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Jugenheim (mundartlich: Jurem)[3] ist ein Ortsteil der Gemeinde Seeheim-Jugenheim im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg. Der Ort liegt im Naturpark Bergstraße-Odenwald an der Bergstraße im Odenwald am Heiligenberg.

Jugenheim
Wappen von Jugenheim
Wappen von Jugenheim
Höhe: 129 (116–164) m ü. NN
Fläche: 3,37 km²[1]
Einwohner: 4530 (31. Dez. 2017)[2]
Bevölkerungsdichte: 1.344 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 64342
Vorwahl: 06257
Schloss Heiligenberg
Schloss Heiligenberg
Evangelische Bergkirche in Jugenheim
Evangelische Bergkirche in Jugenheim
Friedensbrunnen in Jugenheim von Daniel Greiner
Friedensbrunnen in Jugenheim von Daniel Greiner

Geschichte



Überblick


Jugenheim wurde im Jahre 1241 erstmals urkundlich erwähnt. Eine Besiedlung fand aber schon viel früher statt, wie archäologische Funde beweisen. Weitere schriftliche Erwähnungen fand Jugenheim unter den Ortsnamen Guginheim (1310), Gugenheim (1335), Guginheym (1340), Gugenhem (1430), Jugenheim und Gugenheim (1561), sowie Jugenheimb (1621).

Unter anderem fand Jugenheim folgende Erwähnungen:[1]

  • 1245, als der Ministeriale Christian von Bickenbach dem Kloster Schönau 3 ½ Morgen Weinberge in Jugenheim und Bickenbach unter Vorbehalt lebenslanger Nutzung schenkte.
  • 1312, als die Brüder Gerhard und Giso von Jossa (auch Jazza) das zur Burg Dagsberg gehörige Jugenheim dem Erzbischof Peter von Mainz zu Lehen auftrugen.
  • 1335, als die Brüder Gerlach und Reinhard von Jossa die Hälfte des Dorfes mit Einwilligung des Erzstifts Mainz dem Schenken Konrad von Erbach verkauften.
  • 1714, als die Grafen zu Erbach ihre Rechte mit Zustimmung des Mainzer Kurfürsten an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt verkauften.

Im Hochmittelalter wurde das angrenzende Kloster auf dem Heiligenberg erbaut. Es bestand bis zur Reformation in Erbach um 1544; die Bergkirche wurde 1263 das erste Mal urkundlich erwähnt.

Im Jahre 1618 gab es über 30, 1829 immerhin noch 14 Mühlen in Jugenheim.

Im Jahr 1714 war die Grafschaft Erbach, die 500 Jahre über das Odenwaldgebiet herrschte, gezwungen, aus Geldnot Jugenheim als Zubehör zum Amt Seeheim-Tannenberg an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt zu verkaufen. In Hessen bzw. dessen Vorgängerstaaten verblieb es dann bis heute.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Jugenheim:

»Jugenheim (L. Bez. Lindenfels) luth. Pfarrdorf; liegt 2 St von Bensheim, und hat 90 Häuser und 583 Einw., die bis auf 1 Reform, 1 Kath und 14 Juden lutherisch sind. Man findet 14 Mahlmühlen, mit denen 6 Oel- und 2 Schneidemühlen verbunden sind, so wie die Ruinen des Schlosses Daxberg und auf dem Kloster- oder Heiligenberg die Reste eines Klosters, bestehend aus einer Giebelwand und anderm Mauerwerk, nebst vier in den Ruinen gefundenen und mit Inschriften versehenen Leichensteinen. Auf einem ist das Bild einer Nonne in Umrissen eingehauen und mit folgender Umschrift versehen „MCCCCLXXX obiit in Dno in die exaltationis stae crucis Elisabetha Pfottin de Kirchbrombach, conthoralis Martini de Oberkeim cujus anima requiescat in pace“. – Dieser Berg, auf dessen Spitze ein freundliches Landhaus stehet. von dem sich eine schöne Aussicht darbietet, ist zu landwirthschaftlicher Benutzung trefflich angelegt, hat über 2000 Stämme der edelsten Obstsorten und einen Weinberg in welchem Rieslinge- und Burgunderreben gezogen werden. – Jugenheim, erst ein Zugehör des Schlosses Tannenberg, wurde nach Erbauung des Schlosses Daxberg zu diesem geschlagen und kam später mit dessen Zugehör an die Schenken von Erbach. Das Kloster soll nach dem am Fuße des Bergs gelegenen, und ihm zugehörigen Dörfchen oder Hof Niederstettbach den Namen Stettbach geführt haben. Zu Folge eines Steins, nun in der Dorfkirche eingemauert und wohl aus der zerstörten Klosterkirche herrührend, hat ein Conrad, Herr von Tannenberg, die Kirche 1263 gegründet. In Lorscher Urkunden kommt dieses Kloster namentlich in den Jahren 1304–1353 vor und wird dort monasterium in monte Felicitatis genannt. Es stand mit dem Kloster Lorsch genau in Verbindung; denn als dieses mit Prämonstratensern besetzt wurde, bekannte sich auch jenes zu diesem Orden. Noch in den Jahren 1478 und 1480 bestand das Kloster. Spätere Nachrichten fehlen, so wie die Geschichte seines Untergangs unbekannt ist. Auf dem Heiligenberg wurde ehemals das Zentgericht gehalten, und er führt auch in alten Weisthümern den Namen Landberg. Im Jahr 1622 haben Soldaten den Ort Jugenheim geplündert, und große Verwüstung angerichtet. In der Gemarkung lag früher Clingen, auch Diethersklingen genannt. Jugenheim kam 1714 von den Grafen von Erbach käuflich an Hessen.«[4]

