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Polná (deutsch Polna, älter auch Polm[2]) ist eine Stadt im Okres Jihlava in Tschechien. Sie liegt 16 Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Jihlava.

Polná
Polná (Tschechien)
Polná (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Kraj Vysočina
Bezirk: Jihlava
Fläche: 3777 ha
Geographische Lage: 49° 29′ N, 15° 43′ O
Höhe: 490 m n.m.
Einwohner: 5.201 (1. Jan. 2021)[1]
Postleitzahl: 588 13
Kfz-Kennzeichen: J
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 5
Verwaltung
Bürgermeister: Jindřich Skočdopole (Stand: 2006)
Adresse: Husovo náměstí 39
588 13 Polná
Gemeindenummer: 587711
Website: www.mesto-polna.cz

Geographie


Polná gehört geographisch zur Böhmisch-Mährischen Höhe. In der Stadt fließen der Jamenský potok, Zhořský potok und Ochozský potok im Stausee Peklo zusammen und bilden den Fluss Šlapanka, der 3 km nördlich an der Einmündung des Skrýšovský potok im Stausee Kukle erneut gestaut wird.

Nachbarorte sind Česká Jablonná und Přibyslav im Norden, Špinov und Poděšin im Nordosten, Rudolec und Janovice im Osten, Zhoř und Dobroutov im Südosten, Věžnička und Jamné im Süden, Ždirec und Dobronín im Südwesten, Štoky im Westen sowie Šlapanov und Dolní Věžnice im Nordwesten.


Geschichte


Ansicht von Polná
Ansicht von Polná

Polná lag am Haberner Steig, der von Prag über Deutschbrod nach Mähren führte. Es wurde erstmals 1242 in einer Urkunde König Wenzels I. erwähnt, als er den Besitz von Pol(m)na dem Jan, Sohn des Zbislav von Bradčice, bestätigte. Der Urkunde kann auch entnommen werden, dass Polná damals bereits über eine der hl. Maria geweihte Kirche verfügte. Noch in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entwickelte es sich zu einer Stadt. Spätere Eigentümer waren der Brünner Burggraf Wichard/Vikart von Polná und Heinrich von Leipa. Während der Zeit der Hussitenkriege gehörte es dem Hynek Ptáček von Pirkstein, der das benachbarte Přibyslav erwarb und es mit der Herrschaft Polná vereinte. Durch Heirat von Hynek Ptáčeks Tochter Margarethe/Markéta 1463 mit Viktorin, einen Sohn des böhmischen Königs Georg von Podiebrad, gelangte Polná an diesen. Er erteilte der Stadt 1479 bedeutende Stadtprivilegien und ein Wappen. Nachfolgend war es im Besitz der Herren Trčka von Lípa, von denen es 1538 Karl von Waldstein kaufte und 1553 durch Heirat an Zacharias von Neuhaus überging. Nach Zacharias Tod 1589 eignete sich dessen Neffe Adam II. von Neuhaus die Herrschaft Polná an. Dessen Sohn Joachim Ulrich musste sie 1597 an seinen größten Gläubiger Hartwig Zeidlitz/Seidlitz von Schönfeld (Hertvík Zejdlic ze Šenfeldu) verkaufen. Wegen seiner Beteiligung am böhmischen Ständeaufstand verlor Rudolf Zeidlitz von Schönfeld nach der Schlacht am Weißen Berg seine Besitzungen durch kaiserliche Konfiskation. Die gesamte Herrschaft Polná erwarb 1623 Kardinal Franz Xaver von Dietrichstein, von dem es an die Familie Dietrichstein vererbt wurde, der es fast 300 Jahre lang gehörte.

Im 19. Jahrhundert war Polná ein bedeutender Mittelpunkt der Nationalen Wiedergeburt der Tschechen, die durch die Schriftstellerin Božena Němcová unterstützt wurde, die 1840/42 in Polná wirkte. Von wirtschaftlicher Bedeutung war neben der Textilproduktion die Holzverarbeitung. Nach dem Stadtbrand 1863, bei dem 189 Häuser vernichtet wurden, stagnierte die weitere Entwicklung. Nachteilig wirkte sich zudem aus, dass Polná zunächst nicht an die Österreichische Nordwestbahn angeschlossen wurde. Erst 1903 erhielt es den Anschluss mit der Lokalbahn Polna-Stecken–Polna Stadt, auf der der Personenverkehr 1982 jedoch wieder eingestellt wurde.


Sehenswürdigkeiten


Ansicht um 1650
Ansicht um 1650
Burg Polná
Burg Polná

Ritualmordprozess


Mit der Stadt Polná ist auch eine der letzten und bekanntesten Ritualmordlegenden[3] in der Habsburgermonarchie verbunden. Am 29. März 1899 wurde die 19-jährige Näherin Anežka Hrůzová aus Malá Věžnice im Wald bei Polná ermordet und der jüdische Schustergeselle Leopold Hilsner der Tat verdächtigt. Die Kriminaluntersuchung und der nachfolgende Prozess, als Fall Hilsner bekannt geworden, waren stark antisemitisch gefärbt, insbesondere wurde Hilsner implizit ein Ritualmord vorgeworfen. Nachdem das erste, vom Bezirksgericht Kuttenberg gefällte Urteil am 25. April 1900 vom Obersten Gerichts- und Kassationshof auf Grund einer Nichtigkeitsbeschwerde aufgehoben wurde, wurde das Verfahren an das Geschworenengericht in Pisek delegiert. Dieses verurteilte Hilsner am 14. November 1900 zum Tode, eine neuerliche Nichtigkeitsbeschwerde vor dem OGH wurde am 23. April 1901 verworfen. Auf Betreiben u. a. von Tomáš Masaryk wurde Hilsner von Kaiser Franz Joseph I. zu lebenslanger Haft begnadigt; Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Verfahrens scheiterten. 1918 wurde Hilsner aufgrund einer neuerlichen Begnadigung freigelassen. Eine Rehabilitierung fand nicht statt.


Stadtteile


Zur Stadt Polná gehören die Ortschaften


Wirtschaft


Das Unternehmen TKZ fertigt hier Möbelbeschläge und Zubehör.


Verkehr


Der Bahnverkehr auf der Strecke der Lokalbahn Polna-Stecken–Polna Stadt wurde 1982 eingestellt. Durch den Ort führt die Staatsstraße 348.


Persönlichkeiten


Josef Seegen
Josef Seegen

Literatur




Commons: Polná – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Polna in der Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 7. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.staremapy.cz
  3. Georg R. Schroubek: Der „Ritualmord“ von Polná – Traditioneller und moderner Wahnglaube. In: Rainer Erb, Michael Schmidt (Hrsg.): Antisemitismus und jüdische Geschichte. Studien zu Ehren von Herbert A. Strauss. Wissenschaftlicher Autorenverlag, Berlin 1987, ISBN 3-88840-248-4, S. 149–171.

На других языках


- [de] Polná

[en] Polná

Polná (Czech pronunciation: [ˈpolnaː]) is a town in Jihlava District in the Vysočina Region of the Czech Republic. It has about 5,100 inhabitants. The historic town centre is well preserved and is protected by law as an urban monument zone.



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