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Gräfenroda ist ein Ortsteil der Landgemeinde Geratal im Ilm-Kreis (Thüringen).

Gräfenroda
Landgemeinde Geratal
Wappen von Gräfenroda
Wappen von Gräfenroda
Höhe: 400 m
Fläche: 23,31 km²
Einwohner: 3158 (31. Dez. 2017)
Bevölkerungsdichte: 135 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2019
Postleitzahl: 99330
Vorwahl: 036205
Haus Grevenrot
Haus Grevenrot
Haus Grevenrot

Geografie



Lage


Gräfenroda liegt in etwa 400 Metern Höhe im Tal der Wilden Gera, ist der größte Ort ohne Stadtrechte im Ilm-Kreis und nach Einwohnern der viertgrößte Ort des Kreises. Der Ort ist mit fünf Kilometer Länge auch das längste Dorf im Kreis. Nördlich von Gräfenroda erhebt sich der 490 Meter hohe Läusebühl, südlich liegt der 508 Meter hohe Gräfenrodaer Berg. Südwestlich des Ortes beginnt der Thüringer Wald. Westlich von Gräfenroda befindet sich die Lütschetalsperre. Die Lütsche mündet in Gräfenroda in die Wilde Gera. Talaufwärts befindet sich in 3 km Entfernung mit der Talbrücke Wilde Gera die imposanteste Brücke der A 71.


Nachbarorte


Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: Liebenstein, Geschwenda, Geraberg, Gehlberg, Oberhof, Frankenhain


Geschichte


Gräfenroda wurde erstmals 1290 urkundlich erwähnt. Der Ortsname kennzeichnet den Ort als Rodungssiedlung. Der Besitz am Ort lag ursprünglich bei den Grafen von Kevernburg bzw. Schwarzburg, von 1446 bis 1819 war der Besitz in eine schwarzburgische und eine witzlebische, später gothaische Hälfte geteilt. Traditionelle Erwerbsmöglichkeiten der Einwohner lagen in Forstwirtschaft und Fuhrwesen, außerdem im bergmännischen Abbau von Kupfer, Silber und Blei sowie ab dem 16. Jahrhundert in der Glasherstellung. Im 17. Jahrhundert entstanden die Ortsteile Anspiel und Dörrberg als Ausbausiedlungen in Verbindung mit der Errichtung von Schmelzhütten und Hammerwerken.

Die vorindustriellen Betriebe boten jedoch nur geringe Arbeitsplätze, so dass in der Mitte des 19. Jahrhunderts viele Einwohner wegen mangelnder Erwerbsmöglichkeit nach Amerika auswanderten. Erst nach 1850 siedelten sich im Zuge der Industrialisierung größere Betriebe im Ort an: 1855 eine Holzwarenfabrik, 1860 eine Terrakottafabrik, 1869 eine Glashütte und später weitere Porzellanfabriken. 1884 erfolgte der Anschluss an die Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen. Ende des 19. Jahrhunderts lag in Gräfenroda die Geburtsstätte der Gartenzwerge, die heute in einem Museum zu besichtigen ist. Von 1858 bis 1922 gehörte Gräfenroda zum Landratsamt Ohrdruf im Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha bzw. Freistaat Sachsen-Gotha. Dann kam es zum Landkreis Arnstadt im Land Thüringen.

Ein  Notgeldschein (Vorder- und Rückseite) aus Gräfenroda, mit einer Darstellung von Glasbläsern und der Wilhelmshütte, aus dem Jahr 1921.
Ein Notgeldschein (Vorder- und Rückseite) aus Gräfenroda, mit einer Darstellung von Glasbläsern und der Wilhelmshütte, aus dem Jahr 1921.

In den Jahren des Zweiten Weltkrieges mussten 104 „Ostarbeiter“ bei der Firma Hugo Funk Söhne und in der Glasfabrik Wilhelmshütte Zwangsarbeit leisten. Auf dem Kirchhof erinnern Gräber und eine Gedenktafel an zwei KZ-Häftlinge, die während eines Todesmarsches bei Gräfenroda von SS-Mitgliedern erschossen wurden.[1] In der Zeit des Nationalsozialismus wirkte und lebte der für seine antisemitische Propaganda berüchtigte Schriftsteller Artur Dinter in Gräfenroda. 1945 floh er nach Zell am Harmersbach, um einer Bestrafung zu entgehen.

Zu DDR-Zeiten errichtete und unterhielt im Ort der VEB Matratzenfabrik Wittekind in Halle ein Ferienlager für die Kinder seiner Betriebsangehörigen.

Seit 1994 gehört Gräfenroda zum Ilm-Kreis und ab 1993 war es Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Oberes Geratal. Mit der Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft wurde Gräfenroda am 1. Januar 2019 Ortsteil der Landgemeinde Geratal.[2]


Einwohnerentwicklung


Entwicklung der Einwohnerzahl:

  • 1843 – 777[3]
  • 1939 – 3.971[4]
  • 1989 – 4.313[5]
  • 2005 – 3.537
  • 2010 – 3.358
  • 2015 – 3.232

Datenquelle: ab 1994 Thüringer Landesamt für Statistik – Werte vom 31. Dezember


Politik


Gartenzwergmuseum
Gartenzwergmuseum

(Ortsteil-)Bürgermeister und Ortsteilrat


Der Ortsteilbürgermeister von Gräfenroda ist Dominik Straube (CDU). Er bildet zusammen mit zehn weiteren Mitgliedern den Ortsteilrat. Straube wurde am 7. Mai 2017 zum ehrenamtlichen Bürgermeister der damals noch selbständigen Gemeinde gewählt, nach der Eingemeindung nach Geratal übt er für den Rest seiner Amtszeit das Amt des Ortsteilbürgermeisters aus. Zusätzlich wurde er am 26. Mai 2019 zum hauptamtlichen Bürgermeister der Landgemeinde Geratal gewählt.[6][7]

Von 1990 bis 2006 war Norman Höhler (zunächst FDP, dann CDU) der Bürgermeister von Gräfenroda, ehe von 2006 bis 2017 Frank Fiebig (Die Linke) folgte. Bis zum Jahr 2000 war das Amt des Bürgermeisters hauptamtlich, seitdem wird es ehrenamtlich ausgeführt.[7]


Frühere Wahlergebnisse


Bei den letzten 3 Wahlen zum Gemeinderat in Gräfenroda ergaben sich die folgenden Ergebnisse:

Partei / ListeStimmenanteil 2014Sitze 2014+/− Sitze 2014Stimmenanteil 2009Sitze 2009+/− Sitze 2009Stimmenanteil 2004Sitze 2004
CDU42,1 %7+ 133,8 %6− 352,1 %9
Die Linke26,1 %40026,2 %4+ 212,4 %2
SPD18,2 %30020,2 %3− 235,5 %5
FWG Ilm-Kreis13,6 %2− 119,8 %3+ 3nicht angetreten0

Wappen


Staatliche Grundschule „An der Burglehne“ Gräfenroda
Staatliche Grundschule „An der Burglehne“ Gräfenroda

Blasonierung: „In Rot, geteilt durch einen silbernen Wellenbalken; oben eine goldene neunzackige Grafenkrone, unten ein silberner Stubben.“

Der ehemalige Rodungsort wurde erstmals 1290 urkundlich erwähnt und gehörte zum Besitz der Grafen von Schwarzburg-Käfernburg. Krone und Stubben symbolisieren die gräfliche Rodung, der der Ort seinen Namen verdankt. Das Wellenband steht für die Wilde Gera, die den Ort durchfließt und 23 Mühlräder trieb.[8]

Das Wappen wurde vom Heraldiker Frank Diemar gestaltet und am 10. Dezember 1993 genehmigt.


Partnerstadt


Eine Partnerschaft verbindet Vouziers in Nordfrankreich (Département Ardennes) mit Gräfenroda.


Kultur und Sehenswürdigkeiten


St.-Laurentius-Kirche
St.-Laurentius-Kirche

Wirtschaft und Verkehr


Bahnhof
Bahnhof

Gräfenroda ist eine wirtschaftlich nicht stark ausgeprägte Gemeinde. Der größte Arbeitgeber im Ort ist die Schulz Fördersysteme GmbH mit 76 Mitarbeitern. In den Jahren vor dem demokratischen Umbruch gab es verschiedene Sägewerke sowie eine Tonwarenfabrik, die auch die Heimat der Gartenzwerge war. Nach 1990 brach ein Großteil der Industrie des Ortes zusammen. Heute pendeln viele Gräfenrodaer zur Arbeit nach Arnstadt oder Ilmenau.

Gräfenroda liegt an der B88, die Ilmenau und Eisenach verbindet. Nach dem Ort ist auch eine Autobahnanschlussstelle der A 71 benannt, die ca. 4 km südlich liegt. Von Gräfenroda führen weitere Straßen nach Gehlberg/Oberhof und Plaue/Arnstadt.

Der 2 km vom Ort entfernte Bahnhof Gräfenroda war ein kleiner Eisenbahnknoten an der Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen. Heute verkehren der Mainfranken-Thüringen-Express und die Regionalbahnen der Süd-Thüringen-Bahn, die auch am Haltepunkt Dörrberg halten. Bis in die 1990er Jahre wurden in Gräfenroda Schiebelokomotiven für die Bergfahrt nach Oberhof/Suhl angesetzt. Direkt durch den Ort verläuft die Ohratalbahn Gotha–Gräfenroda mit dem weiteren Haltepunkt Gräfenroda Ort. Der Personenverkehr wurde aber im Dezember 2011 eingestellt.


Persönlichkeiten



Musiker rund um die Kellner-Familie



Ehrenbürger


Gräfenroda hat drei Ehrenbürger.[9]


Weitere Persönlichkeiten



Literatur



Einzelnachweise


  1. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser, Band 8 Thüringen. Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 142.
  2. Thüringer Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 14/2018 S. 795 ff., aufgerufen am 1. Januar 2019
  3. Quelle für schwarzburgische und sächsische Orte: Johann Friedrich Kratzsch: Lexicon der sämmtlichen Ortschaften der Deutschen Bundesstaaten. Naumburg, 1843. Online abrufbar bei Google Books. Quelle für preußische Orte: Handbuch der Provinz Sachsen. Magdeburg, 1843. Online abrufbar bei Google Books
  4. Michael Rademacher: Einwohnerzahlen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  5. Bevölkerungsentwicklung ab 1989 (TLUG) (Memento des Originals vom 29. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tlug-jena.de (PDF; 18 kB)
  6. Gemeinde Geratal: Amtsblatt, 1. Jahrgang, Nr. 12. 14. Juni 2019, abgerufen am 20. September 2019.
  7. Thüringer Landesamt für Statistik: Wahlen in Thüringen, Bürgermeisterwahlen in Gräfenroda. Abgerufen am 20. September 2019.
  8. Arbeitsgemeinschaft Thüringen e.V. (Hrsg.): Neues Thüringer Wappenbuch, Band 2. 1998, ISBN 3-9804487-2-X, S. 12.
  9. Archivlink (Memento des Originals vom 21. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.graefenroda.de


Commons: Gräfenroda – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

На других языках


- [de] Gräfenroda

[en] Gräfenroda

Gräfenroda is a village and a former municipality in the Ilm-Kreis district, in Thuringia, Germany. Since 1 January 2019, it is part of the municipality Geratal. It was the administrative seat of the former Verwaltungsgemeinschaft Oberes Geratal.

[ru] Грефенрода

Грефенрода (нем. Gräfenroda) — коммуна в Германии, в земле Тюрингия.



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