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Lippoldsberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Wesertal im nordhessischen Landkreis Kassel. Lippoldsberg ist der größte Ortsteil der Gemeinde nach Einwohnerzahl und – neben Gieselwerder – einer der beiden Verwaltungsstandorte.

Lippoldsberg
Gemeinde Wesertal
Höhe: 111 (110–140) m ü. NHN
Fläche: 6,56 km²[1]
Einwohner: 1668 (1. Jul. 2006)
Bevölkerungsdichte: 254 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Februar 1971
Eingemeindet nach: Wahlsburg
Postleitzahl: 34399
Vorwahl: 05572

Geographie


Lippoldsberg liegt im äußersten Norden von Nordhessen im Weserbergland zwischen Solling (im Norden), Kiffing (Höhenzug im Südosten), hinter dem sich der Bramwald (im Süd-Südosten) befindet, und Reinhardswald (im Südwesten). Es erstreckt sich direkt südlich der niedersächsischen Gemeinde Bodenfelde, 6,5 km südwestlich von Uslar, 7 km östlich von Bad Karlshafen und 34 km nördlich von Kassel.

Lippoldsberg befindet sich auf etwa 110 bis 140 m ü. NN am rechten Ufer der Oberweser, in die hier die von Osten kommende Schwülme mündet, die streckenweise die Grenze zu Niedersachsen bildet und von der oberhalb bzw. östlich von Lippoldsberg der künstlich geschaffene Mühlbach abzweigt.

In Lippoldsberg können die Kfz-Kennzeichen des Landkreises Kassel (KS, HOG und WOH) gewählt werden.


Geschichte



Überblick


Die erste bekannte schriftliche Nennung des Ortes Lippoldsberg unter dem Namen "Lobboldesberc" ist aus dem Jahr 1090 in einer Urkunden des Erzbistums Mainz überliefert.[1] An der Mündung der Schwülme in die Weser bei Lippoldsberg befand sich schon in frühchristlicher Zeit eine Furt durch den Fluss. Es gab hiesig wohl auch eine kleine Siedlung, als zu Mitte des 11. Jahrhunderts der Mainzer Erzbischof Lippold I. (von dem der Ort auch seinen Namen hat) hier eine kleine Kapelle errichten ließ, aus der das spätere Kloster Lippoldsberg hervorging.

Im Deutschen Reich entstand in unmittelbarer Nähe, im Wald zwischen Lippoldsberg und Vernawahlshausen, eine Fabrik der Paraxol GmbH für das Sprengstoff-Vorprodukt Pentaerythrit. Das Werk wurde von 1937 bis 1941 erbaut und trug den Tarnnamen „Werk B“. Für die Errichtung waren bis zu 1.200 Arbeiter im Einsatz. Der Betrieb lag bis zum Spätsommer 1944 brach. Am 2. September 1944 nahm das Werk die Produktion auf, monatlich wurden dabei rund 320 Tonnen Pentaerythrit hergestellt, welches zirka ein Viertel der Gesamtproduktionsmenge im Deutschen Reich entsprach. Am 8. April 1945 erreichten US-Truppen Lippoldsberg und besetzten die Fabrik.

1957 wurde die katholische Maria-Goretti-Kirche erbaut, nach dem sich katholische Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches in Lippoldsberg niedergelassen hatten. Lippoldsberg ist seit 1980 ein staatlich anerkannter Luftkurort.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 1. Februar 1971 die beiden bis dahin selbständigen Gemeinden Lippoldsberg und Vernawahlshausen freiwillig zur neuen Gemeinde Wahlsburg.[2][3] Der Name entstammt der karolingischen Fliehburg, deren nahezu vollständig abgetragene Ruine zwischen beiden Ortsteilen liegt.

Am 28. Oktober 2018, parallel zur hessischen Landtagswahl, stimmte eine Mehrheit der Bürger von Wahlsburg im Rahmen eines Bürgerentscheids für die Fusion mit der Nachbargemeinde Oberweser zu einer neuen Gemeinde Wesertal.[4] Die Bürger von Oberweser stimmten in einem parallel stattfindenden Bürgerentscheid ebenfalls für den Zusammenschluss. Die Fusion fand zum 1. Januar 2020 statt.[5] Der Ortsbezirk Lippoldsberg mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung blieb weiter bestehen.[6]


Staats- und Verwaltungsgeschichte


Die folgende Liste zeigt im Überblick die Staaten, in denen Lippoldsberg lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][7]


