world.wikisort.org - Deutschland

Search / Calendar

Lüttringhausen ist ein Stadtbezirk von Remscheid mit 17.108 Einwohnern.[1] Bis 1929 war es eine selbstständige Stadt. Bundesweit bekannt wurde Lüttringhausen durch den ehemaligen Fußballproficlub BV 08 Lüttringhausen, der von 1982 bis 1984 in der 2. Fußball-Bundesliga spielte und mittlerweile im FC Remscheid aufgegangen ist.

Rathaus Lüttringhausen
Rathaus Lüttringhausen

Im Südwesten von Lüttringhausen liegt das große Gelände der vor allem für das Bergische Land zuständigen psychiatrischen Klinik Evangelische Stiftung Tannenhof. Auf dem Terrain des ehemaligen Gutshofs der Stiftung ist das Christliche Hospiz Bergisch Land für Remscheid, Radevormwald, Hückeswagen und Wermelskirchen in Planung.

Bekannt ist auch die am Rande in Richtung Klausen gelegene Justizvollzugsanstalt Remscheid.


Gliederung


Lüttringhausen gliedert sich in die Ortsteile und Hofschaften Dörrenberg, Garschagen, Goldenberg, Großhülsberg, Grünenplatz, Grund, Klausen, Kranenholl, Leyermühle, Lüttringhausen Mitte, Lüttringhausen West, Schmittenbusch, Stollen und Stursberg.


Geschichte


Die Endung -inghausen lässt auf eine Besiedlung im 9./10. Jahrhundert durch die Borchter schließen, die an der mittleren Ruhr lebten und bis zu Karls Sachsenkriegen unter sächsischer Herrschaft standen.

1189 wurde das Kirchspiel Lüttringhausen erstmals in Urkunden als Besitz der Grafschaft Berg genannt. Der Hauptort Lüttringhausen wurde 1240 an die bergische Ministerialadelsfamilie Familie von Bottlenberg verliehen und zur Freiheit ernannt. Das Lehen bestand bis 1824.

1211 war in den Niederlanden der Orden der Kreuzherren gegründet worden, die 1289 in Beyenburg ein Kloster errichteten und seither dort ansässig sind. 2012 lebten von den letzten acht Kreuzbrüdern in Nordrhein-Westfalen noch zwei in Beyenburg. Zu deren Hauptpatronin wurde 1287 die Heilige Odilia, als ein Kreuzbruder die Gebeine der Heiligen in Köln entdeckt hatte. 1964 wurde ein Teil der Reliquien in einer feierlichen Prozession nach Beyenburg gebracht, wo sie in der Klosterkirche St. Maria Magdalena verehrt werden.

In den umliegenden Höfen des Kirchspiels übten dagegen die bergischen Grafen die Grundherrschaft aus. Bis 1407 war das Kirchspiel Lüttringhausen Teil des bergischen Amtes Bornefeld, wurde aber am 8. Oktober des Jahres dem bergischen Gefolgsmann Eberhard von Limburg verpfändet, dem Amtmann des bergischen Amtes Beyenburg. Ursprünglich hatte das Kirchspiel Lüttringhausen aus den Honschaften Hohenhagen, Erbschloe, Garschagen und Walbrecken bestanden. Eberhard fügte das Kirchspiel seinem Amt Beyenburg hinzu, wo es bis zum Ende des Herzogtums Berg 1806 verblieb. In diesem langen Zeitraum lagen auch die Höfe der Honschaft Erbschloe im Kirchspiel Lüttringhausen, die heute zur kreisfreien Stadt Wuppertal (Stadtteile Ronsdorf und Heckinghausen) gehören.

Die alte Handelsstraße der Hanse von Brügge nach Lübeck führte als Hauptachse für das Transportwesen durch Lüttringhausen, dann weiter nach Lennep (das auch Mitglied der Hanse war) und weiter ins Sauerland. Um die Zeit der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert entsandte man vom Hof Olpe den „Alf ut der Olpe“ in den Bereich der Hanse. 1406 wurde er Ratsherr in der Hansestadt Riga.

Lüttringhauser Wappen
Lüttringhauser Wappen

1850 waren auch Unternehmen in Lüttringhausen von einem Streik der Textilarbeiter betroffen. Auf Antrag[2] wurden Lüttringhausen am 18. August 1856 die preußischen Stadtrechte verliehen.[3]


Wappen


Lüttringhausen erhielt 1893 auf Antrag ein Wappen.[4] Dessen Beschreibung lautet: In Silber (Weiß) geteilt durch einen schwarzen Wechselzinnenbalken (geht auf die Dienstmannen derer von Bottlenberg zurück), oben einen steigenden blaubewehrten roten Löwen (Bergischer Löwe) und unten ein rotes Kreuz, welches für die Kreuzherren aus Beyenburg steht. Das Oberwappen besteht aus einer silbernen (weißen) Mauerkrone mit drei Türmen und einem roten Tor.


Persönlichkeiten


Ein berühmter Sohn der Stadt ist der Reformator und Märtyrer Adolf Clarenbach, der um 1497 auf dem Buscherhof bei Lüttringhausen geboren wurde und wegen seiner Überzeugung 1529 in Köln-Melathen den Feuertod starb. Ein Denkmal an der Lüttringhauser Straße erinnert an ihn, und auch sein Geburtshaus in der Hofschaft Buscherhof ist 800 Meter westlich des Denkmals erhalten.

Aus Heidt (seinerzeit Lüttringhausen, heute zu Wuppertal-Ronsdorf gehörend) stammt Daniel Schürmann (1752–1838). Er war ein angesehener Pädagoge, der auch mehrere Lehrbücher verfasste, so ein Praktisches Schulbuch zur Rechenkunst und Geometrie, eine Ausgabe Algebra und einen Entwurf zur Prüfung von Lehrern. Noch heute ist die Redewendung „nach Schürmanns Rechenbuch“ in der Stadt eine geläufige Bezeichnung, wenn es um die Richtigkeit einer Rechenaufgabe geht.

Ebenso arbeitete der Lehrer Friedrich Wilhelm Dörpfeld in der damals zu Lüttringhausen gehörenden Volksschule Heidt und starb in Ronsdorf.

Auch in Lüttringhausen geboren wurde am 5. Juni 1773 der Naturwissenschaftler Kaspar Georg Karl Reinwardt, der in Bogor bei Djakarta den 87 Hektar großen botanischen Garten Kebun Raya anlegte.

Ferdinand Möllmann, * 2. Januar 1791 in Lüttringhausen; † 20. November 1854 in Iserlohn, war Großhändler, frühindustrieller Unternehmer und Mitgründer des Iserlohner Unternehmens Kissing & Möllmann.

Ewald Platte, * 9. Oktober 1894 in der Honschaft Garschagen im heutigen Untergarschagen in Lüttringhausen, † 27. Dezember 1985 in Opladen, war ein deutscher Maler des Expressionismus.

August Erbschloe gehörte dem Stadtrat an und war Beigeordneter, Richard Gertenbach prägte über 35 Jahre als Bürgermeister die Infrastruktur und das Bild der Stadt.

Ludwig Poullain (1919–2015) war Bankier und Vorstandsvorsitzender der Westdeutschen Landesbank (1968–1977) sowie Präsident des Deutschen Sparkassenverbandes (1968–1974).

Nach dem am 19. Oktober 1900 in Lüttringhausen geborenen und am 17. Januar 1945 im KZ Dachau gestorbenen evangelischen Pfarrer und Mitglied der Bekennenden Kirche, Ludwig Steil, wurden der Platz vor der evangelischen Kirche sowie ein Patientenhaus der Evangelischen Stiftung Tannenhof benannt.

Ernst Oberhoff (1906–1980) war ein bergischer Maler, Plastiker und Grafiker, der die Türen der Lüttringhauser Stadtkirche gestaltete.

Christine Urspruch (* 1970) wuchs in Lüttringhausen auf und besuchte das Röntgen-Gymnasium in Remscheid-Lennep. Seit 2002 spielt sie im Tatort Münster die Rolle der Rechtsmedizinerin Silke Haller.


Infrastruktur



Verkehr


Alstom Coradia LINT 41 vor dem alten Bahnhofsgebäude
Alstom Coradia LINT 41 vor dem alten Bahnhofsgebäude
Haltepunkt Lüttringhausen
Haltepunkt Lüttringhausen

Der Haltepunkt Remscheid-Lüttringhausen liegt an der Bahnstrecke Wuppertal-Oberbarmen–Opladen und wird von der S-Bahn-Linie S 7 Der Müngstener der S-Bahn Rhein-Ruhr von Wuppertal Hauptbahnhof nach Solingen Hauptbahnhof bedient. Erstmals fand Lüttringhausen im Jahr 1868 Anschluss an das nationale Schienennetz. Damals wurde die Eisenbahnstrecke Wuppertal-Oberbarmen–Lennep über Ronsdorf und Lüttringhausen gebaut und in der von-Bottlenberg-Straße ein attraktives Bahnhofsgebäude errichtet.

Bis in die 1960er Jahre bestanden vor allem in Ronsdorf und Lüttringhausen zahlreiche Werksanschlüsse, weil viele einheimische Betriebe ihren Warenbetrieb darüber abwickelten. Außerdem bestand an der Grünenplatzstraße das Gebäude der Güterabfertigung, in dem sich die Annahme- und Abgabestelle für Fracht- und Expressgüter befand.

Die Autobahn A1 tangiert Lüttringhausen im Osten; die Abfahrt „Wuppertal-Ronsdorf/Lüttringhausen Nord“ liegt etwa 2 km vom Ortskern entfernt an der Stadtgrenze zu Wuppertal. An der Grenze zum Stadtteil Lennep wurde am 8. November 2006, nahe „Blume“ die Anschlussstelle „Remscheid-Lennep / Lüttringhausen Süd“ eröffnet. Die Landesstraße 58 (ehemals Bundesstraße 51) führt unmittelbar durch Lüttringhausen, ebenso die Landesstraßen 417 und 81.


Bildung


Das Leibniz-Gymnasium (Lockfinker Straße 23), die Grundschule Adolf Clarenbach (Pestalozzistraße 17), die Gemeinschafts-Grundschule Eisernstein (Lockfinker Str. 23), die Katholische Grundschule (KGS) in der Richard-Pick-Straße, die Gemeinschafts-Grundschule Goldenberg (Remscheider Straße 239) sowie die Naturschule Grund (Grunder Schulweg) liegen in Lüttringhausen.

2013 brannte die Grundschule Eisernstein an ihrem alten Standort ab. Gleichzeitig wurde die Hauptschule Klausen wegen rückläufiger Schülerzahlen zum Ende des Schuljahrs aufgelöst. Dann zog die Eisernstein-Schule zunächst als Notlösung in die Lockfinker Straße, ehe der Stadtrat beschloss, dass das Leibniz-Gymnasium und die Grundschule zukünftig das Schulzentrum Klausen bilden sollten. Einige räumliche Ergänzungen wurden dadurch nötig.

In der Hofschaft Halbach wird auf dem Gelände der ehemaligen Grundschule von dem privaten Trägerverein „Integrative Montessori-Kinderhaus für Hochbegabte e. V.“ eine spezialisierte Kindertagesstätte betrieben.


Hilfsorganisationen



Sehenswürdigkeiten und Kultur



Kirchen


Evangelische Stadtkirche im Vordergrund, katholische Kirche und Rathausturm im Hintergrund
Evangelische Stadtkirche im Vordergrund, katholische Kirche und Rathausturm im Hintergrund

Es gibt folgende Kirchen in Lüttringhausen:


Andere bedeutende Gebäude


Wasserturm von 1914 (bis 1973 in Betrieb)
Wasserturm von 1914 (bis 1973 in Betrieb)

Weitere bedeutende Gebäude in Lüttringhausen sind


Denkmalschutz


Unter Denkmalschutz stehen (im Jahre 2015) u. a.:

Im Wald unterhalb der Häuser der Stiftung Tannenhof steht ein Denkmal für die Skagerrakschlacht.[5]


Zeitung



Vereine


CVJM-Emblem am Haus des Vereins in der Gertenbachstraße
CVJM-Emblem am Haus des Vereins in der Gertenbachstraße
Jahn-Turnhalle Lüttringhausen
Jahn-Turnhalle Lüttringhausen
Bergische Heimatspiele auf der Freilichtbühne
Bergische Heimatspiele auf der Freilichtbühne

Veranstaltungen



Wirtschaft


Historisch waren Landwirtschaft, Kleineisenindustrie und Bandwirkerei die tragenden Säulen der Wirtschaft. Im Jahre 1608 wurden Im gesamten Kirchspiel zehn Hammerwerke, zehn Schleifkotten, zwei Walkmühlen und eine Pulvermühle gezählt.

Eine wirtschaftliche Blütezeit erlebte Lüttringhausen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. So berichtete Pastor Elbers 1801, dass es in der Stadt 62 Hämmer, 215 Schmieden, 6 Lohgerbereien, 27 Tuch- und 149 Siamoisenwebereien sowie 102 „Lindstühle“ gab, während 100 selbständige Fuhrleute für den Transport der gefertigten Waren ins Ausland und ins Umfeld sorgten.

Aktuell bilden folgende Branchen die Schwerpunkte:

als Spezialfirmen:


Bildergalerie



Literatur




Commons: Lüttringhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen


  1. Stand: 31. Dezember 2008, Quelle: Statistisches Jahrbuch 2009 der Stadt Remscheid, S. 37 (PDF; 2,7 MB)
  2. Hans-Jürgen Roth: Geschichte unserer Stadt. Remscheid mit Lennep und Lüttringhausen. RGA-Buchverlag, Remscheid 2008, ISBN 978-3-940491-01-5, S. 67.
  3. Eintrag zu Lüttringhausen in: Otto von Mülmann: Statistik des Regierungs-Bezirkes Düsseldorf. Baedeker, Iserlohn 1864, S. 435 (online bei books.google.de, gesehen 12. Dezember 2015).
  4. Hans-Jürgen Roth: Geschichte unserer Stadt. Remscheid mit Lennep und Lüttringhausen. RGA-Buchverlag, Remscheid 2008, ISBN 978-3-940491-01-5, S. 44.
  5. Wer kennt dieses Denkmal in Lüttringhausen? Abgerufen am 18. März 2022.
  6. LLA Mediadaten 2022-1. Abgerufen am 18. März 2022.
  7. Lüttringhauser Anzeiger. Abgerufen am 18. März 2022 (deutsch).
  8. Vereinigung Gertenbachstraße. In: Lüttringhauser.de. Abgerufen am 18. März 2022 (deutsch).



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2024
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии