Stormbruch ist ein Ortsteil der Gemeinde Diemelsee im Landkreis Waldeck-Frankenberg im Nordwesten von Nordhessen. Stormbruch liegt im Upland im Naturpark Diemelsee in der Nähe des Diemelsees.
Stormbruch liegt zwischen Dortmund und Kassel südlich von Paderborn, ungefähr in der Mitte eines Dreiecks mit den Eckpunkten Korbach, Brilon und Marsberg[3] im Upland des Naturpark Diemelsee. Durch den Ort verläuft die Kreisstraße 63.[4] Die dem Ort zugerechnete Gemarkungsgröße beträgt 1.037 Hektar.[5] In dieser Gemarkung liegen die (teilweise wüst gefallenen) Siedlungsplätze: Dombeck, Eichholz, Frieden, Giffelde, Holzhausen und Kotthausen III.[1]
Naturräumliche Gliederung
Naturräumlich ist der Ort der Region „332 Ostsauerländer Gebirgsrand“ und darin dem Vorupländer Hügelland (332.61) zugeordnet.[6]
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Stormbruch erfolgte unter dem Namen Sturibrock im Jahr 1052.[1]
Die bekannten historischen Erwähnungen finden sich in folgender Übersicht:[1]
Sturibrock (1052) [Abschrift Erhard, Regesta Historiae Wesfaliae, S. 113–114, Nr. 143]
Stormbroke (1168) [Kop. 17. Jahrhundert Regesten der Erzbischöfe von Köln 2, S. 166, Nr. 914]
Stormbroke (1292) [Urkunden Kloster Bredelar, S. 119, Nr. 159]
Stormbroch (1292) [Urkunden Kloster Bredelar, S. 124, Nr. 169]
Storembruch (1316)[Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen, Kloster Glindfeld, Urk. 27]
Stormbrok (1350) [Paul Wigand, Einzelne Beiträge, in: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens 6 (1834), S. 385–405, IV: Das älteste Corveyer Lehnsregister, hier S. 391, § 24]
Stormbroech (1537) [HStAM Bestand 127 Nr. 3]
Stormbruch (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Im Jahre 1537 wurde der Zehnte an die Padberger und die Klöster in Flechtdorf und Abdinghof gezahlt.
Historische Ortsnamen
In historischen Quellen wird als weiterer Ortsname Sturembroke (1232) erwähnt.[7] Louis Friedrich Christian Curtze leitet in seinem Werk „Die Ortsnamen des Fürstenthums Waldeck“ den Namen Stormbruch auf die natürliche Beschaffenheit und Lage des Ortes zurück.[8]
Gebietsreform
Zum 31.Dezember 1971 entstand im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch den freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Adorf, Benkhausen, Deisfeld, Flechtdorf, Giebringhausen, Heringhausen, Ottlar, Rhenegge, Schweinsbühl, Stormbruch, Sudeck, Vasbeck und Wirmighausen die neue Gemeinde Diemelsee.[9] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Adorf.
Für die ehemals selbständigen Gemeinden von Diemelsee wurden gemäß Hauptsatzung Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher errichtet. Die Grenzen der Ortsbezirke folgen grundsätzlich den Gemarkungsgrenzen.[10]
Grenzverlagerungen im 20. und 21. Jahrhundert
Bereits seit Ende der 1950er-Jahre strebte die Stadt Brilon eine Grenzänderung zur Gemarkung Stormbruch an. Dort befanden sich in der Willinger Straße sieben Wohnhäuser mit 22 Bewohnern, eine ehemalige Schreinerei (später eine Zimmerei), die Schützenhalle und der Rasensportplatz von Bontkirchen. Die betroffenen Bewohner setzten sich für diese Grenzänderung ein, da ihr tägliches Leben überwiegend auf Bontkirchen ausgerichtet war. Sie besuchen dort die Kirche, sind in den Vereinen aktiv und beziehen von dort ihr Trinkwasser. Die Kinder besuchen den Kindergarten in Bontkirchen und Schulen in Nordrhein-Westfalen. Dies machte vorher besondere Genehmigungen der hessischen und nordrhein-westfälischen Schulbehörden erforderlich. Der Telefonanschluss und die Postzustellung waren organisatorisch Brilon zugeordnet. Im Jahr 2009 wurde ein Staatsvertrag zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen über die Abgabe von 55 Flurstücken mit einer Fläche von insgesamt vierzehn Hektar geschlossen. Als Ausgleich für den Gebiets- und Steuerkraftverlust zahlte die Stadt Brilon der Gemeinde Diemelsee einen Betrag von 390.000 Euro. Der Staatsvertrag trat nach Hinterlegung der Ratifikationsurkunden in Kraft.[11] Sieben Wohnhäuser mit 22 Bewohnern, ein Sportplatz, ein Sägewerk und ein Schützenhaus wurden ab dem 1. November 2009 ein Teil des Briloner Stadtteils Bontkirchen im Nordrhein-Westfälischen Hochsauerlandkreis.[12]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Stormbruch lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][13]
1546 und später: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Waldeck, Amt Eisenberg
ab 1712: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Waldeck, Amt Eisenberg
ab 1806: Fürstentum Waldeck, Amt Eisenberg
ab 1815: Deutscher Bund, Fürstentum Waldeck, Oberamt des Eisenbergs (Sitz in Korbach)
ab 1816: Deutscher Bund, Fürstentum Waldeck, Oberjustizamt des Eisenbergs (Sitz in Korbach)
ab 1850: Deutscher Bund, Fürstentum Waldeck-Pyrmont (seit 1849), Kreis des Eisenbergs (Sitz in Korbach)[Anm. 1]
ab 1867: Fürstentum Waldeck-Pyrmont (Akzessionsvertrag mit Preußen), Kreis des Eisenbergs
ab 1871: Deutsches Reich, Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis des Eisenbergs
ab 1919: Deutsches Reich, Freistaat Waldeck-Pyrmont, Kreis des Eisenbergs
ab 1929: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis des Eisenbergs
ab 1942: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
ab 1972: als Ortsteil zu Diemelsee
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Einwohnerentwicklung
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Stormbruch 312 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 57 Einwohner unter 18 Jahren, 123 waren zwischen 18 und 49, 69 zwischen 50 und 64 und 63 Einwohner waren älter.[14]
Die Einwohner lebten in 132 Haushalten. Davon waren 39 Singlehaushalte, 36 Paare ohne Kinder und 48 Paare mit Kindern, sowie 6 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 81 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[14]
Im näheren Umfeld des Ortes finden sich Sehenswürdigkeiten die zum Nachbarort Heringhausen und den Rundwanderwegen und in Liste der Naturdenkmäler in Diemelsee (Gemeinde) beschrieben sind. Im Kernbereich des Ortes sind nennenswert:
In Stormbruch gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus, eine Schützenhalle und einen Sportplatz.
Die moderne Kirche in Stormbruch; das historische Kirchengebäude ist untergegangen.
→ Hauptartikel: Kirche Stormbruch
Persönlichkeiten
Carolin Hennecke (* 1986 in Stormbruch), deutsche Biathletin
Literatur
Ulrich Bockshammer: Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, Schriften des Hessischen Amts für geschichtliche Landeskunde, Elwertsche Verlagsbuchhandlung, Marburg, 1958, Seite 226. (Teilvorschau online)
Louis Friedrich Christian Curtze: Die Ortsnamen des Fürstenthums Waldeck. Band 2 Verlag A. Speyer, Arolsen, 1850. (Digitalisat online)
Gottfried Ganßauge, Walter Kramm, Wolfgang Medding: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel, Neue Folge, Band 3, Kreis des Eisenberges, Bärenreiter-Verlag, Kassel, 1939, Seiten 216 bis 217. (Digitalisat online)
Heinrich Finke: Westfälisches Urkunden-Buch: Fortsetzung von Erhards Regesta historiae Westfaliae, Vierter Band, Dritte Abteilung, Drittes Heft, Regenbergsche Buchhandlung, Münster, 1890.
Erich Fischer und Armin Hillebrand: Stormbruch. Arolsen: Waldeckischer Geschichtsverein 2002 (= Waldeckische Ortssippenbücher 68)
Heinrich Hochgrebe: Waldeckische Bibliographie, Waldeckischer Geschichtsverein, 1998, Herausgeber: Jürgen Römer, 2010, 562 Seiten (online-PDF 1,5 MB) (Memento vom 1. November 2010 im Internet Archive)
Thomas Klein (Hrsg.), Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945, Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg/Lahn, Reihe B: Mitteldeutschland (außer Preußen), Band 16: Mitteldeutschland (Kleinere Länder), Teil V: Waldeck, 1981, ISBN 3-87969-131-2.
Johann Adolph Theodor Ludwig Varnhagen: Grundlage der Waldeckischen Landes- und Regentengeschichte, Band 1, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1825 Digitalisat-online
Heinrich Finke: Westfälisches Urkunden-Buch, Seite 1411 Digitalisat-online
Louis Friedrich Christian Curtze: Die Ortsnamen des Fürstenthums Waldeck, Band 2 Verlag A. Speyer, Arolsen, 1850 Seite 23. (Digitalisat-online)
Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14.Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.01, S.5, Punkt 8; Abs. 10. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 4,9MB]).
Hauptsatzung.(PDF;149kB)§6.In:Webauftritt.Gemeinde Diemelsee,abgerufen im Mai 2021.
Johann Guntherfriedrich Cannabich, Neueste Kunde von Baden, Nassau, Hohenzollern, Lippe, Waldeck, Anhalt der Schwarzburgischen und Reußischen Länder (1827), Seite 397, Online-Digitalisat, abgerufen am 7. Mai 2019.
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