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Rautheim ist ein Stadtteil im Südosten der Stadt Braunschweig im Land Niedersachsen.

Rautheim 1899
Rautheim 1899
Rautheim
Stadt Braunschweig
Wappen von Rautheim
Wappen von Rautheim
Höhe: 87 m ü. NN
Einwohner: 3658 (31. Dez. 2020)[1]
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 38126
Vorwahl: 0531
Karte
Karte
Lage Rautheims in Braunschweig
St. Ägidien Rautheim
St. Ägidien Rautheim
St. Ägidien Rautheim

Allgemeines


Rautheim ist Bestandteil des Stadtbezirkes 213 – Südstadt-Rautheim-Mascherode und bildet den statistischen Bezirk 70 der Stadt Braunschweig. Rautheim liegt an der A39, Abfahrt Braunschweig-Rautheim, sowie an der B1. Der Ort wächst allmählich durch die neuen Baugebiete Roseliessiedlung und Heinrich-der-Löwe-Siedlung[2] Richtung Südstadt und Lindenbergsiedlung.[3]


Geschichte


Nach Bornstedt bestand Rautheim bereits 300 v. Christi als Rothna.[4] Er argumentiert, dass die älteren überlieferten Namensformen Ruotnum, Ruothne oder Rothna auf Siedlungsnamen der ersten Siedlungsperiode vor der Völkerwanderungszeit, also vor 300 v. Chr. zurückzuführen seien.[5] Auch sei die Besiedlung in Gegenden mit Lößlehmboden typisch. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass bereits um 3000 v. Chr. Menschen in der Gegend um Rautheim lebten.[3]

Urkundlich wurde Rautheim erstmals in der Gründungsurkunde der Magnikirche aus dem Jahr 1031 erwähnt.[4] Friedrich Knoll und Richard Bode weisen mit 965 n. Chr. auf ein früheres Datum hin.[6] 1150 bekam Rautheim eine eigene Kirche von Abt. Goswin die St. Ägidien Kirche, die 1158 durch Heinrich Abt. von Braunschweig das Tauf- und Begräbnisrecht und so die Selbstständigkeit erhielt.

Zur besonderen Entwicklung der Rechte der Bauern, insbesondere der Meier, im Braunschweigischen siehe Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel.

Rautheim lag zunächst an der Straße über Schöppenstedt und Schöningen nach Magdeburg, die Wabe und die sie umgebende sumpfige Aue wurde durch einen Knüppeldamm überquert. Mit der Errichtung der Braunschweiger Landwehr wurde die Straße über den Schöppenstedter Turm umgeleitet. Der Schöppenstedter Turm gehörte früher zu Rautheim, heute zum Landkreis Wolfenbüttel.


Mühlen, Rüben und Industrie


1562 wurde eine Wassermühle erwähnt, die möglicherweise noch früher erbaut wurde und seit der Verlegung der Wabe stilllag. Um 1800 besaß Rautheim eine von einem Pferd angetriebene Ölmühle.

1864 errichtete die Braunschweigische Maschinenbauanstalt AG eine Aktien-Zuckerfabrik am Schöppenstedter Turm. Die Rüben-Bauern waren Aktionäre. Nach einem Vertrag von 1897 musste jeder Rübenbauer pro Aktie 1½ Hektar (6 Morgen) mit Zuckerrüben bestellen und sämtliche darauf geerntete Rüben, mindestens 800 Zentner pro 1½ Hektar, an die Gesellschaft liefern.[5] Die Rübenindustrie war so bedeutend, dass die Braunschweig-Schöninger Eisenbahn in dieser Zeit einen Bahnhof errichtete, der mit dem Ende des Rübenabbaus jedoch ebenfalls stillgelegt wurde.[3] Wilhelm Raabe kritisierte Umweltverschmutzungen durch die Zuckerfabrik in seinem Roman „Pfisters Mühle“.[7]