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, von 1897 bis 1955, verkehrte eine Dampflok-betriebene Nebenbahn zwischen Bickenbach, Alsbach, Jugenheim und Seeheim. Die Planungen für die Verbindung hatten bereits 1869 begonnen, aber es gab viele Widerstände gegen den Bau. So fürchtete man Lärm, Störung der Feldarbeit und die Abwanderung von Feriengäste. Zur damaligen Zeit war die Bergstraße ein beliebtes Erholungsgebiet für Gäste aus ganz Europa, vor allem aus den Fürstenhäusern. Die Nebenbahn verband die nördliche Bergstraße mit der wichtigen Main-Neckar-Eisenbahn am Bahnhof Bickenbach. Neben den Feriengästen benutzte auch die einheimische Bevölkerung die liebevoll „Ziggelsche“ (= Zügelchen) genannte Nebenbahn. Da einige Züge bis nach Darmstadt fuhren und von Reisenden zum Besuch des Darmstädter Staatstheaters genutzt wurden, erhielten diese den Spitznamen „Theaterzug“.[5]

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 31. Dezember 1971 die Gemeinde Balkhausen auf freiwilliger Basis eingemeindet und am 1. Januar 1977 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Jugenheim a. d. Bergstraße und Seeheim kraft Landesgesetz zur neuen Gemeinde Seeheim zusammengeschlossen.[6] Am 1. Januar 1978 wurde diese Gemeinde amtlich in Seeheim-Jugenheim umbenannt.[7] Für Jugenheim wurde kein Ortsbezirk nach der Hessischen Gemeindeordnung errichtet.


Verwaltungsgeschichte im Überblick


Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Jugenheim lag, und deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8][9]


Gerichte


Die zuständige Gerichtsbarkeit der ersten Instanz war:[1]


Bevölkerung



Einwohnerstruktur 2011


Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Jugenheim 4320 Einwohner. Darunter waren 351 (8,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 783 Einwohner unter 18 Jahren, 1590 zwischen 18 und 49, 885 zwischen 50 und 64 und 1059 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 1812 Haushalten. Davon waren 549 Singlehaushalte, 519 Paare ohne Kinder und 540 Paare mit Kindern, sowie 153 Alleinerziehende und 48 Wohngemeinschaften. In 411 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1161 Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]


Einwohnerentwicklung


 1629:077 Hausgesesse[1]
 1806:436 Einwohner, 74 Häuser[10]
 1829:583 Einwohner, 90 Häuser[4]
 1867:781 Einwohner, 104 Häuser[12]
Jugenheim a. d. Bergstraße: Einwohnerzahlen von 1781 bis 2017
Jahr  Einwohner
1781
 
300
1800
 
336
1806
 
436
1829
 
583
1834
 
609
1840
 
656
1846
 
702
1852
 
728
1858
 
800
1864
 
674
1871
 
792
1875
 
900
1885
 
988
1895
 
1.057
1905
 
1.197
1910
 
1.239
1925
 
1.568
1939
 
1.550
1946
 
3.163
1950
 
3.215
1956
 
3.031
1961
 
3.592
1967
 
4.122
1970
 
3.524
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
4.320
2017
 
4.530
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[13]

