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Święta Lipka (deutsch Heiligelinde) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es gehört zur Gmina Reszel (Stadt- und Landgemeinde Rößel) im Powiat Kętrzyński (Kreis Rastenburg).

Święta Lipka
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Święta Lipka (Polen)
Święta Lipka (Polen)
Święta Lipka
Basisdaten
Staat: Polen Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Kętrzyn
Gmina: Reszel
Geographische Lage: 54° 2′ N, 21° 13′ O
Einwohner: 173 (2007[1])
Postleitzahl: 11-440[2]
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NKE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 594: Bisztynek–Reszel ↔ PieckowoKętrzyn
Wilkowo/DW 591 → Święta Lipka
Mrągowo–Kiersztanowo–Pilec → Święta Lipka
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig



Einkaufsstraße für Pilger und Touristen
Einkaufsstraße für Pilger und Touristen

Święta Lipka ist einer der bekanntesten polnischen Marienwallfahrtsorte und wird von Pilgern und Touristen gleichermaßen gerne besucht. In dem bis 1945 ostpreußischen Dorf wurde von Jesuiten die barocke Wallfahrtskirche Heiligelinde gebaut.[3] Die Basilika mit Kreuzgang und Kloster gehört zu den bedeutendsten Denkmälern des Barock in Nordpolen. Der Papst erhob sie 1983 in den Rang einer Basilica minor.


Geographische Lage


Święta Lipka liegt am Nordufer des Heiligelinder See (auch: Deinowasee, polnisch Jezioro Dejnowo) in der nördlichen Mitte der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Bis zur Kreisstadt Kętrzyn (deutsch Rastenburg) sind es elf Kilometer in nordöstlicher Richtung, und die Stadt Reszel (Rößel) ist sechs Kilometer in nordwestlicher Richtung entfernt.


Geschichte


Das einstige Heiligelinde[4] wurde etwa 1300 gegründet. Im Jahre 1785 bestand das Dorf aus zwei kommunalen Einheiten: einmal war Heiligelinde ein cöllmischer Grund mit zehn Feuerstellen sowie Kirche und Kloster und gehörte zum Domänenamt Rastenburg, zum andern war es ein königlicher Grund mit einem Krug und einer Waldwartswohnung und drei Feuerstellen und gehörte zum Domänenamt Rößel.[5] 1874 wurde Heiligelinde in den neu errichteten Amtsbezirk Pötschendorf (polnisch Pieckowo) eingegliedert[6], der bis 1945 bestand und zum Kreis Rastenburg im Regierungsbezirk Königsberg in der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte.

Am 30. September 1928 schlossen sich die Landgemeinde Heiligenlinde und der Nachbargutsbezirk Skatnick (polnisch Skatniki, nicht mehr existent) zur neuen Landgemeinde Heiligenlinde zusammen.[6]

Als 1945 in Kriegsfolge das gesamte südliche Ostpreußen an Polen überstellt wurde, war auch Heiligelinde davon betroffen. Das Dorf erhielt die polnische Namensform „Święta Lipka“ und ist heute Sitz eines Schulzenamtes (polnisch Sołectwo) und somit eine Ortschaft im Verbund der Stadt- und Landgemeinde Reszel (Rößel) im Powiat Kętrzyński (Kreis Rastenburg), bis 1998 der Woiwodschaft Olsztyn, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.


Einwohnerzahlen


Jahr Anzahl
1820194[5]
1885313
1905266
1910244
1933229
1939229
2007173[1]
2011176[7]

Kirche



Katholisch


Kloster Heilige Linde in Ostpreußen (Lithographie von Teichgräber 1839)
Kloster Heilige Linde in Ostpreußen (Lithographie von Teichgräber 1839)
Kirche in Święta Lipka
Kirche in Święta Lipka
Kircheninneres mit Hochaltar und Gnadenbild
Kircheninneres mit Hochaltar und Gnadenbild
Innenhof mit Kapelle und Kreuzgang
Innenhof mit Kapelle und Kreuzgang
Kirchenraum
Kirchenraum

Geschichte

Die Ursprünge des Kults von Unserer Lieben Frau von Heilige Linde (polnisch Święta Lipka) gehen zurück auf eine Sage aus dem 14. Jahrhundert. Sie berichtet von einem in Rastenburg Verurteilten, der auf Intervention von „Unserer Lieben Frau“ eine aus Holz geschnitzte Figur ihres Kindes anfertigte. Nachdem er wegen dieser Skulptur freigelassen wurde, hängte er die Figur an eine Linde auf dem Weg von Rastenburg nach Rößel. Viele Wunder sollen sich in der Folge um die Statue des Marienkindes ereignet haben. Jedoch weist der Begriff „Heilige Linde“ weiter zurück in die Vergangenheit: nämlich auf einen heidnischen Kultplatz der Prußen. Die Linde war das Symbol des Gottes Puschkait, eines Erdgottes. (Siehe auch Zwangschristianisierung).


Gebäude


Kapelle

Im Laufe der Zeit wurde eine Kapelle rund um den Baum mit der Schnitzfigur errichtet. Die Priester der Kapelle dienten dem Deutschen Orden in Rastenburg. Die ältesten Informationen über die heilige Linde sind in Dokumenten des Domkapitels von Płock enthalten. Aus einer Aufzeichnung von 1473 geht hervor, dass der Ort zum Deutschordensstaat kam; die Kapelle wird nicht erwähnt. In einer Erlaubnis des Hochmeisters des Deutschen Ordens, Johann von Tiefen, von 1491 zur Einrichtung einer Gaststätte ist die Kapelle genannt. Wegen der überlieferten Wunder fanden sich immer mehr Wallfahrer bzw. Pilger in Heiligelinde ein. Auch der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg-Ansbach, wallfahrte hierher.

In der Zeit der Reformation zerstörten deren Anhänger die Kapelle in Heiligelinde. Dank der Bemühungen von Stefan Sadorski gelang der Wiederaufbau der Kapelle. Später erwarb das ermländische Domkapitel Land und Gebäude und ließ die Kapelle renovieren und umbauen. Sie hatte nun eine Grundfläche von 40 × 26 Fuß. Der Fürstbischof von Ermland, Simon Rudnicki, weihte das Kirchenbauwerk am 19. November 1619 feierlich ein. An der Fassade der Kapelle wurden die drei Wappen von Sigismund III. Wasa, Johann Sigismund (Brandenburg) und Simon Rudnicki angebracht. Immer noch bildete der Stamm der Linde mit der Schnitzfigur den Mittelpunkt der Wallfahrtskapelle. Sadorski übergab die Kapelle der Ordensgemeinschaft der Jesuiten. Pilger kamen nicht nur aus dem Ermland, sondern auch aus Warschau, Vilnius und Lemberg. Unter den Pilgern war auch König Johann II. Kasimir.


Basilika


Bau

Die Jesuiten veranlassten schließlich den Neubau eines Kirchengebäudes auf einem der Kapelle benachbarten Hügel. Es entstand in den Jahren 1688 bis 1693 nach Plänen eines namentlich nicht überlieferten Architekten, die Kapelle wurde abgerissen. Aus den Bauakten und Briefen der Registratur in Heiligelinde geht folgendes hervor: Der Abriss war bereits vorhanden, als der Superior Martin Wobbe und der Rektor des Kollegiums in Rössel, Johann Sigismund, mit dem Maurer, dem „ehrsamen nahmhaften Herrn Georg Ertly, Bürger und Maurer in Wilda“ (damaliger Name der Stadt Wilna (Vilnius) Zur Wilden oder Wildau) am 16. März 1688 einen Bauvertrag vereinbarten. Ertly stammte aus Tirol und war langjährig in Vilnius tätig. Superior Wobbe starb 1688, und im Oktober schloss sein Nachfolger Konrad Schröter einen zweiten Vertrag mit Maurermeister Ertly.[8] Erst 50 Jahre später, 1730 erhielt die Kirche ihre barocke Fassade.

