Komarowo (russischКомарово, finnischKellomäki) ist eine kleine Ortschaft im Rajon Kurort von Sankt Petersburg am Finnischen Meerbusen. Der Ort liegt an der Eisenbahnlinie Sankt Petersburg – Wyborg, etwa 45km nordwestlich von Petersburg. Komarowo hat 1230 Einwohner (Stand 14.Oktober 2010).[1]
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Komarowo (Begriffsklärung) aufgeführt.
Komarowo ist ein bedeutender Kur- und Wohnort bekannter russischer Wissenschaftler, Künstler, Schriftsteller und Schauspieler. Der Ort ist ebenso für seinen Sandstrand und die Dünen, Waldkiefer- und Fichtenwälder sowie eiszeitlichen Seen bekannt.
Geschichte
Die Siedlung entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts im Rahmen des Baus einer Eisenbahnlinie von Sankt Petersburg nach Wyborg und dem Sommerhausbaubooms (in Russland Datscha genannt) in der Region. Der Eröffnungstag der Bahnstation am 1. Mai 1903 gilt seitdem als inoffizieller Gründungstag von Kellomäki.
1908 wurde die russisch-orthodoxe Kirche des Heiligen Geistes erbaut, welche jedoch bereits 1917 einem Feuer zum Opfer fiel.
Ostseeküste bei Komarowo
Bis zum Jahr 1916 zählte man bereits 800 Datschen in Kellomäki. Bereits in dieser Zeit vor der Russischen Revolution ließen sich viele bekannte Persönlichkeiten Russlands hier nieder wie zum Beispiel der Juwelier Peter Carl Fabergé, der Schriftsteller Leonid Andrejew, die Ballerina Matilda Kschessinskaja und der St. Petersburger Schokoladenfabrikant George Borman.
Die rasante Entwicklung des Ortes wurde durch die Unabhängigkeitserklärung Finnlands im Jahre 1917 unterbrochen. Viele Datschenbesitzer verließen den Ort. Zu Beginn des sowjetisch-finnischen Krieges lebten noch 167 Familien in Kellomäki. Viele von ihnen wurden während der russisch-finnischen Grenzstreitigkeiten im Oktober 1939 nach Järvenpää evakuiert. Am 30. November kapitulierte dann Kellomäki nach einem Artilleriebombardement den sowjetischen Truppen.
Der Ort wurde durch den Moskauer Friedensvertrag 1940 Teil der Sowjetunion. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichte der Rat der Volkskommissare das Dekret Nr. 2638 über die Bildung von Datschen für die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Standardhäuser aus Finnland (im Rahmen von Kriegsreparationsleistungen) wurden nach Kellomäki transportiert und aufgebaut.
1948 wurde Kellomäki zu Ehren des Botanikers Wladimir Komarow, Präsident der Akademie der Wissenschaften im Jahre 1948, umbenannt in Komarowo. Spezielle Datschen wurden nun für Schriftsteller, Komponisten, Schauspieler sowie auch Nuklearwissenschaftler errichtet. Durch die leichte Erreichbarkeit des Ortes durch die elektrische Eisenbahnverbindung wurde Komarowo im Laufe der Zeit ein Ort der Leningrader Intelligenzija.
Seit den 1990er Jahren schwächte sich jedoch die wissenschaftliche und kulturelle Tradition Komarowos etwas ab und nun lassen sich hier viele Neureiche nieder. 2005 wurde die gemeinnützige Organisation Kellomäki-Komarowo gegründet. Projekte sind u.a. der Bau einer neuen Kirche, die Eröffnung eines Museums und der Schutz der malerischen Wälder um Komarowo.
Komarowo wurde in der ganzen UdSSR in den 1980er Jahren durch ein populäres Lied von Igor Skljar bekannt „На недельку, до второго, Я уеду в Комарово“ („Für eine Woche bis zum zweiten [Tag des Monats] verreise ich nach Komarowo“). Der Strand von Komarowo war vermutlich auch die Szene für die 16. Episode von Nu, pogodi! (einer populären russischen Zeichentrickserie).
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1970
1389
1979
903
1989
1635
2002
1062
2010
1230
Anmerkung: Volkszählungsdaten
Persönlichkeiten
Literatur
Grab von Anna Achmatowa in Komarowo
Fjodor Alexandrowitsch Abramow, Schriftsteller (* 29. Februar 1920, † 14. Mai 1983)
Leonid Nikolajewitsch Andrejew, Schriftsteller (* 21. August 1871, † 12. September 1919)
Anna Andrejewna Achmatowa, Dichterin (* 23. Juni 1889, † 5. März 1966)
Joseph Brodsky, Dichter (* 24. Mai 1940, † 28. Januar 1996)
Daniil Alexandrowitsch Granin, Schriftsteller (* 1. Januar 1919)
Lidija Kornejewna Tschukowskaja, Schriftstellerin (* 24. März 1907, † 8. Februar 1996)
Lydia Ginzburg, Literaturkritikerin (* 18. März 1902, † Juli 1990)
Dmitri Sergejewitsch Lichatschow, Linguist (* 28. November 1906, † 30. September 1999)
Wera Fjodorowna Panowa, Schriftstellerin (* 20. März 1905, † 3. März 1973)
Jewgeni Lwowitsch Schwarz, Dramatiker (* 21. Oktober 1896, † 15. Januar 1958)
Michail Leonidowitsch Slonimski, Schriftsteller (* 1. August 1897, † 8. Oktober 1972)
George Borman, Besitzer einer bekannten Petersburger Schokoladenfabrik (* 6. Februar 1873, † 8. Januar 1952)
Peter Carl Fabergé, Juwelier (* 30. Mai 1846, † 24. September 1920)
Augustin Reiche, Sprachtherapeut
Anna Alexandrowna Wyrubowa, Hoffräulein der Romanow-Familie (* 16. Juli 1884, † 20. Juli 1964)
Literatur
Kellomäki – Komarovo, Komarovo Municipal Council, Balashov et al., Saint Petersburg: Izdatestvo "MKS", 2003, ISBN 5-901810-03-1
Komarovo Shore - Complex Natural Reserve, Volkova, Isachenko und Khramtsov, Saint Petersburg, 2002, ISBN 5-93938-030-1
Einzelnachweise
Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
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