Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Altenhaßlau erfolgte unter dem Namen Hasela im Jahr 1240.[1] Damals vermachen Dietrich von Bardenhausen und seine Frau dem Kloster Meerholz ihre Güter in Altenhaßlau. Später wurde der Ort in erhaltenen Urkunden auch wurde Altenhaßlau auch als Haselaha (1296) und Aldenhasela (1354) bezeichnet (in Klammern das Jahr der Erwähnung).[1]
Das Dorf war seit dem Mittelalter über Jahrhunderte hinweg Sitz des Gerichts Altenhaßlau, aus dem sich das Amt Altenhaßlau entwickelte, das zur Herrschaft Hanau, später zur Grafschaft Hanau und letztendlich zur Grafschaft Hanau-Münzenberg gehörte. Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736 erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch Amt und Dorf Altenhaßlau. Das führte unter anderem dazu, dass das Dorf seine Mittelpunktfunktion zunehmend an die benachbarte – u.a. an Hessen-Kassel – verpfändete Reichsstadt Gelnhausen verlor, die seit 1746 ebenfalls vollständig zur Landgrafschaft gehörte. 1803 wurde die Landgrafschaft Hessen-Kassel zum Kurfürstentum Hessen erhoben. Während der napoleonischen Zeit stand das Amt Altenhaßlau ab 1806 zunächst unter französischer Militärverwaltung, gehörte von 1807 bis 1810 zum Fürstentum Hanau und von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück, das auf dem Wiener Kongress 1815 wiederhergestellt wurde. 1821 kam das Dorf durch die Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen zum neu gebildeten Kreis Gelnhausen. Mit der Annexion Kurhessens durch das Königreich Preußen nach dem verlorenen Krieg von 1866 wurde auch Altenhaßlau preußisch und kam zur Provinz Hessen-Nassau.
Mit der Gebietsreform in Hessen wurde zum 1. September 1970 die Großgemeinde Linsengericht durch den freiwilligen Zusammenschluss der vier bis dahin selbständigen Gemeinden Altenhaßlau, Eidengesäß, Geislitz und Großenhausen gegründet, und der Landkreis Gelnhausen ging dann am 1.Juli 1974 im neuen Main-Kinzig-Kreis auf.[3] Für alle Ortsteile von Linsengericht wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]
Staats- und Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Altenhaßlau lag, und deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][5]
vor 1458: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Hanau, Amt Altenhaßlau
ab 1458: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Altenhaßlau
ab 1643: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel (als Pfand), Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Altenhaßlau
ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Fürstentum Hanau, Amt Altenhaßlau
ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Fürstentum Hanau, Amt Altenhaßlau
1807–1810: Kaiserreich Frankreich, Fürstentum Hanau, Amt Altenhaßlau
1810–1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau, Distrikt Gelnhausen
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Altenhaßlau 3660 Einwohner. Darunter waren 261 (7,1%) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 669 Einwohner unter 18 Jahren, 1644 zwischen 18 und 49, 732 zwischen 50 und 64 und 645 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 1581 Haushalten. Davon waren 501 Singlehaushalte, 423 Paare ohne Kinder und 489 Paare mit Kindern, sowie 141 Alleinerziehende und 27 Wohngemeinschaften. In 303 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1116 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]
1753: 71 christliche, 12 Jüdische Haushalte mit 240 Personen
1812: 87 Feuerstellen, 460 Seelen
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs verdoppelte sich die Einwohnerzahl nahezu durch den Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen.
Altenhaßlau: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2011
Jahr
Einwohner
1812
460
1834
568
1840
548
1846
611
1852
588
1858
528
1864
558
1871
579
1875
617
1885
711
1895
670
1905
875
1910
906
1925
987
1939
1.156
1946
1.712
1950
1.890
1956
2.223
1961
2.679
1967
2.769
1970
2.856
1981
3.300
1990
?
2000
?
2011
3.660
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Linsengericht[8]; Zensus 2011[2]
Blasonierung: „In goldenem Schild ein gotisches Rotes A.“[9] Das Recht zur Führung eines Wappens wurde der Gemeinde Altenhaßlau am 30. Januar 1951 durch das Hessische Innenministerium verliehen.
Frühere Darstellungen zeigten ein Schild mit einem Sparren und einem Schildhaupt, die zusammen den Buchstaben A ergaben. Später wurden beide gekürzt und zu einem gotischen A, dem Anfangsbuchstaben des Ortes vereint. Die Farben Rot und Gold gehen auf die Grafschaft Hanau zurück.
Gemeindepartnerschaften
1965 wurde eine Partnerschaft mit dem Ort St. Etienne du Bois in Frankreich eingegangen.
Öffentliche Einrichtungen
Kindertagesstätten
Kindergarten Altenhaßlau – „Hasselbachzwerge“ ist eine integrative Kindertagesstätte. Die Kita bietet, in vier Gruppen, Platz für bis zu 75 Kinder, die von 12 pädagogischen Fachkräften betreut werden.
Montessori Kinderhaus hat Platz für bis zu 20 Kindern[10]
Schulen
Hasela-Grundschule, früher Grund- und Hauptschule Altenhaßlau,
Martinsschule, eine Förderschule für den Schwerpunkt geistiger Entwicklung, seit 1980[11]
Brentano-Schule mit denn Abteilungen: Förderschule mit Schwerpunkt Lernen, Förderschule mit Schwerpunkt Sprachheil-Förderung, sowie das Beratungs- und Förderzentrum
Behindertenwerk Main-Kinzig – Barbarossa-Werkstatt, Einrichtung zur Behindertenförderung, seit 1973.
