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Sighișoara [sigiˈʃoara] (deutsch Schäßburg, ungarisch Segesvár, lateinisch erst Castrum Sex, später Saxoburgum) ist eine der bedeutenderen Städte im Kreis Mureș in der Region Siebenbürgen in Rumänien. Sie liegt an der Großen Kokel (rumänisch Târnava Mare). Ihr einzigartiges historisches Zentrum wurde 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Sighișoara
Schäßburg
Segesvár
Sighișoara (Rumänien)
Sighișoara (Rumänien)
Basisdaten
Staat: Rumänien Rumänien
Historische Region: Siebenbürgen
Kreis: Mureș
Koordinaten: 46° 13′ N, 24° 48′ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe:380 m
Fläche:113,47 km²
Einwohner:28.102 (20. Oktober 2011[1])
Bevölkerungsdichte:248 Einwohner je km²
Postleitzahl: 545400
Telefonvorwahl:(+40) 02 65
Kfz-Kennzeichen:MS
Struktur und Verwaltung (Stand: 2020[2])
Gemeindeart:Munizipium
Gliederung:7 Gemarkungen/Katastralgemeinden: Angofa, Aurel Vlaicu, Hetiur, Rora, Șoromiclea, Venchi, Viilor
Bürgermeister:Ioan-Iulian Sîrbu (UIPS)
Postanschrift:Str. Muzeului, nr.7
loc. Sighișoara, jud. Mureș, RO–545400
Website:
Amtliches dreisprachiges Ortseingangsschild mit der rumänischen, deutschen und ungarischen Stadtbezeichnung
Amtliches dreisprachiges Ortseingangsschild mit der rumänischen, deutschen und ungarischen Stadtbezeichnung
Altstadt – Stundturm (Mitte), Haus mit dem Hirschgeweih (rechts)
Altstadt – Stundturm (Mitte), Haus mit dem Hirschgeweih (rechts)
Schulberg mit Bergkirche und Joseph-Haltrich-Lyzeum
Schulberg mit Bergkirche und Joseph-Haltrich-Lyzeum
Straße in der Altstadt
Straße in der Altstadt

Geschichte



Vor- und Frühgeschichte, Römerzeit


Prähistorische Spuren finden sich an verschiedenen Stellen des Stadtgebietes. So sind Funde des Chalkolithikums[3] und der Bronze- und Eisenzeit[4] gemacht worden. In der Zeit des Römischen Reiches stand dann im frühen zweiten Jahrhundert das Kastell Sighișoara auf dem Gebiet der Stadt, in einer etwas außerhalb des modernen Siedlungsgebietes gelegenen Flur.


Gründung


Schäßburg wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von deutschen Einwanderern, Siebenbürger Sachsen, gegründet. Im Jahre 1280 wurde es als „Castrum Sex“ das erste Mal urkundlich erwähnt. 1298 wurde es als „Schespurch“ bzw. „Schaesbrich“ und 1337 mit dem ungarischen Namen „Seguzwar“ erwähnt. 1435 tauchte der aus dem Ungarischen entlehnte rumänische Name „Sigisoara“ erstmals schriftlich auf.

Ab etwa 1523 kamen evangelische Schriften von Martin Luther und Philipp Melanchthon in die Stadt. Um 1550 wurde die Reformation eingeführt, weil die Stände einander die Glaubensentscheidung freigestellt hatten.[5]


Die Schlacht bei Segesvár (1849)


Durch die Schlacht bei Segesvár am 31. Juli 1849 ging die Stadt in die Geschichte der revolutionären Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts ein. In dieser Schlacht fiel der ungarische Dichter und Volksheld Sándor Petőfi.


In jüngerer Zeit


In der Zwischenkriegszeit erlangte Schäßburg als Verwaltungssitz des Județ Târnava Mare (Bezirk Groß-Kokel) vorübergehend wieder administrative Bedeutung.
2012 wurde die Stadt zusammen mit der italienischen Gemeinde Corciano mit dem Europapreis für ihre herausragenden Bemühungen um die europäische Integration ausgezeichnet.


Dracula


Die literarische Gestalt „Dracula“ von Bram Stoker wird mit Schäßburg in Verbindung gebracht, Vlad Țepeș (Vlad III. Drăculea, der Pfähler), Sohn des Vlad II. Dracul (der Drache), wurde möglicherweise dort geboren. Zwischen 1431 und 1436 soll er in der Stadt gewohnt haben. Die Planung eines „Dracula“-Freizeitparks in den Jahren 2001/03 stieß sowohl bei der einheimischen Bevölkerung als auch unter den – heute überwiegend in Deutschland lebenden – Siebenbürger Sachsen aus der Region auf heftige Kritik.[6]

Der Schäßburger Schriftsteller Dieter Schlesak hat einen Roman über Dracula und Vlad den Pfähler veröffentlicht.


