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Be’er Scheva (hebräisch בְּאֵר שֶׁבַע [bɛ(ʾ)ɛr'ʃɛva] Be'er Schéwa?/i, übersetzt „Brunnen des Schwurs“ oder „Brunnen der Sieben“; arabisch بئر السبع, DMG Biʾr as-Sabʿ) ist eine Großstadt im Süden Israels; sie ist eine der größten Städte des Landes.

Be’er Scheva
Basisdaten
hebräisch:בְּאֵר שֶׁבַע
arabisch:بئر السبع
Staat: Israel Israel
Bezirk: Süd
Koordinaten: 31° 15′ N, 34° 47′ O
Höhe: 260 m
Fläche: 117,500 km²
 
Einwohner: 209.002 (Stand: 2018)[1]
Bevölkerungsdichte:1.779 Einwohner je km²
 
Gemeindecode: 9000
Zeitzone: UTC+2
Postleitzahl: 84***
 
Gemeindeart: Stadt
Bürgermeister: Ruvik Danilowitsch
Website:
Be’er Scheva (Israel)
Be’er Scheva (Israel)
Be’er Scheva

Demografie


Be’er Scheva gilt als „Hauptstadt des Negev“, an dessen Rand sie liegt. Lange Zeit war die Stadt die viertgrößte Stadt Israels nach Jerusalem, Tel Aviv und Haifa; inzwischen ist sie jedoch mit 209.002 Einwohnern (Stand 2018)[2] hinter Rischon LeZion und Aschdod zurückgefallen, gilt aber weiterhin als eine der Metropolen des Landes. Die Bevölkerungszahl liegt de facto um bis zu 20.000 Einwohner höher als amtlich erfasst. Viele Studenten der vier in der Stadt gelegenen akademischen Institute sind offiziell nicht als Be’er Schevaiten registriert. Die relative Abgeschiedenheit der Stadt vom Landeszentrum macht sie zu einem überaus wichtigen regionalen Anziehungspunkt.

Seit 2001 ist eine Agglomeration um Be’er Scheva offiziell definiert. Ende 2004 lebten dort in 125 Ortschaften 521.100 Einwohner mit einer jährlichen Wachstumsquote von 1,8 %. Im innersten Siedlungsring liegen die Satellitenstädte Omer, Tel Scheva, Lehawim, Rahat, Ofakim, Segev Schalom und Meitar. Im mittleren und äußeren Ring liegen die Ortschaften Arad, Sderot, Netiwot, Mizpe Ramon, Jerocham, Laqiye, Kseife, Hura, Ar’ara BaNegev und Dimona.


Geographie



Lage


Die Stadt ist hauptsächlich in der Be’er-Scheva-Arad-Ebene gelegen. Das Ramotviertel im Nordosten erstreckt sich über die Hügel der letzten Ausläufer des Hebron-Gebirges, das aus weißem Kalkstein besteht. Die ebenen Teile der Stadt bestehen aus Löss, in dem Wasser kaum versickern kann. Dies führt bei den seltenen Regenfällen schnell zur Bildung von Oberflächenwasser, lokalen Überschwemmungen, Schlammbildung und Bodenerosion. Das Stadtgebiet innerhalb der offiziellen Stadtgrenzen beträgt 54 Quadratkilometer.


Stadtgliederung


Neubauviertel in Be’er Scheva
Neubauviertel in Be’er Scheva

Die heutige Stadt ist überwiegend erst wenige Jahrzehnte alt. Anders als viele andere israelische Entwicklungsstädte gelang es Be’er Scheva, sich zu einem Zentralort der Region zu entwickeln.

Das Zentrum der Stadt liegt bis heute im Bereich der Altstadt, obwohl in den zurückliegenden Jahrzehnten vorübergehend versucht wurde, andere Zentren zu schaffen. Nördlich der Altstadt wurden große Wohngebiete errichtet, während vor allem im Osten und Süden größere Industriegebiete (mit Betrieben der Bereiche Keramik, Baumaterial und Chemie) geschaffen wurden. Die chemische Schwerindustrie wurde ab den Siebzigerjahren ins südliche Industriegebiet Ramat Chovav umgesiedelt.

