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Oberzeuzheim ist ein Stadtteil von Hadamar im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg.

Oberzeuzheim
Stadt Hadamar
Höhe: 203 (180–380) m ü. NHN
Fläche: 6,61 km²[1]
Einwohner: 1280 (1. Jan. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 194 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 65589
Vorwahl: 06433
Luftbild des Orts aus Richtung Osten
Luftbild des Orts aus Richtung Osten
Luftbild des Orts aus Richtung Osten

Geografische Lage


Der Ort liegt im Nordwesten des Limburger Beckens am Südrand des Westerwaldes. Westlich des Ortskerns wird Oberzeuzheim von der Bundesstraße 54 durchschnitten. Weiter westlich, außerhalb des Orts, fließt der Elbbach in weiten Schleifen von Norden nach Süden. Südlich von Oberzeuzheim fließt der deutlich kleinere Oderbach nach Westen. Nordöstlich des Orts erhebt sich das Heidenhäuschen 398 Meter hoch. Der Gipfel liegt jedoch auf dem Gebiet des Nachbarorts Hangenmeilingen. Der Ort selbst erstreckt sich über eine Höhe von 190 bis 220 Meter Höhe.

Die Oberzeuzheimer Gemarkung ist grob dreieckig geformt, mit der Spitze nach Süden. Im Nordosten grenzt sie an die Gemarkung des Dornburger Ortsteils Thalheim, darauf folgend im Uhrzeigersinn an die Elbtaler Ortsteile Heuchelheim und Hangenmeilingen sowie den Waldbrunner Ortsteil Ellar. Im Osten und Südosten folgen die Hadamarer Stadtteile Steinbach, Oberweyer, Niederweyer, im Südwesten die Kernstadt Hadamar und im Westen das ebenfalls zu Hadamar gehörende Niederzeuzheim. Das Gelände fällt nach Süden hin zu einem Bachlauf auf bis zu 170 Meter ab. Darauf folgt nach Norden eine vergleichsweise ebene Geländestufe, auf der ein Großteil Oberzeuzheims, darunter der alte Dorfkern, liegen. Nach Nordwesten fällt die Geländestufe zum dort deutlich eingeschnittenen Elbtal stark ab, während sie nach Nordwesten in Richtung des Heidenhäuschens, das knapp außerhalb der Oberzeuzheimer Gemarkung liegt, allmählich ansteigt. Die Gemarkung besteht mehrheitlich aus Landwirtschaftsfläche, ein deutlich kleinerer Teil im Norden und Nordosten ist vom Wald um das Heidenhäuschen bedeckt, bei dem es sich größtenteils um ein Naturschutzgebiet handelt. Im Nordwesten befindet sich die Aue des Elbbachs.


Geschichte


Wallfahrtsstätte Sieben Schmerzen – Sieben Wunden
Wallfahrtsstätte "Sieben Schmerzen – Sieben Wunden"
Brunnengrotte der Wallfahrtsstätte
Brunnengrotte der Wallfahrtsstätte

Chronik


Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Oberzeuzheim erfolgte unter dem Namen Zubetesheim in einer Urkunde des Reichsklosters Fulda uns wird in die Zeit 780–802 datiert.[2] Einer im Wald nördlich des Dorfes gelegenen Quelle wurden Heilkräfte zugesprochen, was sie zum Ziel von Wallfahrten machte. Zuerst betrieben die Zisterzienser der Abtei Marienstatt im 14. Jahrhundert Wallfahrten zu der Quelle. Sie ließen einen Bildstock für die Mutter Gottes über der Quelle errichten. Im Jahr 1885 ließen Angehörige des Priesters Ferdinand Heep sieben Bildstöcke vor der inzwischen als „Sieben Schmerzen – Sieben Wunden“ bekannten Quelle errichten. 1919 übernahmen die Franziskaner (OFM), die zu dieser Zeit auch die Seelsorge in Oberzeuzheim aufnahmen, die Betreuung der Wallfahrtsstätte. 1969 leiteten sie auch die Neugestaltung der Anlage. Dabei wurden die heute noch vorhandenen sechs Bildstöcke (gestaltet von dem Diezer Künstler Ernst Thrun) und die Kanzel auf dem oberen Plateau der Stätte errichtet. 1981 bekam die Quelle eine neue Einfassung mit einer Mariengrotte. 1988 wurde der untere Teil der Anlage um die Quelle saniert.

Hinweise auf eine Wassermühle am Elbbach finden sich bereits aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. So geschah im Jahr 1689 im Wald bei Obertiefenbach der Mord an dem Müllergesellen „Hirse-Fritz“, der von einer Hirsemühle kam.[3]


Gebietsreform


Zum 31. Dezember 1971 wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständige Gemeinde Oberzeuzheim in die neugebildete Stadt Hadamar eingegliedert. Die ehemalig selbständigen Gemeinden Hadamar, Niederweyer, Niederzeuzheim, Oberweyer, Oberzeuzheim und Steinbach bildeten die neue Stadtgemeinde Hadamar. Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Hadamar.[4] Für diese ehemaligen Gemeinden wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]


Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick


Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Oberzeuzheim lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][6]


Einwohnerentwicklung



Einwohnerzahlen

Oberzeuzheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
 
473
1840
 
504
1846
 
608
1852
 
650
1858
 
680
1864
 
657
1871
 
679
1875
 
694
1885
 
694
1895
 
670
1905
 
651
1910
 
673
1925
 
724
1939
 
695
1946
 
876
1950
 
899
1956
 
935
1961
 
1.021
1967
 
1.054
1970
 
1.107
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
1.125
2019
 
1.280
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; Gemeinde Hadamar[1]; Zensus 2011[7]

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Oberzeuzheim 1125 Einwohner. Darunter waren 36 (3,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 213 Einwohner unter 18 Jahren, 438 zwischen 18 und 49, 252 zwischen 50 und 64 und 222 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 474 Haushalten. Davon waren 114 Singlehaushalte, 141 Paare ohne Kinder und 147 Paare mit Kindern, sowie 54 Alleinerziehende und 15 Wohngemeinschaften. In 99 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 321 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]


Religionszugehörigkeit

 1885:009 evangelische (= 1,30 %), 685 katholische (= 98,70 %) Einwohner[2]
 1961:115 evangelische (= 11,26 %), 900 katholische (= 88,15 %) Einwohner[2]

Sehenswürdigkeiten und Kultur



Vereine


Oberzeuzheim verfügt über 14 Vereine, darunter die Musikkameraden, ein Musikverein, der Sportverein, der Schützenverein, die Chorvereinigung, den Tischtennisverein sowie die im Jahr 1929 gegründete Freiwillige Feuerwehr Oberzeuzheim e.V. mit ihrer Jugendfeuerwehr (gegründet am 1. September 1975) und ihrer seit 1970 bestehenden Musikabteilung "Musikkameraden Oberzeuzheim".


Bauwerke



Ehemalige katholische Kirche

Heutiger Eingangsbereich der alten Kirche
Heutiger Eingangsbereich der alten Kirche
Apsis und Turm der alten Kirche von außen
Apsis und Turm der alten Kirche von außen

Nach dem Kirchenneubau 1957 wurde das alte Gebäude im Ortskern zum Feuerwehrhaus umgewandelt. Heute wird die einstige Kirche von anderen Vereinen verwendet und ist kaum noch in ihrer ursprünglichen Nutzung zu erkennen. Der älteste Teil des Bruchsteingebäudes geht auf das 17. Jahrhundert zurück und wurde 1922 erheblich umgebaut.


Schule

Grundschule
Grundschule

Das Backsteingebäude entstand 1876 als Volksschule. Segmentbögen über den Fenstern und Staffelfenster im Dachgeschoss schmücken den Bau. Der Natursteinsockel ist heute größtenteils vom nachträglich erhöhten Bodenniveau des Hofs verdeckt. Adresse: Siegener Straße 5


Maria-Hilf-Kapelle

Bildstock Maria Hilf
Bildstock Maria Hilf

Dieser besonders große Bildstock ist nordwestlich des Orts auf einer weithin sichtbaren Kuppe angelegt. Stifterin war laut einer Tafel 1757 die Familie May der benachbarten Hirsenmühle. Das Bruchsteinmauerwerk ist verputzt, die Haube in aufwändiger, geschweifter Form ausgeführt. Die Kreuzgruppe in der kleinen Bildkammer dürfte noch aus der Bauzeit stammen. Ursprünglich war der Bildstock von sieben Linden umstanden, von denen heute nur noch vier vorhanden sind.

Verschiedene Legenden ranken sich um die Wallfahrtsstätte. So soll der Müller Johann May sie ursprünglich als Dank dafür errichtet haben, dass er in einer nebligen Nacht den Nachhauseweg gefunden hatte. Ein Bauer aus Salz, der später in den Besitz des Bildstocks kam, soll einige der Bäume gefällt haben und zur Strafe beim Abtransport der Holzes tödlich verunglückt sein. Darüber hinaus ist von Wunderheilungen nach Gebeten an der Wallfahrtsstätte die Rede. Unter anderem soll eine gelähmte Frau aus Heuchelheim geheilt worden sein. Darauf seien ihre Krücken in einer Nische des Bildstocks aufbewahrt worden. Während des Zweiten Weltkriegs soll der Bildstock mutwillig beschädigt worden sein, wobei die Krücken zerstört wurden.