Im geschlossenen Rautheimer Bauernmuseum stand eine 1855 erfundene Rübendrillmaschine. Diese stammte von Kantor Ludwig Lüders aus Leiferde an der Oker. Motiv der Erfindung war, seine Schülerinnen und Schüler von der Feldarbeit zu entlasten, so dass sie nicht schwänzen mussten.[5]

Seit 1999 verfügt Rautheim über ein 20,7 Hektar großes Industrie- und Gewerbegebiet im Norden des Stadtteils.[8]


Alte Wüstungen


Im Gebiet des Ortes Rautheim sind ehemalige Wüstungen aufgegangen: die in der Weiheurkunde der Magnikirche Fritherikesroth (bei Mastbruch-Elmaussicht) und Reindageroth, sowie Wolfshagen (siehe Südstadt) erwähnt werden.

Reindageroth lag nach Bornstedt[4][5] etwa an der Helmstedter Straße gegenüber der Einmündung des Brodwegs oder im Nordteil der ehemaligen Roselieskaserne. Entstanden ist der Ort nach Bornstedt[4] um 800 und wird erstmals im Jahre 1007 in den Steterburger Annalen erwähnt. Der Ort hatte etwa 320 Morgen Ackerland, das auf 4–6 Kothöfe verteilt war.

In der Nähe des Schöppenstedter Turms lag die Wüstung Caunum, die zu Riddagshausen gehörte.[9]


Zugehörigkeit


Rautheim gehörte anders als seine Nachbarn Mascherode und Klein Schöppenstedt zunächst nicht zum Kloster oder Amt Riddagshausen,[9] sondern als herzogliches Dorf zum Ober-, Landgericht oder dem Gerichtsamt Salzdahlum. Nach Gäbler lag das daran, dass „die Grundherren, die Stifter St. Blasien und St. Cyriakus und das Kloster St. Aegidien in Braunschweig“ festhielten, „so dass Riddagshausen nur 12 Hufen und den Zehnten erwerben konnten.“[9] Während der französischen Besetzung gehörte es zum Departement der Oker, Untergliederung “Landkanton Braunschweig im Osten”. Nach Gründung des Herzogtums Braunschweig gehörte es zum Amt Riddagshausen, das 1832 mit dem Amt Vechelde und der Stadt Braunschweig zur Kreisdirektion Braunschweig zusammengefasst wurde. Es entstand der Landkreis Braunschweig, dem Rautheim als selbstständige Gemeinde angehörte. 1974 wurde Rautheim mit eigenem Ortsrat ein Ortsteil der Stadt Braunschweig. Nach Einführung der Stadtbezirke bildeten zunächst nur Rautheim und die Südstadt einen gemeinsamen Stadtbezirk, durch freiwilligen Zusammenschluss entstand 2001 der Stadtbezirk Südstadt-Rautheim-Mascherode.

Seit dem 1. Januar 2014 ist die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Rautheim in Braunschweig Teil der Ev.-luth. Propstei Braunschweig. Seit Juni 2014 gehört die Kirchengemeinde zum Pfarrverband Braunschweiger Süden.[10]


Bevölkerungsentwicklung


Die erste Einwohnerzahl stammt aus dem Jahr 1630: Damals lebten in Rautheim 45 männliche Einwohner. 1834 waren es gerade mal 49. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich die Einwohnerzahl bereits auf ungefähr 800 vervielfacht; einen Stand von 4.000 erreichte sie 1972 aufgrund der Kasernen Roselies und Heinrich-der-Löwe zwischen Rautheim und der Lindenbergsiedlung, die Familien von Soldaten anzogen. Vor Entstehung der Neubaugebiete Weststraße und Rautheim Süd-West Ende des 20. Jahrhunderts lag die Einwohnerzahl bei etwa 3.000, Tendenz steigend. Am 31. Dezember 2020 lag sie bei 3.658.[1]


Infrastruktur


Bildungseinrichtungen

Gesundheitswesen

Öffentliche Sicherheit

Dienstleistungen

Verkehrsanbindung


Wappen


Wappen von Rautheim
Wappen von Rautheim
Blasonierung: „Im blauen Schild die dachförmig (1:2;3) angeordneten goldenen Rauten über zwei goldenen Balken.“[11]

Das Kerngebiet des Braunschweiger Landes und des Landkreises Braunschweig, zu denen Rautheim einst als selbständige Gemeinde gehörte, hatte die Farben blau-gelb. Daher zieren diese jetzt das heutige Wappen. Das Wappen wurde von Arnold Rabbow in Zusammenarbeit mit dem damaligen Ortsheimatpfleger Hermann Buchheister entworfen und am 9. Mai 1980 vom Ortsrat bestätigt.

Wappenbegründung: Die Rauten deuten auf die niederdeutsche Bezeichnung „Rauten“ des Ortes hin, wobei die giebelartige Anordnung auf das „Heim der Rauten“ hindeutet. Der Ortsname wurde 1031 erstmals als „Ruotnun“ überliefert und steht für die Rodungstätigkeit in der Gründungszeit. Die beiden Balken im Wappenschild versinnbildlichen die historische Landwehr in Form eines doppelten Wallgrabens, der noch heute im Rautheimer Holze erhalten ist und früher als Schutzwall galt.

Der Germanist Herbert Blume hält dagegen die Übersetzung als „Raute“ für falsch. Der altdeutsche Namensteil "Ruot", "Rut" oder "Rot" beziehe sich eher auf einen baumbewachsenen Landstrich.[12] Das Etymologische Wörterbuch der Deutschen Sprache übersetzt "Rute", "Ruote" ebenfalls mit Stab, Stange und "retae" mit "Bäumen am Fluss".[13]



Commons: Rautheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Einwohner nach statistischen Bezirken. Stadt Braunschweig, 31. Dezember 2020, abgerufen am 23. Juni 2022.
  2. Neubaugebiet Rautheim-Heinrich der Löwe Kaserne (HDL). 6. März 2018, abgerufen am 7. März 2018.
  3. Rautheim Stadtteilporträt auf den Internetseiten der Stadt Braunschweig. Abgerufen am 27. September 2010.
  4. Wilhelm Bornstedt: Zur Urkunde von 1031: Die Gründe des Eingehens der 11. Pfarrdörfer von St. Magni und ihre Lage im heutigen Stadtbilde. Eine Siedlungsgeographie. In: Kirchenvorstand zu Magni: St. Magni 1031–1981. Braunschweig 1981.
  5. Wilhelm Bornstedt: Aus der Geschichte von Rautheim an der Wabe. Rautheim 1977.
  6. Friedrich Knoll und Richard Bode: Herzogtum Braunschweig: Ein Handbuch der gesamten Landeskunde. Verlag von Helmut Wollermann, Braunschweig 1891.
  7. K.-H. C. Standke: Frühe Industrialisierung und Genomforschung in der Region Braunschweig. in: Braunschweiger Kalender 2002.
  8. Gewerbegebiet “Rautheim Nord” (Memento des Originals vom 13. März 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.technopark-bs.de. Das Gewerbegebiet Rautheim in Zahlen und Fakten auf der Internetseite der Braunschweig Zukunft GmbH. Abgerufen am 28. September 2010.
  9. Ernst Gäbler: Das Amt Riddagshausen in Braunschweig. 1928.
  10. Kirchengemeinde St. Markus: Pfarrverband Braunschweiger Süden
  11. Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Braunschweiger Zeitungsverlag, Meyer Verlag, Braunschweig 2003, ISBN 3-926701-59-5, S. 24.
  12. Herbert Blume, Rautheim, Rennelberg, Rüningen: Drei Braunschweiger Ortsnamen In: FS Hubertus Menke S. 89–100, 2001
  13. Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache S. 779



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