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Dreißigacker ist ein Ortsteil westlich der Kernstadt der südthüringischen Kreisstadt Meiningen mit 1392 Einwohnern (Hauptwohnsitz).[1]

Dreißigacker
Stadt Meiningen
Höhe: 419 (400–460) m
Fläche: 7,11 km²
Einwohner: 1392 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 196 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1990
Postleitzahl: 98617
Vorwahl: 03693
Blick auf Dreißigacker
Blick auf Dreißigacker
Blick auf Dreißigacker

Geografische Lage


Dreißigacker liegt am östlichen Rand einer Hochebene im Werratal rund einen Kilometer westlich der Kernstadt an der Landesstraße 2621 und östlich vom Stadtteil Herpf auf einer Höhe von 430 Meter über NN (Ortskern).


Geschichte


LPG-Bäuerin in Dreißigacker 1959
LPG-Bäuerin in Dreißigacker 1959
Evangelische Kirche (Neugotik)
Evangelische Kirche (Neugotik)
Arboretum
Arboretum

Dreißigacker wird in einer Urkunde des Grafen Berthold VII. von Henneberg(-Schleusingen), die er am 22. August 1311 für das Kloster Rohr ausstellte, erstmals urkundlich als „in dem dorp zu Drizichaccher“ erwähnt.[2]

Am 13. Oktober 1320 wird der Ort nochmals urkundlich als Drizichacher erwähnt, als 30 Acker Wald für die Ansiedlung von Bauern gerodet wurden, was zugleich den Ortsnamen erklärt. Es gehörte zum Amt Maßfeld in der Grafschaft Henneberg. Im Mai 1525 wurde während des Bauernkrieges bei der Schlacht bei Meiningen nahe dem Dorf das Bauernheer Bildhäuser Haufen vernichtend von fürstlichen Truppen geschlagen.

In Dreißigacker fanden von 1611 bis 1658 Hexenverfolgungen statt: Vier Frauen und ein Mann gerieten in Hexenprozesse. Die 80-jährige Anna Gramann wurde 1611 auf dem Scheiterhaufen hingerichtet, von den anderen vier Prozessen ist der Ausgang unbekannt.[3]

Im Dreißigjährigen Krieg zerstörten 1641 kaiserliche Truppen den Ort durch Brandlegung.

1710 ließ Herzog Ernst Ludwig I. ein Jagdschloss erbauen, in dem von 1801 bis 1843 mit der Forstakademie Dreißigacker Thüringens erste Forsthochschule untergebracht war, zu deren erstem Direktor Johann Matthäus Bechstein berufen wurde. Da im nahen Meiningen bis Mitte des 19. Jahrhunderts jüdischen Bürgern das Wohnrecht verwehrt wurde, bildete sich in Dreißigacker eine große jüdische Gemeinde. Diese hatte seit 1822 eine Synagoge, eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen im 17. Jahrhundert angelegten Friedhof. 1863 weihte die evangelische Gemeinde ihre neue Kirche ein.

1825 kam der Ort zum Amt Meiningen. Nach einem Großbrand 1867 wurde der Ortskern neu errichtet. 1920 gründete Eduard Weitsch eine Heimvolkshochschule, die vorbildlich für die Weimarer Volksbildung war. 1946 etablierte sich im Schloss ein Institut für Lehrerbildung, das an den Standorten Dreißigacker und Meiningen bis 1990 existierte. 1969 errichtete der Meteorologische Dienst der DDR, heute in den Deutschen Wetterdienst integriert, auf dem höchsten Punkt des Ortes eine Wetterwarte.

Am 1. Oktober 1990 erfolgte die Eingemeindung nach Meiningen,[4] um die Errichtung eines Gewerbegebietes zu ermöglichen. In Dreißigacker lebten 1990 rund 900 Einwohner.

1991 wurde am westlichen Ortsrand das 89 ha große Gewerbegebiet errichtet, weiter entstanden mehrere Neubaugebiete. 1995 eröffnete das neue Klinikum Meiningen, in dem heute mehr als 900 Mitarbeiter beschäftigt sind.[5] Weitere medizinische Einrichtungen folgten im Umfeld des Krankenhauses. An den Ortsrändern und mit dem Ortsteil Dreißigacker-Süd entstanden neue Wohngebiete und ließen die Einwohnerzahl stetig steigen.