Historische Religionszugehörigkeit


 1829:567 lutheranische (= 97,26 %), ein reformierter (= 0,17 %), 14 jüdische (= 2,40 %) und ein katholischer (= 0,17 %) Einwohner[4]
 1961:2565 evangelische (= 71,41 %), 873 katholische (= 24,30 %) Einwohner[1]

Politik



Wappen


Blasonierung: „In Silber ein rotes Hufeisen.“[14]
Wappenbegründung: Das mit 1719 datierte Siegel des Ortsgerichts enthielt im geteilten und oben gespaltenen Schild eine altertümliche Pflugschar und ein Rebmesser, unten ein Hufeisen. Es handelt sich dabei um Sinnbilder aus der bäuerlichen Vorstellungswelt, die auf die Erwerbszweige hindeuten. In dem so häufigen Hufeisen (siehe Biebesheim, Pfungstadt) als Dorfzeichen ist das alte Gemerke zu vermuten. Hupp hat das Wappen aus dem Gerichtssiegel in seinen älteren Auflagen auf Jugenheim im Landkreis Bingen bezogen und willkürlich tingiert als „blaue Pflugschar in Silber, silbernes Rebmesser in Blau und schwarzes Hufeisen in Gold“.

Das Wappen wurde von dem Darmstädter Heraldiker Georg Massoth gespaltet und 1929 durch das Ministerium des Innern des Volksstaates Hessen verliehen.


Kultur und Sehenswürdigkeiten



Bauwerke



Schutzgebiete


Die Waldflächen in der Gemarkung von Jugenheim sind zum großen Teil als Natura-2000-Gebiet „Kniebrecht, Melibocus und Orbishöhe bei Seeheim-Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg“ geschützt (FFH-Gebiet 6217-305).[15]


Regelmäßige Veranstaltungen



Wirtschaft und Infrastruktur



Öffentliche Einrichtungen



Verkehr


Bis 1961 verfügte Jugenheim über einen Bahnhof an der einstigen Nebenbahnstrecke Bickenbach–Seeheim. Im Ort treffen sich die Landesstraßen 3100 und 3103. Jugenheim wird von den Straßenbahnlinien 6 und 8, sowie von der Buslinie BE3 angefahren. Nachtsüber fährt die Linie 8N.


Wasserbau



Persönlichkeiten



In Jugenheim geboren



Persönlichkeiten mit Bezug zu Jugenheim



Literatur




Commons: Jugenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen


  1. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Zwingenberg) und Verwaltung.

Einzelnachweise


  1. Jugenheim a. d. Bergstraße, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 17. April 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 18. Mai 2018.
  2. Daten des Einwohnermeldeamts Seeheim-Jugenheim, Information der Abt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde Seeheim-Jugenheim, 20. September 2018
  3. Darmstädter Echo, Freitag, 22. August 2014, S. 20
  4. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Schlagzeilen aus Bensheim zum 175-jährigen Bestehen des „Bergsträßer Anzeigers“ 2007. (pdf 8,61 MB) Zum Theater mit dem „Ziggelsche“. S. 48, archiviert vom Original am 5. Oktober 2016; abgerufen am 28. Dezember 2014.
  6. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. II 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318, § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 382.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  11. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 16 und 70;.
  12. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 44 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  14. Klemens Stadler: Deutsche Wappen Bundesrepublik Deutschland. Die Gemeindewappen des Landes Hessen. Band 3. Angelsachsen-Verlag, Bremen 1967, S. 54.
  15. Karte des FFH-Gebietes „Kniebrecht, Melibocus und Orbishöhe bei Seeheim-Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg“. natureg.hessen.de, abgerufen am 28. Mai 2021.
  16. Viel Neues rund um die "Juremer" Kerb. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Darmstädter Echo. 25. August 2014, archiviert vom Original am 18. Februar 2018;.
  17. Darmstädter Echo, Mittwoch, 27. November 2019, S. 21.
  18. Ulrich Hartmann: Entschlammung Talsperre bei Seeheim-Jugenheim youtube.com, veröffentlicht am 31. Juli 2016, abgerufen am 22. September 2019. – Video (15:28)



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