Haus der Vereine, früher Alte Schule
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Landwirtschaft verlor seit den 1980er Jahren immer mehr an Bedeutung und wurde als wichtigster Arbeitgeber von der Industrie abgelöst. In Altenhaßlau und dem unmittelbar benachbarten Gelnhausen entwickelten sich mehrere Gewerbegebiete wie z.B. in der Lagerhausstraße / Baumschulenstraße. Später kamen die Gewerbegebiete Vogelsbergstraße und Im Niederfeld hinzu. Das größte Gewerbegebiet ist das „An der Wann“. In Altenhaßlau ansässig sind Autohäuser, Bauunternehmen sowie produzierendes Gewerbe und mehrere Supermärkte.[13] Altenhaßlau verfügt über zwei Apotheken, ein Hausarztzentrum und einige niedergelassener Ärzte.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kulturdenkmäler
Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Linsengericht-Altenhaßlau
Bauwerke
Die evangelische Martinskirche aus dem 13. Jahrhundert wurde erstmals 1402 erwähnt. In der mittelalterlichen Kirchenorganisation gehörte die Kirche zum Archidiakonat von St. Peter und Alexander in Aschaffenburg und dessen Landkapitel Rodgau. Die Martinskirche war nach der zweiten Reformation durch Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg ab 1597 die reformierte Kirche des Ortes.
→ Hauptartikel: Martinskirche (Altenhaßlau)
Für die Lutheraner wurde 1724–1726 aus einem Jagdzeughaus des Hanauer Grafen Johann Reinhard III. eine eigene Kirche, die Reinhardskirche, durch den Baumeister Christian Ludwig Hermann errichtet. Sie ist heute ein Gemeindehaus. Sie war funktionslos geworden, nachdem mit der Hanauer Union die beiden protestantischen Kirchen der Grafschaft Hanau-Münzenberg vereinigt worden waren.
→ Hauptartikel: Reinhardskirche (Altenhaßlau)
Die Römisch-katholische Kirche St. Johannes Apostel entstand erst 1963/64 aufgrund des Zustroms von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg.
1968/69 errichtete die Gemeinde ein Feuerwehrhaus.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Karl Glöckner (auch „Opa Glöckner“ genannt) (* 28. Dezember 1845 in Eidengesäß - † 1953) war in seinen letzten Lebensjahren der älteste Bewohner Deutschlands. Nach ihm ist die Karl-Glöckner-Straße in Eidengesäß benannt, in der er ab seinem zweiten Lebensjahr wohnte. In der Zehntscheune von Linsengericht hängt ein Porträt von ihm, das 1952, in seinem 107 Lebensjahr, ein Jahr vor seinem Tode, von Wilhelm Eidam gemalt wurde.[14]
Richard Bayha (* 15. März 1929 in Altenhaßlau; † 3. November 1993 in Bonn), deutscher Politiker (CDU)
Marie Hassenpflug (* 27. Dezember 1788 in Altenhaßlau; † 21. November 1856 in Kassel), deutsche Märchenerzählerin, wohnte bis 1789 mit ihren Eltern und Geschwistern im Amtshaus Altenhaßlau
Personen mit Bezug zur Gemeinde
Johannes Hassenpflug (* 9. August 1755 in Dorheim; † 9. Juli 1834 in Kassel), hessen-kasselischer Verwaltungsbeamter, Vorsteher des Amtes Altenhaßlau
Fredéric Armand Strubberg (* 18. März 1806 in Kassel; † 3. April 1889 in Altenhaßlau) war ein deutscher Amerikareisender und Schriftsteller
Carl Friedrich Buderus von Carlshausen (* 22. Februar 1759 in Büdingen; † 5. August 1819 in Hanau) war der Gutsherr des Ritterguts Carlshausen in Altenhaßlau und Finanzbeamter des Landgrafen Wilhelm IX. von Hessen-Kassel, des späteren Kurfürsten Wilhelm I. von Hessen-Kassel.
Literatur
Ludwig Bickell: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Band 1: Alhard von Drach: Kreis Gelnhausen. Marburg 1901, S. 116–119.
Walter Engel: Die urkundlichen Ersterwähnungen der Linsengerichter Ortsteile in einer kurzen Zusammenfassung – Altenhaßlau – Eidengesäß – Geislitz mit Hof Eich, Großenhausen mit Waldrode – Lützelhausen. In: Mitteilungsblatt des Zentrums für Regionalgeschichte 30 (2005), S. 4–5. ISSN0940-4198
Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926., S. 206–207.
Literatur über Altenhaßlaunach Registernach GND In: Hessische Bibliographie
Zusammenschluss der Gemeinden Altenhaßlau, Eidengesäß, Geislitz und Großenhausen im Landkreis Gelsnhausen zur neuen Gemeinde „Linsengericht“ vom 28.August 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr.37, S.1785, Punkt 1673 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 3,9MB]).
Hauptsatzung.(PDF;284kB)§;5.In:Webauftritt.Gemeinde Linsengericht,abgerufen im November 2021.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.198f. (online bei Google Books).
Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S.76.
Ortsteil Altenhaßlau.In:Webauftritt.Gemeinde Linsengericht,abgerufen im November 2021.
Verleihung des Rechts zur Führung eines Wappens an die Gemeinde Altenhaßlau im Landkreis Gelnhausen, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 30.Januar 1951. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1951 Nr.7, S.73, Punkt 124 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 1,9MB]).
„Ein Ehrenplatz für „Opa Glöckner“-Ein restauriertes Gemälde vom einst ältesten Einwohner Deutschlands, Karl Glöckner, hängt in der Zehntscheune in Altenhaßlau“, Gelnhäuser Neue Zeitung, 4. Dezember 2021
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