Mornshausen (bis zur Eingemeindung Mornshausen an der Salzböde, kurz Mornshausen a. S., mundartlich Mornshause) ist ein Stadtteil von Gladenbach im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Mornshausen
Stadt Gladenbach
Das Wappen der früheren Gemeinde Mornshausen50.7547222222228.5980555555556228
Mornshausen grenzt südöstlich an die Kernstadt Gladenbach, baulich mit ihr nahezu zusammengewachsen. Der Stadtteil liegt am nördlichen linken Ufer der Salzböde im Gladenbacher Bergland und damit im Naturpark Lahn-Dill-Bergland. Von der Gemarkungsfläche sind 239 Hektar bewaldet (Stand: 1961). Die höchste Erhebung ist im Süden der 448 Meter hohe bewaldete Dreisberg.
Panorama von Südwest (ganz links Gladenbach)
Ortsname
Vor der Eingemeindung in die Stadt Gladenbach hieß Mornshausen amtlich Mornshausen an der Salzböde oder kurz Mornshausen a. S. zur Unterscheidung von dem im selben Kreisgebiet gelegenen Mornshausen a. D. Neben der amtlichen existierten einige weitere Schreibweisen, wie Mornshausen/Salzböde oder Mornshausen (Salzböde). Die Schreibweisen mit Namenszusatz sind heute noch gelegentlich gebräuchlich.
Geschichte
Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Mornshausen erfolgte unter dem Namen Moroldeshusen im Jahr 1237.[1]
Im Mittelalter wurde in der Gemarkung Silberbergbau betrieben, es entstand auch eine Schmelzhütte. Es sind bis heute noch mehrere Mühlen nachweisbar bzw. erhalten. Im Jahr 1924 wurde der bestehende Steinbruch erweitert.[3]
In der Nähe von Mornshausen fand 1822 der Postraub in der Subach statt, der durch die Verfilmung Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach bekannt wurde.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Mornshausen:
„Mornshausen an der Salzböthe (L. Bez. Gladenbach) evangel. Filialdorf; liegt 1⁄4 St. von Gladenbach, und ist ein armes Dorf mit 68 Häusern und 415 evangelischen Einwohnern. Man findet 4 Mahlmühlen mit welchen 2 Oelmühlen verbunden sind. In der Nähe ist ein salziges Wasser entdeckt worden, worauf sich auch wahrscheinlich der Name Salzböthe, an welchem Bach der Ort liegt, bezieht.“[4]
Seit der Gebietsreform
Zum 1. Juli 1974 erfolgte im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch Landesgesetz der Zusammenschluss der Stadt Gladenbach mit den Gemeinden Bellnhausen, Diedenshausen, Erdhausen, Friebertshausen, Frohnhausen b. Gladenbach, Kehlnbach, Mornshausen a. S., Rachelshausen, Römershausen, Rüchenbach, Sinkershausen, Weidenhausen und Weitershausen zu heutigen Stadt Gladenbach.[5][6] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden und die Kernstadt Gladenbach wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]
In Mornshausen gab es bis 2001 eine Haltestelle der Aar-Salzböde-Bahn. Seit 2006 wurden die Gleisanlagen demontiert.
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Mornshausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8][9]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Blankenstein, Untergericht Gladenbach
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Blankenstein, Untergericht Gladenbach[10]
1604–1648: strittig zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt (Hessenkrieg)
ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Blankenstein
ab 1627: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Blankenstein, Untergericht Gladenbach[11][12]
ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Amt Blankenstein, Land- und Rügengericht[13]
ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Blankenstein
ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach (Trennung von Justiz (Landgericht Gladenbach) und Verwaltung)
ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (übergangsweise Hinterlandkreis)[12]
ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
ab 1933: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Landkreis Biedenkopf
ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Biedenkopf
am 1. Juli 1974 wurde Bellnhausen der neu gebildeten Stadtgemeinde Gladenbach als Stadtteil eingegliedert.
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Die Rechtsprechung gibt 1821 im Rahmen der Trennung von Justiz und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte über. „Landgericht Gladenbach“ war daher von 1821 bis zur Abtretung an Preußen 1866 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Gladenbach. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Nach der Abtretung des Kreises Biedenkopf an Preußen infolge des Friedensvertrags vom 3. September 1866 zwischen dem Großherzogtum Hessen und dem Königreich Preußen wurde der Landgerichtsbezirk Gladenbach preußisch.[14] Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung im vormaligen Herzogtum Nassau und den vormals zum Großherzogtum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[15] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Landgerichts in Amtsgericht Gladenbach. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Dillenburg und das Appellationsgericht Wiesbaden.[16]
Vom 1. Oktober 1944[17] bis 1. Januar 1949[18] gehörte das Amtsgericht Gladenbach zum Landgerichtsbezirk Limburg, danach aber wieder zum Landgerichtsbezirk Marburg. Am 1. Juli 1968 erfolgte die Aufhebung des Amtsgerichts Gladenbach[19], welches fortan nur noch als Zweigstelle des Amtsgerichts Biedenkopf fungierte.[20] Am 1. November 2003 wurde diese Zweigstelle schließlich aufgelöst.[21]
Einwohnerentwicklung
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Mornshausen 1356 Einwohner. Darunter waren 66 (= 4,7%) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 210 Einwohner unter 18 Jahren, 452 zwischen 18 und 49, 300 zwischen 50 und 64 und 294 Einwohner waren älter.[22]
Die Einwohner lebten in 567 Haushalten. Davon waren 147 Singlehaushalte, 165 Paare ohne Kinder und 180 Paare mit Kindern, sowie 57 Alleinerziehende und 15 Wohngemeinschaften. In 18 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 72 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[22]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS:[1]; Ab 2000 Stadt Gladenbach (webarchiv)[25]; Zensus 2011[22]
0489 evangelische, ein katholischer und ein anderer Christ
•1961:
1077 evangelische (= 86,51%), 163römisch-katholische (= 13,09%) Einwohner
Erwerbstätigkeit
•1961:
Erwerbspersonen: 141Land- und Forstwirtschaft, 321produzierendes Gewerbe, 70Handel und Verkehr, 60Dienstleistungen und sonstiges.[1]
Politik
Wappen und Flagge
Hiss- und Bannerflagge
Am 25. Mai 1964 genehmigte der Hessische Minister des Innern das Wappen mit folgender Beschreibung:
Wappen von Mornshausen an der Salzböde
Blasonierung: „In Schwarz auf silbernem Dach (als Schildfuß) ein achteckiger rot befensterter von Kreuz und Hahn bekrönter silberner Dachreiter, zwischen je einem goldenen Eichenblatt mit Eichel.“[26]
Die nichtamtliche Dorfflagge ist zweigeteilt in Gold und Schwarz; das Wappen ist in der Mitte aufgelegt.
Infrastruktur
Wanderweg
In Mornshausen beginnt ein Wanderweg entlang der historischen Postkutschenroute.[27]
Bildung
In Mornshausen gibt es eine Grundschule, ein Bürgerhaus und einen evangelischen Kindergarten.
Verkehr
Die Landesstraße L 3048 führt im Salzbödetal von der Kernstadt durch Mornshausen weiter nach Lohra. In der Ortsmitte zweigt die Kreisstraße K115 von der L3048 nach Norden ab und führt nach Rüchenbach. Die RMV-Buslinie 383 verbindet Mornshausen mit Marburg und Bad Endbach.
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Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.350–351.
Hauptsatzung.(PDF;172kB)§5.In:Webauftritt.Stadt Gladenmbach,abgerufen im Juli 2021.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
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Wilhelm von der Nahmer:Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins: vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.7 (Online bei google books).
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.27ff., §40 Punkt 6c) (google books).
Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim vom 26. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1094–1103)
Erlaß zur Änderung von Oberlandesgerichtsbezirken vom 20. Juli 1944 (RGBl. I S. 163)
Betrifft: Gerichtsorganisation (Änderung von Landgerichtsbezirken) vom 14.Dezember 1948. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1948 Nr.52, S.563, Punkt 728 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 3,4MB]).
Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12.Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr.4, S.41–44, Artikel 1, Abs. 6 b) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 298kB]).
Betrifft: Gerichtsorganisation (Errichtung von Zweigstellen der Amtsgerichte) vom 1.Juli 1964. In: Der Hessische Minister Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1968 Nr.28, S.1037, Punkt 777: §1 Abs. 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 2,8MB]).
Dritte Verordnung zur Anpassung gerichtsorganisatorischer Regelungen (Ändert GVBl. II 210–33; GVBl. II 210–86) vom 10.Oktober 2003. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2003 Nr.16, S.291, Artikel 1, Abs. 3) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 531kB]).
bezieht sich auf Anordnung über die Errichtung und Zuständigkeit von gerichtliche Zweigstellen (Ändert GVBl. II 210-33) vom 24.Mai 1974. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr.18, S.539 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 1,6MB]).
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