Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Lumda erfolgte im Jahr 1227 unter dem Namen Lumbe im Codex Eberhardi, einem Güterverzeichnis des Reichsklosters Fulda.[2][3] In erhaltenen Urkunden späterer Zeit wurde der Ort unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2]Luna (1267), Lumme (um 1300), nydirlumbe, obuirllume (14. Jahrhundert), Lomme, Nydderlomme (14. Jahrhundert), Lumme (1502), Lumb (1589) und Groß-Lumda (1787).
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Lumda:
„Großlumda (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt 1 St. von Grünberg an der Lumda, hat 1 Kirche, 56 Häuser und 283 evangelische Einwohner, unter welchen sich 44 Bauern und 1 Taglöhner befinden. – Schon frühe kommt ein Lumme, vor welches Groß oder Kleinlumda ist. Es gehörte zu dem Gerichte Niederohmen, an welchem das Stift von St. Stephan betheiligt war; und 1370 bekennt Landgraf Heinrich II., daß er diesen Theil des Gerichts und die dazu gehörigen Dörfer und Wüstungen von diesen Stifte zu Lehen trage.“[4]
Auch wir dort Klein-Lumda erwähnt:
„Kleinlumda (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt an der Lumda und 1 St. von Grünberg. Der Ort besteht aus 18 Häusern mit 90 Einwohnern, die evangelisch sind.“[5]
Die spätklassizistische Evangelische Kirche wurde 1847/1848 anstelle einer mittelalterlichen Kapelle errichtet.
Bahnhof Lumda um 1899
Als die Bahnstrecke Gießen–Londorf–Grünberg (Lumdatalbahn) 1896 erbaut wurde, bekam Lumda einen eigenen Bahnhof. Bis 1934 wurde über diese Strecke das in Ortsnähe geschürfte Eisenerz abtransportiert. Ebenso wurden Baustoffe zum Bau der Reichsautobahn angeliefert, die am Bahnhof Lumda (vermutlich auf eine Feldbahn) umgeladen wurden. Am 26. Mai 1963 wurde sie Strecke Grünberg–Lollar stillgelegt.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Lumda zum 31. Dezember 1970 auf freiwilliger Basis in die Stadt Grünberg eingemeindet.[6][7] Für Lumda sowie für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Grünberg und die Kernstadt wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[8]
Am 23. August 2010 wurde der Ort von einem mittelschweren Tornado der Stärke F3 getroffen.[9]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Lumda lag, sowie deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][10][11]
1391 und später: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Grünberg
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Grünberg[12]
1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Grünberg[13]
In Lumda galt der Stadt- und Amtsbrauch von Grünberg als Partikularrecht. Das Gemeine Recht galt nur, soweit der Amtsbrauch keine Bestimmungen enthielt. Dieses Sonderrecht alten Herkommens behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[17]
Gerichtsverfassung seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Lumda das „Amt Grünberg“ zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Lumda zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[18] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Lumda wurde dem Amtsgericht Gießen zugelegt.[19]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Lumda 630 Einwohner. Darunter waren 9 (1,4%) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 102 Einwohner unter 18 Jahren, 267 zwischen 18 und 49, 147 zwischen 50 und 64 und 114 Einwohner waren älter.[20] Die Einwohner lebten in 252 Haushalten. Davon waren 57 Singlehaushalte, 87 Paare ohne Kinder und 81 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 48 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 162 Haushaltungen lebten keine Senioren.[20]
Groß-Lumda: 300 (63); Klein-Lumda: 69 (14) Einwohner (Häuser)[15]
•1829:
Groß-Lumda: 283 (56); Klein-Lumda: 90 (18) Einwohner (Häuser)[4]
•1867:
339 Einwohner, 73 bewohnte Gebäude (Groß- und Klein-Lumda)[23]
•1875:
388 Einwohner, 73 bewohnte Gebäude (Groß- und Klein-Lumda)[24]
Lumda: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020
Jahr
Einwohner
1791
384
1800
364
1806
363
1829
383
1834
370
1840
402
1846
473
1852
479
1858
418
1864
357
1871
386
1875
388
1885
346
1895
378
1905
386
1910
428
1925
445
1939
432
1946
639
1950
638
1956
674
1961
638
1967
664
1970
679
1980
?
1987
670
2003
688
2011
630
2016
501
2020
619
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS[2]; Ab 1970: Stadt Grünberg:[25][26]; Zensus 2011[20]
Der Ort liegt an der Kreisstraße 41, die die Landesstraßen 3125 im Osten und 3127 im Westen verbindet. Im Norden führt die Bundesautobahn 5 am Ort vorbei. Im Westen liegt die Autobahnabfahrt Grünberg.
Vereine
Mehrere Vereine bestimmen das kulturelle Dorfleben, nämlich
Burschen- und Mädchenschaft Lumda
Freiwillige Feuerwehr Lumda mit Jugendfeuerwehr
FSV Lumda
Gesangverein Eintracht
Obst- und Gartenbauverein
Seniorenclub Lumda
Sozialverband VdK Ortsverband Lumda
Vogelschutzgruppe Lumda
Literatur
Literatur über Lumdanach Registernach GND In: Hessische Bibliographie
Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S.104 (Online bei google books).
Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S.113 (Online bei google books).
Eingliederung von Gemeinden in die Stadt Grünberg, Landkreis Gießen vom 7.Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.4, S.142, Punkt 180 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 6,3MB]).
Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel:Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB770396321, OCLC180532844, S.294.
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Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.13ff., §26 Punkt d) III. (google books).
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Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.419 (online bei Google Books).
Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 67, Anm. 40 und S. 103.
Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14.Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): GroßherzoglichHessisches Regierungsblatt. 1879 Nr.15, S.197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 17,8MB]).
Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12.Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr.4, S.41–44, Artikel 1, Abs. 2 a) und Artikel 2, Abs. 4 d) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 298kB]).
Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.119 (Online bei google books).
Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.10 (Online bei google books).
Haushaltsplan 2015.(PDF; 1,9MB)In:Webauftritt.Stadt Grünberg,S.13,archiviertvomOriginal;abgerufen im März 2019.
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