Schwärzdorf ist ein Ortsteil von Föritztal im Landkreis Sonneberg in Thüringen.
Schwärzdorf Gemeinde Föritztal 50.33583333333311.242222222222397 | ||
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Höhe: | 397 m ü. NN | |
Eingemeindung: | 1. Juli 1950 | |
Eingemeindet nach: | Föritz | |
Postleitzahl: | 96524 | |
Vorwahl: | 03675 | |
Lage von Schwärzdorf in Thüringen | ||
![]() ehemalige Eisenbahnbrücke bei Schwärzdorf |
Schwärzdorf liegt südöstlich von Sonneberg, nahe der bayrischen Grenze zum Landkreis Kronach. Südwestlich verläuft die Bundesstraße 89. Schwärzdorf ist von den Erhebungen Schwarzenberg, Knorrn und Hungerbühl umgeben und liegt zu beiden Seiten des Schwarzbaches (Schwarza, Schwärzdorfer Wasser),[1] welcher in die Föritz mündet. Die Föritz bildet wiederum einen Zufluss der Steinach. Die frühere Trasse der Bahnstrecke Sonneberg–Stockheim durchquert die Gemarkung. Auf der 1900/01 errichteten Brücke aus Ziegelsteinen befindet sich heute ein Radweg.[1]
Mit Datum 8. Juli 1151 wurde das Dorf erstmals als „Suerzgereldorf“ in einer Urkunde genannt. Der Ortsname konnte vom althochdeutschen Personennamen Suerzgerhil abgeleitet werden. Er wäre demnach eine für den Landesausbau typische vom Namen des Patrons abgeleitete Namensform, das Dorf des Suerzgerhil.[1][2] Eine weitere Urkunde aus dem Kloster Michelsberg 1154 scheint sich dem geografischen und zeitlichem Kontext nach auf Schwärzdorf bei Mitwitz zu beziehen. [3] Zur Zeit der ersten Erwähnung war Schwärzdorf der nördlichste Punkt dieser Gegend im damals so genannten Nordwald (von Bamberg aus gesehen). Die nördlichen Nachbardörfer Eichitz und Mönchsberg wurden erst nach 1300 erwähnt. [2] Wüst gefallene Orte der Nachbarschaft waren am Höhenzug Konreuth die Siedlungen Kunreuth, Traindorf und Sulzberg. [4]
Der als Reihendorf angelegte Ort entstand auf zwei Niederterrassen beiderseits der dort nach Südwesten entwässernden Schwarza. Seit dem ausgehenden Mittelalter hat sich eine gleichmäßige Hofstruktur herausgebildet. Die Hofgrößen lagen über denen des benachbarten Föritz. 1781 wurden die elf Hofanlagen auf 7,75 Bauerngüter veranschlagt. Die häufigsten Familiennamen im kirchlichen Seelenregister von 1793 sind Schindhelm und Heublein. Schindhelm-Familien wohnten zu dieser Zeit in 10 von 17 Häusern.[5] Der Namen Schindhelm (Hans) taucht 1576 erstmals in Schwärzdorf in einem Abgabenverzeichnis auf. [6] Der Name Heublein findet sich in einer Erbhofrolle 1522 (Hewblein) und 1611 in Schwärzdorf. [7] Sieben Gehöfte beiderseits der Schwarza bilden den eigentlichen Ortskern. Die Dorfstraße, heute Talstraße, war ein Teil einer alten Wegeverbindung von Schwärzdorf über den Berg Konreuth nach Heinersdorf. Erst im 19. Jahrhundert kam es nach Errichtung der Schule (1845) am nördlichen Rand zu einer lockeren Bebauung entlang der Verbindungsstraße nach Föritz und Eichitz. Das ehemalige Schulgebäude ist die nördliche Begrenzung des Dorfes. In Richtung Westen wuchs das Dorf nach dem Bau der Landstraße von Köppelsdorf nach Neuhaus-Schierschnitz (1838) entlang der 1846 angelegten Verbindungsstraße zu dieser Chaussee (heute Wiesenstraße).[8]
Nach dem Verkauf von ehemaligen Ackerflächen zwischen der 1900 in Betrieb genommenen Bahnlinie und der heutigen B 89 entstand ab 1908 der Ortsteil Unterschwärzdorf.[9]
Mindestens 6 Häuser wurden zwischen 1913 und 1933 nach Bränden (meist aus nicht geklärter Ursache) abgerissen und an gleicher oder anderer Stelle neu aufgebaut. [10] [11]
In der DDR-Zeit wurden, bedingt durch die Lage des Dorfes im 5-Kilometer-Sperrgebiet an der Staatsgrenze zur Bundesrepublik Deutschland, lediglich drei Neubauten von Wohnhäusern von den Behörden genehmigt. Nach der Wiedervereinigung 1990 entstanden in Schwärzdorf 9 neue Häuser, meist als Lückenbebauung.
Bis zum 19. Jahrhundert ernährten sich die Schwärzdorfer Familien von Viehzucht, Ackerbau und Holzhandel sowie von der Leinenweberei.[12] Im 19. Jahrhundert verdienten Schwärzdorfer Männer ihren Lebensunterhalt auch in den Steinkohlengruben im Stockheimer Becken.[8] Mit der Schließung der Grube „Sophie“ im Mai 1911 endete die Steinkohlenförderung auf Thüringer Seite. Damals war dort noch ein Schwärzdorfer tätig.[13] In Stockheim wurde noch bis 1968 Kohle gefördert. Hier waren bis in die Nachkriegszeit noch Schwärzdorfer tätig. Die Industrialisierung des Umlandes und die verbesserte Verkehrsanbindung zeigten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Bevölkerungsstruktur. Im Jahr 1900 nährten sich von Landwirtschaft 15, Industrie 26, Hausindustrie 3 und vom Handwerk 8 Familien. Die Fabrikarbeiter fanden Beschäftigung in den Porzellanfabriken zu Köppelsdorf, Hüttensteinach, Burggrub und Kronach und in den Spielwarenfabriken Sonnebergs.
An der Spielwaren-Hausindustrie hatten die Schwärzdorfer um 1900 noch einen geringen Anteil. Dies belegt eine Erhebung zur Kinderarbeit von 1898. Demnach waren von 112 Schulkindern 6 zu gewerblicher Tätigkeit (Maskenfabrikation, Farbkästen, Stellmacherarbeiten bis 11 Uhr nachts) herangezogen.[14] Arbeit in der Landwirtschaft wurde nicht erfasst.
Eine in Zusammenhang mit dem Bahnbau 1899 errichtete Dampfziegelei an der heutigen B 89 beschäftigte bis zu 30 Arbeiter. Geschäftsführer waren die Kaufleute Carl Koch und Hermann Peterhänsel (Sonneberg) sowie Wilhelm Koch (Schwärzdorf).[15] Sie wurde 1918 verkauft und 1920 abgerissen.[16] Die dort gebrannten Ziegelsteine zeichneten sich durch eine leuchtend rote Farbe aus.
Für die Spielwarenindustrie waren Kleinbetriebe und Familien in Heimarbeit tätig. Max Steiner fertigte in seinem Wohnhaus in der Wiesenstraße von 1925 bis 1934 Stoffbären. Diese nahm der (jüdische) Großhändler Hermann Paas in Sonneberg ab, welcher 1934 Berufsverbot erhielt.[17] An der Kreisstraße (B89) stellte Julius Wicklein bis 1962 Puppen und Puppenbabies her. In den 1960er Jahren produzierte Ewald Junius mit seiner Familie an der Eichitzer Straße im ehemaligen Schulgebäude Dominosteine.[18][19] Emil Fischer fertigte an der Kreisstraße Puppenbetten und Hula hoop-Reifen.
Um 1650 wurden vom Amtmann von Neuhaus in Schwärzdorf mit fünf Wohnhäusern (in einem Vergleich von vor und nach dem 30-jährigen Krieg) gezählt: von 30 Rindern noch 10 sowie 4 von 4 Schweinen. Pferde und Schafe gab es laut dieser Statistik keine.[20]
Eine Viehzählung von 1904 ergab 111 Rinder, 98 Schweine und 68 Ziegen. Erst ab 1912 tauchen Pferde in den Viehzählungen auf, Gespanne wurden vorher von Ochsen und Kühen gezogen. 1929 gab es in Schwärzdorf zehn Pferde.[21]
Die Angabe von mehreren Leinewebern im kirchlichen Seelenregister von 1793 legt nahe, dass zu diesem Zeitpunkt in Schwärzdorf Flachs angebaut wurde.[5] Um 1900 wurden auf den Feldern um Schwärzdorf angebaut: Roggen, Hafer, Rotklee, Kartoffeln und Kohlrüben. Heute erfolgt überwiegend Anbau von Mais, Raps und Futtergras.[16]
1960 wurde in Schwärzdorf die landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Schwarzatal gegründet. Sie schloss sich wenige Jahre später mit den Genossenschaften von Föritz, Weidhausen und Eichitz zusammen.1974 baute das Volkseigene Gut Eisfeld auf der Höhe zwischen Schwärzdorf und Föritz einen Jungrinderstall mit 360 Plätzen sowie Futterlager, Gerätehallen und Verwaltungs- und Sozialgebäude.[22] Der landwirtschaftliche Komplex wurde nach 1990 von einem Bauern aus Unterschwärzdorf bei Mitwitz gekauft. Nach dem Ableben des Besitzers wurde der Hof nicht weitergeführt. Seit 2020 wird ein Teil als Pferdestall genutzt.
Schwärzdorf hatte und hat keine eigene Zeitung, keinen Sender und keine eigene Website. Ein Ortsfunk wurde 1967 installiert und 1990 stillgelegt.[22] Schwärzdorf gehört zum Verbreitungsgebiet der Lokalausgabe Sonneberg der Tageszeitung Freies Wort, Herausgeber Suhler Verlagsgesellschaft mbH&Co.KG., ein Produkt der Verlagsgruppe Hof, Coburg, Suhl, Bayreuth (HCSB), im Internet unter insuedthueringen.de.[23] Bis 1945 erschienen die Sonneberger Zeitung (archiviert im Stadtarchiv Sonneberg), die Hildburghäuser Dorfzeitung mit „Sonneberger Beiwagen“ (teilweise archiviert im Stadtarchiv Sonneberg) und von 1946 bis 1952 Das Volk (archiviert im Stadtarchiv Sonneberg). Als Anzeigenblatt erscheinen Der Wochenspiegel[24] und Amadeus.[25]
Der heutige Dorfbrunnen entstand aus einer Bohrung nach Steinkohle im Jahr 1843. Er wurde 1900 mit einem großen Trog als Viehtränke ausgebaut, 1965 stillgelegt und der Trog 1990 wieder neu aufgebaut.[22] Die erste Wasserleitung wurde 1913 in Zusammenarbeit mit Föritz gebaut und wurde aus dem Geiersbachtal gespeist.[16] Später nutzte die Gemeinde Föritz mit Ortsteil Schwärzdorf Tiefbrunnen in Rottmar. 1967 wurde eine Ringleitung Schwärzdorf-Föritz zur Verbesserung des Wasserdrucks gebaut.[22]
Elektrischer Strom kam 1920/21 nach Schwärzdorf durch den Elektrizitätszweckverband Föritz, Eichitz, Schwärzdorf, Gefell, Rottmar, Weidhausen. Der Strom wurde in der Mühle Wicklein in Malmerz produziert. An die zentrale Müllabfuhr wurde Schwärzdorf 1974 angeschlossen.[22] Örtliche Schuttplätze befanden sich vorher am oberen Ende der Märzgasse und an einem Hang an der Schwarza. Gasleitungen wurden in der Talstraße und Schulstraße 1994 sowie in der Rosengasse 2022 verlegt.
Eine öffentliche Fernsprechstelle existierte 1933 bei Bäcker Ferdinand Barnikol-Oettler.[18] 2022 wurden in der Wiesenstraße Glasfaserkabel verlegt.[26]
Einrichtung zur Versorgung sind erst im 19. und 20. Jahrhundert nachgewiesen. Die ersten Gastwirte waren der in Steinbach (bei Sonneberg) gebürtige Johann Nicol Liebermann (1801–1879)[27] sowie der aus Heubisch gebürtige Johann Peter Engel (1808–1850).[28] Letztere Gastwirtschaft wurde unter den Namen Engel, Schindhelm, Faber, Knobloch über fünf Generationen bis 1992 geführt. Der 1875 geborene Wirt Emil Engel wird 1906 auch als Fleischer genannt.[29] Die letzte Wirtin Irmgard Knobloch (1930–2018) war im Landkreis und darüber hinaus als Die lustige Witwe bekannt.[30] Eine Gastwirtschaft Heublein/Schwesinger gab es an der heutigen B89 nach dem 1. Weltkrieg bis etwa 1960.[31]Gegenwärtig gibt es als kleine, nebenberuflich betriebene Gastwirtschaft die „Schwärzdorfer Scheune“ in der Wiesenstraße.
Der erste Bäcker im Dorf war Johannes Schindhelm (1849–1934). Die Bäckerei wurde von drei Generationen bis Fritz Schindhelm (Beckenfritz) bis zirka 1960 geführt.[32] Eine weitere Bäckerei eröffnete Ferdinand Barnikol-Oettler (1875–1944) im Jahre 1904. Sie bestand (mit Jahrzehnte währenden Unterbrechungen) bis 2009.[17]
Der erste Konsum wurde nach dem 1. Weltkrieg im ehemaligen Schulhaus von Klara Junius (1881–1963) eingerichtet. Die Verkaufsstelle befand sich nach dem 2. Weltkrieg bis 1992 im Haus der Bäckerei Barnikol-Oettler. Gegenwärtig gibt es keine Lebensmittelverkaufsstelle mehr im Ort.
1893 legte Schwärzdorf einen eigenen Friedhof an, die Toten wurden vorher in Schierschnitz bestattet.
Die erste Schule wurde 1845 am nördlichen Ortsrand innerhalb des Schulverbundes Schwärzdorf, Föritz und Eichitz erbaut.[33] Vorher wurden die Kinder dieser Orte reihum in Bauernhäusern von Laien unterrichtet. Die ersten nachweisbaren Lehrer (Präceptoren) waren Johann Nicol Heublein aus Sichelreuth 1749[34]und 1792 der Schneider Johann Peter Häfner aus Neuhaus (Schierschnitz). Spätere Lehrer waren am Lehrerseminar in Hildburghausen ausgebildet worden.[35] Bereits 1870 sollte eine neue Schule errichtet werden. Die drei Gemeinden wurden sich allerdings dazu nicht einig. Nach mehreren Um- und Erweiterungsbauten an dem Schulgebäude erfolgte 1910/11 schließlich ein Schulneubau südlich des alten Standortes, Einweihung 5. November 1911. Diesen finanzierten die Gemeinden Schwärzdorf und Eichitz. Föritz war aus dem Schulverband ausgetreten und hatte 1900 eine eigene Schule erbaut.[36] Die Schwärzdorfer Schule fungierte in der DDR-Zeit als Polytechnische Oberschule für die Klassen eins bis acht, kurzzeitig auch neun und zehn. Sie erhielt einen Anbau mit Sanitäranlagen, Werkraum, Fotolabor und zwei Klassenzimmern im Jahr 1976, einen weiteren großen Anbau von Klassenräumen 1987 sowie eine Turnhalle 1988.[37] Sie wird noch heute als Grundschule genutzt.[38]
