Bludesch ist eine Gemeinde mit 2541 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) im Bezirk Bludenz (Vorarlberg/Österreich). Sie liegt im Walgau und gehört neben Thüringen und Ludesch zu den Blumenegg-Gemeinden. Große Bedeutung hat auch die Parzelle Gais mit der dort angesiedelten Walgau-Kaserne.
Bludesch | ||
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Wappen | Österreichkarte | |
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Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Vorarlberg | |
Politischer Bezirk: | Bludenz | |
Kfz-Kennzeichen: | BZ | |
Fläche: | 7,59 km² | |
Koordinaten: | 47° 12′ N, 9° 45′ O47.1996111111119.7471388888889529 | |
Höhe: | 529 m ü. A. | |
Einwohner: | 2.541 (1. Jän. 2022) | |
Bevölkerungsdichte: | 335 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 6719 | |
Vorwahlen: | 05550 bzw. 05525 | |
Gemeindekennziffer: | 8 01 04 | |
NUTS-Region | AT341 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Gemeindeverwaltung von BludeschHauptstraße 9 6719 Bludesch | |
Website: | www.bludesch.at | |
Politik | ||
Bürgermeister: | Martin Konzet | |
Gemeindevertretung: (Wahljahr: 2020) (21 Mitglieder) |
18 GEMEINSAM, 3 p.g | |
Lage von Bludesch im Bezirk Bludenz | ||
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Blick über Bludesch auf die Zimba | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Bludesch liegt im westlichsten Bundesland Österreichs – Vorarlberg – im Bezirk Bludenz. Bludesch liegt im gebirgigen südlichen Vorarlberg (Südvorarlberg) auf 529/540 Metern Seehöhe im mittleren Walgau. Die unmittelbar umgebenden Berge erreichen 2000 bis 2600 Meter Höhe. Der bis zu fünf Kilometer breite Walgau wird von der Ill durchflossen; deren wichtigster Nebenfluss ist die Lutz. Die Lutz mit der Stammsilbe lut/lud ist namengebend für die Dörfer Ludesch, Bludesch und den Familiennamen Zerlauth (zurlutt/zerlut) sowie eine Vielzahl von lut-bezogenen Flurnamen im Walsertal. Die Flüsse Lutz und Ill haben in vielen Jahrtausenden dafür gesorgt, dass der Walgau über eine bis zu 180 m tiefe Stein- und Kiesschicht verfügt, die sich als großer Grundwasserspeicher für die Trinkwasserversorgung erweist. Diese Geschiebemengen haben allerdings auch die landwirtschaftlichen Nutzflächen häufig vermurt, so dass die Walgauer als „steinreich aber humusarm“ erscheinen. Heute noch zieren an den jeweiligen Grundgrenzen zusammengetragene Lesesteine die als Hägi teilweise geschützte Landschaft. 44,0 % der Gemeindefläche sind mit Au- und Hochwald bestockt, die landwirtschaftlichen Flächen sind mit rund 40 % ausgewiesen. Vor mehr als tausend Jahren und im Mittelalter betrug die Weinbaufläche in den Hang- und Tallagen etwa 10 % der vergleichbaren Gesamtfläche. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt mit 1400 mm im Mittelbereich.
Schlins | Schnifis | |
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Thüringen | |
Nenzing | Ludesch |
Bereits zu Beginn der römischen Herrschaft verfügte der Walgau (vallis drusiana) über dauerhafte Siedlungen. Die ansässige Bevölkerung der Räter wurde im Laufe der Zeit von Römern, Alemannen und später Walsern beeinflusst. Der Ortsname Bludesch wurde 842 erstmals als villa pludassis erwähnt. Er führt auf das keltische pa-lut (bei der Lutz) zurück.[1]
Pludassis/Bludasco war wohl im späten 2. Jahrhundert rätisch besiedelt, wurde im Zuge der Eroberungen durch Drusus und Tiberius 15 v. Chr. römische Provinz und somit Teil der Raetia prima. Die Christianisierung begann bereits im 5. Jahrhundert. Der Erbteilungsvertrag der Karolinger von Verdun 842/843 nennt in Bludesch einen Königshof und eine Kirche; die namentlich nicht angeführte Kirche in cise villa ist offensichtlich eine Eigenkirche und nicht dem Bischof in Chur angehörig.
Aus fränkischen Beamten-Grafen wurden im 10. Jahrhundert die Udalrichinger, dann folgten die Montforter und die Herren von Brandis und Sulz. Beim „stücksweisen“ Verkauf der Vorarlberger Ländereien im 14. und 15. Jahrhundert an die Habsburger blieb nur die kleine Herrschaft Blumenegg mit den Dörfern Bludesch, Thüringen und Ludesch (alles an der Lutz gelegen) übrig; Blumenegg wurde 1431 zur freien, reichsunmittelbaren Herrschaft.
1614 erwarb das Reichsstift Weingarten die Herrschaft Blumenegg und verkaufte diese 1804 an Habsburg/Österreich. Nach dem kurzen Intermezzo der bayerischen Besetzung (1806 bis 1814) übernahm Österreich endgültig die kleine Herrschaft Blumenegg. 1839 wurde die jahrhundertelange Frondienstpflicht aufgehoben. Bis 1848 war Bludesch zwar in der „Großen Gnos“" vertreten, bildete jedoch mit der Nachbargemeinde Thüringen eine besondere Art von „Doppelgemeinde“ mit eigener Gemeindeverwaltung. Bis 1849 waren Thüringen und Bludesch eine Gemeinde.[2] Im Zuge der Errichtung der Bezirksämter in Vorarlberg wurde Bludesch 1849 dem Bezirk Bludenz zugeteilt und ist seither eine in jeder Hinsicht selbstständige Gemeinde. Zu dieser gehört auch das angrenzende Dorf Gais.
Von 1981 bis 2001 waren Geburtenbilanz und Wanderungsbilanz positiv. Von 2001 bis 2011 blieb die Geburtenbilanz positiv, die Abwanderung nahm jedoch zu.[3]
Die Region Blumenegg erlebte während des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts – so wie andere Plätze in Vorarlberg – eine Industrialisierung, die in höchstem Maße durch die Textilwirtschaft gestaltet wurde. 1830 entstand im Ortsteil Gais die „Müller’sche Roth- und Bunthfärberei“, 1837 in Thüringen die „k.k.privil.Spinnerey & Weberey“ von Escher-Kennedy-Douglass.
Beide Betriebe prägten Region und Dorfstruktur durch weit mehr als hundert Jahre. Aus dem frondienstleistenden herrschaftlichen Untertan wurde der firmenabhängige Fabrikler. Gleichzeitig verlor der bis dahin vorherrschende Weinbau ab der Mitte des 19. Jahrhunderts seine Bedeutung ab, bis er um 1900 vollständig zum Erliegen kam. Erst seit 1990 wird er wiederbelebt.
Noch vor Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Fabrik in Thüringen stillgelegt; aus mehrgeschossigen Werkshallen entstanden Wohnungen. Die Fabrik in Gais überlebte 2005 den Zwangsausgleich, erstand 2007 als „Delunamagma“ und endete 2010 als abgeräumter, von jeglichem Bauwerk befreiter Bauplatz.
Prägend für die Gemeinde Bludesch war Bau und Betrieb der Walgau-Kaserne. 1989 erfolgte der Spatenstich zum Bau der neuen Kaserne des österreichischen Bundesheers. Im selben Jahr noch wurde die Kaserne eröffnet und Bludesch damit zum Garnisonsort. Von 1990 bis 1999 wurden in der Folge mehr als 120 Wohnungen im Ortsgebiet errichtet. Dazu kamen die Ansiedlung eines Arztes und einer eigenen Apotheke, eines Postamts und mehrerer Bankfilialen, Gastronomie und neuer Geschäfte.
Im Jahr 2003 gab es am Ort 34 Betriebe der gewerblichen Wirtschaft mit 572 Beschäftigten und 24 Lehrlingen. Lohnsteuerpflichtige Erwerbstätige gab es 662. Landwirtschaft spielt eine untergeordnete Rolle.
In Bludesch gibt es zwei Kindergärten und eine Schule mit (Stand im Januar 2003) 155 Schülern. Der Kindergarten neben der Schule in Bludesch wurde am 1. April 2018 zur Hälfte abgerissen. Die Bücherei wird Anfang Herbst in den Schulgarten der Volksschule Bludesch verlegt.
Bei der Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahl 2020 erhielt die Liste „GEMEINSAM – Liste für Bludesch und Gais“ 18 Mitglieder der Bludescher Gemeindevertretung sowie die Liste punkt.genau Bludesch und Gais 3 Mitglieder. Bürgermeister ist Martin Konzet, der bei der Bürgermeister-Direktwahl 2020 mit 82,01 % der Stimmen gewählt wurde. Die Wahlbeteiligung lag bei 60,09 Prozent.[6]
Der Gemeinde wurde 1947 folgendes Wappen verliehen: Ein durch einen schwarzen Faden geteilter Schild. In der oberen silbernen Schildhälfte verschränken sich zwei natürliche abgehauene gestümmelte Äste in Form eines Andreaskreuzes. Die untere Hälfte ist von Sturzwolkenfeh in zwei Reihen durchzogen. Den Schild umgibt eine ornamentierte steinfarbene Randeinfassung.[7]
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