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Justingen ist ein Ortsteil der Stadt Schelklingen im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg.

Justingen
Das Ortswappen von Justingen
Das Ortswappen von Justingen
Höhe: 750 m
Einwohner: 533 (31. Dez. 2017)
Eingemeindung: 1. März 1972
Postleitzahl: 89601
Vorwahl: 07384

Geographische Lage


Das Dorf liegt auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb auf 750 m NN, 24 km westlich von Ulm zwischen Schelklingen, Münsingen und Laichingen.


Geschichte


Die Herrschaft Justingen im Jahre 1596 (Ausschnitt aus Gadner)
Die Herrschaft Justingen im Jahre 1596 (Ausschnitt aus Gadner)

Justingen wurde im Jahre 1090 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort entstand aber schon in der Zeit der alamannischen Landnahme des 6. und 7. Jahrhunderts, wie die Endung „–ingen“ andeutet. Es ist zu unterscheiden zwischen dem Dorf Justingen, dem Schloss Justingen und der Herrschaft Justingen. Das Dorf hatte im Mittelalter seinen eigenen Ortsadel, genannt von Justingen, gesessen auf der Burg Justingen über dem Schmiechtal und Hütten, eng verwandt mit den Herren von Steußlingen, Gundelfingen und Wildenstein.

Überregionale Bedeutung hatte Anselm (II.) von Justingen, der 1212 im Auftrag deutscher Fürsten nach Sizilien reiste, um den späteren Stauferkaiser Friedrich II. davon zu überzeugen, nach Deutschland zu kommen. 1215 wurde Anselm, nachdem Friedrich in Aachen zum König gekrönt worden war, zu dessen Hofmarschall ernannt. Er begleitete Friedrich 1220 nach Rom zu dessen Kaiserkrönung. 1234 stellte sich Anselm gegen seinen Kaiser, was 1236 mit der Zerstörung der Burg Justingen und Anselms Flucht in das Herzogtum Österreich endete.

Mitte des 14. Jahrhunderts starb die Familie von Justingen im Mannesstamme aus und die Herrschaft Justingen ging erbschaftsweise an die Herren von Stöffeln über. Die weiteren Inhaber der Herrschaft waren von 1494 bis 1497 die Herren von Stotzingen, von 1497 bis 1530 die Herren von Bubenhofen und schließlich von 1530 bis 1751 die Freiherren von Freyberg, zunächst, bis zu deren Aussterben zu Ende des Dreißigjährigen Kriegs, aus der Angelberger Linie und dann bis 1751 aus der Eisenberger Linie. Eine große Schuldenlast veranlasste die Familie von Freyberg 1751, Herrschaft, Dorf und Schloss Justingen an Herzog Carl Eugen von Württemberg zu veräußern. Der Erwerb der Herrschaft Justingen brachte Württemberg zusätzliche Stimmrechte im Schwäbischen Kreistag sowie im schwäbischen Grafenkollegium des Reichstags. Gleichzeitig stellte das neuerworbene Territorium eine Brücke zu den Lutherischen Bergen dar, bislang eine Exklave. Welche Bedeutung die Herzöge von Württemberg diesem Gebietserwerb beimassen, zeigt sich daran, dass sie bei der Wappenänderung von 1789 den justingischen Dorn mit in das württembergische Wappen aufnahmen.

1870/71 wurde in den drei Orten Justingen, Ingstetten und Hausen o. U. als ersten Alborten überhaupt die Albwasserversorgung nach Plänen von Karl Ehmann eingeführt. Die praktische Durchführung lag in den Händen Hermann Ehmanns.

Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde Justingen 1972 nach Schelklingen eingemeindet. Bis dahin gehörte Justingen dem Landkreis Münsingen an, welcher bei der Kreisreform aufgelöst wurde.


Religionen


Justingen besaß schon im Hochmittelalter eine eigene Pfarrei. Zur Pfarrei Justingen gehörten neben Justingen auch Ingstetten und bis 1846 Hütten. Heute sind die Katholiken in die römisch-katholische Kirchengemeinde St. Oswald Justingen, die evangelischen Einwohner nach Ennabeuren eingepfarrt.

Pfarrer der Kirchengemeinde Justingen
Urkundlich erwähnt

Pfarrer von Justingen

Schwenkfeldische Pfarrer von Justingen

Katholische Pfarrer von Justingen


Eingemeindungen


Die Gemeinde Justingen war bis 1751 Teil der Reichsherrschaft Justingen, welche im selben Jahre durch Herzog Carl Eugen von Württemberg erworben wurde. 1807 wurde der Ort Teil des Oberamts Urspring des Kreises Ehingen, seit 1809 gehörte es zum Oberamt Münsingen und seit 1938 zum Landkreis Münsingen. Seit der Gemeindereform im Jahr 1972 ist Justingen eine Teilgemeinde der Stadt Schelklingen im Alb-Donau-Kreis.


Teilorte von Justingen



Ziegelhütte

Die ehemalige Ziegelhütte der Herrschaft Justingen liegt etwa zwei Kilometer südwestlich des Dorfes an der Kreisstraße K 7330 nach Hütten. Die Ziegelei, verbunden mit einem Kalkofen, geht sicherlich ins Mittelalter zurück und wurde um 1900 aufgegeben. Die Ziegelhütte Justingen ist heute ein landwirtschaftliches Anwesen.


Kleemeisterei

Die ehemalige Kleemeisterei der Herrschaft Justingen, heute Schlosshof genannt, befindet sich rund einen Kilometer nordöstlich des ehemaligen Schlosses Justingen und gut zwei Kilometer südwestlich des Dorfes. Die abseitige und einsame Lage des Hauses erklärt sich durch die Funktion eines Kleemeisters: ihm musste sämtliches in der Herrschaft Justingen und in Rottenacker gefallene Vieh zugeführt werden. Außerdem bekleidete der Kleemeister das Amt eines Scharfrichters der Herrschaft Justingen. Der Blutbann wurde den Freiherren von Freyberg vom Kaiser verliehen. Noch 1808 stand auf dem Galgenberg bei Ingstetten der dreiseitige Galgen.[3] Die Kleemeisterei bestand ehedem aus einem einzelnen Haus mit Scheuer und wurde 1831 samt rund drei Morgen Feld von der Markung Justingen abgetrennt und der Gemeinde Hütten zugeteilt.


Schachenhof

Der Schachenhof war ein Meiereigut der Herrschaft Justingen und war Herrschaftsgut. Er lag etwa einen Kilometer nördlich des Dorfes, wurde aber im März und April 1928 restlos abgebrochen.[4] Vom Schachenhof aus wurden die umliegenden Herrschaftsfelder bewirtschaftet. Der einzeln stehende Hof bestand ehemals aus mehreren Ökonomiegebäuden (Städeln, Stallungen), einem Wohngebäude und einer Zisterne. Eine Stallung war der Schafstall; die Herrschaft Justingen betrieb ehemals eine umfangreiche Schafzucht. In einem anderen Gebäude wurden 1618 sämtliche Jagdutensilien der Herrschaft Justingen aufbewahrt[5]

Das älteste Urbar der Reichsherrschaft Justingen von 1497 erwähnt den Schachenhof nicht; nur der Flurname Schachen wird verwendet. Ob bereits 1497 der Schachenhof bestand oder nicht, besagt das Urbar nicht. Nach Schilling[6] ist der Hof vielleicht erst im 16. Jahrhundert entstanden; er wird jedenfalls erstmals 1580 wörtlich erwähnt.

Nach dem Verkauf der Herrschaft Justingen an Württemberg 1751 diente der Hof weiterhin der Schafzucht und dem Feldbau auf den Schachenäckern und Schachenwiesen unter der Leitung des Schachenhofbaumeisters. Im 19. Jahrhundert verkaufte Württemberg Teile der Felder und versuchte, den Schachenhof ebenfalls an Privatleute zu veräußern. Zeitweise war auf dem Schachenhof auch der Revierförster untergebracht.


Einwohnerentwicklung


Im Spätmittelalter war Justingen mit knapp 200 Einwohnern deutlich größer als die Dörfer Ingstetten und Gundershofen und hatte mehr als doppelt so viele Einwohner wie Hütten. Am 31. Dezember 2008 hatte Justingen 557 Einwohner.

Bevölkerungsentwicklung in der Herrschaft Justingen 1497–2002
Bevölkerungsentwicklung in der Herrschaft Justingen 1497–2002

Politik



Schultheiße, Bürgermeister und Ortsvorsteher


Schultheißen bis 1930, Bürgermeister von 1930 bis 1975, seit 1975 Ortsvorsteher

Schultheiße


Bürgermeister


Ortsvorsteher

Der Ortsvorsteher wird von der Stadt Schelklingen auf Vorschlag des Ortschaftsrates ernannt. Derzeit ist Rainer Knoche Ortsvorsteher.


Bildung


Der Ort verfügt über einen Kindergarten und über die Johannes-Stöffler-Schule (Grundschule bis zur 4. Klasse).


Wirtschaft und Infrastruktur



Verkehr


Die Landesstraße 240 verbindet Justingen mit Schelklingen (über Hausen o.U.) und Münsingen (über Ingstetten und Magolsheim). Über die Kreisstraße K 7330 ist Justingen mit Hütten verbunden.


Kulinarische Spezialitäten


Justingen besaß ehemals mehrere Gaststätten. Nach ihrem Alter waren dies: Gasthaus zum Schwarzen Adler mit Brauerei (bestand bereits 1553), Gasthaus zur Krone (stillgelegt 2004, abgebrochen 2012), Gasthaus zur Sonne, Gasthaus zum Rößle, Frohe Aussicht, welche nach 1970 alle geschlossen wurden. Heute gibt es noch eine Pizzeria im Ort.

Seit 1751 gibt es in Justingen einen Krämermarkt, der jährlich immer am ersten Montag im Oktober stattfindet.


Kultur und Sehenswürdigkeiten



Bauwerke


Flurkartenausschnitt mit Ortsplan „Justingen“ um 1820
Flurkartenausschnitt mit Ortsplan „Justingen“ um 1820

Persönlichkeiten



Ehrenbürger



Söhne und Töchter der Gemeinde



Sonstige bedeutende Persönlichkeiten



Literatur




Commons: Justingen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. Heinz-Peter Mielke: Friedrich, Daniel. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 24, Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-247-9, Sp. 460–461.
  2. Zu seiner Tätigkeit als Pfarrer in Wannweil von 1601 bis 1609 siehe Heinz Wolpert in Ezechiel Herrmann, Pfarrer in Wannweil von 1601 bis 1609. (Memento vom 18. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) und Otto Schmoller: Konflikt eines Wannweiler Pfarrers mit den Doktoren der Medizin im Jahr 1608. [Ezechiel Hermann]. In: Reutlinger Geschichtsblätter. 4, 1893, S. 73–74.
  3. Charte von Schwaben 1808. Reproduktion des Landesvermessungsamts Stuttgart
  4. G. Tauscher: Schachenhof und Bewinde. In: Blätter des Schwäbischen Albvereins. Jg. 40, Nr. 7, 1928, Sp. 205–208.
  5. Franz Rothenbacher: Das Rothe Buch der Reichsherrschaft Justingen aus dem Jahre 1618. Selbstverlag, Mannheim 2008.
  6. Albert Schilling: Die Reichsherrschaft Justingen: Ein Beitrag zur Geschichte von Alb und Oberschwaben. Selbstverlag, Stuttgart 1881, S. 141.
  7. Siehe die Baudokumentation in der Datenbank Bauforschung/Restaurierung
  8. Brauerei zum Adler G. Schmid Justingen. (Memento vom 9. Mai 2008 im Internet Archive)
  9. Peter Koblank: Wie eine Stauferstele entsteht. Vom Steinbruch bis zur Einweihung in Justingen am 7. Oktober 2012. abgerufen am 13. Dezember 2013.
  10. Landschaft und Menschen: Schwäbische Alb - zähe Albbauern. (Memento vom 14. Dezember 2000 im Internet Archive)
  11. Hansmartin Decker-Hauff u. a., Die Universität Tübingen von 1477 bis 1977 in Bildern und Dokumenten. 500 Jahre Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Beiträge zur Geschichte der Universität Tübingen 1477–1977. Attempto Verlag, Tübingen 1977, Stammtafel S. 24f.



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