Bevölkerungsstruktur



Ethnische Bevölkerungsstruktur


Laut Angaben der Volkszählung von 2002 sind unter den 32.304 Einwohnern von Sighișoara 24.571 Rumänen (76,06 %), 5934 Ungarn (18,36 %), 1135 Roma (3,51 %), 623 Deutsche (1,92 %) und 48 Andere (0,15 %).[7]


Religion


Das Stadtbild von Sighișoara ist von einer großen Vielfalt an Sakralbauten geprägt. Nach offiziellen Statistiken gehörten im Jahr 2002 75,72 % der Einwohner der Rumänisch-Orthodoxen Kirche an; 8,28 % waren reformiert, 5,98 % römisch-katholisch, 3,74 % unitarisch, 1,07 % Pfingstler, 0,89 % evangelisch-lutherisch, 0,86 % griechisch-katholisch.[7]

Eine jüdische Gemeinde gab es seit 1860 in der Stadt. Um 1900 umfasste sie circa 100 Mitglieder; zu dieser Zeit erbaute sie die heute noch bestehende Synagoge. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs sie bis 1956 auf 217 Mitglieder an. Danach nahm sie durch Emigration immer mehr ab und heute leben keine Juden mehr in Sighișoara.[8]


Deutsches Erbe


Die Stadt war seit ihrer Gründung jahrhundertelang überwiegend von Siebenbürger Sachsen bewohnt. Bis 1930 stellten sie noch die zahlenmäßig größte ethnische Bevölkerungsgruppe. Danach erlangten die Rumänen die Mehrheit. Trotz stetiger Auswanderung seit Mitte der 1970er Jahre lebten 1977 noch 5492 (17,7 %) Deutsche in der Stadt.[9] Nach dem Fall des Kommunismus in Rumänien setzte eine massive Auswanderungswelle ein. Entsprechend der Statistik von 1992 gab es damals noch 1327 deutschstämmige Bewohner.[10] Ihr Anteil sank in den 1990er Jahren weiter schnell und stetig, bis er mit etwa 1,9 % sogar hinter den der Roma zurückgefallen war. Am 27. März 2002 hatten nur noch 623 Deutschsprachige ihren Wohnsitz in Sighișoara.

Dennoch konnte die Stadt ihren multikulturellen Charakter beibehalten. Schäßburg ist offiziell mittlerweile wieder dreisprachig. Die Ortstafeln und die touristischen Informationen sind rumänisch, deutsch und ungarisch beschriftet. Es gibt Kindergärten, in denen Deutsch gesprochen wird, sowie eine Grundschule und ein Gymnasium (Bergschule Schäßburg), in denen Deutsch als Unterrichtssprache benutzt wird. Die Bergschule ermöglicht das deutschsprachige Abitur, das auch von deutschen Hochschulen anerkannt wird.[11] Zudem gibt es in der Stadt mehrere evangelische Kirchen und ein reges Gemeindeleben.


Politik


Bürgermeister von Sighișoara war von 2000 bis 2014 Ioan Dorin Dăneșan, Sohn des früheren kommunistischen Bürgermeisters Ioan Dăneșan, dem der willkürliche, in Bukarest geplante Abriss eines Teils der historischen Altstadt nach den Überschwemmungen von 1975 zur Last gelegt wird. Dem jetzigen Bürgermeister wird (unter anderem von der vor Ort ansässigen Bürgerinitiative „Sighișoara Durabilă“ – Nachhaltiges Schäßburg)[12] vorgeworfen, zahlreiche illegale Bauvorhaben in der UNESCO-geschützten Altstadt von Sighișoara zu tolerieren und die Altstadt von der UNESCO-Welterbeliste streichen lassen zu wollen.

Seit dem 27. September 2020 ist Ioan-Iulian Sîrbu Bürgermeister der Stadt.


Partnerstädte



Sehenswürdigkeiten


Stundturm Stadtseite zur Kokel
Stundturm Stadtseite zur Kokel
Deutscher Friedhof auf dem Schulberg
Deutscher Friedhof auf dem Schulberg
Blick auf die Stadt
Blick auf die Stadt
Das so genannte Draculahaus, angeblicher Geburtsort von Vlad III. Drăculea
Das so genannte Draculahaus, angeblicher Geburtsort von Vlad III. Drăculea

Das „Historische Zentrum“, die sogenannte Burg, ist als UNESCO-Weltkulturerbe aufgeführt und stellt mit seinen Gebäuden eine bedeutende Sehenswürdigkeit dar.