Friedensstraße 2

Ehemalige Scheune in der Friedensstraße
Ehemalige Scheune in der Friedensstraße

Die ehemalige Scheune aus dem 18. Jahrhundert sticht durch ihr besonders ebenmäßiges Fachwerk und die sehr große Dachfläche hervor. Es handelt sich um eine der letzten erhaltenen historischen Scheunen im Ort. Durch An- und Umbauten seit den 1980er Jahren wurde die Raumwirkung des Gebäudes stark verändert.


Kirchgasse 15

Kirchgasse 15
Kirchgasse 15

Das Fachwerk war ursprünglich sehr reich gestaltet und der Ern besonders hervorgehoben. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden viele Details des Fachwerks zerstört. Dennoch handelt es sich auch heute noch um ein herausragendes Fachwerkhaus von Oberzeuzheim.


Kirchgasse 17

Kirchgasse 17
Kirchgasse 17

Das reiche Fachwerk dieses Hauses vom Anfang des 19. Jahrhunderts ist ebenfalls durch Umbauarbeiten stark zerstört und heute insgesamt verdeckt. Durch das besonders hohe Krüppelwalmdach, die Position an der einstmals zentralen Straßenkurve des Orts und ein großes Kruzifix aus Lindenholz an der Hausecke bleibt es weiterhin markant.


Kirchgasse 22

Kirchgasse 22
Kirchgasse 22

Der langgezogene Bau entstand um 1880 herum und zeigt im Obergeschoss noch sehr schlichtes, gleichförmiges Fachwerk mit etwas Schnitzwerk an den Ecken.


Mittelstraße 4

Mittelstraße 4
Mittelstraße 4

Das kleine Wohnhaus aus dem späten 18. Jahrhundert lässt Fachwerk mit einem hervorstechenden Profilband über dem Erdgeschoss und eine reich gestaltete Oberlichttür aus dem Biedermeier erkennen.


Mittelstraße 6

Im Obergeschoss des Hauses aus dem 18. Jahrhundert zeigt sich eine zweizonige Fachwerkkonstruktion. Deutlich hebt sich eine Erweiterung des 19. Jahrhunderts mit sehr stark vereinfachten Fachwerkformen ab.


Mittelstraße 9

Das Wohnhaus dieses Gehöfts ist das wertvollste Fachwerkhaus des Orts. Es stammt aus dem 18. Jahrhundert. Um 1900 herum wurde es zwar mit der gesamten Hofreite modernisiert, hat aber trotzdem einen Großteil des schmuckreichen, äußerst exakt angelegten, dreizonigen Fachwerks im Obergeschoss behalten. Auch die Scheune zeigt noch eine klare Fachwerkstruktur, deren Gefache mit Backsteinen gefüllt sind. Das an die Scheune angeschlossene ehemaligen Stallgebäude ist durch ein Zahnfries an der Traufe und hervorgehobene Giebelkanten geschmückt.


Siegener Straße 7

Siegener Straße 7
Siegener Straße 7

Am Obergeschoss dieses Gebäudes ist ein schlichtes Fachwerk erhalten. Augenfällig ist die deutlich über dem Straßenniveau liegende Oberlichttür mit vorgelagerter Treppe.


Infrastruktur


Seit dem Jahr 1929 sorgt die Freiwillige Feuerwehr Oberzeuzheim (seit 1. September 1975 mit Jugendfeuerwehr) für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe in diesem Ort.


Söhne und Töchter des Ortes



Literatur




Commons: Oberzeuzheim – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. Zahlen, Daten, Fakten – Einwohnerzahlen (Haupt- und Nebenwohnsitze). In: Webauftritt. Stadt Hadamar, abgerufen am 18. Oktober 2020.
  2. Oberzeuzheim, Landkreis Limburg-Weilburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Franz-Josef Sehr: Wo vor 333 Jahren der Hirse-Fritz ermordet wurde – Wegelagerer schlugen den Müllergesellen im Heckweger Wald nieder und raubten ihn aus. Hrsg.: Nassauische Neue Presse. Limburg 21. Oktober 2020.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 369.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 120 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Hadamar, abgerufen im Januar 2022.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  7. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 20 und 58;.



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