Die Einwohnerzahl des Ortsteiles stieg auf 1133 Bürger im Jahr 1998 und auf 1459 Bürger im Jahr 2009 an.[1] Im Jahr 2020 lebten hier 1405 Einwohner mit Hauptwohnsitz und 67 mit Nebenwohnsitz.[1]


Politik



Ortsteilrat


Der Ortsteilrat setzt sich aus acht gewählten Ratsfrauen und Ratsherren zusammen. Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wurden acht neue Ratsmitglieder gewählt, die alle der Wählergemeinschaft Dreißigacker angehören. Die Wählergemeinschaft erreichte bei der Stadtratswahl von Meiningen 1,3 % Stimmenanteil, der nicht für einen Sitz im Stadtrat reicht.[6] Das Ratsmitglied Ralph Kellner (Grüne) und der im Ortsteil lebende Klaus-Peter Wegner (Die Linke) vertreten dafür im Rahmen ihrer Parteizugehörigkeit Dreißigacker im Stadtrat Meiningen.


Ortsteilbürgermeister


Ortsteilbürgermeisterin von Dreißigacker ist seit 2009 Anneliese Reukauf. Sie wurde bei der Kommunalwahl vom 26. Mai 2019 mit 68,5 % Stimmenanteil wiedergewählt.[7]


Öffentliche Einrichtungen


In Dreißigacker befinden sich das Verkehrsamt des Landkreises Schmalkalden-Meiningen, das Klinikum Meiningen und eine Wetterstation des DWD. Des Weiteren entstanden hier seit 1990 im Umfeld des Klinikums ein Gesundheitszentrum mit Ärztehäusern, Dialysezentrum, Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), Demenzzentrum und einem DRK-Pflegeheim.


Gewerbegebiet


Gewerbegebiet Dreißigacker
Gewerbegebiet Dreißigacker
Reinraum des Hightech-Unternehmens Aifotec
Reinraum des Hightech-Unternehmens Aifotec
Wasserturm
Wasserturm

Das Gewerbegebiet Dreißigacker hat eine Bruttofläche von 101 Hektar und eine Nettofläche von 91 Hektar (2020). Es gehört damit zu den größten Gewerbegebieten im Freistaat Thüringen. Der erste Spatenstich war am 2. April 1991, die Grundsteinlegung folgte am 7. Oktober 1991. Als Wahrzeichen gilt der von den Stadtwerken Meiningen betriebene Wasserturm am höchsten Punkt des Gewerbegebietes. Er ist mit Sendemast 45 Meter hoch und fasst 1000 Kubikmeter Wasser. Der Wasserturm versorgt neben den ansässigen Firmen auch den Ortsteil Dreißigacker. In dem nahezu voll ausgelastetem Gewerbegebiet haben sich bis 2012 rund 75 Unternehmen mit 3050 Beschäftigten angesiedelt.[8] Wegen zusätzlichen Bedarf wurde das Gewerbegebiet 2017/18 um 1,7 ha und 2019/20 um weitere 3 ha erweitert. Nachfolgend sind Firmen mit mehr als 50 Beschäftigten aufgeführt.

Die Stadt Meiningen hat sich seit Ende des 20. Jahrhunderts mit zahlreichen im gesamten Stadtgebiet verteilten Firmen zu einem Zentrum der Hightech-Industrie entwickelt. Dabei hat sich im Gewerbegebiet Dreißigacker ein Cluster mit den bereits aufgeführten Firmen ADVA AG und ABS electronic GmbH und eine Reihe weiterer Unternehmen gebildet. Dazu gehören die Firmen im Gewerbezentrum Zukunftstechnologie in Meiningen e. V. (unter anderem „Aifotec AG“, „MIC GmbH“, „AVK-Automaten“) und die Unternehmen „Nanoplus GmbH“ und „Aurolia Technologies GmbH“.


Persönlichkeiten



Literatur




Commons: Dreißigacker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Einwohnermeldeamt der Stadt Meiningen
  2. H.A. B 10 Fach 4 Nr. 27
  3. Kai Lehmann: Unschuldig. Hexenverfolgung südlich des Thüringer Waldes. Über 500 recherchierte Fälle aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Wehry-Verlag, Untermaßfeld 2012, ISBN 978-3-9813902-8-5, S. 88 f.; Kai Lehmann: Ausstellung „Luther und die Hexen“. Bereich Dreißigacker, Bibliothek Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden, 2012; Kai Lehmann: Ausstellung „Luther und die Hexen“. Bereich Welkershausen, Bibliothek Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden, 2012; Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum (= Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland. Bd. 2). DOBU-Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-934632-03-3, S. 240–244, (Zugleich: Marburg, Universität, Dissertation, 2000).
  4. Statistisches Bundesamt: Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  5. Angabe laut Klinikum Meiningen
  6. meiningen.de/media, Thüringer Landesamt für Statistik, abgerufen am 28. Mai 2019, PDF.
  7. wahlen.thueringen.de Ortsteilbürgermeisterwahl Dreißigacker, abgerufen am 29. Mai 2019.
  8. Wirtschaftsdezernat der Stadt Meiningen, Stand vom 1. Januar 2012
  9. Website Backhaus Nahrstedt



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