Die meisten Stadtviertel Be’er Schevas, vor allem die älteren, sind nummeriert nach den Buchstaben des hebräischen Alphabets, gemäß dem Schema „Schchuna (Viertel/Quartier) + Buchstaben“. Die Grenze zwischen den Quartieren verläuft meistens entlang der sehr breiten Hauptverkehrsachsen. Die buchstabierten Viertel sind: Schchuna Aleph (1), Bet (2), Gimmel (3), Dalet (4), Dalet-Ost (auch Alt-Waw), Hey (5), Waw (6) (auch Neu-Waw), Tet (9) und Jod-Alef (11). Die nicht nummerierten Quartiere sind: die Altstadt (haIr haAtika), das moderne Stadtzentrum (Merkaz Ezrachi), Ramot, Newe Noj, Newe Ze’ev, Darom, Nachal Beka und Nachal Aschan/Newe Menachem sowie die Industriegebiete Kirjat Jehudit und Emek Sarah.


Klima


Durch seine Lage im nördlichen Negev hat Be’er Scheva im Sommer tagsüber ein heißes und sehr trockenes Klima, wobei die Nächte verhältnismäßig mild sind. Im Winter ist es tagsüber mild, nachts relativ kühl. Frost ist äußerst selten, Schnee kommt nur wenige Male pro Jahrhundert vor. Regen fällt nur sporadisch, durchschnittlich 195,4 Millimeter jährlich und nur in der winterlichen Regenperiode. Somit liegt die Stadt definitionsgemäß in einer Halbwüstenzone. Im Frühling treten häufig massive Staubstürme auf. Im Winter kommen in den ebenen Stadtteilen dichte Morgennebel vor. Die vorherrschenden Winde am frühen Morgen kommen aus dem Süden (trockene Wüstenluft) und am Nachmittag sowie Abend aus dem Nordwesten (feuchte Meeresluft).

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Be’er Scheva
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 17,7 18,7 22,0 26,5 30,5 33,1 34,7 34,7 32,9 29,7 25,0 20,0 Ø 27,2
Min. Temperatur (°C) 7,1 7,7 9,8 12,8 16,0 19,0 21,3 21,5 19,6 16,7 12,2 8,8 Ø 14,4
Niederschlag (mm) 47,5 40,3 28,8 9,3 3,6 0,0 0,0 0,0 0,5 8,9 18,1 38,4 Σ 195,4
Regentage (d) 9,1 8,3 6,1 2,3 1,0 0,0 0,0 0,0 0,2 2,4 4,1 7,1 Σ 40,6
T
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17,7
7,1
18,7
7,7
22,0
9,8
26,5
12,8
30,5
16,0
33,1
19,0
34,7
21,3
34,7
21,5
32,9
19,6
29,7
16,7
25,0
12,2
20,0
8,8
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
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47,5
40,3
28,8
9,3
3,6
0,0
0,0
0,0
0,5
8,9
18,1
38,4
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: WMO

Geschichte



Antike


Die Ausgrabungen am Tell Be’er Scheva
Die Ausgrabungen am Tell Be’er Scheva
Abrahams Quelle in Beersheba
Abrahams Quelle in Beersheba

Bei Ausgrabungen seit 1969 auf dem östlich der Stadt gelegenen „Tell Be’er Scheva“ wurden menschliche Siedlungsspuren aus dem vierten vorchristlichen Jahrtausend gefunden. Die UNESCO hat diesen Tell im Jahr 2005 zum Weltkulturerbe erklärt.

In der Bibel wird Be’er Scheva mehrfach im Zusammenhang mit den Patriarchen Abraham und Isaak erwähnt. Im 1. Buch Mose wird geschildert, wie Abraham einen Bund mit Abimelech schließt und dadurch einen von ihm gegrabenen Brunnen ungestört nutzen kann (Gen 21,22 EU). Nach der Darstellung der Bibel lag später bei Be’er Scheva die Südgrenze des israelitischen Siedlungsgebiets (Ri 20,1 EU).

Daneben gibt es noch weitere Verweise im Tanach auf Beerscheba:

Ausgrabungen auf dem Tell ergaben, dass ab 1100 v. Chr. eine stark befestigte israelitische Stadt existierte. Auch in späteren Jahrhunderten war die Stadt besiedelt. Die Makkabäer, die Römer und Byzantiner hatten hier Truppen stationiert.

Nach der arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert verfiel die Stadt.


20. Jahrhundert


Erste Maßnahmen der Türken führten im 20. Jahrhundert zu einer neuen Blüte: Im Jahr 1900 wurde zunächst ein Verwaltungszentrum für die Beduinen der Wüste eingerichtet. Wenige Jahre später entstand unter deutscher Beteiligung die heutige Altstadt mit rechtwinkligen Straßenzügen. Die Motive hinter der Gründung der Stadt waren u. a. die Schaffung eines städtischen Zentrums für die bessere Kontrolle der rebellierenden Beduinen und eines strategischen Vorpostens auf dem Weg zum Sueskanal.

Ehrenmal für osmanische Gefallene vor Museumslok und altem Bahnhof Be'er Scheva, 2015
Ehrenmal für osmanische Gefallene vor Museumslok und altem Bahnhof Be'er Scheva, 2015

Um die stationierten Truppen der Mittelmächte mit dem deutschen Levante-Korps an der Sinai- und Palästinafront zu versorgen, errichtete die Osmanische Militärbahn die Schmalspurstrecke Maṣʿūdiyya–Sinai, die im Oktober 1915 Be’er Scheva erreichte.

Am 31. Oktober 1917 konnten die Briten unter General Edmund Allenby die Stadt durch die 4. leichte Kavalleriebrigade des Australian and New Zealand Army Corps (ANZAC) in der Schlacht von Beerscheba erobern.[3] In Be’er Scheva befindet sich der Soldatenfriedhof der ANZAC und das Kriegerdenkmal Be’er Scheva für die gefallenen osmanischen Soldaten.

Von Ägypten kommend erreichte die britische Militärbahn Rafah–Be’er Scheva in Normalspur den Bahnhof der Stadt im Mai 1918. Die Briten hatten schon 1917 die osmanische Schmalspurbahn nach Norden bis Tulkarm auf Normalspur umgestellt. Beide Linien wurden aber mangels Verkehrsaufkommens 1918 (nach Norden) und 1927 (nach Ägypten) eingestellt.

Be’er Scheva um das Jahr 1950
Be’er Scheva um das Jahr 1950

Bei arabischen Unruhen verließ die jüdische Bevölkerung im Jahr 1929 die Stadt. Erst nach der Eroberung Be’er Schevas durch israelische Truppen im Krieg um Israels Unabhängigkeit im Oktober 1948 siedelten sich wieder Juden in der Stadt an. Die Stadt war zu diesem Zeitpunkt bereits von den früheren Bewohnern und den ägyptischen Truppen verlassen worden. Im israelischen Stadtwappen (s. o.) finden sich biblische Worte aus Genesis 21,33: (Abraham) „pflanzte eine Tamariske in Be'er Scheva.“

Als Entwicklungsstadt gelang es Be’er Scheva, sich zu einem Zentralort der Region zu entwickeln. Im März 1956 eröffnete die Bahngesellschaft Rakkevet Israel den neuen Bahnhof Be’er Scheva (seit 1999 mit Zusatz Zafon/Universita) an ihrer bis dorthin verlängerten Hauptlinie von Naharija, die streckenweise die Trasse der osmanischen Militärbahn nutzt. 1966 wurde die Ben-Gurion-Universität des Negev gegründet, eine der bekanntesten Universitäten des Landes.

Am 27. Mai 1979 besuchten kurz nach Abschluss des Israelisch-ägyptischer Friedensvertrages der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat zusammen mit seinem Vizepräsidenten Husni Mubarak, dem israelischen Staatspräsidenten Jitzchak Navon, dem Ministerpräsidenten Menachem Begin und dem US-amerikanischen Außenminister Cyrus Vance die Stadt. Sie flogen gemeinsam nach einem Besuch in El-Arisch auf dem Sinai am gleichen Tag nach Be'er Scheva.[4]


21. Jahrhundert


Am 10. Februar 2002 schossen zwei palästinensische Terroristen aus einem gestohlenen Fahrzeug vor den Eingang einer Militäreinrichtung mit Schnellfeuergewehren wahllos auf eine Gruppe israelischer Soldaten, die sich vor dem Stützpunkt an einem Kiosk aufhielten. Bei dem Attentat wurden zwei Soldatinnen, Leutnant Keren Rothstein, 20 und die Gefreite Aya Malachi, 18 getötet, 20 Personen wurden verletzt.[5][6]

Bei Bombenanschlägen auf zwei Busse rissen am 31. August 2004 die beiden Attentäter 18 Menschen mit in den Tod, mindestens 35 weitere wurden verletzt. Die Hamas übernahm die Verantwortung für die Anschläge.[7]

Im Rahmen der Auseinandersetzungen während der Operation Gegossenes Blei zwischen Israel und der Hamas Ende Dezember 2008 erreichten von der Hamas aus dem Gazastreifen abgefeuerte Grad-Raketen chinesischer Bauart die Stadt und schlugen in einem evakuierten Kindergarten ein.[8]

2017 wurde mit dem Bau des Cyberspark begonnen, in dem Universität, internationalen Firmen, Armee und Regierung gebündelt werden soll. Dies soll den nächsten Schritt zum digitalen Wunderland ermöglichen.[9]

Erstmals sind am 30. Juli 2018 Ballons mit entzündlichen Gegenständen aus dem Gazastreifen in Be'er Scheva gelandet. Der seit dem 30. März 2018 andauernde Terror mit Branddrachen und -ballons betraf bislang nur die angrenzende Region.[10]


Einwohner


Das israelische Zentralbüro für Statistik gibt bei den Volkszählungen vom 22. Mai 1961, 19. Mai 1972, 4. Juni 1983, 4. November 1995 und vom 28. Dezember 2008 für Be’er Scheva folgende Einwohnerzahlen an:[11]

Jahr der Volkszählung196119721983199520082016
Anzahl der Einwohner43.51685.294110.813149.404187.195205.810

Politik



Liste der Bürgermeister


  1. David Tuviahu, 1950–1961
  2. Zeev Zrizi, 1961–1963
  3. Elijahu Navi, 1963–1986
  4. Mosche Silberman, 1986–1989
  5. Itzhak (Itscho) Rager, 1989–1997
  6. David Bunfeld, 1997–1998
  7. Jaacov Terner, 1998–2008
  8. Ruvik Danilovich, seit 2008

Kultur und Sehenswürdigkeiten


Wichtigste touristische Attraktion ist ein wöchentlich stattfindender Beduinenmarkt. In der Altstadt befinden sich das Negev Museum, im Haus des osmanischen Gouverneurs, und der berühmte Abrahamsbrunnen.

Die Altstadt wurde jahrzehntelang vernachlässigt und wird erst in den letzten Jahren restauriert. Sie stellt ein einzigartiges Beispiel einer geplanten osmanischen Stadt dar. Die Stadtbehörde versucht mit verschiedenen Initiativen den Ort wieder zu beleben. Verschiedene osmanische Denkmäler sind bis heute erhalten geblieben, darunter das Wohnhaus des Gouverneurs (Negev Museum), die Moschee, der alte Bahnhof, die Schule der Beduinen-Scheich-Kinder, die Bahnbrücke über den Nahal Be’er Scheva, der Sarayi-Regierungspalast („Serail“; heute Polizeiposten) sowie mehrere Villen im ottomanischen Stil der Jahrhundertwende.

An der Grenze der Altstadt befindet sich der britische Militärfriedhof des Ersten Weltkrieges, in dem auch australische und neuseeländische Soldaten des ANZAC-Armeekorps begraben sind. Zu Ehren der osmanischen Kriegsgefallenen wurde 1999 ein türkisches Denkmal eingeweiht.

Die Stadt verfügt über mehrere Gebäude von moderner Architektur. Darunter der Bahnhof im Stadtzentrum und der Bahnhof bei der Universität, das Jugendkulturzentrum in der Altstadt, die sich im Bau befindliche neue Konzerthalle der Be’er Scheva Sinfonietta, das einem UFO ähnelnde Hauptgebäude des Sami Shamoon College of Engineering, die pyramidenförmige Hauptsynagoge, das Bezirks-Gerichtsgebäude, das Bezirks-Regierungsgebäude, mehrere Gebäude der Ben-Gurion-Universität des Negev, das Kulturzentrum äthiopischer Juden, die Stadtverwaltung und das Negev Brigade Monument.

Außerhalb der Stadt, jedoch auf Stadtgebiet, liegt die archäologische Ausgrabung von Tell Be’er Scheva. Auf Stadtgebiet gibt es eine Vielzahl weiterer archäologischer Fundstätten, die jedoch nur teilweise zugänglich sind.

Be’er Scheva wird im Süden vom Nahal Be’er Scheva durchquert, einem großen in der Trockenzeit ausgetrockneten Flussbett. Bei starken Regengüssen bieten die Fluten des Wasserlaufes ein beeindruckendes Naturspektakel. Der Nahal Be’er Scheva wird von einer historischen osmanischen Bahnbrücke überbrückt.

Im Nordwesten der Stadt existiert ein kleiner städtischer Zoo.


Architektur und Stadtplanung


Der Negev Mall Tower
Der Negev Mall Tower

Be’er Scheva, sowie die gesamte Südregion Israels, ist seit der modernen Besiedelung ein Versuchsfeld der modernen Architektur und Planung. Das Ergebnis ist teils sehr erfolgreich, teils ernüchternd.

Nach der planerisch in dieser Region einmaligen Altstadt (siehe oben) wurde versucht, das Modell der Gartenstadt in den neuen Quartieren umzusetzen. Die Quartiere waren voneinander getrennt und sollten autonom funktionieren. Aufgrund der wüstenhaften Bedingungen entwickelten sich keine Gärten, sodass später beschlossen wurde, die Lücken in der Stadt aufzufüllen und die Quartiere zu verdichten. Die sehr breiten Straßen spiegeln das zukünftige Wachstumspotenzial wider, und deren Kapazität ist teilweise heute noch viel zu groß.

Weiter wurde der Versuch unternommen, die Architektur der Neubauten den Wüstenbedingungen anzupassen. So entstanden kilometerlange überdachte Fußgängersteige und Quartiere mit Patiohäusern und engen Gassen, die Schatten garantieren und bei den häufigen Staubstürmen den Staub fernhalten sollten.

Be’er Scheva beherbergt auch sehr viele Beispiele des Modernismus der Prägung Le Corbusiers. Überhaupt ist die Stadt ein Paradebeispiel des umstrittenen Sichtbetons.

Ferner ist die Region um Be’er Scheva hierarchisch geplant, nach den verschiedenen Prinzipien der positivistischen Wirtschaftsgeographie, die den Raum gemäß den Zentralorten aufteilt (gemäß den Theorien des deutschen Geographen Walter Christaller).

Schließlich sind die beduinischen Satellitenstädte ein einmaliges Beispiel der Transformation von Nomaden und Halbnomaden zu Sesshaften, bei dem verschiedene neue Siedlungsformen mehr oder weniger erfolgreich geschaffen wurden.


Zukunftspläne


Die geplante maximale Bevölkerungszahl liegt bei 500.000 bis 600.000 Einwohnern. Das Umland der Stadt ermöglicht ohne weiteres eine Expansion, wobei der Entwicklungsschwerpunkt im Norden, Osten und Westen der Stadt liegt. Im Süden sind vor allem Erweiterungen der Industriegebiete geplant. Parallel zu der räumlichen Expansion wird eine Verdichtung, Erneuerung und Belebung der älteren Quartiere angestrebt.

Ein mehrere Quadratkilometer großer städtischer Park ist entlang des Wadi Nachal Be’er Scheva geplant, der mit gereinigten Abwässern bewässert werden sollte. Ein städtischer Schwerpunkt soll weiterhin die Universität sein, mit anliegenden universitätsnahen Industriebetrieben (vor allem biotechnologische, nach dem „Clustering-Effekt“).


Kultureinrichtungen


Atatürk-Denkmal neben dem Kriegerdenkmal Be’er Scheva
Atatürk-Denkmal neben dem Kriegerdenkmal Be’er Scheva

Die Stadt besitzt mehrere Kultureinrichtungen mit regionaler, sogar nationaler Ausstrahlung:

Im Dezember 2008 eröffnete ein Multiplex-Kino mit zwölf Sälen; in einem Saal werden IMAX-Filme gezeigt.


Sport


Der örtliche Fußballverein Hapoel Be’er Scheva gewann zweimal in den Siebzigern und 2016 die israelische Landesmeisterschaft und 1997 den Pokalwettbewerb. Der Erstligist trug seine Spiele bis 2015 im 13.000 Zuschauer fassenden Arthur-Vasermil-Stadion aus. Seit der Neueröffnung im September 2015 spielt er im Turner-Stadion, welches ein Fassungsvermögen von 16.126 Zuschauern hat. Wegen Sicherheitsproblemen ist das Stadion seit August 2020 geschlossen.[12]

Be’er Scheva gilt als Schach-Hochburg. Im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl gesehen hat Be’er Scheva die meisten Schachgroßmeister weltweit. Im Oktober 2005 wurde die Schach-Mannschaftsweltmeisterschaft der FIDE in Be’er Scheva durchgeführt.


Wirtschaft und Infrastruktur



Verkehr



Regionaler und nationaler Busverkehr

Be’er Scheva ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Südisrael. Der Busbahnhof ist einer der größten in Israel und bietet Verbindungen mit der gesamten Südregion sowie mit dem Rest des Landes an. Die Linien werden von der privaten Gesellschaft Metropoline und der Eggedkooperative bedient.


Städtischer Busverkehr

Städtische Busse werden von der privatisierten Gesellschaft Metrodan Be’er Scheva betrieben und bedienen alle Stadtbezirke.


Schienenverkehr

In der Stadt gibt es zwei aktive Bahnhöfe:

In den Bahnhöfen laufen vier Bahnstrecken zusammen:

Die Rakkevet Israel bietet stündliche Verbindungen nach Tel Aviv, Haifa und Naharija an. Die Bahnstrecke nach Naharija ist bis Lod zweigleisig ausgebaut und begradigt worden, womit die Reisezeit von etwa 1 h 20 min auf 55 Minuten verkürzt werden konnte.[14]

Die Raumplanung sieht für die Stadt eine Straßenbahn vor, deren Netz sich bis in die Satellitenstädte erstrecken soll. Hintergrund ist das erwartete exorbitante Wachstum der Stadt, deren Einwohnerzahl sich in den nächsten zehn Jahren um ein Drittel erhöhen soll, was den derzeit auf Busverkehr basierenden ÖPNV der Stadt überfordern wird. Das israelische Verkehrsministerium hat deshalb die Genehmigung erteilt, mit der Planung für eine erste Strecke zu beginnen. Sie könnte frühestens 2025 in Betrieb gehen.[15]


Straßenverkehr

Von Norden her ist die Stadt über eine Halb-Autobahn erreichbar. Die Trans-Israel-Autobahn wird in Zukunft Be’er Scheva erreichen. Momentan ist der Abschnitt zwischen Ramla und Bet Kama im Bau. Sechs Zufahrtsstraßen erreichen die Stadt sternförmig: von Kirjat Gat im Norden, Aschkelon im Nordwesten, Kibbuz Chazerim im Westen, Mitzpe Ramon im Süden, Dimona im Südosten und Hebron im Nordosten. Eine östliche Umfahrungsstraße erübrigt die Durchquerung der Stadt und ist Teil eines zukünftigen Autobahnringes.


Flugverkehr

Im Nordwesten der Stadt liegt der Sde-Teiman-Flugplatz. Dieser bedient keine kommerziellen Inlandflüge. Er wird vor allem von der privaten Luftfahrt genutzt. Im Westen liegt der wichtige Militärflugplatz Chazerim. Das bekannte Museum der israelischen Luftwaffe ist dort beheimatet. Im Osten, zwischen Be’er Scheva und Dimona, liegt der große Militärflugplatz Nevatim.


Wirtschaft



Bildung


Be’er Scheva hat mit der 1966 gegründeten Ben-Gurion-Universität des Negev (BGU) eine der bekanntesten Universitäten des Landes.

Die Stadt beherbergt weitere akademische Institute:

Insgesamt studieren in Be’er Scheva 2017 ca. 25.000 Menschen.[17]


Gesundheit


Soroka Hospital
Soroka Hospital

Das in der Stadt gelegene Soroka Hospital ist von überregionaler Bedeutung. Es bedient die gesamte Südregion des Landes und ist ein Zentrum der Spitzenmedizin. Jedes Jahr werden dort rund 14.000 Kinder geboren, was es zum geburtenreichsten Hospital Israels macht. Zugleich ist es auch eine Universitätsklinik.

Im Norden der Stadt gibt es eine große psychiatrische Klinik.


Sonstiges


Im Süden der Stadt befindet sich das Be’er-Scheva-Gefängnis, ein Hochsicherheitsgefängnis.


Persönlichkeiten



Städtepartnerschaften




Commons: Beersheba – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. אוכלוסייה ביישובים 2018 (Bevölkerung der Siedlungen 2018). (XLSX; 0,13 MB) Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
  2. אוכלוסייה ביישובים 2018 (Bevölkerung der Siedlungen 2018). (XLSX; 0,13 MB) Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
  3. Australier und Neuseeländer erinnern an Sieg in Be‘er Scheva, abgerufen am 4. November 2017.
  4. Be'er Scheva erinnert an historischen Sadat-Besuch. In: Israelnetz.de. 27. Mai 2019, abgerufen am 2. Juni 2019.
  5. Attentat in Beerscheva, 18. und 20. Jahre alte Soldatinnen erschossen. In: Israelnetz.de. 11. Februar 2002, abgerufen am 26. Juli 2019.
  6. Newsletter der Israelischen Botschaft. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Israelische Botschaft in Berlin. 11. Februar 2015, archiviert vom Original am 20. März 2015; abgerufen am 5. August 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nlarchiv.israel.de
  7. Kölner Stadtanzeiger. 1. September 2004, S. 1.
  8. Rockets reach Beersheba, cause damage
  9. Warum gerade Startups aus Israel einen globalen Zukunftsmarkt erobern. 7. Juli 2017, abgerufen am 3. April 2020.
  10. Erstmals Brandballons in Be'er Scheva gesichtet. In: Israelnetz.de, 31. Juli 2018, abgerufen am 11. August 2018.
  11. Israelisches Zentralbüro für Statistik
  12. יניב טוכמן: הפועל באר שבע: הגג יוסר, אצטדיון טרנר לא צפוי להיפתח העונה (hebräisch) 2. August 2020. Abgerufen am 2. Dezember 2020.
  13. Beersheba Expansion (Pressemitteilung von Israel Railways vom 10. Juni 2021). In: HaRakevet 134 (September 2021), S. 3).
  14. israelmagazin.de: In 55 Minuten von Tel Aviv nach Be´er Sheva 16. Juli 2012, abgerufen am 24. Mai 2017.
  15. Jeremaya Goldberg: [Meldung] aus International Railway Journal vom 11. Juli 2017. Abgedruckt in: HaRakevet, Nr. 118 (September 2017). ISSN 0964-8763, S. 13.
  16. Angela Gruber: Israels IT-Industrie: Warum Cyber-Cracks in die Wüste ziehen. 23. April 2018, abgerufen am 23. April 2018.
  17. Israelnetz.de vom 8. März 2018: Eine boomende Stadt

На других языках


- [de] Be’er Scheva

[ru] Беэр-Шева

Беэ́р-Шева́[2][3][4], Беэ́р-Ше́ва[5][6], Бе­ер­ше­ба[3] (ивр. ‏בְּאֵר שֶׁבַע‏‎, «колодец клятвы»[6][7]; араб. بئر السبع‎ «Бир-эс-Саба»[3]; тур. Birüssebi; библ. Вирсавия) — город на юге Израиля.



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