Bevölkerung



Einwohnerstruktur 2011


Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Lippoldsberg 1365 Einwohner. Darunter waren 27 (2,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 183 Einwohner unter 18 Jahren, 498 zwischen 18 und 49, 309 zwischen 50 und 64 und 372 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 630 Haushalten. Davon waren 207 Singlehaushalte, 171 Paare ohne Kinder und 180 Paare mit Kindern, sowie 63 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 147 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 387 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]


Einwohnerentwicklung


Lippoldsberg: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011
Jahr  Einwohner
1834
 
826
1840
 
800
1846
 
840
1852
 
773
1858
 
730
1864
 
717
1871
 
728
1875
 
757
1885
 
744
1895
 
805
1905
 
897
1910
 
937
1925
 
1.061
1939
 
1.424
1946
 
2.020
1950
 
2.006
1956
 
1.950
1961
 
1.893
1967
 
2.034
1970
 
1.872
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
1.365
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[11]

Kultur und Sehenswürdigkeiten



Bauwerke und Naturdenkmäler


Klosterkirche Lippoldsberg
Klosterkirche Lippoldsberg

Die wichtigste Sehenswürdigkeit Lippoldsbergs ist die romanische Kirche des vormaligen Klosters Lippoldsberg, die heute als evangelische Kirche genutzt wird. Die katholische Kirche St. Maria Goretti wurde 1957 erbaut.

In der Nähe der Klosterkirche gibt es das Museum und Werkstätten im Schäferhaus.

In Lippoldsberg stehen zwei als Naturdenkmal geschützte Bäume.


Regelmäßige Veranstaltungen


In der Klosterkirche finden kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen statt. Der in Lippoldsberg beheimatete völkische Dichter Hans Grimm („Volk ohne Raum“) organisierte seit 1934 „Dichtertreffen“ im Ort. Zwischen 1945 und 1981 kamen hier rechtskonservativ-nationalistische Kreise zusammen.[12]


Sport



Infrastruktur und Wirtschaft


Lippoldsberger Fähre (2008)
Lippoldsberger Fähre (2008)

Verkehr


Durch den Ort verlaufen mehrere Kreisstraßen. Mit der am westlichen Weserufer verlaufenden Bundesstraße 80 ist Lippoldsberg durch eine Gierseilfähre und einige Kilometer südlich bei Gieselwerder durch eine Brücke über die Weser verbunden. Die nächsten Autobahnanschlussstellen gibt es bei Warburg und Breuna an der A 44 sowie bei Göttingen, Nörten-Hardenberg und Northeim an der A 7.

Haltepunkte an Bahnstrecken befinden sich in Bodenfelde und Vernawahlshausen an der Bahnstrecke Göttingen–Bodenfelde sowie Uslar an der Sollingbahn, Bahnhöfe mit Halten von IC und/oder ICE-Zügen in Göttingen, Warburg und Kassel-Wilhelmshöhe. Die Buslinie 194 fährt von Gieselwerder über Oedelsheim, Heisebeck, Arenborn, Vernawahlshausen und Lippoldsberg nach Bodenfelde.

Die nächsten bedeutenden Flughäfen befinden sich bei Hannover und Paderborn und in Kassel-Calden. In Uslar gibt es einen kleinen Segelflugplatz.


Wirtschaftsstruktur


Die Landwirtschaft ist in Lippoldsberg kaum noch von Bedeutung. Der bedeutendste Arbeitgeber ist mit über 300 Beschäftigten[13] das im Höhenzug Kiffing auf 200 bis 220 m Höhe gelegene „Klinik und Rehabilitationszentrum Lippoldsberg gGmbH“.

In dem Luftkurort ist der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Es gibt Gästebetten in Hotels, Gasthöfen und Pensionen.


Bildung



Ehrenbürger



Persönlichkeiten



Literatur




Commons: Lippoldsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Lippoldsberg, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Januar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 29. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 7, S. 286, Punkt 362, Abs. 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,1 MB]).
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 398.
  4. Fusion von Oberweser und Wahlsburg: Bürger stimmten über Namen ab. Abgerufen am 7. Juni 2019.
  5. Bürgerentscheid zur Fusion. Abgerufen am 11. November 2018.
  6. Vorläufige Gemeindevertretung und Ausschüsse der Gemeinde Wesertal. (PDF; 72 lB) In: Webauftritt. Gemeinde Oberweser, abgerufen im November 2020.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  8. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 49 f. (online bei Google Books).
  9. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 70.
  10. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 84,86;.
  11. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  12. polunbi.de: Hans Grimm, 1875–1959
  13. Drei Monate Geld für 340 Mitarbeiter HNA-Artikel vom 22. März 2012



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