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Bachra ist eine seit 1994 zur Stadt Rastenberg gehörige Ortschaft mit 612 Einwohnern (Stand: 21. Dezember 2001) im Nordosten des Landkreises Sömmerda im Norden von Thüringen.

Bachra
Wappen von Bachra
Wappen von Bachra
Höhe: 210 m ü. NN
Einwohner: 612 (21. Dez. 2001)
Eingemeindung: 25. März 1994
Postleitzahl: 99636
Vorwahlen: 036378, 036377
Bachra (Thüringen)
Bachra (Thüringen)

Lage von Bachra in Thüringen

Kirche St. Dionysius in Bachra (2010)
Kirche St. Dionysius in Bachra (2010)
Kirche St. Dionysius in Bachra (2010)

Lage


Bachra liegt südlich der Hohen Schrecke. Im südlichen Teil des Ortes fließt der Bach Schafau, der zum Rückhaltebecken Bachra aufgestaut wird.


Geschichte


Am nordöstlichen Rand des Thüringer Beckens bei Bachra auf einer ovalen Kuppe der Finne ist die Burgstelle der ehemaligen Tittelsburg, heute ein Bodendenkmal. Gebäudereste sind nicht mehr vorhanden, aber der Geländeabsatz von 10 × 30 m, der mit Wall und umlaufendem Graben geschützt war. Unweit dieser Burgstelle befindet sich die Wallburg Platte. Es wird angenommen, dass beide Burgen die Verkehrswege in diesem Teil der Finne kontrolliert und gesichert haben. So zeigen sich im Gelände mehrere Hohlwege und deuten den Verlauf der alten Verkehrswege von Erfurt Richtung Memleben zur Kaiserpfalz aus dem 10. Jahrhundert an.[1]


Ersterwähnung


Vor 1157 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Bachere (am Bach liegend) (Quelle: Otto Dobenecker: Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae). Vor 1260 wurde das Kloster Bachra der Zisterzienser-Nonnen gegründet[2].


Spätmittelalter und Frühe Neuzeit


Im späten Mittelalter erfolgte ein häufiger Wechsel der adligen Herrschaften über den Ort, der zur „Herrschaft Frohndorf“ gehörte. 1505 kaufte Hans von Werthern das Dorf. Ab 1607 befand es sich im Besitz der Linie Werthern/Wiehe. 1598 und im Dreißigjährigen Krieg forderte die Pest viele Opfer im Dorf. Um 1635 fertigte der Ortspfarrer und Heimatforscher Adolar Erich die erste Übersichtskarte von Thüringen an, die tyringische Mapp oder Landtafel. Sie wurde bis ins 18. Jahrhundert verwendet.


Neuzeit


Bachra gehörte bis 1815 zum kursächsischen Amt Eckartsberga. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam der Ort zu Preußen und wurde 1816 dem Landkreis Eckartsberga im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem er bis 1944 gehörte.[3] 1834 vernichtete eine Feuersbrunst große Teile des Ortes. 1864/65 wurde das Schloss durch die Familie Werthern neu gebaut. In der Zeit des Kaiserreichs nach 1870/71 erlebte Bachra einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung, auch mit dem Bau mehrerer mit der Landwirtschaft verbundener Industriebetriebe. Ende des 19. Jh. ließ Baron Georg von Werthern-Großneuhausen nordwestlich des Ortes ein großes Wildgehege anlegen. In nur zwei Monaten errichteten 54 Mann ein mehr als 10.000 Meter langes Wildagatter, welches ein Revier von knapp 600 Hektar umschloss. 1897 ließ der Baron von einem norwegischen Zimmermann das Jagdhaus Haus Sophienblick als standesgemäße Unterkunft für die zahlreichen Jagdgäste errichten.[4] 1912 wurde der Ort elektrifiziert. 1914 konnte die Finnebahn mit Bahnhof in Bachra eröffnet werden. Der Erste Weltkrieg forderte 24 Opfer unter den Soldaten des Dorfes. Die als Märzkämpfe in Mitteldeutschland bezeichneten bürgerkriegsartigen Unruhen hatten auch das Dorf Bachra berührt. Am 30. März 1921 fand in der Flur von Bachra ein Feuergefecht zwischen einer etwa 140 Mann starken Marschgruppe bewaffneter Arbeiter aus Leuna und einer Einheit der berittenen Sicherheitspolizei aus Erfurt statt, die den Weitermarsch der Kampfgruppe in das Mansfelder Revier vereiteln sollten. Beim Gefecht wurden sechs Arbeiter getötet.[5] 1928 schloss sich die Gemeinde mit an das seit 1913 existierende Trinkwassernetz der Wertherns an. 1935 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Im Zweiten Weltkrieg waren 34 Gefallene und Vermisste des Ortes zu beklagen. Im Krieg waren Evakuierte aus den Luftkriegsgebieten und ab 1944 Flüchtlinge aus den Ostgebieten aufzunehmen.


