Hakkâri (aramäisch ܗܲܟܵܐܪܝ̣ Hakkārī, kurdisch Colemêrg) ist eine türkische Stadt im Südosten Anatoliens. Die Stadt liegt in einer gebirgigen Gegend rund 1850 Kilometer östlich von Istanbul und ist das Verwaltungszentrum der nach ihr benannten Provinz. Gleichzeitig ist sie auch Zentrum des sie umgebenden zentralen Landkreises (Merkez İlçe). Hakkâri liegt in der Nähe des Dreiländerecks Türkei-Irak-Iran.
Hakkâri | ||||
| ||||
![]() | ||||
Basisdaten | ||||
---|---|---|---|---|
Provinz (il): | Hakkâri | |||
Koordinaten: | 37° 35′ N, 43° 44′ O37.57638888888943.7366666666671756 | |||
Höhe: | 1756 m | |||
Einwohner: | 59.465[1] (2020) | |||
Telefonvorwahl: | (+90) | |||
Postleitzahl: | 30 100 | |||
Kfz-Kennzeichen: | 30 | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2021) | ||||
Gliederung: | 15 Mahalle | |||
Bürgermeister: | İdris Akbıyık | |||
Postanschrift: | Bulak Mah. Bulvar Cad. No. 20 30100 Hakkâri | |||
Website: | ||||
Landkreis Hakkâri | ||||
Einwohner: | 78.516[1] (2020) | |||
Fläche: | 2.179 km² | |||
Bevölkerungsdichte: | 36 Einwohner je km² |
Armenier nennen die Stadt Ilmar, und Mamluken, die auch dort herrschten, nannten sie Colamerg. Kurden nennen es Colemêrg und auf Türkisch hieß es ehemals Çölemerik. Der Name Hakkâri leitet sich vom syrisch-aramäischen Wort ܐܰܟ݁ܳܪܳܐ Akkare ab, was „Landwirt“ bedeutet.[2][3]
Der zentrale Landkreis liegt im westlichen Zentrum der Provinz. Er grenzt im Süden an den Kreis Çukurca und im Osten an den Kreis Yüksekova. Im Norden bilden die Provinz Van und im Westen die Provinz Şırnak die Grenze. Der zentrale Landkreis ist der einzige Kreis der Provinz, der keinen ausländischen Nachbarn hat.
Flächenmäßig und nach der Bevölkerung steht er hinter Yüksekova nur an zweiter Stelle, die Dichte liegt unterhalb des Provinzwertes (von 39,5 Einw. je km²). Neben der Kreis- und Provinzhauptstadt besteht er noch aus einer weiteren Belediye (Gemeinde): Durankaya (2891 Einw.). Außerdem gehören noch 36 Dörfer mit durchschnittlich 449 Bewohnern zum Kreis. Fünf davon haben über 1000 Einwohner: Geçitli (1755), Kırıkdağ (1311), Otluca (1285), Bağışlı (1256) und Taşbaşı (1004 Einw.).
Das Klima in Hakkâri ist kontinental geprägt mit von Juni bis September heißen, trockenen Sommern und langen, niederschlagsreichen Wintern, in denen die Temperatur unter minus 20 °C fallen kann. Für die Normalperiode 1991–2020 beträgt die Jahresmitteltemperatur 10,7 °C, wobei im Januar mit −4,1 °C die kältesten und im August mit 25,2 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden.
Hakkâri (1727 m) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Hakkâri (1727 m)
Quelle: MGM, Normalperiode 1991–2020[5] |
Nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand am Jahresende für die Provinz, den zentralen Landkreis und die Stadt Hakkâri sowie den jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[6]
Jahr | Provinz | Landkreis | Stadt | ||
---|---|---|---|---|---|
abs. | % | abs. | % | abs. | |
2020 | 280.514 | 27,99 | 78.516 | 75,74 | 59.465 |
2019 | 280.991 | 28,00 | 78.672 | 75,96 | 59.756 |
2018 | 286.470 | 28,42 | 81.424 | 75,59 | 61.549 |
2017 | 275.761 | 27,92 | 76.984 | 73,78 | 56.800 |
2016 | 267.813 | 28,73 | 76.933 | 73,98 | 56.917 |
2015 | 278.775 | 28,54 | 79.562 | 72,85 | 57.961 |
2014 | 276.287 | 28,71 | 79.335 | 72,58 | 57.585 |
2013 | 273.041 | 29,48 | 80.497 | 71,98 | 57.939 |
2012 | 279.982 | 29,13 | 81.549 | 71,84 | 58.584 |
2011 | 272.165 | 30,28 | 82.423 | 73,94 | 60.946 |
2010 | 251.302 | 31,67 | 79.576 | 72,69 | 57.844 |
2009 | 256.761 | 33,74 | 86.631 | 74,20 | 64.283 |
2008 | 258.590 | 32,26 | 83.423 | 72,99 | 60.891 |
2007 | 246.469 | 31,62 | 77.926 | 74,37 | 57.954 |
Zu den Volkszählungen liegen folgende Bevölkerungsangaben über die Stadt, den Kreis, die Provinz und das Land vor:[7] Ein Teil der Werte (1960 und davor sowie 1997) wurden PDF-Dokumenten entnommen, die über die Bibliothek des TÜIK abruf- und downloadbar sind[8].
Region | 1945 | 1950 | 1955 | 1960 | 1965 | 1970 | 1975 | 1980 | 1985 | 1990 | 1997 | 2000 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Stadt (Şehir) | 2.145 | 2.756 | 3.162 | 3.982 | 6.129 | 9.640 | 11.735 | 18.009 | 20.754 | 30.407 | 57.077 | 58.145 |
zentraler Kreis (Merkez)000 | 11.952 | 14.467 | 11.849 | 15.248 | 19.424 | 25.724 | 30.620 | 38.534 | 43.888 | 52.906 | 73.221 | 77.532 |
Provinz (İl) | 35.124 | 44.207 | 54.824 | 67.766 | 83.937 | 102.312 | 126.036 | 155.463 | 182.645 | 172.479 | 219.345 | 236.581 |
Türkei | 18.790.174 | 20.947.188 | 24.064.763 | 27.754.820 | 31.391.421 | 35.605.176 | 40.347.719 | 44.736.957 | 50.664.458 | 56.473.035 | 62.865.574 | 67.803.927 |
Hakkâri war eine lange Zeit umkämpfte Grenzstadt zwischen dem Osmanischen Reich und dem Iran. Die Osmanen gewährten den lokalen kurdischen Fürsten einen gewissen Grad an Autonomie, um die Grenzen zu sichern. 1843 wurden unter dem Kurdenführer Bedirxan Beg bei Massakern mindestens 10.000 christliche Armenier und Nestorianer in Aşita (Hoşut) im Sandschak Hakkari ermordet. Frauen und Kinder wurden in die Sklaverei verkauft.[9][10]
1915/1917 wurden in der Gegend von Hakkâri etwa 20.000 Assyrer im Völkermord an den Aramäern getötet.[11]
Erden Kıral drehte 1982 den Film Eine Saison in Hakkari, der bei den Berlinale 1983 den Silbernen Bären gewann. Der Film basiert auf der Erzählung O (1977) von Ferit Edgü und stellt eine Stadt und eine Provinz dar, in der die große Mehrheit der Bewohner nur Kurdisch spricht.[12] Während der Militärherrschaft nach 1980 war dies unerwünscht und das türkische Publikum durfte den Film erst 1987 sehen.
Bei den Kommunalwahlen 2014 wurde Dilek Hatipoğlu von der BDP mit 66 % der Stimmen zur Bürgermeisterin gewählt.[13] Da sich bei der BDP sich jeweils eine Frau und ein Mann als Co-Bürgermeister bewarben, aber weil das türkische Kommunalrecht es verbietet, zusammen zur Wahl anzutreten, trat jeweils ein Kandidat offiziell bei den Wahlen an, der andere Kandidat inoffiziell. Nach der gewonnenen Wahl des offiziell antretenden Kandidaten wurde in der Folge jeweils der zweite inoffiziell kandidierende zu seinem stellvertretenden Bürgermeister. Aber in der Praxis sollen Bürgermeister und Bürgermeisterin gleichberechtigt sein. (In den Medien Co-Bürgermeister genannt).[14] In Hakkari war der inoffizielle Kandidat Nurullah Çiftçi und somit wurde er nach der Wahl Co-Bürgermeister genannt. Im August 2015 wurden beide Co-Bürgermeister festgenommen.[15][16] Die Co-Bürgermeister wurden abgesetzt und durch einen Zwangsverwalter ersetzt.[17]
1991 bis 2004 gab es in Hakkari den Fußballklub Hakkari Spor FK. Er trug seine Heimspiele im Merzan-Şehir-Stadion aus.[18]