Die erste Straße (Dorfstraße, heute Talstraße) umfasst den ursprünglichen Siedlungskern.[8] 1846 wurde die Verbindungsstraße des Dorfes zur 1838/1856 gebauten Chaussee Köppelsdorf-Neuhaus angelegt (Wiesenstraße). 1870 wurde die Verbindung zwischen Schwärzdorf und Föritz befestigt, die vorher ein tiefer Hohlweg war.[10]
Schwärzdorf wurde durch die Eisenbahn im Jahr 1900 verkehrstechnisch besser erschlossen. Die Bahnlinie von Köppelsdorf nach Stockheim diente dem Anschluss des Sonneberger Wirtschaftsraumes an die Hauptbahnlinie München-Berlin bei Stockheim. Das Ortsbild von Schwärzdorf prägt seit dem Bahnbau das dreibogige Viadukt aus Ziegelsteinen über die Wiesenstraße, die in der Dampfziegelei in Schwärzdorf hergestellt worden sind. Diese war in Zusammenhang mit dem Bahnbau entstanden und beschäftigte bis zu 30 Arbeiter. Am 15. Dezember 1900 konnte der 6,2 Kilometer lange Teilabschnitt Köppelsdorf-Neuhaus bei Sonneberg übergeben werden. Der Haltepunkt befand sich in Föritz. Von Zerstörungen blieb die Strecke während des 2. Weltkrieges verschont. Infolge der deutsch-deutschen Teilung jedoch unterblieben Sanierungsarbeiten. Der Reisezugverkehr wurde am 24. September 1967 eingestellt, der Güterverkehr im Oktober 1970. Ab 1972 wurden die Gleise abgebaut. Der einst mit der Hand ausgegrabene Bahneinschnitt zwischen Schwärzdorf und Neuhaus-Schierschnitz wurde Anfang der 1990er Jahre zur Bauschuttdeponie erklärt und zugeschüttet. Im Zuge eines Radwegeförderprogramms wurde die Bahntrasse auf Schwärzdorfer und Föritzer Gebiet 2010 zu einem Radweg.[39]
Schwärzdorf war bis zu seiner Eingemeindung 1950 nach Föritz selbständig.
Belegt sind folgende Grundbesitzverhältnisse:
1151 Poppo, Burggraf von Wirzeburg (Würzburg), durch Tausch an Eberhard II., Bischof der Bamberger Kirche [40]
1436 Markgraf von Meißen, späterer Bischof von Würzburg Sigismund durch Verkauf (mit weiteren Dörfern und Burg Neuhaus) an Münzmeister Heinz und Günther von Rosenau.[41]
1522 laut Erbbuch Neuhaus drei sächsische Güter, drei Güter der niederadligen Kemmater, zwei Güter der niederadligen Schaumberger. [42]
Es gehörte ab 1680 zum Herzogtum Sachsen-Meiningen[43], ab 1868 Verwaltungsamt Sonneberg, und ab 1922 zum Freistaat Thüringen. Eine 1923 am 1. April aufgrund einer Verfügung des Thüringer Ministeriums des Innern gegründete Gemeinde Föritz-Schwärzdorf, bestehend aus den Orten Eichitz, Föritz und Schwärzdorf, wurde bereits ein Jahr später wieder aufgelöst.[1] Am 1. August 1924 wurden Schwärzdorf und Eichitz, die seit dem 1. April 1923 mit Föritz zu einer Gemeinde verschmolzen waren, wieder ausgemeindet und selbständige Gemeinden. Am 1. Juli 1950 wurde Schwärzdorf nach Föritz eingemeindet. Föritz ging am 6. Juli 2018 in der neuen Gemeinde Föritztal auf.[44]
Einen eigenen Standesbeamten hatten die drei Gemeinden Schwärzdorf, Eichitz und Föritz von 1876 bis ca. 1950.
Nennung | Name | Lebensdaten |
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1642[45] | Hans Heublein (Kohles) | |
1646[46] | Hans Heublein (Bergner) | |
1681[47] | Hans Heublein (Bergner) | ca.1615-1681 |
1683,1693[48] | Hans Schindhelm | 1632-1716 |
1697[49], 1714[50] | Hans Heublein, Bergner | 1666-1739 |
1716[51] | Hans Schindhelm | 1629-1716 |
1717, 1729[52] | Hans Heublein, der Alte | 1656-1729 |
1739[53] | Johann Heublein | 1661-1739 |
1764[54], 1775[55] | Johann Georg Heublein | 1708-1775 |
1777,[56] 1805[57] | Johann Georg Heublein | 1735-1805 |
1820[58] | Johann Nicol Schindhelm | 1776-1841[59] |
1824[60] | Johann Georg Schindhelm | 1777-1824 |
1826[61] | Johann Schindhelm jun. | |
1838[62] | Georg Scheler | |
1843[63] | Johann Georg Faber | 1804-1876 |
1851[64] | Johann Nicol Heublein | 1807-1887 |
1853, 1856[65] | Michael Barnikol-Oettler | 1814-1873 |
1861[66],1876[11] | Friedrich Zehner | 1815-1882 |
1878,1880[67] | Johann Paul Faber | 1845-1895 |
1885[11] | Heinrich Engel | 1839-1885 |
1885[11] | Georg Schindhelm | 1832-1893 |
1891-1902[11] | Georg Barnicol-Oettler | 1853-1926 |
1902,1909[11] | Eduard Schindhelm | 1854-1926 |
1914-1918[11] | Reinhold Wicklein | 1853-1919 |
1924[11] | Max Schindhelm | 1877-1950 |
1933, 1938[18] | Hermann Schindhelm | 1881-1963 |
1939-1945[68] | Emil Stegner | 1889-1955 |
1945-1946[69] | Oskar Liebermann | 1900-1970 |
1947, 1948[19] | Ernst Hauck | 1903- |
1949-1950[70][71] | Fritz Schindhelm | 1909-1969 |
Schwärzdorf ist evangelisch geprägt und ebenso wie der nördliche Nachbarort Eichitz nach Neuhaus-Schierschnitz gepfarrt, während der nordwestliche Nachbarort Föritz zum Kirchspiel Oberlind gehört. Die Schwärzdorfer Kirchweih wird am 2. Wochenende im Juni gefeiert. Kirchenbücher mit Schwärzdorfer Einträgen aus der Zeit von 1623 bis 1875 sind im Portal Archion (kostenpflichtig) seit 2020 einsehbar.[72]
Von den in Schwärzdorf tätigen Vereinen ist heute noch der hier gegründete Obst- und Gartenbauverein (heutiger Ortszusatz) Föritz aktiv. Er wurde am 1. Mai 1920 von 12 Schwärzdorfern zur Verbesserung der Lebensmittelversorgung gegründet, nahm die aktive Arbeit aber erst 1928 auf, als sich die wirtschaftliche Lage in der Region stabilisiert hatte.[73]
Maßgeblich unter Führung von Schwärzdorfern gegründet wurde 1911 auch der (heute noch aktive) Kleintierzuchtverein Föritz.[18][74]
Belegt sind folgende wieder erloschene Vereine:
Aufschwung für das kulturelle Leben und die Vereine in Schwärzdorf brachte 1930 der Saalbau am Gasthaus Emil Engel, Inhaber Alfred Schindhelm, finanziert durch die Familien Hermann Schindhelm und Emil Engel.[82] Der Saal wurde bis Mitte der 1970er Jahre öffentlich genutzt, unter anderem zum Sportunterricht der Schule. Später wurde er als Lager an einen Spielwarenhersteller vermietet, nach 2010 teilweise abgerissen und zu Wohnzwecken umgebaut.