Gegenwart


Anfang April 1945 besetzte die US-Armee Bachra. Ein Hitlerjunge, der mit einer Panzerfaust einen US-Panzer abgeschossen hatte, wurde nach Gefangennahme erschossen, wie auch ein deutscher Major. Sie wurden im Ort begraben.[6]

Die Amerikaner wurden Anfang Juli durch Rote Armee abgelöst. Schloss und Rittergut (263 Hektar) wurden entschädigungslos enteignet, die Familie von Werthern vertrieben und mit Kreisverbot belegt. Das Schlossinventar fiel Plünderungen zum Opfer. Das Schloss wurde Quarantäne-Station, 1946 Parteischule der SED und ab 1951 Grundschule. Im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone wurde das Land an Neubauern aufgeteilt, die später zusammen mit Alteigentümern die LPG „Frohes Schaffen“ bildeten. Die Hohe Schrecke wurde für 46 Jahre sowjetisches militärisches Sperrgebiet. 1947 musste die Finne-Bahn ihren Betrieb einstellen, 1948 wurden die Gleise und Anlagen als Reparationsleistung für die Sowjetunion demontiert.

Am 1. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Schafau eingegliedert. Das Jahr 1952 wurde Bachra mit dem Kreis Sömmerda in den neuen Bezirk Erfurt eingegliedert. Als das Jagdhaus 1953 dem Bau einer sovietischen Panzerstraße weichen sollte, konnte der damalige Bürgermeister Rudolf Doletschek die zuständige sovietische Kommandantur in Lossa überzeugen, der Translation des Gebäudes nach Bachra zuzustimmen. Fortan diente das wiederaufgebaute Norwegerhaus dem Dorf als Kindergarten.[7] 1964 eröffnete eine Polytechnische Oberschule ihre Pforten in Bachra, die bis 1991 existierte. 1970 baute man eine Gedenkstätte für die Märzgefallenen nahe der westlichen Ortseinfahrt, die Gedenktafel wurde in der Wende 1989 abgenommen.

1991 wurde das in der Hohen Schrecke gelegene sowjetische Militärlager aufgelöst, die entsprechenden Altlasten waren zu beseitigen. 1992 erhielten alle Häuser Telefonanschlüsse. 1993 erfolgte die Eingemeindung von Bachra nach Rastenberg. 2001 musste wegen des drastischen Geburtenrückgangs der Kindergarten geschlossen werden, die Grundschule bereits früher. Im Jahr 2002 wurde durch den Kinderland Bachra e. V., einem von einer Elterninitiative gegründeten Verein, der Kindergarten wiedereröffnet.


Einwohnerentwicklung


Entwicklung der Einwohnerzahl[8]:

  • 1852: 572
  • 1867: 604
  • 1871: 540
  • 1994: 589
  • 2001: 613
  • 2007: 570

Wirtschaft und Infrastruktur


Bachra liegt an der B176 als Autobahnzubringer für die A9 und die A71 sowie südlich über die B85 über Weimar zur A4.


Sehenswürdigkeiten



Touristik



Vereine



Persönlichkeiten




Commons: Bachra (Rastenberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 248 und 201.
  2. Friedhelm Jürgensmeier, Regina Elisabeth Schwerdtfeger: Die Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und Thüringen (= Germania Benedictina. Bd. 4). Band 1. EOS-Verlag, St. Ottilien 2011, ISBN 978-3-8306-7450-4, S. 193–196.
  3. Orte des preußischen Landkreises Eckartsberga im Gemeindeverzeichnis 1900
  4. Informationsjournal „Die Hohe Schrecke“, Nr. 07 Jan-Feb 2012, S. 10
  5. Anette Rudolph: Den Leuna-Kämpfern ein Denkmal gesetzt. In: Das Volk. Erfurt 30. April 1983.
  6. Jürgen Möller: Der Kampf um Nordthüringen im April 1945. Die Kampfhandlungen im Raum nördlich Mühlhausen-Langensalza und der Vorstoß des V. US Corps von der Werra durch die Landkreise Heiligenstadt, Worbis und Sondershausen zur Unstrut und weiter zur Saale (= Kriegsende in Mitteldeutschland 1945. Bd. 1). 2., bearbeitete Auflage. Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-212-9, S. 134–135.
  7. Hohe Schrecke Journal, Nr. 20, 2020, S. 22.
  8. Einwohnerzahlen der Gemeinde Bachra (Memento des Originals vom 1. April 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bachra-schafau.de
  9. Stephanie Eißing u. a.: Thüringen (= Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler.). Neubearbeitung. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 2003, ISBN 3-422-03095-6.



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