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Polessk (russisch Полесск), bis 1946 deutsch Labiau (litauisch Labguva, polnisch Labiawa/Labiewo), ist eine Rajonstadt mit 7581 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010)[1] in der russischen Oblast Kaliningrad. Sie ist Verwaltungssitz der kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Polessk im Rajon Polessk.

Stadt
Polessk
Labiau

Полесск
Wappen
Wappen
Wappen
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Polessk
Gegründet 1258
Frühere Namen Labiau (bis 1946)
Stadt seit 1642
Fläche 11 km²
Bevölkerung 7581 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 689 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 3 m
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40158
Postleitzahl 238630
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 230 501
Geographische Lage
Koordinaten 54° 52′ N, 21° 6′ O
Polessk (Europäisches Russland)
Polessk (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Polessk (Oblast Kaliningrad)
Polessk (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad
Liste der Städte in Russland

Geographische Lage


Die Stadt liegt in der historischen Region Ostpreußen auf einer Höhe von drei Metern über dem Meeresspiegel,[2] etwa 40 Kilometer nordöstlich von Königsberg (Kaliningrad) und 55 Kilometer südwestlich von Tilsit (Sowjetsk) am Übergang der Hauptstraße und Eisenbahn über die Deime (rus. Deima; prußisch Deimena/ Deiwmena), kurz vor deren Mündung ins Kurische Haff. Nordöstlich der Stadt liegt das Hochmoorgebiet Großes Moosbruch.


Geschichte


Die Burg Labiau wurde nach der Eroberung des Samlandes zwischen 1258 und 1259 angelegt und sollte Königsberg vor Feinden schützen, die sich über das Haff näherten. 1277 brannten die Schalauer sie nieder. Die Burg wurde anschließend aus Stein als Komturei wieder errichtet. 1352 siegte Heinrich Schindekopf über die Litauer. Die Wasserburg galt als uneinnehmbar und wurde nach 1550 von Anna Maria, der zweiten Frau Herzogs Albrecht bewohnt. Stadtrecht wurde ihr 1642 durch den Großen Kurfürsten verliehen. 1656 wurde in Labiau der Vertrag von Labiau zwischen Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und König Karl X. Gustav von Schweden geschlossen.[3]

Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte die Kreisstadt Labiau eine evangelische Kirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, eine Dampfbrauerei, Dampfsägemühlen und Fischhandel.[4]

Bis 1945 gehörte Labiau zum Landkreis Labiau im Regierungsbezirk Königsberg der Provinz Ostpreußen des Deutschen Reichs.

1945 wurde Labiau von der Roten Armee besetzt und nach Kriegsende der Verwaltung der RSFSR, der russischen Teilrepublik der Sowjetunion, unterstellt. Die sowjetische Besatzungsmacht führte 1946 für Labiau die Ortsbezeichnung Polessk ein. Seit der Auflösung der Sowjetunion gehört der Ort zur Russischen Föderation. Von 2008 bis 2016 war Polessk Sitz der städtischen Gemeinde Polesskoje gorodskoje posselenie mit den beiden weiteren Siedlungen Podsobny (russisch Подсобный) (Groß Reikeninken, 1938–1945 Reiken) und Tjulenino (russisch Тюленино) (Viehof).


Ortsname


In alten Urkunden auftretende Varianten des Ortsnamens sind: Labegowe moter (1258), in terra Labigow (1261), Labigow/ Labiow (1300) und Labiau/ Labiaw (1420). Vermutlich stehen diese Ortsbezeichnungen in Zusammenhang mit prußisch labs = gut, prußisch moter = sumpfiges Land, Areal, Beritt, oder auch mit litauisch labguvyna = Heilstein (cuprum aluminatum sive lapis divinus).[5]


