Steinkreuz bei Ungerthal, um 1400Bauernhaus in Ungerthal
Geographische Lage
Der Weiler liegt fünf Kilometer südlich von Schwabach inmitten des gemeindefreien Gebietes des Heidenberges (463mü.NHN) in einem markanten Taleinschnitt. Südlich des Ortes verläuft einer der nur temporär wasserführenden Quelläste des Otterbachs. Zahlreiche Quellen speisen etwa ein Dutzend fischwirtschaftlich genutzte Weiher westlich und östlich des Ortes, der ansonsten von dichten Wälder umgeben ist. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Ottersdorf zur Staatsstraße2224 (1,7km nordöstlich).[3]
Die gesamte Gegend ist ein ausgedehntes Wasser- und Landschaftsschutzgebiet.[4]
Geschichte
Das Gebiet um Ungerthal war bereits in der Steinzeit von Menschen besiedelt, wie einzelne Funde anlässlich einer Grabung von 1998 an dem 700Meter südlich liegenden Burgstall Osterwiese belegen. Eine Siedlung der Bronzezeit befand sich 600Meter nördlich von Ungerthal am Erlberg.[5] Zur Zeitenwende war das Gebiet der südlichste Ausläufer des Siedlungsgebietes der Narisker.
Zu römischer Zeit wurde die Besiedlung aufgegeben, denn der Limes war nur einen Tagesmarsch nach Süden entfernt und die Zeiten wurden zu unruhig. Aus der Zeit der Völkerwanderung fehlen ebenfalls jegliche Befunde und setzen erst mit der karolingischen Zeit sporadisch wieder ein.
Der Ort wurde 1340 als „Ungertal“ erstmals urkundlich erwähnt.[6] Zu dieser Zeit bestand der Ort aus zwei Höfen, die dem Kloster Ebrach zehntpflichtig waren. Der Ortsname Ungerthal leitet sich vom gleichnamigen Flurnamen ab, das seinen Namen von den Ungarn bekam, die im Jahr 950 in dieses Tal geflüchtet waren. An die Ungarnzeit erinnert auch das Herzog-Ernst-Kreuz unweit nördlich von Ungerthal. Westlich von Ungerthal verlief die sogenannte „Italerstraße“. In der Folgezeit kam der Ort an die Nürnberger Patrizier Küdorfer, dann an die Schwabacher Familie Linck und schließlich an das Markgraftum Ansbach. Laut dem Salbuch des markgräflichen Amtes Schwabach von 1434 unterstanden die Höfe dem Spital Schwabach. Zu dieser Zeit wurde im „Ungarngraben“ westlich von Ungerthal mit der Anlage der ersten Weiher begonnen.[7]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Ungerthal zwei Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Schwabach aus. Die zwei Ganzhöfe hatten das Kastenamt Schwabach und das Spital Schwabach als Grundherrn.[8] Im Jahre 1802 gab es im Ort eine Untertansfamilie.[9] Im bayerischen Urkataster von 1808 ist für den Ort der Name „Ungernthal“ eingetragen.[10]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Ungerthal dem Steuerdistrikt Büchenbach (II.Sektion) und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Ottersdorf zugeordnet. Am 1.Januar 1972 wurde Ungerthal im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Büchenbach eingegliedert.[11]
Ungerthal ist auch heute noch überwiegend landwirtschaftlich geprägt.
Baudenkmäler
Haus Nr. 1: Bauernhaus
Haus Nr. 2a: Bauernhaus
Martersäule
Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Büchenbach#Ungerthal
Südöstlich befinden sich das historische Steinkreuz bei Ungerthal und das Herzog-Ernst-Kreuz bei Ottersdorf.
Der Ort ist seit der Reformation überwiegend evangelisch-lutherisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession waren ursprünglich in die Stadtkirche St. Johannes und St. Martin (Schwabach) gepfarrt, seit 1671 nach St. Georg (Kammerstein).[7]
Literatur
Johann Kaspar Bundschuh:Ungerthal. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB790364328, OCLC833753112, Sp.612 (Digitalisat).
Friedrich Eigler:Schwabach (=Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6, S.425,478.
Willi Ulsamer (Hrsg.):100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962). Ein Heimatbuch. Schwabach 1964, DNB984880232, S.399.
Eberhard Wagner:Land- und Stadtkreis Schwabach (=Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1969, DNB457000937, S.79–80.
Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S.93 (Digitalisat).
Eduard Vetter (Hrsg.):Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S.237 (Digitalisat).
Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter:Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp.1087, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.):Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp.1253, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.):Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp.1188 (Digitalisat).
K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.):Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp.1260 (Digitalisat).
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp.1298 (Digitalisat).
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB453660975, Abschnitt II, Sp.1126 (Digitalisat).
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB453660959, Abschnitt II, Sp.825 (Digitalisat).
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB740801384, S.179 (Digitalisat).
Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.):Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB94240937X, S.347 (Digitalisat).
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