurde nach 1945 in Wessjoloje umbenannt und gehörte zu Pjatidoroschnoje (Bladiau) im Rajon Bagrationowsk (Preußisch Eylau). Spätestens seit den 1980er-Jahren ist es keine eigenständige Ortschaft mehr.
Balga liegt in Ostpreußen auf einer diluvialen Halbinsel, die in der Nähe der Stadt Mamonowo (Heiligenbeil), etwa 30 Kilometer südwestlich von Kaliningrad (Königsberg), zungenförmig in das Frische Haff hineinragt. Die Ortschaft liegt heute auf dem Gebiet der russischen Enklave Kaliningrad (Königsberg), Rajon Bagrationowsk.
Von der russischen Fernstraße A 194 (ehemalige Reichsstraße 1, heute auch Europastraße 28) zweigt nordöstlich von Mamonowo (Heiligenbeil) bei Bogdanowka (Gnadenthal) eine Nebenstraße über Snamenka (Groß Hoppenbruch) nach Balga ab. Snamenka ist auch Bahnstation an der Bahnstrecke von Malbork (Marienburg) nach Kaliningrad der früheren Preußischen Ostbahn.
Während des Kreuzzugs der Deutschordensritter gegen die Prußen, der deren Christianisierung zum Ziel hatte, hatte bereits 1238 Markgraf Heinrich von Meißen mit zwei Schiffsmannschaften versucht, die prußische Burg Balga einzunehmen, war jedoch gescheitert.[1] 1239 wurde die Burg jedoch unter dem Ordensmarschall Dietrich von Bernheim eingenommen und konnte mit Hilfe Herzog Ottos von Braunschweig auch gehalten werden.[2][3][4][5] Die Burg, die auf einer sattelförmigen Anhöhe liegt, wurde dann zur Festung des Deutschen Ordens ausgebaut. Sie war die älteste Ordensburg des Deutschordensstaats auf dem Gebiet der heutigen russischen Exklave Kaliningrad. Sie war von 1250 bis 1499 Sitz des Komturs der Kommende Balga und eines Ordenskonvents und spielte wegen ihrer Lage direkt am Frischen Haff eine wichtige Rolle zur Kontrolle des Schiffsverkehrs auf dem Haff. Die Kommende Balga grenzte in älterer Zeit an den Gau Barten.[6] Von der Burg Balga aus wurden die prußischen Stammesgebiete Warmia und Natangen erobert.
Als Bischof Georg von Polenz dem Herzog Albrecht von Preußen das Samland übergab, wurde der Bischof auf Lebenszeit mit dem Amt Balga ausgestattet,[7] das früher ein Hauptamt gewesen war;[7] im Schloss Balga lebte er von 1526 bis 1550 gelegentlich. In seiner Zeit begann der Verfall der Burg.[8] Im Zeitraum 1525–1752 wohnten in der Burg Amtshauptleute bzw. Amtsverweser und deren Amtsschreiber, die das Hauptamt Balga verwalteten.[8] Im 17. Jahrhundert war das Haupthaus bereits stark verfallen.
Der schwedische König Gustav II. Adolf nutzte die Burg im Ersten Schwedenkrieg ab 1626 als Magazin. Um Baumaterial für die Feste Pillau zu beschaffen, wurden Teile der Burg ab 1627 abgebrochen. Von 1700 ab ließ König Friedrich I. in Balga Steine zum Festungsbau in Pillau brechen; bis Ende des 18. Jahrhunderts war das Haupthaus bis auf Reste des Fundaments abgetragen. Von der Vorburg blieben ein Wartturm und ein verfallener Flügel übrig.[8]
Zu der Burg gehörten ein Gut und die kleine Ortschaft Balga, die eine evangelische Kirche hatte. Im Dorf Balga lebten Kleinbauern, Gärtner, Fischer und später auch Seefahrer-Familien. Von Balga aus wurde im 18. Jahrhundert ein königliches Domänenamt[9] verwaltet, das Amt Balga.[10][11] Auf Bitten des Kronprinzen Friedrich schenkte König Friedrich Wilhelm die Amtshauptmannschaft Balga im Jahr 1736 dem Offizier Johann von Buddenbrock. Um 1785 umfasste das Amt Balga zwei Vorwerke und 60 Dörfer mit insgesamt 961 Haushaltungen.[12] Aus dem Hof B, auf dem während der Ordenszeit bedeutende Pferde-, Vieh- und Schafzucht betrieben worden war, entstand die Domäne, die 1849 an die Familie von Glasow verkauft wurde und bis 1945 als Rittergut in ihrem Besitz blieb.[8]
Im Jahr 1836 wurde dem Turm der Ruine ein neues Dach aufgesetzt; er wurde 1929 in alter Form wiederhergestellt. In seinen Stockwerken war im Zeitraum 1931–1945 ein Heimatmuseum untergebracht, das die Kreisverwaltung Heiligenbeil unterhielt. Die Dorfkirche hat ein eigentümliches Portal aus dem 1. Drittel des 14. Jahrhunderts. Zur 700-Jahr-Feier wurde vor dem Pfarrhaus ein Gedenkstein mit den Jahreszahlen »1239–1939« errichtet.[8]
Die Ortschaft Balga, die bis zum Jahr 1945 zum Landkreis Heiligenbeil im Regierungsbezirk Königsberg gehörte, hatte 1906 etwa 850 Einwohner.[13]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war Balga im März 1945 letzter Brückenkopf deutscher Heereseinheiten am östlichen Haffufer. Der restaurierte Burgturm wurde im Zweiten Weltkrieg erneut zerstört und ist heute eine Ruine. Von Balga aus waren bei Niedrigwasser noch lange nach 1945 im Haff versunkene Panzer, Autos und Fuhrwerke zu sehen.
In Balga spielt das Märchen von den zwei Königskindern, die nicht zusammenkommen konnten.
In der Nähe der Schlossruine besteht heute ein kleines Privatmuseum.[14]
Jahr | Anzahl |
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1906 | 850 |
1910 | 702 |
1933 | 729[15] |
1939 | 753[15] |
Zwischen 1874 und 1945 bildete Balga einen eigenen Amtsbezirk im Landkreis Heiligenbeil.
Dieser Amtsbezirk setzte sich am 11. Juni 1874 aus den Landgemeinden Balga Flecken, Kahlholz (heute russisch: Losowoje) und Wolitta (Utkino) sowie den Gutsbezirken Balga Vorwerk, Lokehnen (Jablotschkino), Mükühnen (Moskowskoje, früher: Nekrassowo), Partheinen (Moskowskoje), Weßlienen (Kunzewo), Wolittnick und Wolittnick Mühle.
Aufgrund von Aus- und Umgliederungen sowie gemeindlichen Veränderungen (zum Beispiel durch Auflösung der Gutsbezirke) änderten sich in der Folgezeit die Zugehörigkeiten. Am 1. Januar 1931 waren dann bis 1945 fünf Landgemeinden in den Amtsbezirk Balga eingegliedert: Balga, Follendorf (Rybakowo), Groß Hoppenbruch (Snamenka), Kahlholz und Wolitta.
Balga war ein alter Kirchort und gehörte bei überwiegend evangelischer Einwohnerschaft bis 1945 zum Kirchenkreis Heiligenbeil (Mamonowo) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Seinem Kirchspiel waren 12 Orte angegliedert:
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Von der Reformation bis zum Jahre 1945 amtierten in Balga als evangelische Pfarrer:
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(in der Reihenfolge des Erscheinens)
Albeneck | Albenlauk | Albenort | Albenort II | Alkehnen | Alt Legden | Amalienwalde | Arweiden | Augustenhof (Kolodino) | Balga (Wesseloje) | Barslack (Woinowo) | Bartlangen | Baumgarten | Bekarten (Borowoje) | Bilshöfen | Boggentin (Lermontowo) | Bolbitten | Bomben (Alexandrowskoje) | Bombitten (Ochotnoje) | Bruch Wedderau | Bükühnen | Dagwitten | Deutsch Thierau (Iwanzowo) | Diedersdorf [Gut u. Vw.] (Jasnaja Poljana) | Dinge [Fh.] | Dingort (Welikopolje) | Döbnicken (Woinowo) | Dösen (Skworzowo) | Dösenbruch | Domlitten | Dothen (Donskoje) | Düsterwalde | Ellermühle | Erichswalde [Fh.] | Ernstfelde | Fabiansfelde (Newskoje) | Fedderau | Follendorf (Rybakowo) | Freihof | Frenzelswalde | Freudenthal | Friedrichshof | Frisching (Prochladnoje) [tlw.] | Gedau (Donskoje) | Glauthienen (Malinowka) | Globuhnen | Gröbensbruch [Fh.] | Groß Karwinden | Groß Klingbeck | Groß Krücken (Kamenka) | Groß Labehnen (Sosnowka) | Groß Park (Gussewo) | Grünhof (Kunzewo) | Grünlinde | Grünwehr | Grünwiese (Berjosowka) | Grund | Hasseldamm (Kostjukowo) | Heide Pottlitten | Heiligenhof | Hermannsgut | Hermannswalde | Hinterwalde | Hoch Schnakeinen | Hollstädt (Lesnaja) | Jäcknitz (Usornoje) | Jarft | Jarftthal [Fh.] | Johannisberg (Iljuschino) | Johannisberg [Vw. von Kobbelbude] | Johnken (Awgustowka) | Kämmershöfen | Kahlholz (Losowoje) | Karlshof | Kattlack (Podgornoje) | Kaul | Kavern (Perwomaiskoje) | Kelmkeim | Kirscheiten | Klaussitten (Mitschurino) | Klein Bajohren | Klein Dexen (Furmanowo) | Klein Karwinden | Klein Labehnen | Klein Park (Lugowoje) | Klein Rödersdorf | Klein Windkeim | Kniepitten (Kusnetschnoje) | Königlich Pohren | Konradswalde | Kordommen | Korschelken | Korschellen (Mitschurino) | Kukehnen | Kumgarben | Kupgallen | Kusitten | Kuyschen | Langendorf | Lankhof | Lauck (Muschkino) | Lauenfeld | Lawdt | Leißen (Dolgorukowo) | Lemkühnen | Lichtenfelde (Swobodnoje) | Liepnicken (Ostrownoje) | Lindenberg | Lölken | Lönhöfen (Jasnoje) | Louisenhof [Vw. vom Gut Tharau] (Pensowka) | Maggen | Maraunen (Michailowskoje) | Marienhöh (Juschny) | Milchbude I | Milchbude II | Moddien (Nekrassowo) | Moritten (Oktjabrskoje) | Mostitten (Ostrowskoje) | Mühlenwalde | Naunienen (Berjosowka) | Nausseden | Nemritten | Neu Abschwangen | Neu Legden | Neu Park (Maikowo) | Neu Posmahlen (Sewerjanka) | Neu Schnakeinen (Pobereschje) | Neu Sollau (Salessje) | Newecken (Timirjasewo) | Nonnenhausen (Michailowskoje) | Ober Ecker (Poretschje) | Otten | Packerau [Kr. Heiligenbeil] | Packerau [Kr. Preußisch Eylau] (Jasnoje) | Palmkrug | Pammern | Pannwitz | Panzhof (Muratowo) | Paplauken (Timirjasewo) | Pasmarshof (Jenino) | Perkuiken (Solnzewo) | Perwilten | Pieskeim (Berjosowka) | Pilgrim (Soldatskoje) | Pilzen (Dubrowka) | Plembach | Plenitten (Ostrowskoje) | Plössen (Priwolnoje) | Ponitt (Turgenewskoje) | Praußen | Preußisch Thierau (Panfilowo) | Preußisch Wäldchen | Ranglack (Ostrowskoje) | Rappeln (Rakitnoje) | Reinschenhof | Rejothen | Rensegut | Ritterhof | Rodeland | Romansgut | Romlau | Rosen | Rosocken (Lipowka) | Rudolfshammer | Sand | Schlawitten (Furmanowo) | Schmerkstein (Wolschskoje) | Schneckenberg | Schönrade | Schrangenberg | Schreinen | Schwellienen (Soldatskoje) | Schwengels (Donskoje) | Serpallen (Kaschtanowka) | Skerwitten | Sollecken (Nischneje) | Sophienberg (Sewerjanka) | Sossehnen (Solnzewo) | Sperwienen | Steinberg | Steinhof (Wolschskoje) | Stolzenberg | Storchnest (Schirokoje) | Storkeim (Gromowo) | Struwe (Pobeda) | Stuthenen | Supplitten (Podlessje) | Tenknitten (Muromskoje) | Tollkeim (Solnzewo) | Trinkheim (Wyssokoje) | Unter Ecker (Poretschje) | Vorder Freudenthal | Wackern (Jelanowka) | Wald-Thomsdorf | Wangnieskeim | Warnikam | Wedderau [bei Poplitten] | Wendelau | Wesselshöfen (Puschkino) | Wilmsdorf (Pugatschewo) | Wisdehnen (Ljubimowo) | Wöterkeim (Nekrassowo) | Wolitta (Utkino) | Wonditten (Furmanowo) | Worwegen | Woyditten | Zwangshof (Lugowoje)