Blick auf Martinhagen vom östlich gelegenen Schauenburger Burgberg
Blick auf Martinhagen vom östlich gelegenen Schauenburger Burgberg
Geografische Lage
Martinhagen liegt im Naturpark Habichtswald in Nordhessen, etwa 19km südwestlich von Kassel und 10km südöstlich von Wolfhagen. Durch Martinhagen verlief bis Juli 2010 die Bundesstraße520, die wegen der parallel am Dorf vorbeilaufenden Bundesautobahn44 zur Landesstraße3215 herabgestuft wurde.
Geschichte
Die Dorfkirche
Martinhagen wird erstmals im Jahre 1082 als (villam noviter cultam que dicitur) Meribodonhago urkundlich erwähnt,[1] als eine Adelheid die Siedlung dem Kloster Hasungen schenkte. In erhaltenen Urkunden späterer Zeit wurde der Ort unter folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]Meribodehago (1082), Merbodenhayn (1464), Merbenhain (1470), Mormelnhagen (1505) und Merdenhagen (1585).
Entstanden ist das Dorf wahrscheinlich durch eine Rodung an der Korbacher Straße, die Teil einer wichtigen Handelsstraße war. Im Jahr 1470 kam der Großenhof im Zuge einer Grenzbereinigung von der Vogtei Hasungen an die Landgrafschaft Hessen. Ab 1534 gehörte der Ort zum Amt Baune, später dann zum Amtsgericht Zierenberg und seit dem 19.Jahrhundert zum Kreis Wolfhagen.[3]
Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen war Martinhagen vom 31.Dezember 1971 bis zum 31.Juli 1972 zunächst ein Ortsteil der Gemeinde Hoof und wurde am 1.August 1972 ein Ortsteil der Gemeinde Schauenburg.[4]
Großenhof
Gedenktafel zum Zusammenschluss der beiden Gemeinden an der Korbacher Straße
Der sogenannte Großenhof[5] wurde 1470 erstmals urkundlich erwähnt; er gehörte denen von Dalwigk als hessisches Lehen.[6] Im Jahr 1534 fiel der „Große Hof“ im Rahmen einer Nutzungsteilung in den Besitz der Schaumburgischen Linie derer von Dalwigk. Ursprünglich handelte es sich um ein einzelnes Gehöft, später um eine kleine Landgemeinde im Landkreis Kassel.[7]
Am 1.April 1896 schied Großenhof aus dem Landkreis Kassel aus und wurde mit Martinhagen im Landkreis Wolfhagen zusammengeschlossen. Großenhof entsprach um 1900 dem östlichen Drittel der vergrößerten Gemeinde Martinhagen. Zur 100-Jahr-Feier im Jahr 1996 wurden zwei Gedenksteine an der alten Grenzlinie, einer in der Korbacher, der andere in der Zierenberger Straße aufgestellt.
Sandsteinkoloss von Martinhagen
Ein riesiger Sandsteinblock mit über sechs Meter Länge und rund zwei Meter Querschnitt im Quadrat erregte im Jahr 1770 die Aufmerksamkeit des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel. Erzählungen aus Martinhagen und Balhorn zufolge stammt der große Block aus den Balhorner Sandsteinbrüchen und war ursprünglich für den gerade im Bau befindlichen Herkules in Kassel gedacht.
Verschiedene Pläne, den Block nach Kassel zu schaffen, scheiterten aufgrund der damals schlechten Straßen- und Transportverhältnisse. Ein Heben des Steines war nicht möglich, da er auf einer Wiese in einer tiefen Talsohle vermutlich zwischen 1709 und 1710 vom Transportschlitten abgerutscht war. Die Wiese, auf der der Stein lag, war von 1710 bis 1820 steuerfrei. 1867 wurde der Steinblock versteigert. Der Käufer, ein Bürger aus Martinhagen, zerschlug ihn und verkaufte die Steine zum Bau eines Eisenbahndepots nach Kassel.
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Martinhagen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8]
1446: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Kassel, Vogtei Hasungen
1534–1806 Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Bauna (ab 1804 Amt Wilhelmshöhe)
ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Wilhelmshöhe
ab 1807: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Zwehren
ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen[10]
ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Kreis Wolfhagen
ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Martinhagen 1308 Einwohner. Darunter waren 30 (2,3%) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 216 Einwohner unter 18 Jahren, 416 zwischen 18 und 49, 321 zwischen 50 und 64 und 258 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 585 Haushalten. Davon waren 162 Singlehaushalte, 204 Paare ohne Kinder und 162 Paare mit Kindern, sowie 48 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 108 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 393 Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]
41 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
Martinhagen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011
Jahr
Einwohner
1834
620
1840
652
1846
649
1852
621
1858
581
1864
608
1871
629
1875
645
1885
632
1895
599
1905
566
1910
566
1925
603
1939
613
1946
952
1950
916
1956
808
1961
776
1967
868
1970
1.005
1980
?
1990
?
2000
?
2011
1.308
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[11]
Der MartinsteinDie 2009 gebaute GrillhütteDas Wassertretbecken
In der Ortsmitte steht die evangelische Dorfkirche, das älteste Gebäude im Ort. Der Kirchturm diente in früheren Zeiten als Wehrturm mit Schießscharten und Pechnasen.
Direkt neben der Kirche liegt der Martinstein, ein großer Basaltphonolithkegel, das Wahrzeichen Martinhagens.
Martinhagen verfügt über eine gepflegte Freizeitanlage mit See (dem „Martinsweiher“), einem Kinderspielplatz, einem Wassertretbecken und einer Grillhütte.
Unmittelbar neben dem (Sand)-Steinbruch im Hegeholz (Waldgebiet) steht die Hubertushütte, die nach einer Brandstiftung im Jahr 2005 neu aufgebaut wurde. Neben der Hütte befinden sich ein Grillplatz, der in einer Art Holzfort gebaut wurde, sowie ein Zeltplatz, der häufig von Pfadfinder- und Wandergruppen genutzt wird.
Am Sportplatz befindet sich ein Multifunktionsplatz, auf dem sich momentan ein Skatepark befindet und der als Festplatz (unter anderen für die alle zwei Jahre stattfindende Zeltkirmes im September) dient.
Wirtschaft und Infrastruktur
Im Ort gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus mit Bücherei, Sporthalle und Schützenhaus.
Der Kindergarten „Panama“ im Ort besteht aus zwei Gruppen.
Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) stellt mit der Buslinie 52 den öffentlichen Personennahverkehr sicher.
Literatur
Erich Böttger: Schauenburg im: Jahrbuch des Landkreises Kassel 1974, S.36 ff.
Heinrich Reimer: „Historisches Ortslexikon für Kurhessen“, 1926, S.321.
Heinrich Reimer: „Historisches Ortslexikon für Kurhessen“ – Grossenhof, 1926, S.185.
Literatur über Martinhagennach Registernach GND In: Hessische Bibliographie
Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Hessen-Nassau und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung.BandX, 1873, ZDB-ID1467505-5, S.26 (Digitalisat).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.401.
Weitere historische Ortsnamen: Grossenhof (1926) (Reimer, Ortslexikon, S. 185); Maierhof (1930er), (Flurname); Meierhof, (2007), (Straßenname auf Liegenschaftskarte)
Großenhof, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Hessen-Nassau und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung.BandX, 1873, ZDB-ID1467505-5, S.2 (Digitalisat).
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.62f. (online bei Google Books).
Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August.
(kurhess GS 1821) S.71.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии