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Slovenj Gradec, deutsch Windischgrätz[Anm. 1] oder Windischgraz[1][2] (wörtlich „windische kleine Burg“), ist eine Stadt und Stadtgemeinde in Slowenien. Sie liegt in der historischen Landschaft Spodnja Štajerska (Untersteiermark), ist heutzutage allerdings der statistischen Region Koroška (Unterkärnten) zugeordnet.

Slovenj Gradec
Windischgrätz, Windischgraz
Basisdaten
Staat Slowenien Slowenien
Historische Region Untersteiermark / Štajerska
Statistische Region Koroška (Slowenisch-Kärnten)
Koordinaten 46° 31′ N, 15° 5′ O
Höhe 409 m. i. J.
Fläche 174 km²
Einwohner 16.525 (1. Januar 2018 -Schätzung)
Bevölkerungsdichte 95 Einwohner je km²
Telefonvorwahl (+386) 288
Postleitzahl 2380
Kfz-Kennzeichen SG
Struktur und Verwaltung (Stand: 2019)
Gemeindeart Stadtgemeinde
Bürgermeister: Tilen Klugler (SD)
Postanschrift Šolska ulica 5
2380 Slovenj Gradec
Website
Geburtshaus des Komponisten und Musikkritikers Hugo Wolf
Geburtshaus des Komponisten und Musikkritikers Hugo Wolf

Geografie



Lage


Slovenj Gradec liegt im unteren Mislinjatal (Missling) am nördlichen Ende einer weiten Ebene. Das Stadtzentrum selbst liegt auf 411 m. ü. A., im Osten umfasst die Gemeinde Teile des Pohorje (Bacherngebirge) und im Westen hat sie Anteil an den Karawanken (Karavanke), wo sie mit dem Berg Uršlja gora mit 1699 m. ü. A. ihre höchste Erhebung erreicht.

Slovenj Gradec liegt rund 45 km westlich der Stadt Maribor und rund 65 km nordöstlich der Landeshauptstadt Ljubljana.


Stadtgliederung


Die Stadtgemeinde Slovenj Gradec gliedert sich in fünf Stadtbezirke (slow.: Četrtne skupnosti, Abkürzung: ČS). Sie stellen die ausführende Gewalt der Kommune dar und sammeln Vorschläge aus der Bevölkerung[3]:

Darüber hinaus ist die Gemeinde in 22 Ortschaften unterteilt, diese haben jedoch keine verwaltungsrechtliche Bedeutung. Die deutschen Exonyme in den Klammern wurden bis zum Abtreten des Gebietes an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen im Jahr 1918 vorwiegend von der deutschsprachigen Bevölkerung verwendet und sind heutzutage größtenteils unüblich[4][5]. (Einwohnerzahlen Stand 1. Januar 2017[6]):

  • Brda (Werde), 298
  • Gmajna (Gmeine), 466
  • Golavabuka, 178
  • Gradišče (Gradisch), 311
  • Graška Gora (Grazerberg), 114
  • Legen (Lechen), 1.085
  • Mislinjska Dobrava (Dobrava), 766
  • Pameče (Pametsch), 1.285
  • Podgorje, 972
  • Raduše (Radus), 222
  • Sele1 (Siele), 252
  • Slovenj Gradec (Windischgrätz, Windischgraz), 7.293
  • Spodnji Razbor (Unterrasswald), 192
  • Stari trg (Altenmarkt), 650
  • Šmartno pri Slovenj Gradcu (Sankt Martin), 1.226
  • Šmiklavž (Sankt Nikolai), 157
  • Tomaška vas, 123
  • Troblje (Rottenbach), 322
  • Turiška vas (Türkendorf), 155
  • Vodriž (Wiederdriss), 112
  • Vrhe (Verche), 307
  • Zgornji Razbor (Oberrasswald), 135

1 Sele gehört nur teilweise zur Stadtgemeinde Slovenj Gradec, die Gemeinde Ravne na Koroškem umfasst einen weiteren Teil.

Übersichtskarte der Ortsteile
Übersichtskarte der Ortsteile

Nachbargemeinden


Ravne na Koroškem Dravograd Vuzenica
Črna na Koroškem Ribnica na Pohorju
Šoštanj Velenje Mislinja

Geschichte



Vor- und Frühgeschichte, Römerzeit, Spätantike


Stein- und Bronzezeitliche Funde sind selten und beschränken sich auf Werkzeugfunde sowie eine vermutete jungsteinzeitliche Siedlung im Bereich des heutigen Ortsteils Legen.[7]

Aus der Hallstattzeit ist, ebenfalls im Bereich des Ortsteils Legen, eine bedeutende Burgstätte bekannt, an deren Fuße sich zahlreiche Hügelgräber befinden. Die dortigen Funde datieren vom Beginn der Eisenzeit bis zum Ende des 7. Jahrhunderts vor Christus. Eine weitere, aus der jüngeren Eisenzeit stammende befestigte Siedlung wurde 1913–1915 im Bereich des heutigen Ortsteils Stari Trg auf dem Hügel Puščava gefunden und archäologisch untersucht.

Kurz nach dem Anschluss des Noricums an das Römische Imperium im Jahre 46 nach Christus entstand an der Römerstraße Celeia (Celje) – Virunum (Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Zollfelds bei Maria Saal in Kärnten) die römische Station Collatio, ebenfalls im Bereich des heutigen Ortsteils Stari Trg. Collatio bestand nahezu 400 Jahre und ging Anfang des 5. Jahrhunderts unter. Weitere römische Baureste und Grabdenkmäler finden sich in der näheren und weiteren Umgebung.

Spätantike Gräber finden sich im Bereich Puščava oberhalb von Stari Trg. Unter diesen befinden sich auch 136 altslawische Gräber, die der Karantanisch-Köttlacher Kulturgruppe zugeordnet werden.


Mittelalter


Da der heutige Ortsteil Stari Trg (deutsch: Altenmarkt) direkt über den Ruinen des römischen Vicus Colatio liegt und in unmittelbarer Nähe (Puščava) Gräberfelder mit Belegung von der Spätantike bis ins Frühmittelalter gefunden wurden, ist eine (in diesem Raum ansonsten sehr seltene) Siedlungskontinuität wahrscheinlich[8]. Die an dieser Stelle erbaute Burg entwickelte sich zu einem wichtigen Besitz verschiedener Adelsfamilien und gelangte im 12. Jahrhundert an die Grafen von Andechs-Meran (Herzogtum Meranien). Sie verfügte über Marktrecht und Münze und gehörte zum Herzogtum Kärnten[9]. Der 1091 erstmals genannte Weriant von Grez wird dieser Burg zugeordnet. Da die Lage der zur Burg gehörenden Siedlung sich nicht für den Ausbau der Stadt eignete, wurde – wahrscheinlich um 1180 – die Siedlung an ihren heutigen Standort in der Ebene verlegt. Die Altsiedlung blieb als Dorf erhalten und erhielt später erneut das Marktrecht.

1251 stiftete Patriarch Berthold von Aquileia (auch Berthold V. (Andechs)), der aus der Familie der Andechs-Meraner stammte, Herrschaft, Burg und Markt Windischgraz dem Patriarchat Aquileia[10]. In der Folge kam es zu Erbstreitigkeiten, da Herzog Ulrich III. von Kärnten, der mit einer Schwester Bertholds verheiratet war, Ansprüche auf Windischgraz erhob. Nach 10-jährigem Streit wurde Ulrich schließlich auf Lebenszeit mit Windischgraz belehnt[11]. 1267 wird Windischgraz dann erstmals als Stadt erwähnt.

Das Kärntner Herzogsgeschlecht starb 1279 aus, und Kärnten wurde in der Folge von den Grafen von Görz-Tirol regiert, bis es schließlich 1335 an die Habsburger fiel. Aufgrund seiner turbulenten Geschichte nahm Slovenj Gradec/Windischgraz, obwohl es ursprünglich zu Kärnten gehörte, eine besondere Position zwischen Kärnten und der Steiermark ein und kam erst im Laufe des 15. Jahrhunderts endgültig an die Steiermark[12].

Slovenj Gradec war auch Stammsitz der österreichischen Fürstenfamilie Windisch-Graetz.


Frühe Neuzeit


Die Stadt mit ihren regen Handelsbeziehungen zu Salzburg und Bayern gehörte zu den ersten in der steirisch-kärnterischen Grenzregion, die die Reformation von Martin Luther annahm. Die frühreformatorische Geschichte der Stadt und Kärntens wurde maßgeblich durch den Pfarrer Hans Has (Janez Žaic) geprägt, der vom Stadtadel unterstützt, jedoch von dem Pfarrer und Humanisten Auguštin Prygl bekämpft wurde. Prygl erwirkte, dass Has verhaftet, nach Graz überführt und dort am 2. Dezember 1527 gehängt wurde. Trotzdem blieb der Protestantismus in der Stadt lebendig, was u. a. durch die Berufung mehrerer protestantischer Pfarrer durch die Stadtherren belegt ist. 1595 errichteten die Protestanten sogar mit finanzieller Unterstützung der Landstände einen eigenen Friedhof und eine eigene Kapelle. Ende des Jahrhunderts setzte dann ein massives Rekatholisierungsprogramm (Gegenreformation) ein, durch das im Jahr 1629 mit dem Auszug zahlreicher protestantischer Adeliger und Bürger das Zeitalter des Protestantismus in Slovenj Gradec sein Ende fand[13].

Vor allem im 15. Jahrhundert, aber auch später, war Slovenj Gradec von den häufigen Türkeneinfällen in Kärnten und der Steiermark betroffen. Erstmals fielen türkische Kräfte im Jahr 1472 mit ca. 12.000 Mann in das Gebiet zwischen Maribor (Marburg), Ptuj (Pettau) und Slovenj Gradec (Windischgraz) ein und verschleppten dabei 2.000 Einwohner. Auch weitere große Türkenzüge in den Jahren 1478 und 1480 berührten den Raum Slovenj Gradec. Der militärische Widerstand wurde teilweise auch von Slovenj Gradec aus organisiert.[14]


Weitere Geschichte


Die Stadt gehörte bis 1918 zum Herzogtum Steiermark und war eine deutschsprachige Stadt, umgeben von slowenischen Dörfern. Sie war Sitz der Bezirkshauptmannschaft Windischgraz und des Bezirksgerichts Windischgraz, umfasste Schloss Rottenthurn und hatte im Jahre 1890 982 Einwohner, davon 745 Deutsche.[15]

Beachtenswert ist, dass heute noch alle Aufschriften an Kulturdenkmälern dreisprachig sind.[16]

Nach dem Anschluss der großteils slowenischen Untersteiermark an das Königreich Jugoslawien 1918 sank der deutsche Bevölkerungsanteil kontinuierlich; die verbliebenen Deutschen wurden 1945 nach Österreich vertrieben.


Sehenswürdigkeiten



Partnerstädte



Persönlichkeiten



Söhne und Töchter der Gemeinde



Personen, die im Ort gewirkt haben



Anmerkungen


  1. -graetz, später -grätz ist die Schreibung bis Ende des 19. Jahrhunderts. Auch die steirische Hauptstadt Graz wurde Graetz (z. B. von Schubert) und später Grätz geschrieben. Die in Österreich gültige Aussprache des ae, dann des ä war jedoch [a:], weshalb nach Akzeptanz einer gesamtdeutschen Ausspracheregelung – siehe Deutsche Aussprache (Siebs) – die Ortsnamenschreibung entsprechend der Aussprache geändert wurde.


Commons: Slovenj Gradec – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Slovenj Gradec in der Topographia Austriacarum (Mathäus Merian) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


  1. Andrees Handatlas. Velhagen & Klasing, Leipzig 1928.
  2. Der Große Brockhaus. 15. Auflage, Leipzig 1928–35, Bd. 20, S. 359.
  3. Stadtbezirke von Slovenj Gradec (slowenisch)
  4. Spezialkarte der Österreichisch-ungarischen Monarchie 1:75.000 - Unterdrauburg 5354. (1913)
  5. Spezialkarte der Österreichisch-ungarischen Monarchie 1:75.000 - Prassberg a. d. Sann 5454. (1915)
  6. Tabellen zur Bevölkerung des Statistischen Amtes der Republik Slowenien (slowenisch)
  7. Mira Strmčnik-Gulič: Pregled pomembnih arheoloških odkritij na območju Slovenj Gradca. Časopis za zgodovino in narodopisje. Maribor 64=29 (1993), S. 10–19.
  8. Manfred Lehner, Binnennoricum - Karantanien zwischen Römerzeit und Hochmittelalter, Habilitationsschrift, Graz 2009
  9. Wilhelm Rausch, Die Stadt am Ausgang des Mittelalters, Österr.Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung, 1974, S. 317
  10. Norbert Weiss, Das Städtewesen der ehemaligen Untersteiermark im Mittelalter:vergleichende Analyse von Quellen zur Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Historische Landeskommission für Steiermark, 2002, S. 10
  11. Norbert Weiss, Das Städtewesen der ehemaligen Untersteiermark im Mittelalter:vergleichende Analyse von Quellen zur Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Historische Landeskommission für Steiermark, 2002, S. 11.
  12. Holm Sundhaussen, Konrad Clewing, Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, Wien Köln Weimar 2016, S. 476
  13. Marko Košan, Reformacija in protireformacija v Slovenj Gradcu (1527 - 1629), Kronika (Ljubljana), 56 (2), S. 233–246
  14. Leopold Toifl, Hildegard Leitgeb, Die Türkeneinfälle in der Steiermark und Kärnten vom 15. bis zum 17. Jahrhundert, Wien 1991
  15. Meyers Konversations-Lexikon. 5. Auflage. 17. Band. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1897, S. 794.
  16. http://www.sagen.at/fotos/showphoto.php/photo/30827
  17. Marko Košan, Cerkev sv. Elizabete: 1251-750 let-2001, Mestna občina Slovenj Gradec 2001
  18. Koroški pokrajinski muzej: Stalna razstava Arheologjija koroške krajine, Slovenj Gradec 2009
  19. Mira Strmčnik, Sveti Jurij, zakladnica podatkov, Izvršni svet Skupščine občine Slovenj Gradec, 1994
  20. Svjetlana Kurelac, Cerkev sv. Pankracija na Gradu nad Starim trgom, Slovenj Gradec: Mestna občina, 1997
  21. Krumlov: Partnerská města, abgerufen am 26. August 2021 (tschechisch)
  22. "Berneker Franc". Slovenian biographical lexicon. Slovenian biography. Ljubljana: ZRC SAZU, 2013.



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