Geyersdorf liegt etwa 2,5Kilometer östlich von Annaberg im Erzgebirge. Die Ortslage erstreckt sich am Westhang des Pöhlbach, südwestlich des Ortes erhebt sich der 832mü.NN hohe Pöhlberg. Durch Geyersdorf verläuft der Europäische Fernwanderweg E3. Den Ort queren die Staatsstraße218 Annaberg–Reitzenhain sowie die S262 Wiesenbad–Bärenstein.
Rathaus GeyersdorfGeyersdorf, Widerlager der ehem. Eisenbahnbrücke (2016)Turnhalle Geyersdorf mit AußenschwibbogenGeyersdorf, Annaberger Backwaren
Ortsgeschichte
Die erste urkundliche Erwähnung datiert von 1397[1], man schreibt den Ortsnamen zu diesem Zeitpunkt bereits wie den heutigen, in der Folge unterliegt die Schreibweise jedoch mehreren Änderungen. Der Name soll seinen Ursprung von Bergleuten aus Geyer haben, welche sich in der Folge von Erzfunden am Pöhlberg hier ansiedelten. Ehedem soll er die Bezeichnung Häuersdorf bzw. Häuerstädt (während der Zeit der Stadtgerechtigkeit) geführt haben, was auf den Beruf des Hauers rückführbar ist.[2]
Friedrich Gottlob Leonhardi beschreibt Geyersdorf 1801 ausführlich in Band 3 seiner Erdbeschreibung der churfürstlich- und herzoglich- sächsischen Lande.[3]
August Schumann nennt 1816 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen Geyersdorf betreffend u. a.:
„Geyersdorf hat jetzt 80Häuser, eine Kirche und Schule, und 541Einwohner, unter denen 30Begüterte mit 12¾Magaz. Hufen, 5Mühlenbesitzer und 45Häusler sind. Im J. 1801 hielten sie 162Kühe. [...] Die Einwohner leben theils vom Ackerbau, der aber wegen der Abdachung des Pölbergs (Bielbergs) sehr schwer zu betreiben und dabei wenig ergiebig ist, theils vom Bergbau, der aber nicht im Ort selbst statt findet.“[2]
Das jetzige Gebäude der Evangelischen Pfarrkirche Geyersdorf an der Alten Dorfstraße[4] wurde 1862 errichtet. Ein in der Grundmauer erhaltener Stein weist die Jahreszahl 1508 auf. Von der Mitte des 16.Jahrhunderts bis 1902 gehörte der Ort kirchlich der Hospital- oder Trinitatiskirche in Annaberg an; zuständig waren die dortigen Pfarrer.[5]
Am 15.November 1923 erhielt der Ort mit dem Güterbahnhof „Geyersdorf-Mildenau“ am östlichen Ortsende Eisenbahnanschluss an der als Industriebahn konzipierten Plattentalbahn – zwischen dem 10.Januar 1938 und 1945 verkehrten hier auch Personenzüge. Ab 1951 war die Station durch Betriebseinstellung auf dem Abschnitt bis Königswalde fortan oberer Endpunkt der Bahn, am 15.Juni 1971 wurde der Güterverkehr auf dem Abschnitt Plattenthal–Geyersdorf-Mildenau endgültig eingestellt.[6]
Zum 1.Januar 1999 wurde Geyersdorf nach Annaberg-Buchholz eingemeindet.[7]
Der zeitliche Ursprung des Bergbaus am Pöhlberg ist nicht bekannt, dürfte aber nach derzeitigem Kenntnisstand vor 1442 liegen, denn nach chronikalischen Aufzeichnungen wurde die Grube St. Briccius südlich von Geyersdorf in diesem Jahr beim Bergamt Geyer erstmals erwähnt.[8]
Bemerkenswert ist, dass Geyersdorf aufgrund seines ergiebigen Bergbaus beim Kurfürsten die Stadtgerechtigkeit ersuchte. Die Stadtgerechtigkeit erhielt der Ort schließlich 1468. Dieses Privilegium umfasste „einen öffentlichen Wochenmarkt, Brau- und Schankgerechtigkeit für jedes Haus, Niederlassung der Handwerker, Zoll- und Geleits-, Land- und Tranksteuerfreiheit mit Accisemoderation, die kleine Jagd mit Netzen etc.“[2] Später erloschen die Privilegien jedoch wieder.
In seiner Blütezeit zwischen 1575 und 1595 lieferte der Bergbau 3510 Zentner Kupfer und 5060 Mark Silber, die teils in Geyer teils in nahegelegenen Hüttenwerken weiterverarbeitet wurden.[9]
Kirche Geyersdorf
Siehe auch
Liste der Kulturdenkmale in Geyersdorf
Söhne und Töchter
Max Grohmann (1861–1925), Schuldirektor und Sachbuchautor
Walter Porstmann (1886–1959), Ingenieur, Mathematiker und Normungstheoretiker
Werner Porstmann (1921–1982), Radiologe
Friedrich Hermann Lahl (1842–1920), Kunsthandwerker und Begründer der Massefigurenherstellung in Annaberg
Literatur
Geyersdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 3. Band. Schumann, Zwickau 1816, S. 125–127.
Max Grohmann: Das Obererzgebirge und seine Hauptstadt Annaberg in Sage und Geschichte. Heimatkundliches Lesebuch für Schule und Haus, 303 Seiten, Annaberg: Graser, 1892
Leo Bönhoff (Hrsg.): Kriegs-Chronik der Teutschen, teilweise als Erzgebirgische Kriegschronik veröffentlicht, Manuskript – Sächsische Landesbibliothek Dresden, Teilweise Herausgegeben 1911, nach Christian Lehmann, bei google books
Fritz Nickerl, Heinz Röthig: Verzeichnis der Berggebäude von Geyersdorf 1500-1900. Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Bergbaunachrichten, 2000. (online)
Jochen Köhler: Güter und Häuser von Geyersdorf um 1840. Eine Häuserchronik. Annaberg-Buchholz 2011, DNB 1018513744.
Jochen Köhler: Die ehemaligen Mahlmühlen von Geyersdorf. (= Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Heft 61). 2003.
Jochen Köhler: Der Rote Hahn Geyersdorf. (= Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Heft 71). 2005.
Richard Steche: Geyersdorf. In:Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 4. Heft: Amtshauptmannschaft Annaberg. C.C.Meinhold, Dresden 1885, S. 79.
Helmut Brückner: Dorfgemeinschaft. Versuch der Rekonstruktion einer Gesamtbevölkerung von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts am Beispiel der ‚merkwürdigen‘ Ortschaft Geyersdorf. Annaberg-Buchholz 2018/2019.
Helmut Brückner: Die vergessene Stadt. Die städtischen Privilegien des "merkwürdigen" Ortes Geyersdorf im Verlauf von drei Jahrhunderten. Mildenau 2018.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии