Muralto, im lombardischen Ortsdialekt Müralt[myrˈɑlt],[5] ist eine politische Gemeinde im Kreis Locarno, Bezirk Locarno im schweizerischen Kanton Tessin.
Die Gemeinde ist mit dem benachbarten Locarno zusammengewachsen und liegt am Lago Maggiore am Ostrand des Maggia-Deltas. Die Nachbargemeinden sind Locarno, Minusio und Orselina.
Urkundlich erstmals erwähnt wird Muralto als de Muralto im Jahre 1235. Der Name geht auf lateinisch mūrus «Mauer» und altus «hoch» zurück und erinnert womöglich an Überreste aus römischer Zeit.[5]
Die Gegend war tatsächlich schon in der frühen Römerzeit bewohnt. Archäologisch erfasst sind ein Wohnviertel, ein Gewerbeviertel, eine Nekropole (mit bislang 300 bekannten Gräbern) sowie ein Truppenlager. Die Grösse des Vicus lässt auf intensive Handelsbeziehungen zwischen den Alpentälern und der Poebene schliessen.[6]
Der Vorgängerbau der heutigen Stiftskirche San Vittore, einem Bau von 1190/1300, war eine frühchristliche Basilika aus dem 5. oder 6. Jahrhundert. San Vittore war bis 1816 auch die Pfarrkirche von Locarno.[7] Die Burg, von der nur noch Ruinenreste stehen, war Stammsitz des Adelsgeschlechts von Muralt.[8]
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor Orselina-Muralto seine Bedeutung als regionales Zentrum an Locarno, das 1825/26 einen neuen Hafen baute. 1874 wurde Muralto an die Eisenbahn angeschlossen. Im Rahmen des touristischen Aufschwungs wurde 1874/76 das Grand Hôtel Locarno und 1886 das Hotel Reber erbaut, die beide 2006 geschlossen wurden. 1881 trennte sich die Fraktion Muralto von Orselina und bildet seither eine eigene politische Gemeinde. 1893 führte diese als erste der Region die elektrische Beleuchtung ein.[9]
Muralto ist heute ein bedeutender Tourismusort; das Mehrzweck-Kongresszentrum ist von regionaler Bedeutung. 2005 entfielen rund 95% der Arbeitsplätze in der Gemeinde auf den Dienstleistungssektor.[11]
Verkehr
In Muralto steht der Bahnhof Locarno, wo zwei Eisenbahnstrecken enden. Es ist die von der Gotthardbahn eröffnete, normalspurige SBB-Strecke von Bellinzona her, die das Gemeindegebiet von Locarno nicht tangiert, und die schmalspurige Centovallibahn (Ferrovie autolinee regionali ticinesi/SSIF) von Domodossola her. Beide Strecken enden in Kopfbahnhöfen, die SBB-Strecke im oberirdischen «Hauptbahnhof», die FART-Strecke seit 1990 in einem eigenen Tiefbahnhof innerhalb des SBB-Areals nördlich der SBB-Anlagen. Den Tiefbahnhof erreicht die FART über ihre Tunnelstrecke, die vor Locarno San Antonio beginnt und Locarno unterfährt.[12]
Sehenswürdigkeiten
Siehe auch: Liste der Kulturgüter in Muralto
Stiftskirche San Vittore, eine der bedeutendsten romanischen Kirchen des Tessins[13]
Villa Rose Marie, 1916 im Heimatstil von F. Aeschbach errichtet, Architekt: Ferdinando Ficher[13]
Villa Moretti (1920), mit Belvedere, Architekt: Enea Tallone[13]
Villa Rovana (1911), Architekt: Olinto Tognola[13]
Villa Farinelli (1896), Architekt: Paolo Zanini[13]
Villa Cattori, Besitzer Leone Cattor, in eklektischem Stil von Leone Cattori errichtet, Architekt: Alessandro Ghezzi[13]
Wohnhaus Emilia beim Ponte Vecchio, Fassade mit Freskomalerei (18. Jahrhundert)[13]
Wohnhaus, Fassade mit Freskomalerei Crocifisso mit Sante Caterina und Maria Maddalena[13]
Persönlichkeiten
→ Hauptartikel: Liste von Persönlichkeiten aus Muralto
Aus Muralto stammt der nachmalige Bundesrat Flavio Cotti. Zahlreiche bekannte Personen liessen sich in der Gemeinde nieder, darunter der Künstler Paul Klee und der Psychoanalytiker Erich Fromm.
Abbildungen
Stiftskirche San Vittore
Grand Hotel Locarno
Bahnhof Locarno (FFS)
Muralto an der Grenze zu Locarno
Giuseppe-Cattori-Denkmal. Historisches Bild von Leo Wehrli (1940)
Uferpromenade
Literatur
Rodolfo Huber:Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 20.März 2010.
Rodolfo Huber: Gli archivi dei Muralto, degli Orelli e della Corporazione dei Nobili di Locarno. In: Bollettino della Società Storica Locarnese. Nr.8, Tipografia Pedrazzini, Locarno 2005, S.49–58.
Giuseppe Mondada, Cherubino Darani: Muralto. Edizioni Armando Dadò, Locarno 1981.
Celestino Trezzini: Muralto. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 4: Monopole – Neuenkirch. Attinger, Neuenburg 1929, S.212f (Digitalisat).
Kunstgeschichte
Virgilio Gilardoni: I monumenti d’arte e di storia del Canton Ticino, volume I: Locarno e il suo circolo (Locarno, Solduno, Muralto e Orselina) (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 60). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte SKG. Bern 1972, S.339–408.
Kunstführer durch die Schweiz. Vollständig neu bearb. Ausgabe. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. GSK, Bern 2005, ISBN 3-906131-96-3, S.587–590.
Simona Martinoli u.a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bellinzona 2007.
Johann Rudolf Rahn: I monumenti artistici del medio evo nel Cantone Ticino. Tipo-Litografia di Carlo Salvioni, Bellinzona 1894, S.233–243.
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S.631.
Rodolfo Huber:Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2.September 2010.
Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Bern 2005, S.587f.
Rodolfo Huber:Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2.Juli 2009.
Rodolfo Huber:Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2.September 2010.
Rodolfo Huber:Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2.September 2010.
Rodolfo Huber:Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2.September 2010.
Muralto auf de.lagomaggiore.net, abgerufen 25. November 2015
Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S.170–173.
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