Bruskowo Wielkie (deutsch Groß Brüskow, slowinzisch Vjẽlħė Brȧ̃skɵvɵ[1]) ist ein Dorf in der Gemeinde Słupsk (Stolp) im Powiat Słupski der polnischen Woiwodschaft Westpommern.
Bruskowo Wielkie | ||
---|---|---|
?![]() |
||
Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Pommern | |
Powiat: | Słupsk | |
Gmina: | Słupsk | |
Geographische Lage: | 54° 30′ N, 16° 55′ O54.49388888888916.910277777778 | |
Einwohner: | 270 | |
Postleitzahl: | 76-206 Słupsk | |
Telefonvorwahl: | (+48) 59 | |
Kfz-Kennzeichen: | GSL | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Postomino – Słupsk | |
Eisenbahn: | Bahnstation: Słupsk (9 km): PKP-Linie 202 Stargard Szczeciński–Gdańsk | |
PKP-Linie 405 Piła–Ustka | ||
Nächster int. Flughafen: | Danzig | |
|
Bruskowo Wielkie liegt in Hinterpommern, etwa neun Kilometer Entfernung nordwestlich von Słupsk (Stolp) am Groß Brüskower Moor, das im Südosten von einer Hügelkette, den Birkower Bergen, begrenzt wird. Die nächste Bahnstation befindet sich in Słupsk.
Bei Groß Brüskow entsteht die Motz oder Stolper Motze,[2] die bei Pieszcz (Peest) in die Wipper mündet.
Charakteristisch für die ländliche Umgebung des Dorfs sind Weißstorch-Nester auf Hausdächern und Türmen sowie vereinzelte, rundliche Findlinge mit glatter Oberfläche, die aus dem Erdboden ragen.
Im Jahr 1536, kurz nach Einführung der Reformation in Pommern, befand sich das Dorf Brüskow im Besitz des Herzogs Barnim IX.[3] In preußischer Zeit war Groß Brüskow eines der achtzehn königlichen Dörfer des Stolper Amts.[4] Um 1768 gab es in Groß Brüskow 12 landwirtschaftliche Betriebe.[5] Im 18. Jahrhundert gehörte zu Groß Brüskow ein 609 Morgen großes Vorwerk.[6] 1784 gab es im Dorf[7] sieben Bauern, einschließlich des Schulzen, drei Kossäten, acht Büdner, einschließlich des Schmieds, einen Schulmeister und einen Prediger. Bis zur Agrarreform am Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Bauern und Kossäten des Dorfs auf dem Vorwerk dienstpflichtig. Nach Durchführung der Agrarreform in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das Vorwerk Groß Brüskow von der preußischen Regierung in Köslin zum Kauf angeboten.[8]
Die Landgemeinde Groß Brüskow gehörte vor 1945 zum Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern. Die Gemeindefläche war 1.860 Hektar groß. Auf der Gemarkung der Gemeinde gab es insgesamt fünf Wohnorte:[9]
In Dodow gab es um 1800 eine Ziegelei.[10][11] Im Jahr 1925 standen in Groß Brüskow 87 Wohngebäude. Im Jahr 1939 wurden 154 Haushaltungen und 608 Einwohner gezählt.
Die Gemeinde hatte einen eigenen Bürgermeister[12] ein Standesamt, eine Grundschule und einen evangelischen Pfarrer, der im Pfarrhaus residierte. Groß Brüskow war der Wohnsitz der selbständigen regionalen Hebamme, der von der Verwaltung des Landkreises Stolp insgesamt elf Dörfer zur Betreuung zugewiesen worden waren. Die Bevölkerung lebte hauptsächlich vom Ackerbau und von der Viehzucht, in geringerem Maße auch von der Forstwirtschaft. Im 19. Jahrhundert waren Groß Brüskow und seine Nachbardörfer bekannt für ihren Flachsanbau.[13] In Groß Brüskow gab es eine Viehhandlung, eine Ziegelei, eine Windmühle (Inhaber-Familie: Jenz), eine Niederlassung der Ländliche Spar- und Darlehnskasse EGmbH, mehrere Einzelhandelsgeschäfte, zwei Gasthöfe und die für eine Landgemeinde üblichen Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe. Im Groß Brüskower Moor wurde Torf gestochen und getrocknet; er wurde als Brennmaterial verwendet.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Groß Brüskow am 8. März 1945 kampflos von der Roten Armee eingenommen. Anfangs kam es zu zahlreichen Übergriffen gegenüber der Dorfbevölkerung. Am 30. März 1945 mussten die Brüskower ihr Dorf vorübergehend verlassen, da es innerhalb des sowjetischen Sperrgebiets an der Ostsee lag. Sie wichen nach Birkow und in andere Nachbarorte aus. Im Sommer 1945 wurde in Groß Brüskow eine sowjetische Kommandantur eingerichtet, der auch Birkow unterstand. Der neue Kommandant ließ die Felder bestellen und genehmigte das Abhalten von Gottesdiensten. Als der sowjetische Kommandant mit seinen Soldaten nach Groß Massowitz im Landkreis Lauenburg i. Pom. abzog, übernahmen Polen den Ort. Die deutsche Zivilbevölkerung wurde aus ihren Häusern und Wohnungen gedrängt, und ihr Besitz wurde beschlagnahmt. Es begann die Vertreibung. Am 24. August 1946 morgens um 5 Uhr wurde in einer Überraschungsaktion ein Teil der Dorfbewohner in den Saal des Gasthofs Strauß gebracht und am darauffolgenden Tag vom Bahnhof Stolp aus in Richtung Westen deportiert. Weitere Transporte folgten. Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 186 und in der DDR 188 aus Groß Brüskow vertriebene Dorfbewohner ermittelt.[14]
Zwischen 1975 und 1998 gehörte Bruskowo Wielkie zur Wojewodschaft Słupsk.
Vor 1945 bildete Groß Brüskow mit den Gemeinden Birkow (Bierkowo), Grünhagen (Wierzbięcin), Klein Brüskow (Bruskowo Małe), Schwolow (Swołowo) und Steinwald (Krzemienica) den Bezirk des Amtes Groß Brüskow im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Das Standesamt war ebenfalls in Groß Brüskow angesiedelt. Gendarmeriebezirk war Klein Strellin (Strzelinko) und Amtsgerichtsbereich Stolp (Słupsk).
Die Kirche in Groß Brüskow wird 1490 in einer Urkunde erstmals genannt. Doch musste das alte Gotteshaus 1863 einem Neubau weichen. Im Mittelfenster des Chores wurde ein kleines Wappenbild mit Unterschrift eingebracht, das den vollen Titel des Herzogs Ernst Bogislaw von Croy enthielt. Eine der drei Glocken der Kirche, gegossen 1594, entging dem Einschmelzen für Munitionszwecke im Zweiten Weltkrieg: man fand sie auf einem Glockenfriedhof und brachte sie 1963 nach Frixheim bei Rommerskirchen, wo sie seither läutet.
Im Jahre 1945 wurde das bisher evangelische Gotteshaus zugunsten der katholischen Kirche enteignet. Am 3. November 1945 wurde sie neu geweiht und erhielt den Namen Kościół Niepokalanego Poczęcia Najświętszej Maryi Panny („Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria“).
Bis 1945 war die Bevölkerung von Groß Brüskow überwiegend evangelischer Konfession. Der Ort war und ist Pfarrsitz, vor 1945 Zentrum des Kirchspiels Groß Brüskow mit der Kirchengemeinde Groß Brüskow (und den eingepfarrten Orten Dodow (heute polnisch: Dodowo), Friedrichsthal, Grünhagen (Wierzbięcin) und Klein Brüskow (Bruskowo Małe)) und der Filialkirchengemeinde Schwolow (Swołowo) (mit der Försterei Scharfenstein (Kolonia Starkowo) und Teilen von Steinwald (Krzemienica)). 1586 sollte die „filia“ Schwolow abgetrennt werden, blieb aber mit der „mater“ Groß Brüskow verbunden.
Das Kirchspiel Groß Brüskow zählte 1940 1238 Gemeindeglieder. Es gehörte zum Kirchenkreis Stolp-Stadt in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union.
Seit 1945 sind die Menschen in Groß Brüskow fast ausnahmslos römisch-katholischer Konfession. Am 1. Juni 1951 wurde Bruskowo Wielkie Sitz einer Pfarrei, zu der heute die Filialgemeinden Bierkowo (Birkow) und Swołowo (Schwolow) bei insgesamt 2338 Gemeindegliedern gehören. Messfeiern finden außerdem in Gałęzinowo (Überlauf) und Krzemienica (Steinwald) statt. Die Pfarrei gehört zum Dekanat Ustka (Stolpmünde) im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen.
Die wenigen Christen evangelischer Konfession in Bruskowo Wielkie werden jetzt vom Pfarramt der Heilig-Kreuz-Kirche in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen betreut.
Eine Schule wird in Groß Brüskow zum ersten Mal im Jahre 1664 erwähnt. Vermutlich erteilte damals der Pfarrer den Unterricht selbst, wie das längere Zeit ausdrücklich bezeugt wird. Erster Schulmeister war 1711 der Einwohner Hans Kneip.
In der 1932 dreistufigen Volksschule unterrichteten zwei Lehrer in drei Klassen 76 Schulkinder.
Ortsteile: Bierkowo (Birkow) | Bruskowo Małe (Klein Brüskow) | Bruskowo Wielkie (Groß Brüskow) | Bukówka (Deutsch Buckow) | Bydlino (Bedlin) | Gać-Redęcin (Gatz-Reddentin) | Gałęzinowo (Überlauf) | Głobino (Gumbin) | Grąsino (Granzin) | Jezierzyce (Jeseritz) | Karżcino (Karzin) | Krępa Słupska (Krampe) | Krzemienica (Steinwald) | Kukowo (Kuckow) | Lubuczewo (Lübzow) | Redzikowo (Reitz) | Rogawica (Roggatz) | Siemianice (Schmaatz) | Stanięcino (Stantin) | Strzelinko (Klein Strellin) | Strzelino (Groß Strellin) | Swołowo (Schwolow) | Warblewo (Warbelow) | Wielichowo (Friedrichsthal) | Wieszyno (Vessin) | Wiklino (Beckel) | Włynkówko (Neu Flinkow) | Włynkowo (Flinkow) | Wrzeście (Freist)
Übrige Ortschaften: Gać Leśna (Büchenhof) | Gajki | Jezierzyce-Osiedle | Kępno (Kempen) | Kusowo (Kussow) | Łękwica | Łupiny (Lupinenfelde) | Miednik (Medenick) | Niewierowo (Nipnow) | Płaszewko (Plassow) | Rezikowo-Osiedle | Swochowo (Schwuchow) | Warblewko (Neu Warbelow) | Wierzbięcin (Grünhagen) | Zamełowo