Vor Baubeginn war es notwendig, den Boden zu stabilisieren. Der Baugrund lag auf sumpfigem Land zwischen den Seen Wirowym (Wirbelsee) und Dejnowa (Deinowasee). Dazu wurden 10.000 Holzpfeiler gerammt.

Zwischen den Jahren 2003 und 2013 konnte dank des Zustroms von Pilgern und Touristen das Bauwerk renoviert werden. Baufachleute fanden heraus, dass die gelbe Fassadenfarbe nicht der ursprünglichen Gestaltung entsprach. Ein neuer, nun ockerfarbener Anstrich wurde aufgebracht.[9]


Stil

Die Kirche ist in der Form einer dreischiffigen Basilika errichtet mit Presbyterium im Hauptteil des Kirchenschiffes und seitlichen Emporen. Sie wird von einem Kreuzgang umgeben mit einer Kapelle an den Ecken. An der Fassade der Kirche und der Kapellenfront sind geschnitzte Skulpturen des Bildhauers Christoph Perwanger angebracht.


Ausstattung

Das Innere der Kirche ist reich verziert, unter anderem mit einem Gemälde an der Decke, in den Jahren 1722 bis 1727 gefertigt von Matthias Johann Meyer. Das Gewölbe im Presbyterium und das Hauptschiff (beginnend mit dem Presbyterium) ist geschmückt mit Bildern, so von Hedwig von Schlesien, Sigismund III. Wasa und Kasimir von Polen und Litauen.

Zur sonstigen Ausstattung der Kirche gehören der Hauptaltar von 1712 bis 1714, die Arbeit von Christoph Peucker. Im Hauptaltar befindet sich ein 1640 von Bartholomäus Pensa gemaltes Bild der Muttergottes. Der Königsberger Goldschmied Samuel Grew stellte silberne Tabernakel her. Die Bilder der anderen acht Altäre fertigte unter anderem Martin Altomonte an. In der Kirche wird eine 1652 gefertigte Kopie der Schnitzfigur Unserer lieben Frau zusammen mit einem symbolischen Lindenstamm gezeigt. Das auch Gnadenbild genannte Kunstwerk wurde im Jahr 1968 gekrönt.[10]


Orgel
Orgelprospekt von Johann Josua Mosengel und Christoph Peucker (1721) mit Goebel-Orgel von 1905
Orgelprospekt von Johann Josua Mosengel und Christoph Peucker (1721) mit Goebel-Orgel von 1905

Die Orgel entstand 1719 bis 1721 in der Werkstatt von Johann Josua Mosengel. Das Instrument verfügte auf drei Manualen und Pedal über 40 Register. Von ihr ist heute allerdings nur noch der von Christoph Peucker erschaffene Prospekt erhalten, in dem eine Vielzahl von beweglichen Figuren eine Verkündigungsszene darstellen. Das Orgelwerk selbst wurde 1905 durch einen Neubau der Werkstatt Bruno Goebel, Königsberg i. Pr., mit 36 Registern auf zwei Manualen und Pedal ersetzt[11], das im Jahr 2009 durch die Werkstatt Westfälischer Orgelbau S. Sauer[12] restauriert wurde[13].

Im 20. Jahrhundert waren die beweglichen Figuren des Gehäuses für mehrere Jahre nicht mehr funktionsfähig. Erst um 1990 gelang es Spezialisten, die Mechanik für die beweglichen Figuren (Maria, Engel, Posaune) wieder in Gang zu setzen. Die Orgel wird während der Touristensaison mehrmals täglich gespielt.

Seit 1988 finden in der Kirche regelmäßig Heiligelinde-Musikabende mit Chor und einem Orgelspiel statt.[14]


Klostergelände

Granitstein in Heiligelinde, der darauf hinweist, dass sich die Wallfahrtskirche am Jakobsweg befindet.
Granitstein in Heiligelinde, der darauf hinweist, dass sich die Wallfahrtskirche am Jakobsweg befindet.

Außerhalb des Kreuzganges und neben der Kirche befindet sich ein Gedenkstein zu Ehren des berühmten Komponisten Feliks Nowowiejski (1877–1946), der als Klosterschüler in Heiligelinde war. Darüber hinaus verweist ein gestalteter Granitfindling darauf, dass hier der Jakobsweg entlang führt.


Sonstiges

Die Wallfahrtskirche spielt in E. T. A. Hoffmanns Novelle Die Elixiere des Teufels eine Rolle.


Evangelisch


Eine evangelische Kirche gibt es in Święta Lipka nicht. Bis 1945 waren die evangelischen Einwohner Heiligelindes in die Kirche Bäslack[15] (polnisch Bezławki) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union eingepfarrt. Heute gehören die evangelischen Kirchenglieder zur Johanneskirchengemeinde in Kętrzyn, die der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet ist.


Verkehr


Święta Lipka liegt an der Woiwodschaftsstraße 594 (hier im Abschnitt der einstigen deutschen Reichsstraße 141), die die Kreisstadt Kętrzyn (Rastenburg) mit Reszel (Rößel) und Bisztynek (Bischofstein) verbindet. Innerorts enden mehrere Nebenstraßen, die das Dorf mit dem Umland verbinden. Eine Anbindung an den Schienenverkehr besteht nicht.


Persönlichkeiten



Aus dem Ort gebürtig



Mit dem Ort verbunden



Literatur




Commons: Święta Lipka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Website der Gmina, Informacje ogólne - Święta Lipka, abgerufen am 25. Okt. 2008
  2. Polnisches Postleitzahlenverzeichnis 2013, S. 1271
  3. Jesuiten in Ostpreußen, Heiligelinde
  4. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Heiligelinde
  5. Heiligelinde bei GenWiki
  6. Rolf Jehke, Amtsbezirk Pötschendorf
  7. Wieś Święta Lipka
  8. Die Wallfahrtskirche in Heiligelinde
  9. Farbänderung der Fassade bei einem Besuch im Juni 2015 festgestellt und von einem Kunstführer erläutert.
  10. Geschichte der Kirche auf www.swieta-lipka.pl (polnisch); abgerufen am 1. Juli 2015.
  11. Werner Renkewitz, Jan Janca, Hermann Fischer: Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen. Band II, 1: Mosengel, Caspari, Casparini. Pape Verlag, Berlin 2008.
  12. Heute: Orgelbau Sauer & Heinemann, Höxter
  13. Einzelne Pfeifen Mosengels sind gemäß der Dokumentation über die Renovierungsarbeiten an der Goebel-Orgel durchgeführt von der Firma Westfälischer Orgelbau S. Sauer, 2009, nur noch in drei Registern erhalten (Prinzipal 16‘ und Oktave 8‘ im Pedal sowie Großgedackt 16‘ im Hauptwerk).
  14. XXII. Musikabend 2010 auf www.swieta-lipka.pl (polnisch); abgerufen am 1. Juli 2015.
  15. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 472

На других языках


- [de] Święta Lipka

[en] Święta Lipka

Święta Lipka (Polish: [ˈɕfjɛnta ˈlipka]; German: Heiligelinde; "Holy Linden") is a small village in the administrative district of Gmina Reszel, within Kętrzyn County, Warmian-Masurian Voivodeship, in northeastern Poland.[1] It lies approximately 6 kilometres (4 mi) south-east of Reszel, 13 km (8 mi) south-west of Kętrzyn, and 55 km (34 mi) north-east of the regional capital Olsztyn. The village has a population of about 200. It is located in the historic region of Masuria. Święta Lipka is known for the pilgrimage sanctuary and temple, a masterpiece of Baroque architecture, and its moving pipe organ, a unique and fine church instrument.



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