Ereignisse



Verkehr


Die Stadt liegt an der Europastraße 60, die hier gleichzeitig auch die rumänische Nationalstraße Drum național 13, die Brașov (Kronstadt) mit Târgu Mureș (Neumarkt am Mieresch) verbindet, ist. Auch die geplante Transsilvanien-Autobahn (Autostrada Transilvania bzw. „Bechtel-Autobahn“) wird Sighișoara tangieren.

Mit einem Bahnhof an der Bahnstrecke Teiuș–Brașov ist Sighișoara auch an das internationale Schienennetz angeschlossen. Die Schmalspurlinie „Wusch“ über Agnita (Agnetheln) nach Sibiu (Hermannstadt) wurde von den Rumänischen Staatsbahnen (CFR) etappenweise stillgelegt.

Per Flugzeug kann man Sighișoara über die internationalen Flughäfen in Sibiu und Târgu Mureș erreichen.


Persönlichkeiten



Geboren



Gestorben



Sonstige



Siehe auch




Commons: Sighișoara – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Sighișoara – Reiseführer

Einzelnachweise


  1. Volkszählung 2011 in Rumänien bei citypopulation.de
  2. Angaben bei prezenta.roaep.ro, abgerufen am 25. Januar 2021 (rumänisch).
  3. Chalkolithische Fundstelle Valea-Dracului auf der offiziellen Webpräsenz des Repertoriul Arheologic Național (rumänisch), abgerufen am 8. März 2021.
  4. Bronze- und eisenzeitliche Fundstellen am Wietenberg auf der offiziellen Webpräsenz des Repertoriul Arheologic Național (rumänisch), abgerufen am 8. März 2021.
  5. Ulrich Andreas Wien: Siebenbürgen – Pionierregion der Religionsfreiheit: Luther, Honterus und die Wirkungen der Reformation. Schiller Verlag, Hermannstadt/Bonn 2017, ISBN 978-3-946954-05-7, S. 9–16.
  6. www.siebenbürger.de Dracula-Freizeitpark
  7. Volkszählung 2002 bei edrc.ro abgerufen am 12. Dezember 2015
  8. Jüdische Gemeinde und Synagoge. Abgerufen am 8. April 2021.
  9. Árpád E. Varga: Maros megye településeinek etnikai (anyanyelvi/nemzetiségi) adatai 1850–1992. (Onlinedokument) (PDF-Datei; 1,2 MB).
  10. www.recensământ.ro (Memento vom 8. Februar 2010 im Internet Archive)
  11. Zeittafel der Bergschule in Schäßburg
  12. www.siebenbürger.de Andreas Mausollf
  13. Der Uhrendoktor von Schäßburg (Memento vom 18. Februar 2005 im Internet Archive)
  14. Deutsche Kulturtage Schäßburg, abgerufen am 3. Juni 2019
  15. Webdarstellung von ProEtnica
  16. Festivalul Fanfarelor 2018 – Sighisoara, abgerufen am 19. Mai 2019 (rumänisch)
  17. Sigmund von Ilanor bei biographien.ac.at, abgerufen am 18. Mai 2017
  18. Regine Ziegler bei Wichtige Gedenktage 2014 in der Siebenbürgischen Zeitung
  19. Angaben zu Ursula Bedners bei deutsche-biographie.de.
  20. Webdarstellung Adrian Ivanițchis
  21. Georgius Krauss bei mek.oszk.hu (ungarisch)

На других языках


- [de] Sighișoara

[en] Sighișoara

Sighișoara (Romanian: [siɡiˈʃo̯ara]; Hungarian: Segesvár [ˈʃɛɡɛʃvaːr] (listen); German: Schäßburg [ˈʃɛsbʊʁk]; Transylvanian Saxon: Schäsbrich; Yiddish: שעסבורג, romanized: Shesburg; Latin: Castrum Sex) is a city on the Târnava Mare River in Mureș County, Romania. Located in the historic region of Transylvania, Sighișoara has a population of 28,102 according to the 2011 census. It is a popular tourist destination for its well-preserved walled old town, which is listed by UNESCO as a World Heritage Site. The city administers seven villages: Angofa, Aurel Vlaicu, Hetiur, Rora, Șoromiclea, Venchi, and Viilor. Sighișoara was part of the Hungarian Kingdom until 1918.

[ru] Сигишоара

Сигишоа́ра (рум. Sighişoara), Шессбург (нем. Schäßburg), Шегешвар (венг. Segesvár) — город в Румынии, в жудеце Муреш. Стоит на холме над рекой Тырнава-Маре (рум. Târnava Mare) в Трансильвании, в 300 км к северо-западу от Бухареста. Население — 32570 жителей (2007 год). Исторический центр города c 1999 года является памятником Всемирного наследия ЮНЕСКО.



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