Demographie


Bevölkerungsentwicklung bis 1945
JahrEinwohnerzahlAnmerkungen
17681679[6]
17822129in 168 Haushaltungen, ohne die 420 militärischen und zivilen Angehörigen der Garnison (eine Schwadron Dragoner)[7]
17982198[6]
18022438[8]
18102400[8]
18162390davon 2367 Evangelische, 23 Katholiken (keine Juden)[8]
18212979in 191 Privatwohnhäusern[8]
18313157in 201 Privatwohnhäusern[9][6]
18584216darunter 4116 Evangelische, 22 Katholiken, ein sonstiger Christ, ein Mennonit, 76 Juden[10]
18754487[11]
18804683[11]
18854744fast ausschließlich Evangelische[12]
18904861davon 29 Katholiken, 92 Juden[11]
19004455meist Evangelische[4]
19104604am 1. Dezember[13][2]
19254840
19335879[11]
19396544[11]
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs
Jahr1959197019791989200220102021
Anzahl Einwohner5.4355.6016.3386.8597.6817.5816.926

(Quellen: Volkszählungsdaten)


Wappen


Wappen von Polessk
Wappen von Polessk
Blasonierung: „In Silber mit blauen Wolken im linken Schildeck, aus denen ein grün gekleideter Arm hervorgeht, der in der Hand ein gestürztes goldenes Jagdhorn hält; darunter: auf grünem Boden ein grüner Laubbaum.“[14]
Wappenbegründung: Das der Stadt Labiau 1642 vom Großen Kurfürsten verliehene Wappen mit Waldsymbol und Jägersymbol weist auf die Lage der Stadt und die Beziehungen des Großen Kurfürsten zum Wald und zur Auerochsenjagd in der Nähe Labiaus hin.

Kirche



Evangelisch


Die Labiauer Stadtkirche war neben dem Königsberger Dom die einzige dreischiffige Kirche im nordwestlichen Teil Ostpreußens. Als chorlose Hallenkirche aus verputztem Feldstein wurde sie Ende des 14. Jahrhunderts mit vorgesetztem Westturm aus Ziegeln errichtet.[15] In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde sie u. a. mit Einbau des Zellengewölbes restauriert. 1701 erhielt die Kirche eine von Johann Josua Mosengel gebaute Orgel und 1870 einen Neubau von Wilhelm Sauer aus Frankfurt (Oder). Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt, fand dann eine Fremdnutzung und verfiel. In den 1960er Jahren hat man das Gebäude abgetragen, um Baumaterial zu gewinnen. Die Fundamente fanden Verwendung für den Neubau eines fünfstöckigen Wohnhauses, das jetzt den Platz der Kirche einnimmt.


Kirchengemeinde

Die Reformation setzte sich in Labiau relativ früh durch.[16] Bereits vor 1532 amtierte hier ein lutherischer Geistlicher, im Jahre 1622 wurde eine zusätzliche Pfarrstelle errichtet, deren Amtsinhaber – als sogenannte „litauische Pfarrer“ – bis 1719 zugleich Rektoren der Stadtschule waren. Bis 1945 gehörte Labiau mit seinem weitflächigen Kirchspiel zum Kirchenkreis Labiau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Nach dem Zweiten Weltkrieg brach aufgrund von Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung sowie der restriktiven Religionspolitik der Sowjetunion das kirchliche Leben ein. In den 1990er Jahren entstand in der Stadt eine neue evangelisch-lutherische Gemeinde. Sie ist Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) innerhalb der Propstei Kaliningrad[17] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.


Kirchenkreis Labiau

Bis 1945 war Labiau das Zentrum des nach ihm benannten Kirchenkreises, der zur Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Ihm waren zehn Kirchengemeinden aus den Landkreisen Labiau und Wehlau untergliedert, in denen im Jahre 1925 insgesamt 52.375 Gemeindeglieder registriert waren:[18]

NameÄnderungsname
1938–1946
Russischer Name
Augstagirren (Groß Baum)Sosnowka
Gilge-
Agilla/
Juwendt

Haffwerder/
Möwenort
Matrossowo
Krasnoje
Rasino
KaymenKaimenSaretschje
LabiauPolessk
LaukischkenSaranskoje
LauknenHohenbruchGromowo
Legitten
mit Sitz in Groß Legitten
Turgenewo
MehlaukenLiebenfeldeSalessje
PopelkenMarkthausenWyssokoje
Sussemilken
mit Sitz in Alt Sussemilken
FriedrichsrodeTarassowka

Katholisch


Die vor 1945 kleine römisch-katholische Gemeinde besaß als eigenes Gotteshaus die St.-Ansgar-Kapelle. Gebaut wurde sie 1928 nach Plänen des Königsberger Architekten Schönwald. Im Jahre 1925 gab es in der Stadt Labiau 25 Katholiken und 288 weitere im ganzen Kreisgebiet. Das Gebäude der Kapelle wird heute nicht mehr gottesdienstlich genutzt. Hier ist jetzt eine Musikschule untergebracht.


Orthodox


In Polessk wurde Ende der 1990er Jahre ein russisch-orthodoxes Gotteshaus errichtet. Die Gemeinde gehört zur Diözese Kaliningrad und Baltijsk.


Kultur und Sehenswürdigkeiten


Ordensburg Labiau (1914)
Ordensburg Labiau (1914)

Bauwerke


Persönlichkeiten



Söhne und Töchter der Stadt



Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen



Siehe auch



Literatur


In der Reihenfolge des Erscheinens



Commons: Polessk – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Labiau, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Labiau).
  3. Eduard Heyck: Deutsche Geschichte. Volk, Staat, Kultur und geistiges Leben. Velhagen und Klasing, Bielefeld und Leipzig 1905, Bd. 3, S. 126.
  4. Labiau, Lexikoneintrag in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 12, Leipzig und Wien 1908, S. 6.
  5. Cuprum aluminatum wird auch Augenstein, Heiligenstein und Kupferalaun genannt und ist ein Chalcedon aus der Gruppe der Quarze.
  6. Leopold Krug: Die preußische Monarchie – topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt. Teil 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1833, S. 241.
  7. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen. Marienwerder 1785, S. 14.
  8. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 312–317, Ziffer 335.
  9. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger Verlag, Königsberg 1835, S. 496–501, Nr. 95.
  10. Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung Verlag, Königsberg 1861, S. 146, Ziffer 124.
  11. Michael Rademacher: Ostpreußen – Landkreis Labiau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  12. Meyers Konversations-Lexikon. Leipzig 1888.
  13. gemeindeverzeichnis.de
  14. Rudolf Lembcke: Kreis Land Hadeln. Geschichte und Gegenwart. Hrsg.: Kreis Land Hadeln. Buchdruckerei Günter Hottendorff, Otterndorf 1976, S. 70 (Wappenteil).
  15. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 2: Bilder ostpreußischer Kirchen. Göttingen 1968, S. 60, Abb. 199–201.
  16. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 3: Dokumente. Göttingen 1968, S. 464.
  17. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad. (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive) (russisch/deutsch)
  18. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 3: Dokumente. Göttingen 1968, S. 464–465.

На других языках


- [de] Polessk

[en] Polessk

Polessk (Russian: Поле́сск; German: Labiau; Lithuanian: Labguva; Polish: Labiawa) is a town and the administrative center of Polessky District in Kaliningrad Oblast, Russia, located 49 kilometers (30 mi) northeast of Kaliningrad, the administrative center of the oblast, at the junction of a main road and a railroad at the Deyma River, shortly before it enters the Curonian Lagoon. Population figures: 7,581 (2010 Census);[3] 7,681 (2002 Census);[8] 6,859 (1989 Census);[9] 4,744 (1885).

[fr] Polessk

Polessk (en russe : Полесск ; en allemand : Labiau ; en polonais : Labiawa ; en lituanien : Labguva) est une ville de l'oblast de Kaliningrad, en Russie, et le centre administratif du raïon Polesski. Sa population s'élevait à 7 434 habitants en 2013.

[it] Polessk

Polessk (in russo: Полесск?) è una città della Russia, posta nell'oblast' di Kaliningrad.

[ru] Полесск

Поле́сск (до 1946 года Лабиау, нем. Labiau) — город в Калининградской области России, административный центр Полесского района (муниципального округа).



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