world.wikisort.org - Tschechien

Search / Calendar

Nový Bor, bis 1948 Bor u České Lípy (deutsch Haida), ist die zweitjüngste Stadt des Okres Česká Lípa in der Region Liberec im Norden der Tschechischen Republik.

Nový Bor
Nový Bor (Tschechien)
Nový Bor (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Liberecký kraj
Bezirk: Česká Lípa
Fläche: 1944,1294[1] ha
Geographische Lage: 50° 46′ N, 14° 33′ O
Höhe: 365 m n.m.
Einwohner: 11.582 (1. Jan. 2021)[2]
Postleitzahl: 471 18–473 01
Verkehr
Straße: Europastraße 442
Bahnanschluss: Bakov nad Jizerou–Ebersbach
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 5
Verwaltung
Bürgermeister: Jaromír Dvořák (Starostové pro Liberecký kraj) (Stand: 2012)
Adresse: nám. Míru 1
473 01 Nový Bor
Gemeindenummer: 561860
Website: www.novy-bor.cz
Lage von Nový Bor im Bezirk Česká Lípa

Geographie



Lage


Der Ort liegt zwischen dem südlichen Abhang des Lausitzer Gebirges (Lužické hory) und dem Böhmischen Mittelgebirge (České středohoří) rund acht Kilometer nördlich von Česká Lípa (Böhmisch Leipa) zu Füßen des markanten Spitzkegels des Klíč (Kleisberg) mit einer Höhe von 759 m. Durch Nový Bor fließt der Bach Šporka.


Klima


Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 5 bis 7 °C und die jährliche Niederschlagsmenge liegt mit 800 bis 1000 mm relativ hoch.


Geschichte


Luftbild von Nový Bor
Luftbild von Nový Bor

Entstehung im 18. Jahrhundert


Hayda wurde im Jahre 1702 gegründet, als der zu Arnsdorf (heute Arnultovice) gehörende Meierhof „Haydaer Hof“ parzelliert wurde und dort ein Dorf mit 21 Häusern entstand. Nach Übernahme der Herrschaft durch die Grafen Kinský 1710 begann es sich schnell zu entwickeln und hatte im Jahr 1713 bereits 90 Einwohner. 1724 wurde hier durch Josef Palme der erste Vorläufer der heute noch bestehenden, für ihre Lüster weltweit berühmten Glasfirma Reinhold Palme Söhne gegründet, die sich nach der Vertreibung 1945 in Schwäbisch Gmünd niederließ.[3] 1749 wurde die erste Kapelle errichtet. Entscheidende Bedeutung für den Aufschwung hatte der Bau der Kaiserstraße an der Strecke Prag-Rumburg-Zittau, an dem Graf Kinsky einen beträchtlichen Anteil hatte. Dieser entschied sich, die vorteilhafte Lage der Gemeinde auszunutzen und das wirtschaftliche Zentrum hierher zu verlagern. Graf Kinsky gründete hier 1757 die erste Weberei und Kaiserin Maria Theresia erhob das Dorf am 26. Februar 1757 zu einem freien unbefestigten Markt.

Rasch konzentrierte sich hier die Glasverarbeitung und der Verkauf des Glases aus den Glashütten der Umgebung, denn bereits 1754 war hier die erste Glasverkaufsgesellschaft entstanden. Haida wurde zum Zentrum der Glasverarbeitung in Nordböhmen. Hier war der Wirkungsort von Friedrich Egermann, der durch seine Erfindungen wie Achatglas, Perlmutt- und Biskuit-Emaille, Lithyalinglas, die gelbe und vor allem die rote Lasur 1832 Weltgeltung erlangte.

1869 wurde die Glasfachschule Haida gegründet, die 1926 mit der Glasfachschule in Steinschönau zusammengelegt wurde und entscheidend an der Entwicklung der böhmischen Glaskunst beteiligt war. Die Entwürfe wurden von Joh. Oertel & Co. verwirklicht und vertrieben. Diese Kunstgläser wurden auch über die Wiener Werkstätte weltweit verkauft. Um 1880 hat der Ort bereits 2737 Einwohner und war ein Zentrum der Porzellanfabrikation und des Glashandels. Auch die bekannte Firma Brüder Rachmann für Glasraffinierung und -handel verlegte 1884 ihren Sitz von Langenau nach Haida.[4] Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts war Haida auch Sitz eines Bezirksgerichts (Gerichtsbezirk Haida) bzw. im Bezirk Böhmisch Leipa.


Rumburger Aufstand


Am 21. Mai 1918 marschierten revoltierende tschechische Soldaten von Rumburk über das Lausitzer Gebirge und besetzten Haida, von wo sie über Česká Lípa nach Prag vorrücken wollten. Sie wurden jedoch von einer Übermacht des Grenzschutzes umzingelt und nach kurzem Kampf gefangen genommen. Am 29. Mai 1918 verurteilte das Militärtribunal in Haida 21 der Anführer zum Tode; an sieben von ihnen wurde am Abend desselben Tages das Urteil vollstreckt. An der Stelle der Hinrichtung wurde im Jahre 1923 ein Denkmal errichtet, welches später entfernt wurde. Heute steht hier ein Granitdenkmal und auf dem Friedhof in der Nähe befinden sich sieben Gräber mit den Namen der Hingerichteten.


Zwischenkriegszeit


1919 kam Haida zur neugeschaffenen Tschechoslowakei. Nach dem Münchner Abkommen von 1938 war es bis Mai 1945 Teil des Landkreises Böhmisch Leipa im Reichsgau Sudetenland, Regierungsbezirk Aussig, des Deutschen Reichs.


Nachkriegszeit


Das Rathaus in Nový Bor
Das Rathaus in Nový Bor

Soldaten der tschechischen Revolutionsgarde haben am 2. Juni 1945 acht deutsche Männer und Frauen aus Haida gefoltert und vor dem Rathaus erschossen, ein weiterer Deutscher wurde am folgenden Tag willkürlich aus einem Vertreibungstransport über die Grenze herausgeholt und getötet. Zur Abschreckung wurden die Hingerichteten vierundzwanzig Stunden an Ort und Stelle belassen und dann in einem Massengrab beerdigt.

Der Vorfall wurde in der Öffentlichkeit lange verschwiegen. Durch Arbeiten[5] des Publizisten und Schriftstellers Jan Tichý in der „Novoborský měsíčník“ (Haidaer Monatsschrift) wurde er nach der Samtenen Revolution öffentlich gemacht. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Kriegsendes haben Vertreter der Stadt erstmals auch der neun deutschen Opfer gedacht und am Versöhnungskreuz auf dem Waldfriedhof einen Blumenstrauß niedergelegt. Auf Bitten der Hinterbliebenen hat die Vertretung der Stadt Nový Bor am 25. Januar 2006 für die Errichtung eines Gedenksteins in deutscher und tschechischer Sprache auf dem Waldfriedhof von Nový Bor gestimmt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen und 1967 wurde auch das große Glaskombinat Crystalex eröffnet. 1948 erfolgte die Zusammenlegung der Gemeinden Bor u České Lípy und Arnultovice zu einer Gemeinde Nový Bor, wobei der Ortsteil Bor u České Lípy zugleich in Nový Bor umbenannt wurde.[6] Zwischen 1949 und 1961 war Nový Bor Bezirksstadt des Okres Nový Bor.


Demographie


Bis 1945 war Haida überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
18301.243in 223 Häusern[7][8]
19003.110deutsche Einwohner[9]
19304.158[10]
19393.450[10]
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs[11]
Jahr 1970 1980 1991 2001 2003 2006
Einwohner 8.669 10.828 12.166 12.342 12.171 12.1921
1 Am 1. Januar, davon waren 5.923 männlich und 6.269 weiblich; das örtliche Durchschnittsalter betrug 39,7 Jahre (Männer: 37,9 Jahre, Frauen: 41,5 Jahre).

