Der Ort, im bebauten Kern in einer Höhe von 360 bis 410 m an den Nordwestausläufern des Vogelsberges gelegen, hat in seiner Gemarkung den höchsten Berg des Landkreises Gießen, die Alte Höhe mit 535 m über NN. Von der 317,29 Hektar großen Gemarkung sind 72,4 ha bewaldet.
Geschichte
Die 1906 erbaute ehemalige Schule in Altenhain, heute genutzt als evangelische Kirche.
Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung als Aldenhayn findet sich 1306[1] im Codex Diplomaticus des Valentin Ferdinand Gudenus. Es wird davon ausgegangen, dass Altenhain bereits im 11. Jahrhundert bestand. Im Jahr 1577 ist Altenhain als zum Kirchspiel Bobenhausen gehörig vermerkt.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Altenhain:
„Altenhain (L. Bez. Schotten; evangel. Filialdorf; liegt im Vogelsberg, 13⁄4 St. von Schotten, hat 53 Häuser und 271 evangel. Einw., so wie eine Kirche. Der Ort, der auf der Feldkrücker Höhe gelegen ist, kommt erst im 14. Jahrhundert vor.“[3]
Früher zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt gehörend (Amt Ulrichstein, Gericht Bobenhausen), gelangte Altenhain im Jahr 1821 zum Landratsbezirk Schotten, wurde 1832 dem Kreis Nidda und 1838 dem Landkreis Grünberg zugeordnet, 1852 in den Kreis Schotten eingegliedert, 1938 in den Kreis Alsfeld und 1971 schließlich in den Kreis Gießen und vorübergehend in den von 1977 bis 1979 bestehenden Lahn-Dill-Kreis alten Zuschnitts.
Ab 1969 entstand am Steinköppel ein Wochenendhausgebiet mit 98 Parzellen.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Altenhain am 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis in die Stadt Laubach eingegliedert. Damit erfolgte gleichzeitig der Wechsel vom Landkreis Alsfeld in den Landkreis Gießen.[4]
Auf der Alten Höhe zwischen Altenhain und dem Ulrichsteiner Ortsteil Wohnfeld befindet sich seit dem Jahr 2000 der Windpark Alte Höhe mit derzeit zwölf Windkraftanlagen.
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Altenhain lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][5][6]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Ulrichstein
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Amt Ulrichstein (Söhne der Margarethe von der Saale)[7]
ab 1570: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Ulrichstein, Gericht Bobenhausen
1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Ulrichstein, Gericht Bobenhausen[8]
ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Oberamt Alsfeld, Amt (und Gericht ab 1803) Ulrichstein[10][11]
ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Ulrichstein[12]
ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Schotten (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Schotten) und Verwaltung)[13]
ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
ab 1838: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg (und Landgericht Ulrichstein)
ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Altenhain das Amt Ulrichstein zuständig.
Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Altenhain viel in den Gerichtsbezirk des „Landgerichts Schotten“.
Durch Verfügung des Großherzoglich Hessischen Ministeriums des Innern und der Justiz wurden am 1. Dezember 1838 Altenhain an den Bezirk des neu errichteten Landgerichts Ulrichstein abgetreten.[15]
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Ulrichstein“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[16] Am 15. Mai 1908 wurde Altenhain vom Bezirk des Amtsgerichts Ulrichstein abgetrennt und dem Bezirk des Amtsgerichts Laubach zugeteilt.[17]
Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Laubach, die Gemeinde Altenhain wurde dem Amtsgericht Alsfeld, die restlichen Gemeinden des Sprengels dem Amtsgericht Gießen zugelegt.[18]
Die übergeordneten Instanzen sind jetzt, das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[22]
Altenhain, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
Altenhain, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16.Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Die Stadtteile im Internetauftritt der Stadt Laubach, abgerufen im Februar 2016.
Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S.11 (Online bei google books).
Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel:Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB770396321, OCLC180532844, S.301.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.12ff. (google books).
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.13ff., §24 Punkt d) VIII. (google books).
Wilhelm von der Nahmer:Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins: vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.9 (Online bei google books).
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.423 (online bei Google Books).
Georg W. Wagner:Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S.265 (online bei Google Books).
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1.April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 11,2MB]).
Bekanntmachung, die Errichtung eines Landgerichts zu Ulrichstein betr. vom 31.Oktober 1938. In: Großherzogliches Ministeriums des Inneren und der Justiz (Hrsg.): GroßherzoglichHessisches Regierungsblatt. 1838 Nr.36, S.385 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 40,9MB]).
Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14.Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): GroßherzoglichHessisches Regierungsblatt. 1879 Nr.15, S.197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 17,8MB]).
Bekanntmachung, die Bildung der Amtsgerichtsbezirke Ulrichstein und Laubach betreffend vom 18.April 1908. In: Großherzogliches Ministerium der Justiz (Hrsg.): GroßherzoglichHessisches Regierungsblatt. 1908 Nr.11, S.108 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 27,4MB]).
Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12.Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr.4, S.41–44, Artikel 1, Abs. 2 c) und Artikel 2, Abs. 4 a) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 298kB]).
Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.121 (Online bei google books).
Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB013163434, OCLC162730484, S.18 (Online bei google books).
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