Dalum ist ein Ort in der Gemeinde Geeste im niedersächsischen Landkreis Emsland und mit rund 4.500 Einwohnern deren größter Gemeindeteil.
Dalum Gemeinde Geeste 52.5908333333337.220555555555624 | ||
---|---|---|
Höhe: | 24 m ü. NN | |
Einwohner: | 4500 (31. Dez. 2013) | |
Eingemeindung: | 1. Februar 1971 | |
Postleitzahl: | 49744 | |
Vorwahlen: | 05937, 05925 | |
Lage von Dalum in Niedersachsen | ||
Dalum liegt an der Ems zwischen Lingen und Meppen. Die Ortschaft besteht aus den Teilen Dalum Dorf, Dalumer Rull, Großer Sand, Siedlung, Neuer Kamp und der Kottheide.
Aus Bronze- und vorrömischen Eisenzeit wurden einzelne Grabbeigaben gefunden, die erste Erwähnung der Siedlung stammt aus dem Jahr 1122 als Dalem oder Dalham.[1] Die Kirche Christus König wurde 1931 errichtet. Dalum war bis 1936 Teil des Kirchspiels Hesepe. Am 1. Februar 1971 hat sich Dalum der Gemeinde Geeste angeschlossen.
Dass die Gefangenen im Lager Dalum schlecht behandelt wurden, konnte in Dalum nicht verborgen bleiben. Die Emslandlager wurden vor der Bevölkerung bewusst nicht „versteckt“; sie sollten als Warnung vor oppositionellem Verhalten dienen. In Dörfern wie Fullen bei Meppen waren diese sogar ausgeschildert.
Nachdem die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Lager Dalum starben, auf dem Friedhof der katholischen Gemeinde bestattet worden waren, regte sich Widerstand. Der Lagerkommandant meldete dem Wehrkreiskommando Münster am 20. August 1941: Mit der Zunahme der Todesfälle bei den russischen Kriegsgefangenen ... hat auch die Erregung der Bevölkerung zugenommen, die nicht dulden will, das Bolschewisten auf ihrem Friedhof beerdigt werden.[2] Daraufhin wurde zwei Kilometer vom Lager entfernt ein Lagerfriedhof eingerichtet, auf dem 8.000–16.000 Tote ruhen.[3] Die meisten von ihnen sind in Massengräbern beigesetzt und namentlich bekannt, wobei hier die Öffnung der russischen Archive mehr Klarheit erreichen wird. Bei dieser hohen Zahl muss berücksichtigt werden, dass auch verstorbene Gefangene aus anderen Lagern (Alexisdorf, Wietmarschen) hier bestattet wurden.
Die Orte südlich von Dalum (Wachendorf und Lingen) waren von britischen Streitkräften eingenommen worden. Dalum selbst sowie das zu diesem Zeitpunkt schon vollständig geräumte Lager Dalum wurde am 6. April 1945 von Teilen der 4th Canadian Armoured Division erreicht. Die kanadische Einheit befand sich auf dem Weg in die strategisch wichtige Stadt Meppen und zur Ems. Sie sollte über Sögel, Werlte, Friesoythe und Cloppenburg nach Bad Zwischenahn vorstoßen, um die deutschen Truppen im Emsland, in Ostfriesland und im Nordosten der Niederlande abzuschneiden. Bevor die Front durch Dalum stieß, wurde die Bevölkerung von den alliierten Truppen aufgerufen, brennbares Material wie Möbel aus den Häusern zu schaffen und sich im mittlerweile in den leerstehenden Lagern zu sammeln.
Eine Gruppe ehemaliger dänischer Häftlinge besucht bis heute jedes Jahr regelmäßig das ehemalige Außenlager des KZ Neuengamme und gedenkt der Toten auf dem Lagerfriedhof mit einer Kranzniederlegung.
Nach Ende des Krieges im Mai 1945 blieben Teile des Lagers weiterhin bestehen und wurden u. a. als Unterkünfte für Displaced Persons (DP) genutzt. Der Großteil von ihnen waren, wie im gesamten Emsland, Polen. Außerdem mussten vor allem landwirtschaftliche Betriebe mindestens eine Person aufnehmen. Einige der Opfer des Nationalsozialismus glaubten sich im Recht, wenig rücksichtsvoll mit den Ortsansässigen umgehen zu dürfen. Häufige Auseinandersetzungen waren die Folge; die Einheimischen klagten über Diebstähle, die von der kanadischen Militärverwaltung zunächst nicht oder selten geahndet wurden, wobei der Oberbefehlshabende Offizier der kanadischen Besatzungstruppen, Christopher Vokes, im späteren Verlauf zunehmend derartige Vergehen mit der Ausweisung Polnischer oder Sowjetischer DPs in ihre Heimatländer ahndete. Dies verdeutlicht auch u. a. folgende Aussage von Vokes:
Those Russians were absolute savages. After they were removed, law and order came back to my area and rape, murder and arson disappeared. Perhaps Russia, in it´s 1917 Revolution, lost whatever civilizing element of society it had managed to acquire before that time. (Übersetzt: Diese Russen waren absolute Wilde. Nachdem sie entfernt worden waren, kehrten Recht und Ordnung in meine Gegend zurück und Vergewaltigung, Mord und Brandstiftung verschwanden. Vielleicht hat Russland in der Revolution von 1917 das zivilisatorische Element der Gesellschaft verloren, das es vor dieser Zeit erworben hatte.)
Zwischenzeitlich – um 1950 – nutzten ein Möbelvertrieb und die Gewerkschaft Elwerath das einstige Lagergelände,[4] bis die Reste des Lagers einige Jahre danach abgerissen wurden und das Gelände eingeebnet. Nur ein Transformatorenhaus, das auch dem Wasserwerk nebenan diente, und drei Pfosten des Eingangstores blieben stehen. Diese Überreste des Lagers stehen als mahnende Zeugnisse der Vergangenheit unter Denkmalschutz. Für die zukünftige Nutzung wird darüber nachgedacht, weitere Informationstafeln in Form einer Dauerausstellung zu platzieren, um die wechselnden Funktionen des Lagers für künftige Generationen zu veranschaulichen und zu erhalten.
Schon seit Beginn der 1940er Jahre wurden in Dalum Ölvorkommen entdeckt und durch die Firma Elwerath, deren Niederlassung sich gegenüber dem heutigen Trocknungswerk befand, gefördert. Dank des Emslandplans konnte die Fördermenge Anfang der 1950er Jahre deutlich gesteigert werden. Die Anzahl der Fördertürme (bzw. später sogenannte Nickpumpen) wuchs vor allem in der Kottheide zwischen dem Ortskern und dem benachbarten Wachendorf. Das geförderte Öl hatte jedoch wegen seiner Zähflüssigkeit gegenüber anderen, reichhaltigeren Vorkommen in der Region erhebliche Nachteile und ließ sich nur mit hohem Aufwand raffinieren. 1950 wurde in Holthausen durch das Firmenkonsortium Elwerath-Preussag und Wintershall mit dem Bau einer Raffinerie begonnen, die dieses Öl verarbeiten konnte und vor allem unnötige Transportkosten sparen sollte. Doch aufgrund des immer billiger werdenden Öls aus dem Nahen Osten schrumpfte die regionale Fördermenge im Laufe der nächsten zwei Jahrzehnte immer weiter. Heute gibt es noch zwei inaktive Nickpumpen zu Anschauungszwecken in Dalum.
Südlich des ehemaligen Lagers XII wurde über Jahrzehnte hinweg (von 1952 bis 1977) Bohrschlamm – welcher bei den Bohrungen der einzelnen Ölförderplattformen entstand – entsorgt. Das Lager trug nun die Bezeichnung „Erika“, wobei einige der ehemaligen Baracken auch von der damaligen Gewerkschaft Elwerath genutzt wurden. In den Jahren 2015–2017 wurde die ehemalige Bohrschlammgrube aufwändig ausgekoffert, der kontaminierte Sand entsorgt (insgesamt ca. 106.000 m³) und anschließend renaturiert.
Ebenfalls vom Emslandplan gefördert, entstand in Dalum in den 1950er Jahren der Ortsteil Neuer Kamp, in dem sich vor allem Heimatvertriebene ansiedelten. Darauf weisen auch die Straßennamen hin, die an ostpreußische und schlesische Städte erinnern.
Dalum hatte bis 1971 den Status einer Gemeinde – wie auch die Nachbarorte Geeste und Osterbrock. Am 1. Februar 1971 wurden die drei Orte zur Gemeinde Geeste zusammengeschlossen. Verwaltungssitz wurde Dalum. Am 1. März 1974 folgten Bramhar, Groß Hesepe und Varloh.[5]
Das Rathaus der Gemeinde Geeste befindet sich im Zentrum Dalums.
Bürgermeister der Gemeinde Geeste ist seit dem 1. November 2014 Helmut Höke (CDU).
Die erste Herrenmannschaft des SV Dalum spielt 2020/2021 in der Opti Möbel Wilken Kreisliga; die zweite Herrenmannschaft spielt 2020/2021 in der 3. Kreisklasse Emsland-Mitte.
Die 1. Dalumer Herren- sowie die erste Frauen-Mannschaft spielt derzeit in der Regionsoberliga im Bereich Bentheim/Emsland, die 2. Herrenmannschaft und die 2. Frauenmannschaft spielt in der Regionsliga.
In Dalum gibt es einen Schwimmverein, der den Namen „SV Wasserfreunde Dalum“ trägt.
In Dalum gibt es mehrere Tennisplätze, unter anderem am Sportplatz des SV-Dalum.
Verkehrsanbindungen:
Bramhar · Dalum mit Großer Sand · Geeste · Groß Hesepe · Klein Hesepe · Osterbrock · Varloh