Im 30-jährigen Krieg (1618–1648) wurde auch Schwärzdorf von plündernden und mordenden Truppen heimgesucht. Zu Michaelis 1632, 29. September, wird im Kirchenbuch Neuhaus von feindseliger „Blünderung und Mordung“ durch Kaiserliche berichtet. Ihr fielen in Schwärzdorf zwei Männer zum Opfer. Insgesamt beklagte der Pfarrer zu diesem Datum 13 Todesopfer in seinem Kirchspiel.[83]
Im 1. Weltkrieg (1914–1918) wurden 78 Schwärzdorfer Männer zum Kriegsdienst einberufen. 27 Kriegsteilnehmer fielen oder blieben vermisst.[21]
1931 am 14. Juni brannte das Gasthaus Alfred Schindhelm/Emil Engel in der Dorfmitte nieder. Es wurde im Juni 1932 an neuer Stelle auf dem gleichen Grundstück, versetzt nach hinten an den 1930 errichteten Saal, wieder aufgebaut und am 10. Juni 1932 eingeweiht.[84]
Vom Vollzug des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses von 1933 wurde eine Schwärzdorfer Person betroffen. Das Gesetz hatte Zwangssterilisationen von behinderten Menschen und solchen, die als behindert galten, zur Folge. Beim Erbgesundheitsgericht (Sonneberg) wurde ein Verfahren gegen einen Schwärzdorfer oder eine Schwärzdorferin durchgeführt.[85]
Während des 2. Weltkrieges (1939–1945) fielen oder blieben vermisst 26 in Schwärzdorf wohnhafte bzw. in Schwärzdorf geborene Männer. Die Amerikaner besetzten am 13. April 1945 Neuhaus-Schierschnitz und wahrscheinlich am gleichen Tag Schwärzdorf.[86] Der Schwärzdorfer Hans Kölling wurde im Oktober 1945 bei Meilschnitz von sowjetischen Besatzern beim Überqueren der Zonengrenze erschossen.[87] Am 3. Juni 1949 wurde beim Überqueren der Zonengrenze nahe Schwärzdorf der Sonneberger Heinz Hetzelt von sowjetischen Besatzern erschossen.[88]
Schwärzdorf ist ein Grenzort. Der Bergkamm des Konreuth im Osten von Schwärzdorf war Grenze von 1681 bis 1918 zwischen dem Herzogtum Sachsen-Meiningen und dem Königreich Bayern, 1920 bis 1934 zwischen Thüringen und Bayern (1934 wurden die Länder per Gesetz aufgelöst, Grenzpfähle wurden im Raum Neuhaus-Schierschnitz entfernt)[89], von 1945 bis 1949 Grenze zwischen der sowjetischen und amerikanischen Besatzungszone, ab 7. Oktober 1949 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutsche Demokratische Republik, seit 1990 wiederum zwischen Thüringen und Bayern.
Ab Sommer 1945 bis Herbst 1946 flohen Schwärzdorfer Jugendliche im Alter von etwa 16 und mehr Jahren vor der Werwolf-Verhaftungswelle der Sowjetischen Militäradministration zu Verwandten und Bekannten der Familien in die amerikanische Besatzungszone. Eine Liste aus dem Raum Sonneberg weist 78 Namen von verhafteten Jugendlichen aus Oberlind, Rottmar, Gefell, Unterlind, Heubisch, Köppelsdorf, Hönbach, Sonneberg aus. Acht wurden erschossen, 30 starben in Lagern, die sich in Russland befanden. Ihnen wurde vorgeworfen zu einer faschistischen Widerstandsorganisation namens Werwolf zu gehören, die aber im Raum Sonneberg nicht existierte. Schwärzdorfer Jugendliche sind als Opfer auf dieser Liste nicht verzeichnet.[90]
Ab Juni 1952 befand sich Schwärzdorf im Fünf-Kilometer-Sperrgebiet der DDR-Staatsgrenze. Bereits 1948 waren die Grenzübertritte durch verschärfte Überwachung erschwert worden.[91]Zwei Aktionen der Zwangsaussiedlung begleiteten 1952 und 1961 die Maßnahmen zur Grenzsicherung. In Schwärzdorf war von den beiden zentralen Aktionen im Juni 1952 und Oktober 1961 kein Bürger betroffen. Wohnortverweise gab es allerdings in Zusammenhang mit so genannten republikfeindlichen Straftaten wie illegalem Grenzübertritt, Schmuggel, Spionage, staatsfeindlicher Hetze. Die Bewohner der Sperrzone hatten besondere Auflagen zu erfüllen. Gäste konnten nur auf Antrag mit Passierschein einreisen.[92] Errichtet wurde ein Beobachtungsturm der Grenztruppen der DDR.[93] Mehreren Schwärzdorfern, darunter Jugendliche, gelang zwischen 1945 und 1970 die Flucht in den Westen, einige kamen allerdings auch wieder zurück.
Zum größeren Problem entwickelte sich das Sperrgebiet für Schwärzdorf insbesondere nach 1972, als die sieben Kilometer entfernte Kreisstadt Sonneberg aus der Sperrzone herausgenommen wurde.[94] Angehörige aus Sonneberg konnten nun nicht mehr ohne weiteres nach Schwärzdorf kommen. Wer wegheiratete, konnte zwar nach Ausstellung eines zeitlich befristeten Passierscheines noch die enge Familie im Ort besuchen, nicht aber Verwandte oder Bekannte außerhalb des beantragten Ortes. Als die DDR nach dem Grundlagenvertrag den Westdeutschen 1973 erlaubte, auch im grenznahen Gebiet Verwandtenbesuche durchzuführen, wurden die Sperrgebietsorte herausgenommen. Als Ausgleich für die Beschwernisse des Alltags bekamen die Bewohner des Sperrgebiets eine Sperrzonenzulage. Bis 1958 waren das zusätzliche Lebensmittelkarten, später gab es Lohnzuschläge (für Angestellte mehr als für Arbeiter), Steuererleichterungen und ein etwas verbessertes Angebot von Waren des täglichen Bedarfs.[95]
Jahr | Einwohner[96] | |
---|---|---|
ca 1650 | 012[97] | |
1781 | 68[10] | |
1803 | 062 | |
1809 | 095 | |
1839 | 107[10] | |
1844 | 117[43] | |
1845 | 131[98] | |
1849 | 150[99] | |
1852 | 163[99] | |
1890 | 235[100] | |
1895 | 246[10] | |
1900 | 322[10] | |
1905 | 345[101] | |
1910 | 404[102] | |
1919 | 427[10] | |
1925 | 438[10] | |
1933 | 351[18] | |
1948 | 406[19] | |
2018 | 205[38] |
Am Ende des 30-jährigen Krieges verzeichnet der Amtmann von Neuhaus (Schierschnitz) in Schwärzdorf fünf Häuser mit einer Mannschaft (wehrfähige Männer) von fünf.[20]
Der Anstieg der Einwohnerzahl zwischen 1900 und 1919 erklärt sich aus der Bebauung von Unterschwärzdorf und dem damit verbundenen Zuzug.[103][104]
Der Einwohnerschwund 1925 zu 1933 erklärt sich aus der verspäteten Einarbeitung der Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkrieges in die Melderegister und den durch den Kriegsdienst der Männer fehlenden Geburten.
Der Anstieg der Einwohnerzahl im Jahr 1948 ist auf den Zuzug der Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten, in Schwärzdorf vor allem aus dem Dorf Kummernick in Schlesien, zurückzuführen. Später zogen viele dieser Familien mangels dauerhaftem Wohnraum in andere Orte um.[105]
In Schwärzdorf wird Itzgründisch, ein mainfränkischer Dialekt, gesprochen.[106][107]
Eichitz | Föritz | Gefell | Heinersdorf | Heubisch | Jagdshof | Judenbach | Lindenberg | Mogger | Mönchsberg | Mupperg | Neuenbau | Neuhaus-Schierschnitz (bestehend aus Buch, Gessendorf, Mark, Neuhaus und Schierschnitz) | Oerlsdorf | Rotheul | Rottmar | Schwärzdorf | Sichelreuth | Weidhausen