Sichertshausen am Lahntalradweg – von der Alten Lahnbrücke aus gesehen
Sichertshausen am Lahntalradweg – von der Alten Lahnbrücke aus gesehen
Am Ortsrand, nahe der Bogenbrücke über die Lahn, mündet die vom Ebsdorfer Grund her fließende Zwester Ohm.
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Sichertshausen erfolgte unter dem Namen Sichertshausen im Jahr 1237 in einer Urkunde des Erzbistums Mainz.[1] Später folgten Erwähnungen als Sigehartishusen, Sigertishusen und Sygershusen. Der Name Sichertshausen erschien erstmals gegen Ende des 14. Jahrhunderts.
Erster Bürgermeister in Sichertshausen war von 1831 bis 1834 George Becker, der letzte von 1956 bis 1971 Heinrich Dörr.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen erfolge am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz der Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Gemeinden Bellnhausen, Erbenhausen, Fronhausen mit Sichertshausen, Hassenhausen, Holzhausen und Oberwalgern zur neuen Großgemeinde Fronhausen.[3][4] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Fronhausen wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Territorial- und Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Territorien, in denen Sichertshausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Treis an der Lumbda
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Gericht Treis an der Lumbda
ab 1577: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Gericht Treis (Gericht und Blutgerichtsbarkeit hat die Familie Schutzbar genannt Milchling)
1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Gericht Treis an der Lumbda
ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Gericht Treis
ab 1786: Heiliges Römisches Reich (bis 1806), Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Treis an der Lumbda
ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Treis an der Lumbda
1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Ebsdorf
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Marburg war für die Verwaltung und das Justizamt Fronhausen war als Gericht in erster Instanz für Sichertshausen zuständig.[9] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Fronhausen.[10][11] Das Amtsgericht Fronhausen wurde 1943 geschlossen. Es wurde zunächst als Zweigstelle des Amtsgerichts Marburg geführt und 1948 endgültig aufgelöst. Sein Gerichtsbezirk wurde dem Amtsgericht Marburg zugeteilt.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Sichertshausen 405 Einwohner. Darunter waren 3 (= 0,7%) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 57 Einwohner unter 18 Jahren, 162 zwischen 18 und 49, 99 zwischen 50 und 64 und 87 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 153 Haushalten. Davon waren 48 Singlehaushalte, 60 Paare ohne Kinder und 54 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 36 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 123 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[12]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Fronhausen; Zensus 2011[12]
Erwerbspersonen: 84Land- und Forstwirtschaft, 69Produzierendes Gewerbe, 18Handel und Verkehr, 11Dienstleistung und Sonstiges.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die evangelische Kirche im Ort
Kirche
Die evangelische Kirche von 1780 ist ein Fachwerkgebäude mit Dachreiter im Westen, das teils verputzt, teils verschiefert ist. Die Ausstattung der Kirche stammt überwiegend aus der Erbauungszeit. Die Orgel aus dem 18. Jahrhundert wurde 1893 aus der Evangelischen Kirche Lützellinden (Dorf bzw. heute Ortsteil von Gießen) erworben.
Sport
Der ortsansässige Fußballverein ist die Spielvereinigung Bellnhausen Hassenhausen Sichertshausen (BeHaSi). Dieser spielt zurzeit in der Kreisliga A Marburg. Die Spielstätte des Vereins liegt in Hassenhausen am Köberg.
Infrastruktur
Dorfgemeinschaftshaus
Dorfgemeinschaftshaus mit Infotafel des Lahntal-Radwegs
Das Dorfgemeinschaftshaus als Mittelpunkt bürgerschaftlichen Engagements im Ortsteil wurde im Juni 2013 nach umfassender Renovierung wiedereröffnet.[13][14][15]
Lahntalradweg
WegweiserAlte Lahnbrücke im Frühjahr
Für den Tourismus bedeutsam ist der gut ausgeschilderte Lahntalradweg.
Von Norden – aus Richtung Marburg kommend – verläuft der Radfernweg im Marburg-Gießener Lahntal durch Sichertshausen in Richtung Gießen. Wegeführung: Von Fronhausen über den benachbarten Ortsteil Bellnhausen, an der Bellnhäuser Mühle vorbei, biegt die touristische Radroute zunächst nach links ab in Richtung Ortsmitte Sichertshausen (Dorfgemeinschaftshaus, Kirche).
Im Ort biegt die Radroute am Backhaus entgegengesetzt scharf rechts ab und führt über die Lahnbrücke[16] durch die autofreie Lahnaue weitgehend steigungsfrei nach Odenhausen und Lollar. Wer die leichten Umwege im Lahntal aufgrund der Lahnschleifen und der Main-Weser-Eisenbahn vermeiden möchte, kann auch über Schloss und Hofgut Friedelhausen in Richtung Lollar radeln, muss dann allerdings eine Steigung und nicht asphaltierte Wege akzeptieren.[17]
Vor Odenhausen zweigt auch der Salzböderadweg durch das Salzbödetal ab, ein ruhiges Seitental der Lahn.
Literatur
Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I. München/Berlin, 2008, S.840.
Historisches Ortslexikon Marburg. Ehem. Landkreis und kreisfreie Stadt, bearb. v. Ulrich Reuling, Marburg, 1979 (= Reihe Historisches Ortslexikon des Landes Hessen, 3), ISBN 3-7708-0678-6, S.288.
Literatur über Sichertshausennach Registernach GND In: Hessische Bibliographie
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12.März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr.9, S.154, §12 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 3,0MB]).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.404.
Hauptsatzung.(PDF;122kB)§4.In:Webauftritt.Gemeinde Fronhausen,abgerufen im September 2021.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.121f. (online bei Google Books).
Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S.73 f.
Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S.158ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S.1085–1094)
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