Stadtgliederung


Die Stadt Nový Bor besteht aus den Ortsteilen[12]

Grundsiedlungseinheiten sind Borský vrch, Bukovany, Dolní Arnultovice, Dolní Pihel, Horní Arnultovice, Horní Pihel, Hřebenka, Chomouty, Janov, Lesná, Lesní hřbitov, Městský les, Nová Skalice, Nový Bor-střed, Pod Klíčem, Pod lomem, Pod nádražím, Pod skalkou, Rumburských hrdinů, Sídliště Západ, Skalická, U divadla, U koupaliště, U Krystalu, U lesa, V lomech und Za nádražím[13].

Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Arnultovice u Nového Boru, Bukovany u Nového Boru, Janov u Nového Boru, Nový Bor und Pihel[14].


Partnergemeinden



Sehenswürdigkeiten


Pfarrkirche
Pfarrkirche
Glasmuseum
Glasmuseum

Wirtschaft


Lasvit
Lasvit

Die Glasindustrie hat in der Stadt Haida eine lange Tradition. 1930 wurden in der Stadt 68 Unternehmen registriert, die sich mit dem Handel, der Herstellung oder der Veredelung von Glas befassten, darunter Crystalex, Glasgruppe Bohemia Crystalex Trading (BCT), Egermann, Crystal, Ajeto, Slavia und weitere.

Die Stadt beherbergt auch eine 1870 gegründete Glasmacherschule (Sekundarschule, Berufsschule, höhere Berufsschule). Seit 1982 gibt es ein Internationales Glassymposium.


Verkehr


Die Stadt hat einen Bahnhof an der Kursbuchstrecke 080 (Bakov nad Jizerou–Jedlová), ein Teil der Bahnstrecke Bakov nad Jizerou–Ebersbach. Die Europastraße 442 führt als Umgehungsstraße um den Ort herum.


Sport



Persönlichkeiten



Söhne und Töchter der Stadt



Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen


sowie


Literatur




Commons: Nový Bor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. http://www.uir.cz/obec/561860/Novy-Bor
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
  3. zur Familie Palme siehe Kurt Pittrof: Palme. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 21 (Digitalisat).
  4. zur Familie Rachmann siehe Kurt Pittrof: Rachmann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 78 (Digitalisat).
  5. Jan Tichý: Divoký odsun 1945 v Boru u České Lípy, Mai 2005 (tschechisch)
  6. 22/1949 Sb
  7. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 1: Leitmeritzer Kreis, Prag 1833, S. 292–293, Ziffer 14).
  8. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 197, Ziffer 18).
  9. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 8, Leipzig und Wien 1907, S. 627.
  10. Michael Rademacher: Landkreis Böhmish Leipa (tschech. Ceská Lípa). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  11. Czeski Urząd Statystyczny
  12. http://www.uir.cz/casti-obce-obec/561860/Obec-Novy-Bor
  13. http://www.uir.cz/zsj-obec/561860/Obec-Novy-Bor
  14. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/561860/Obec-Novy-Bor
  15. Marlies Sonnemann: Aus Böhmen in die Welt – Vom Porzellanmaler zum Dresdner Fabrikanten – Auf den Spuren der Lebenserinnerungen des Heinrich Theodor Hochmann, Markkleeberg, Sax-Verlag, 2016, 272 S., ISBN 978-3-86729-180-4

На других языках


- [de] Nový Bor

[en] Nový Bor

Nový Bor (Czech pronunciation: [ˈnoviː ˈbor]; until 1948 Hajda, German: Haida) is a town in Česká Lípa District in the Liberec Region of the Czech Republic. It has about 12,000 inhabitants. The town is placed between Lusatian Mountains and Central Bohemian Uplands. There is developed production of glass artifacts, small precision motors and tourism. The town centre is well preserved and is protected by law as an urban monument zone.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии