Ziębice[ʑɛm'bʲiʦɛ] (deutschMünsterberg in Schlesien) ist eine Stadt im Powiat Ząbkowicki in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien. Sie war von 1321 bis 1569 Residenzort der Herzöge von Münsterberg.
Die Stadt liegt Ziębice im Südosten von Niederschlesien am rechten Ufer der Ohle, etwa 50 Kilometer südlich von Breslau.
Die Stadt befindet sich im Przedgórze Sudeckie(Sudetenvorgebirge) innerhalb der Wzgórza Niemczańsko-Strzelińskie (Nimptsch-Strehlen-Höhen). Nördlich von Ziębice erstrecken sich die Wzgórza Strzelińskie (Strehlener Höhen).
Nachbarorte
Nachbarorte sind Nowy Dwór (Neuhof) im Norden, Kalinowice (Kunzendorf) und Wigańcice (Weigelsdorf) im Nordosten, Dębowiec (Eichau) im Osten, Osina Wielka (Groß Nossen) im Südwesten, Starczówek (Neu Altmannsdorf) und Biernacice (Bernsdorf) im Süden, Służejów im Südwesten, Rososznica (Olbersdorf) im Südwesten und Krzelków (Krelkau) sowie Henryków(Heinrichau) im Nordwesten.
Geschichte
Patschkauer Tor als letztes Relikt der mittelalterlichen StadtbefestigungAnsicht Münsterbergs im 18. JahrhundertStadtpfarrkirche St. GeorgRathaus
Münsterberg wurde erstmals 1234 unter der slawischen Bezeichnung „Sambice“ erwähnt, das vermutlich 1241 wie das nahe Kloster Heinrichau von den Mongolen zerstört wurde. Die erste Urkunde unter der Bezeichnung Munsterberck datiert vom 1. Februar 1253 und weist den Ort nach deutschem Recht aus. 1268 besaß die Stadt eine Münzstätte. Für 1276 ist ein Hospiz der Kreuzherren mit dem Roten Stern belegt, für 1307 ein Kloster der Minderbrüder (Minoriten) mit einer Klosterkirche zum Heiligen Kreuz, das zur Sächsischen Franziskanerprovinz (Saxonia) gehörte. BolkoI. von Schweidnitz erbaute im Norden der Stadt eine Burg, auf der dessen Sohn BolkoII. ab 1321 residierte und die Linie der Herzöge von Münsterberg begründete. Ab diesem Zeitpunkt bis Ende des 18. Jahrhunderts sind die Herrschaftsverhältnisse der Stadt Münsterberg identisch mit der Geschichte des Herzogtums.
1322 erhielt Münsterberg von Bolko II. das Recht der freien Ratswahl und 1335 die niedere Gerichtsbarkeit. Die Stadt, deren Fläche 1336 35 Hektar betrug, war von Stadtmauern umgeben, durch die fünf Tore nach außen führten. In diesem Jahr führte die Belagerung durch den Markgrafen von Mähren, den späteren Kaiser KarlIV., zur Anerkennung der böhmischen Lehnshoheit. 1344 erhielt Münsterberg ein Obergericht, vier Jahre später auch die Gerichtsbarkeit über die Juden. Während der Hussitenkriege wurden in der Schlacht bei Altwilmsdorf am 27. Dezember 1428 der letzte Münsterberger Herzog Johann aus dem Geschlecht der schlesischen Piasten und 400 seiner Mitkämpfer getötet.
Als erledigtes Lehen fiel Münsterberg durch Heimfall 1428 an die Krone Böhmen zurück. 1429 verpfändete der böhmische König Sigismund das Herzogtum Münsterberg aus Dankbarkeit an Puta d.J. von Častolowitz, der sich beim Kampf gegen die Hussiten große Verdienste erworben hatte. Wohl deshalb zerstörten die Hussiten noch im selben Jahr Stadt und Burg Münsterberg. Nach Putas Tod 1434 verwaltete dessen Witwe Anna von Colditz die ererbten Besitzungen und verkaufte sie 1440 an Hynek Kruschina von Lichtenburg, den sie kurze Zeit später ehelichte. Da sich Hynek bei den Münsterberger Ständen nicht durchsetzen konnte, wählten diese 1443 den Troppauer Herzog Wilhelm zu ihrem neuen Landesherrn. Er war ein Sohn von Johanns Schwester Katharina und zudem seit kurzer Zeit mit Putas Tochter Salome verheiratet. Nach Wilhelms Tod 1452 ging das Herzogtum Münsterberg an dessen Bruder Ernst über, der es 1456 an den böhmischen König Georg von Podiebrad verkaufte, der seine Söhne Viktorin, Heinrich d.Ä. und Heinrich d. J. zu Herzögen von Münsterberg erhob.[2]
Georgs Enkel Karl I. von Münsterberg verlegte die Residenz 1530 nach Frankenstein. Seine vier Söhne unterstützten die Ziele der Reformation. Wegen der großen Schuldenlast, die sie von Karl übernehmen mussten, verpfändeten sie 1542 das Herzogtum. Auch während des Dreißigjährigen Krieges erlitt Münsterberg große Schäden.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Münsterberg wie fast ganz Schlesien 1742 an Preußen. Danach wurde Münsterberg zur Heimstatt für viele evangelische Böhmen, die ihre Heimat aus religiösen Gründen verlassen mussten. Von 1742 bis 1885 war Münsterberg Garnisonstadt. Seit 1816 war es Sitz des Kreises Münsterberg, der 1932 in den Landkreis Frankenstein eingegliedert wurde.
Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Münsterberg 1945 zusammen mit fast ganz Schlesien an Polen, die es in Ziębice umbenannten. Die deutsche Bevölkerung wurde von den polnischen Verwaltungsbehörden vertrieben. Die neuen polnischen Siedler kamen zum Teil aus den im Rahmen der „Westverschiebung Polens“ an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie.
Die Stadtpfarrkirche St. Georg („Münster auf dem Berge“) stammt aus der Zeit um 1265–1275. Im 15. Jahrhundert wurde sie um den Chor und um zwei Kapellen erweitert, Anfang des 18. Jahrhunderts umgebaut und 1898–1900 regotisiert. Die steinerne Kanzel stiftete Herzog Joachim von Münsterberg-Oels. Das Epitaph für dessen Vater KarlI. von Münsterberg mit Darstellung Christus am Ölberg ist von 1542. Die Glasfenster schuf um 1900 Alexander Linnemann aus Frankfurt am Main.
Die Kirche Peter und Paul wurde im 13. Jahrhundert von den Kreuzherren mit dem Roten Stern errichtet.
Die ehemalige evangelische Kirche entstand zwischen 1796 und 1797. 2020 fand man im Kirchturm die älteste Zeitkapsel Europas. Sie ist im örtlichen Museum ausgestellt.[4]
Das heutige Rathaus wurde 1888 bis 1891 am Ring errichtet. Der Rathausturm stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Die zahlreichen Bürgerhäuser am Ring stammen zum Teil aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bzw. dem Anfang des 20. Jahrhunderts.
Von der Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert sind Mauerteile und der Patschkauer Torturm erhalten.
Das erhaltene Synagoge wurde 1844/45 erbaut. Der 1814 angelegte jüdische Friedhof liegt südlich der Altstadt.[5]
Die historische Zuckerfabrik wurde 1883 an der heutigen ul. Przemysłow fertiggestellt und zwischen 1920 und 1930 erweitert.
Die größte Keramikstatue Europas steht in Ziębice. Sie stellt das polnische Wappentier den Adler dar und wird im Volksmund Orle genannt.
Kirche St. Peter und Paul
Evangelische Kirche
Der Münsterberger Ring
Die alte Synagoge
Die alte Zuckerfabrik
Keramikstatue
Gemeinde
Zur Stadt- und Landgemeinde Ziębice gehören die Ortschaften
Die Stadt Ziębice verfügt über ein Schwimmbad[6] sowie den Sportverein Sparta Ziębice mit einer Fußball- und einer Boxabteilung, zu der Marian Kasprzyk gehörte. Das Stadion Miejski enthält über 180 Sitzplätze und eine Laufbahn.[7]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Johannes Otto von Münsterberg (um 1360–1416), 1398 Rektor der Karlsuniversität Prag und erster Rektor der Universität Leipzig
Johannes Großnickel (Nicolai) (um 1440–unbekannt), Astronom; 1486 Rektor der Universität Wien
Antoni Różalski (* 1952), polnischer Biologe, Rektor der Universität Łódź
Janusz Kamiński (* 1959), polnisch-amerikanischer Kameramann
Edyta Górniak (* 1972), polnische Popsängerin
Małgorzata Kowalczyk (* 1974), Historikerin
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
Johann Ferdinand von Auersperg (1655–1705), Herzog von Schlesien-Münsterberg, verstarb in Münsterberg
Johann Gottlieb Blümner (1763–1837), preußischer Beamter, besuchte die Stadtschule in Münsterberg
Ludwig von Rönne (1804–1891), Jurist und Publizist, Land- und Stadtrichter in Münsterberg
Heinrich August Ferdinand Thilo (1807–1882), Jurist und Politiker, Bürgermeister von Münsterberg
Marie Spieler (1845–1913), Malerin, besuchte das Seminar für Lehrerinnen in Münsterberg
Albert Neisser (1855–1916), deutscher Dermatologe und Kunstmäzen, besuchte die Volksschule in Münsterberg
Karl Denke (1860–1924), deutscher Serienmörder, lebte und verstarb in Münsterberg
Carl Thiel (1862–1939), Organist, Kirchenmusiker und Professor für Musik, Hauptlehrer und Chorrektore in Münsterberg
Hans Hartwig (1917–2012), Komponist, besuchte die Musik- und Orchesterschule in Münsterberg
Tadeusz Walasek (1936–2011), Boxer, trainierte beim Sportclub Sparta Ziebice
Marian Kasprzyk (* 1939), Boxer, trainierte beim Sportclub Sparta Ziebice
Verkehr
Durch Ziębice führen zwei Woiwodschaftsstraßen, darunter die Droga wojewódzka 385 (Jaczowice–Ścinawka Górna) sowie die Droga wojewódzka 395 (Paczków–Breslau).
Der Ort liegt an Bahnstrecke Wrocław–Międzylesie. Der Bahnhof liegt nordwestlich des alten Ortskerns auf dem linken Ufer der Ohle.
Literatur
Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (=Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 320–324.
Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen: Schlesien, Deutscher Kunstverlag München / Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 1183–1187.
Stadt-und-Land-Gemeinden:Bardo(Wartha)|Kamieniec Ząbkowicki(Kamenz)|
Ząbkowice Śląskie (Frankenstein)|Ziębice(Münsterberg in Schlesien)|
Złoty Stok (Reichenstein)
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