Erdhausen von Südosten. In der linken Bildhälfte beginnt ein fließender Übergang in den Gladenbacher Ortsteil Weidenhausen
Erdhausen von Südosten. In der linken Bildhälfte beginnt ein fließender Übergang in den Gladenbacher Ortsteil Weidenhausen
Geographische Lage
Das Straßendorf Erdhausen liegt südlich der Salzböde und rund einen Kilometer südwestlich der Kernstadt Gladenbach im Gladenbacher Bergland und damit im Naturpark Lahn-Dill-Bergland. Die Gemarkung Erdhausen hatte im Jahr 1961 eine Fläche von 573 Hektar, davon waren 246 Hektar bewaldet. Die höchste Erhebung der Gemarkung ist im Süden die 454 Meter hohe bewaldete Koppe, auf der sich ein Aussichtsturm befindet.
Geschichte
Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Erdhausen erfolgte unter dem Namen Erthusen im Jahr 1324.[1]
Bereits im Jahr 1261 war eine Mühle in der heutigen Ortslage nachweisbar.[3] Im Jahre 1809 wurde die neue Schule bezogen.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Erdhausen:
„Erdhausen (L. Bez. Gladenbach) evangel. Filialdorf; liegt 1⁄2 St. von Gladenbach an der von Biedenkopf nach Giessen führenden Chaussee, hat 51 Häuser und 288 evangelische Einwohner. Man findet 6 Mahlmühlen mit welchen 5 Oelmühlen verbunden sind und in der Gemarkung, Blankenstein gegenüber, die spärlichen Ruinen der Burg Neuenoder Naumburg, die von Berthold von Blankenstein zu Ende des 13. Jahrhunderts errichtet worden war. Früher wurde etwas Fahlerz bei Erdhausen erschürft.“[4]
Gebietsreform
Zum 1. Juli 1974 erfolgte im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch Landesgesetz der Zusammenschluss der Stadt Gladenbach mit den Gemeinden Bellnhausen, Diedenshausen, Erdhausen, Friebertshausen, Frohnhausen b. Gladenbach, Kehlnbach, Mornshausen a. S., Rachelshausen, Römershausen, Rüchenbach, Sinkershausen, Weidenhausen und Weitershausen zu heutigen Stadt Gladenbach.[5][6] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden und die Kernstadt Gladenbach wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]
Historische Ortsnamen
In erhaltenen Urkunden wurde Erdhausen unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (jeweils mit dem Jahr der Erwähnung):[1]
Die folgende Liste zeigt die Territorien, in denen Erdhausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8][9]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Blankenstein, Untergericht Gladenbach
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Blankenstein, Untergericht Gladenbach[10]
1604–1648: strittig zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt (Hessenkrieg)
ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Blankenstein
ab 1627: Heiliges Römisches Reich (bis 1806), Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Blankenstein, Untergericht Gladenbach[11][12]
ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Amt Blankenstein, Land- und Rügengericht[13]
ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Blankenstein
ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach (Trennung von Justiz (Landgericht Gladenbach) und Verwaltung)
ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (übergangsweise Hinterlandkreis)[12]
ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
ab 1933: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Landkreis Biedenkopf
ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
am 1. Juli 1974 wurde Erdhausender neu gebildeten Stadtgemeinde Gladenbach als Stadtteil eingegliedert.
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Erdhäuser Chorturm, Rest der abgebrochenen hochmittelalterlichen ev. Kirche in der Ortsmitte an der Kreuzung Turmstraße, Herborner Straße und SchneebergstraßeNeue ev. Kirche
Gerichte seit 1821
Die Rechtsprechung ging im Jahr 1821 im Rahmen der Trennung von Justiz und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte über. Landgericht Gladenbach war von 1821 bis zur Abtretung an Preußen im Jahr 1866 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Gladenbach. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Nach der Abtretung des Kreises Biedenkopf an Preußen infolge des Friedensvertrags vom 3. September 1866 zwischen dem Großherzogtum Hessen und dem Königreich Preußen wurde der Landgerichtsbezirk Gladenbach preußisch.[14] Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung im vormaligen Herzogtum Nassau und den vormals zum Großherzogtum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden wurden aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt.[15] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Landgerichts in Amtsgericht Gladenbach. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Dillenburg und das Appellationsgericht Wiesbaden.[16]
Vom 1. Oktober 1944[17] bis 1. Januar 1949[18] gehörte das Amtsgericht Gladenbach zum Landgerichtsbezirk Limburg, danach aber wieder zum Landgerichtsbezirk Marburg. Am 1. Juli 1968 erfolgte die Aufhebung des Amtsgerichts Gladenbach[19], das fortan als Zweigstelle des Amtsgerichts Biedenkopf fungierte.[20] Am 1. November 2003 wurde diese Zweigstelle aufgelöst.[21]
Einwohnerentwicklung
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Erdhausen 1185 Einwohner. Darunter waren 51 (= 4,3%) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 198 Einwohner unter 18 Jahren, 528 zwischen 18 und 49, 249 zwischen 50 und 65, 207 Einwohner waren älter.[22]
Die Einwohner lebten in 516 Haushalten. Davon waren 156 Singlehaushalte, 159 Paare ohne Kinder und 159 Paare mit Kindern, sowie 39 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 102 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 363 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[22]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Ab 2000 Stadt Gladenbach webarchiv[25]; Zensus 2011[22]
788 evangelische (89,55%), 86römisch-katholische (9,77%) Einwohner
Erwerbstätigkeit
•1961:
105 Erwerbspersonen in der Land- und Forstwirtschaft, 237 im produzierenden Gewerbe, 57 in Handel und Verkehr, 34 bei Dienstleistungen und Sonstigem.[1]
Religion
Am 31. Mai 1964 wurde die oberhalb des Friedhofes neu errichtete evangelische Kirche eingeweiht. Von der alten Kirche steht nur noch der wuchtige Turm im Dorfkern.[26] Das alte Kirchenschiff musste 1967 als Verkehrshindernis dem Ausbau der Bundesstraße weichen, die damals noch durch die Ortsmitte führte. Sie ging auf eine romanische Wehrkirche des 13. Jahrhunderts zurück.
Wappen
Am 3. Januar 1964 wurde der Gemeinde Erdhausen im damaligen Landkreis Biedenkopf, Regierungsbezirk Wiesbaden, ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: „In Gold über einer unterhalben roten Rosette ein mit vierblättriger weißer Blüte belegtes rotes Herz.“[27]
Verkehr
Die Bundesstraße 255 führt als Ortsumfahrung zwischen dem Ortskern und den nördlichen Neubaugebieten hindurch. Sie verbindet Erdhausen auf der Strecke Marburg–Herborn mit der Kernstadt Gladenbach und dem Nachbarort Weidenhausen. In Ortslage zweigt die Kreisstraße K51 von der Bundesstraße nach Süden ab, führt als Turmstraße und Schneebergstraße durch den Ortskern und weiter nach Rodenhausen.
In Erdhausen gab es bis 2001 eine Haltestelle der Aar-Salzböde-Bahn. Inzwischen wurden die Gleisanlagen demontiert.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
Ludwig Schneider (1898–1978), deutscher Politiker, Vizepräsident des Deutschen Bundestages
Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S.63 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12.März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr.9, S.154, §21 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 3,0MB]).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.350–351.
Hauptsatzung.(PDF;172kB)§5.In:Webauftritt.Stadt Gladenmbach,abgerufen im Juli 2021.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G.Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Wilhelm von der Nahmer:Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins: vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.7 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G.Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.27ff., §40 Punkt 6c) (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim vom 26. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1094–1103)
Erlaß zur Änderung von Oberlandesgerichtsbezirken vom 20. Juli 1944 (RGBl. I S. 163)
Betrifft: Gerichtsorganisation (Änderung von Landgerichtsbezirken) vom 14.Dezember 1948. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1948 Nr.52, S.563, Punkt 728 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 3,4MB]).
Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12.Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr.4, S.41–44, Artikel 1, Abs. 6 b) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 298kB]).
Betrifft: Gerichtsorganisation (Errichtung von Zweigstellen der Amtsgerichte) vom 1.Juli 1964. In: Der Hessische Minister Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1968 Nr.28, S.1037, Punkt 777: §1 Abs. 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 2,8MB]).
Dritte Verordnung zur Anpassung gerichtsorganisatorischer Regelungen (Ändert GVBl. II 210–33; GVBl. II 210–86) vom 10.Oktober 2003. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2003 Nr.16, S.291, Artikel 1, Abs. 3) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 531kB]).
bezieht sich auf Anordnung über die Errichtung und Zuständigkeit von gerichtliche Zweigstellen (Ändert GVBl. II 210-33) vom 24.Mai 1974. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr.18, S.539 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 1,6MB]).
Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Erdhausen, Landkreis Biedenkopf, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 3.Januar 1964. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1964 Nr.4, S.118, Punkt 90 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 4,7MB]).
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