Wülfingen (Betonung auf der ersten Silbe), früher: Wluinge, ist ein Stadtteil der Stadt Elze im Westen des Landkreises Hildesheim inmitten der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen in Südniedersachsen.
Wülfingen Stadt Elze | ||
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Höhe: | 78 (73–80) m ü. NHN | |
Fläche: | 6,65 km²[1] | |
Einwohner: | 834 (30. Jun. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 125 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. März 1974 | |
Postleitzahl: | 31008 | |
Vorwahl: | 05068 | |
Lage von Wülfingen in Niedersachsen | ||
![]() Wülfingen und Schloss Marienburg um 1990 |
Wülfingen liegt westlich von Hildesheim am Rande der Region Hannover im Calenberger Land an der Landesstraße 461 und an der B 3.
Rings um Wülfingen liegen:
Springe | Wisentgehege Springe | Pattensen | Schulenburg | Burg Calenberg |
Eldagsen | Hallerburg | Adensen | Schloss Marienburg | Nordstemmen |
Kloster Wülfinghausen | Alferde | ![]() |
Poppenburg | Hildesheim |
Wittenburg | Sorsum | Elze | Betheln | Beusterburg |
Hameln | Mehle | Gronau | Barfelde | Bad Salzdetfurth |
Ein Salzstock des Zechsteins[2] in der Tiefe von −200 bis −900 m unter NN mit dem Namen Leinetal–Achse[3][4] erstreckt sich vom Adenser Berg über Wülfingen, Sorsum, Mehle, Saale-Mühle, Sehlde, Eime, Banteln und von da an unter der Leine bis Freden. Durch Salzablaugung des Salzstockes in dieser Leinetal–Achse entstand eine Senke, durch die die Leine im Quartär nach der Elsterkaltzeit vor allem im frühen Drenthe-Stadium der Saalekaltzeit von Freden über Banteln, Eime, Sehlde, Saale-Mühle, Mehle, Sorsum und Wülfingen in das Hallertal floss. Dieser ehemalige Flusslauf der Leine lässt sich an mehreren Stellen durch Mittelterrassenkies der Leine nachweisen, den G. Lüttig auch in Wülfingen aufgefunden hat. Im breiten Nordtal der Leine östlich von Elze bildete sich in der Holstein-Warmzeit ein See. Dort entstand ein Durchbruchstal der Leine zwischen dem Teufelsberg und dem Großen Rammelsberg, in dem sich die Leine jetzt befindet.[5]
Funde, die im Landesmuseum aufbewahrt werden, zeigen Äxte und Spinnwirtel aus der Steinzeit, Schwert und Lanzenspitze aus der Eisenzeit. Archäologische Funde[6] in der Wülfinger Feldmark lassen darauf schließen, dass das Gebiet um Wülfingen spätestens seit der Bronzezeit besiedelt war.
Es gab Funde von Hausgrundrissen und Keramik[7] aus der römischen Kaiserzeit (circa 1 bis 375 n. Chr.) 200 Meter nördlich von Wülfingen im Kiesabbaugebiet am Moorweg und Münzfunde[8] aus der römischen Kaiserzeit; ferner Funde von Knochen und Mooreichen im Kiesabbaugebiet.
1931 befanden sich noch auf dem Weißen Brink westlich von Wülfingen zwei Grabhügel aus dem Neolithikum, die zerstört sind; dort wurde um 1931 das Nackenfragment einer Steinaxt gefunden.[9]
Gemäß der Ortsnamenforschung wurde Wülfingen wegen der Endung -ingen (Familiensiedlung) im Ortsnamen während der Landnahmezeit zwischen 300 und 500 n. Chr. gegründet.[10]
Alte Schreibweisen von Wülfingen sind Wulvingen (1175)[11] und Wolffing (1645). Jürgen Huck leitet den Ortsnamen Wülfingen unter Verweis auf Förstemann ab von „Siedlung eines Wulfs“.[12] In der niederdeutschen Sprache heißt Wolf im Singular: Wulf, im Plural 1: Wülf, im Plural 2: Wülv.[13]
Auf leichten Anhöhen oberhalb der Haller und Leine entstanden die Ortschaften Hardingsen und Wülfingen in der Nähe der „Alten Heerstraße“. Die Zuwegung zur „Alten Heerstraße“ erfolgte von Wülfingen über den „Holzweg“ zum Hohlweg an der „Helle“, durch den die „Alte Heerstraße“ verlief, und von Hardingsen über die „Hardingser Straße“. Die Ortschaften waren umgeben von Waldgebieten (Flurnamen „Eichenkammer“, „Finie-Holz“, „Wiedholz“) und Feuchtgebieten (Flurnamen „Bruch“, „Meerfeld“, „Meerwiese“, „Moorweg“, „Oheweg“, „Wellkamp“).
Neben dem Kirchturm von Wülfingen lag die Stammburg der Familie Bock von Wülfingen. Die Adelsfamilie war im Lehns- und Dienstverhältnis zu den Bischöfen von Hildesheim. Bischof Athelog erwähnt erstmals 1175 einen „Hermann miles de Wlvingi“ = Hermann, Ritter von Wülfingen, und Bischof Conrad erwähnt im Jahre 1241 einen Hermann Bock von Wülfingen. Die Ortschaft Wülfingen wird erst 1290 urkundlich als eine Gründung des Ritters Albert Bock genannt. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts blieb der Wülfinger Barchfried der Stammsitz der Familie Bock von Wülfingen. Danach wurden die Stammsitze nach Elze und Bockerode verlegt. Die Familie Bock von Wülfingen besitzt noch in der Gegenwart das Patronat der Ev.-luth. Kirchengemeinde Wülfingen.[14]
Das Wasserwerk Poppenburg befindet sich in der Gemarkung Poppenburg an der nördlichen Seite der Wülfinger Straße (L 461) an der Gemarkungsgrenze von Wülfingen und Poppenburg. Das Wasserwerk ist umgeben von einem Wasserschutzgebiet, in dem sich auch der Ort Wülfingen befindet.[15]
Weil die Stadt Hildesheim an Wassermangel litt und sich in der näheren Umgebung der Stadt kein Wasservorkommen fand, ließ sie im Jahr 1907 umfangreiche geologische und hydrologische Untersuchungen in der weiteren Umgebung von Hildesheim vornehmen. Im Frühjahr 1909 fand man bei Bohrungen in der Gemarkung Wülfingen in etwa 20 Meter Tiefe ausreichendes und qualitativ gutes Wasser. Die Stadt Hildesheim wollte deshalb an dieser Fundstelle eine große Fläche Ackerland kaufen und Wülfingen zusätzlich eine Wasserleitung mit kostenlosem Trinkwasser für das ganze Dorf zur Verfügung stellen. Der Gemeindeausschuss der Gemeinde Wülfingen fürchtete aber, dass Wülfingen durch den Bau eines Wasserwerkes das Wasser abgegraben und der Wasserspiegel abgesenkt würde; deshalb nahm der Gemeindeausschuss das Angebot nicht an, verweigerte den Hildesheimern das Befahren der Wülfinger Feldwege und hoffte, dass das Projekt dadurch scheitern würde.[16]
Diese Erwartungen erfüllten sich nicht. Die Stadt Hildesheim kaufte im Jahr 1909 in der Gemarkung Poppenburg zu einem günstigen Preis ein an die Fundstelle grenzendes 125 000 m³ großes Feld. Nach zweijähriger Bauzeit wurde dort am 11. Juli 1911 das Wasserwerk Poppenburg in Betrieb genommen. Zum Wasserwerk gehören 9 Filterbrunnen, ein Sammelbrunnen mit 20 Meter Tiefe und die etwa 15 km lange Wasserleitung nach Hildesheim sowie die auf dem Grundstück erbauten Gebäude: das Maschinenhaus mit Dampfmaschinen, das an das Maschinenhaus angrenzende Kesselhaus, der 45 Meter hohe Schornstein und das Wohnhaus.
Bei der Anlage eines Saugkanals fanden die Arbeiter Anfang März 1911 ziemlich gut erhaltene Teile vom Schädel eines Mammuts mit zwei erhaltenen Backenzähnen. Man nahm an, dass der ganze Mammut an der gleichen Stelle lagerte und ebenso gut erhalten war wie der Schädel. Da der Fundort aber acht Meter unter der Erdoberfläche im Grundwasser lag, wurden seinerzeit keine Arbeiten zur Freilegung unternommen.[17]
Im Jahr 1935 wurden die bisher mit Dampfmaschinen angetriebenen Pumpanlagen auf Stromantrieb umgestellt. Zwei Kreiselpumpen mit 150 m³/h wurden eingebaut und am 6. April 1935 in Betrieb genommen.[18] Das im Jugendstil gebaute Haus steht unter Denkmalschutz. Das Technische Hilfswerk vom Ortsverband Hildesheim sprengte im Juni 1959 den 45 Meter hohen Schornstein vom Wasserwerk.[19] Der Maschinenraum im Maschinenhaus ist leergeräumt. Im Jahr 1955 erhielt Wülfingen eine Wasserleitung; das Trinkwasser muss nun bezahlt werden.[16] Das Wasserwerk wird seit 1976 über eine im Hochbehälter Rotsberg installierte Fernwirkanlage ferngesteuert und überwacht. Die Stadtwerke Hildesheim besitzen das Recht, bis zum 31. Dezember 2026 jedes Jahr im Wasserwerk Poppenburg bis zu 1,64 Millionen m³ Grundwasser zu fördern.
Laut Schreiben der Geheimen Staatspolizei (Staatspolizeileitstelle Hannover) vom 8. Februar 1945 war Helene Brockmann geb. Großmann aus Wülfingen am 19. Februar 1945 zum Abtransport in das Konzentrationslager Theresienstadt vorgesehen.[20] Die geborene Jüdin, die aus Anlass ihrer Eheschließung zum ev.-luth. Glauben konvertiert war, hatte Wülfingen ohne Wissen ihres Mannes und Sohnes vor ihrer Verhaftung verlassen, war unter dem falschen Namen Dr. Buchinger als Krankenschwester untergetaucht und kehrte als Totgeglaubte erst nach dem Zweiten Weltkrieg nach Wülfingen zurück. Ihr Ehemann Harald Brockmann starb am 13. Juni 1945 noch vor ihrer Rückkehr.[21]
Am 1. März 1974 wurde Wülfingen, das bis dahin dem Landkreis Springe angehörte, in die Stadt Elze eingegliedert.[22]
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1 Angabe schätzungsweise
(Quellen: 1910,[23] 1925–1939,[24] 1950,[25] 1961–1970,[22] 2011–2014 laut Versionsgeschichte, 2018[1])
Auf kommunaler Ebene wird Wülfingen vom Rat der Stadt Elze vertreten.
Die Ortsvorsteherin von Wülfingen ist Daniela Rehse. Ihr Stellvertreter ist Peer-Eryk Pietrowski.[26]
Bis zur Trennung von Kirche und Staat war die Kirchengemeinde zuständig für die Aufgaben des Standesamtes und der Schule. Nachdem sich die Reformation in Wülfingen am 16. April 1543 durchgesetzt hatte und die Kirchengemeinde Wülfingen evangelisch-lutherisch geworden war, wurde 1543 in Wülfingen ihre Schule gegründet. Das Lehreramt war mit dem Organistenamt und dem Küsteramt verbunden. Noch heute nimmt sie die Aufgaben der Friedhofsverwaltung wahr.
Bis zum Jahr 1924 verfügte die Kirchengemeinde Wülfingen allein über einen eigenen Pastor. Dann wurden die Kirchengemeinden Adensen und Wülfingen als selbständige Kirchengemeinden unter einem gemeinsamen Pfarramt zusammengeschlossen. Der rechtliche Sitz des Pfarramtes war Wülfingen. Der Wohnsitz des Pastors befand sich zunächst in Wülfingen und seit 1947 in Adensen. Mit Wirkung vom 1. Juli 2010 wurde die pfarramtliche Verbindung der Kirchengemeinden Adensen und Wülfingen von der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers aufgehoben.[27] Die Ev. Kirchengemeinde Wülfingen gehört seitdem zu dem Pfarramt I Mehle in Elze. Die Pfarrstelle Mehle versorgt die Ev.-luth. Kirchengemeinden Mehle-Sehlde, Esbeck und Wülfingen. Die Kirchengemeinde Wülfingen wird weiterhin von einem eigenen Kirchenvorstand geleitet, der auch die Trägerschaft der Friedhofsverwaltung von Wülfingen wahrnimmt.
Seit dem 1. Januar 2012 gehört die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Wülfingen zum Ev.-luth. Kirchengemeindeverband Elze-Eime, der aus den neun Ev.-luth. Kirchengemeinden Deilmissen, Deinsen, Dunsen, Elze, Eime, Esbeck, Mehle-Sehlde und Wülfingen mit insgesamt rund 7380 Mitgliedern besteht.[28] Ziel und Zweck des Gemeindeverbandes, der früher als Gemeindeverband Leinetal Elze-Eime bezeichnet wurde,[29] ist die enge inhaltliche, personelle und finanzielle Zusammenarbeit der beteiligten Kirchengemeinden und Pfarrämter bei der Erfüllung ihrer gemeindlichen Aufgaben. Organ des Gemeindeverbandes ist der Verbandsvorstand, der aus zwölf Mitgliedern besteht.[30]
Nachdem sich die Reformation in Wülfingen durchgesetzt hatte, wurde im Gegensatz zu den damals üblichen Lateinschulen in Wülfingen eine deutschsprachige Schule gegründet, damit jeder den Zugang zum Erlernen der deutschen Sprache und zum Lesen der deutschsprachigen Lutherbibel finden konnte. Bis Ende des 19. Jahrhunderts befand sich die Schule in der Trägerschaft der Ev.-luth. Kirchengemeinde Wülfingen. Der Lehrer war zugleich Küster und Organist von Wülfingen.
Im Jahr 1935 baute die Gemeinde Wülfingen auf dem Grundstück zwischen dem Friedhof und der Gasse „Klappe“ ihre neue Schule. In der Schule befand sich im Erdgeschoss eine Lehrerwohnung und ein Schulzimmer, im ersten Stockwerk gab es verschiedene Räume, die als Schulräume und als Lehrerwohnung genutzt werden konnten. Zwischen der Schule und der „Klappe“ befand sich damals eine Hecke aus Weißen Maulbeerbäumen. Die grünen Blätter der Weißen Maulbeere dienten als Futter für gezüchteten Seidenspinner. Deren Puppen wurden im Zweiten Weltkrieg zur Gewinnung von Seide für Fallschirme genutzt.
Nachdem die Stadt Elze den Schulunterricht aus Wülfingen in die Schule von Mehle verlegt hatte, konnte der Kirchenvorstand im Jahr 1984 das Schulgebäude von der Stadt Elze ankaufen und als Gemeindehaus und Küsterhaus nutzen. In den folgenden Jahren renovierte der Kirchenvorstand das Gebäude, baute die Toiletten um, kaufte die Teeküche und baute neue Fenster ein.
Von 1970 bis 1985 hatte die Kirchengemeinde im Rahmen eines Nutzungsvertrages mit der Stadt Elze Räume der Mehrzweckhalle Wülfingen als Archivraum, Pfarrbüro und Unterrichtsraum für Konfirmanden angemietet. Nach der Renovierung des Gemeindehauses wurde der Nutzungsvertrag gekündigt und das Inventar in das Gemeindehaus überführt. Im Jahr 1995 ersetzte der Kirchenvorstand den Schulhof durch Parkplätze und einen „Platz im Grünen“ für die Gemeindefeste.
An der Vorderseite des Gemeindehauses befindet sich das Wülfinger Wappen, das sich beim Kauf in einem schlechten Zustand befand. Im Jahr 1995 wurde das defekte Wappen von der Familie Bock von Wülfingen in Naturstein ersetzt. Der Heimatbund Wülfingen übernahm den Ersatz der beschädigten Jahreszahl 1935 in der Inschrift „Erbaut im Jahre 1935“. Nach dem Gottesdienst am 12. Mai 1995 wurde das Wappen von dem Patronatsvertreter Wolfram Bock von Wülfingen enthüllt. Danach wurde der Platz im Grünen hinter dem Gemeindehaus eingeweiht.[31]
Die evangelisch-lutherische Marienkirche von Wülfingen steht inmitten des Friedhofes. Die erste Kirche war die romanische Kirche von 1290, die als Eigenkirche der Patronatsfamilie Bock von Wülfingen erbaut wurde. Die zweite Kirche wurde im Jahr 1501 als Renaissance-Kirche an gleicher Stelle errichtet; sie hatte eine Länge von 60 Fuß (17,53 Meter) und eine Breite von 20 Fuß (5,84 Meter); der gleichzeitig erbaute Turm besaß eine Breite von 18 Fuß (5,26 Meter) und nach dem Aufsatz der Turmspitze im Jahr 1585 eine Höhe von 80 Fuß (23,37 Meter). An die Kirche angebaut war die Sakristei (1501) und ein Leichhaus (1649). Die dritte Kirche wurde in den Jahren 1769 bis 1773 als Rokoko-Kirche an den vorhandenen Turm angebaut. Sie ist nahezu unverändert erhalten. Der Kirchturm wurde im Lutherjahr 1883 vom Bandgesimse an um ein Glockengeschoss erhöht und mit einem Turmhelm versehen. In der Glockenstube befinden sich neben der Glocke von 1510 drei Glocken von 1952 in der melodischen Tonfolge b-des-es-f und die Schlagglocke von 1592.
An der Südseite des Kirchturmes liegt die Gedenkstätte für die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege. Die Gedenktafel zum Ersten Weltkrieg befindet sich an der Wand des Kirchturms, davor liegt der Gedenkstein zum Zweiten Weltkrieg. Daneben steht eine Bank für die Hinterbliebenen.
Die Gedenktafel für die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges wurde im Februar 1921 beschlossen. Sie wurde vom Bildhauer Küsthardt aus Hannover geschaffen und am Reformationstag, den 31. Oktober 1921, eingeweiht. Sie zeigt den Cherub mit dem flammenden blitzenden Schwert am Eingang des Paradieses, der den Zugang zu dem Baum des Lebens bewacht. (Gen 3,24 EU)
Im Jahr 2001 wurde die Gedenktafel vom Steinmetzmeister Willi Lohse aus Elze restauriert und vom Dachdeckermeister Heinrich Diehe aus Wülfingen mit einer Abdeckung versehen. Ebenfalls im Jahre 2001 wurde der Gedenkstein für die Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkrieges gereinigt und vor der Gedenktafel aufgestellt. Die Einweihung der renovierten Gedenkstätte geschah in einer Gedenkstunde am 19. Mai 2001.[32]
Hardingsen ist eine wüst gefallene Siedlung in einer Größe von etwa 3 ha. Sie lag nordwestlich von Wülfingen und südlich von der Haller[33][34] im Südosten des Flurstücks Hoeben am Westrand des Flurstücks Rothenbleek und am Nordostrand des Flurstücks Strengenfeld in der Nähe der Alten Heerstraße von Hannover nach Kassel.[33][35] Die Ortswüstung wird heute durch die B 3 und den Feldweg Hardingser Weg durchschnitten. Die Lage der Ortswüstung kann durch die Flurnamen Hoeben, In den Höfen, Hardingser Anger und Hardingser Kirchhof eingegrenzt werden. Südlich der Rosenmühle liegen die Flurteile Hardingser Bruch und Bei der Hardingser Straße.[36] Nach den bisherigen Forschungsergebnissen wurde Hardingsen im späten 8. Jahrhundert oder in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts gegründet. Wenige prähistorische Keramikfunde im nördlichen Randbereich der Siedlungsfläche lassen die noch nicht gesicherte Annahme zu, dass hier bereits in der Spätlatènezeit oder der römischen Kaiserzeit eine Siedlung bestanden hat. Funde mittelalterlicher Keramik zeigen, dass Hardingsen danach kontinuierlich bis in das 15. Jahrhundert hinein bewohnt und frühestens um die Mitte des 15. Jahrhunderts verlassen wurde. Ehemalige Bewohner von Hardingsen siedelten sich in Wülfingen an und erbauten dort fünf Meierhöfe und vier Kötnerstellen. Es waren Meierhöfe von Oppermann, Mohnke-Severin, Rusche, Warnecke und Kötnerstellen von Weber-Kleine, Oehlerking, Brandes und Blume.[37] Nach mittelalterlichen Urkunden sind bereits 1460 in Hardingsen gelegene Höfe von Wülfingen aus bewirtschaftet worden. Da aber auch Scherben einer besonderen Keramik in Hardingsen gefunden wurden, die zwischen 1450 und 1530/40 hergestellt und verwendet wurde, könnten auch noch nach dem Jahr 1460 Bauern in Hardingsen auf ihren Höfen gewohnt haben.
In Erinnerung an die Landwirte aus Hardingsen, die Hardingsen verließen und nach Wülfingen übersiedelten, feierten die Wülfinger Landwirte in Wülfingen das sogenannte Hardingser Fest, das bis zum Jahre 1846 alljährlich in der Fastnachtszeit begangen wurde. Es wurde am 12. Februar 1941 erstmals wieder gefeiert. Dabei sprach der Bauer Alfred Warnecke über den Sinn des Festes und Geschichtliches über Hardingsen und die Höfe der ehemaligen Hardingser in Wülfingen.[38] Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts feierten die Wülfinger Landwirte als gesellschaftliches Ereignis erneut das Hardingser Fest.
1924 begann der Gemischte Chor Wülfingen als Männergesangverein. 1958 gab es daneben einen Frauenchor, der sich 1964 mit dem Männergesangverein zum Gemischten Chor Wülfingen zusammenschloss. Der Gemischte Chor Wülfingen bildete mit den Chören aus Groß Escherde (ab 1979), Betheln (ab 1984) und Nordstemmen (ab 1989) die Chorgemeinschaft Marienberg, die bis zum 1. Dezember 2013 bestand.[39] Das Abschiedskonzert des Gemischten Chores Wülfingen fand am 1. Dezember 2013 in der Marienkirche Wülfingen statt. Der Gemischte Chor Wülfingen wurde 2014 wegen des Alters der Mitglieder aufgelöst.
In Wülfingen gibt es die folgenden örtlichen Vereine (Stand 19. Juli 2017):
Brände wurden bis 1750 nicht gelöscht, es wurden stattdessen Menschen, Vieh und Habe gerettet, da die meisten Häuser Reetdächer hatten und schnell niederbrannten. Im Jahr 1750 gab es aber die erste Feuerversicherung als Pflichtversicherung. Jedes Haus bekam eine Hausnummer und einen Feuereimer, der diese Hausnummer trug. Im Fall eines Brandes wurde mit der Kirchenglocke zum Löscheinsatz gerufen. Jeder Bürger und Bauer musste in die Feuerversicherung eintreten und sich mit seinem ledernen Feuereimer an der Löschung von Bränden beteiligen. Die ersten Feuerlöschgerätschaften waren mehrere Feuerleitern und Feuerhaken, drei Strahlrohre, einige Längen Schläuche und sechs lederne Feuereimer.
1840 erbaute die Gemeinde am Thie ein Spritzenhaus und kaufte dafür eine 469 Thaler teure vierspännig zu bespannende Feuerspritze, die mit Wasser aus den ledernen Feuereimern befüllt wurde und über eine Handdruckspritze verfügte. Diese Handdruckspritze wurde 1877 durch eine Saugvorrichtung ersetzt und bis 1939 benutzt.
Am 10. Januar 1876 gründeten 36 Feuerwehrkameraden die Freiwillige Feuerwehr Wülfingen. Die Uniformierung bestand aus braunen Wollröcken mit schwarzen Gurtkoppeln und schwarzen Lederhelmen, die mit Messingraupe und mit den Buchstaben WF versehen waren. Die Feuerwehrkameraden nahmen bald auch an Einsätzen in Nachbardörfern teil. 1903 kauften sie eine Karrenspritze und 1914 eine mit Pferden bespannbare Handdruckspritze.
Nach den 1933 und 1938 erlassenen Gesetzen über das Feuerlöschwesen im Dritten Reich wurde die Feuerwehr der Ordnungspolizei als Hilfspolizeitruppe unterstellt. 1934 wurde mit der Anschaffung von zwölf Tragkraftspritzen TS 8 der Anfang der Motorisierung des Feuerlöschwesens im Landkreis Springe gemacht. Mit vier vorhandenen Kraftspritzen wurden 16 Feuerlöschverbände gebildet, von denen einer der Feuerlöschverband Hallermundt wurde, der aus Adensen, Hallerburg, Alferde, Sorsum, Wittenburg und Wülfingen bestand. Wülfingen war der Standort einer Magirus TS 8. Im Jahr 1942 wurde die Hitlerjugend der Feuerwehr zugeordnet.
Als im Verlauf des Zweiten Weltkrieges Städte und Dörfer in immer stärkerem Maße dem Bombenkrieg ausgesetzt waren, wurde die Umbildung der Löschverbände in Unterkreise verfügt. Wülfingen wurde Unterkreis V des Landkreises Springe. Aus den Unterkreisen wurden zwei Löschbereitschaften zusammengestellt, von denen die erste nach Luftangriffen Löschhilfe zu leisten hatte. Die Löschbereitschaft kam bei elf Großangriffen zum Einsatz, davon neunmal in Hannover, einmal in Hameln und einmal in Hildesheim. Die letzten beiden Einsätze der Bereitschaft waren am 23./24. März in Hildesheim und am 25. März in Hannover.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Militärregierung an einem schnellen Aufbau des Feuerlöschwesens stark interessiert. Schon im September 1945 ging die Verwaltung des Feuerlöschwesens wieder in deutsche Hände über. Ab 1949 musste die Gemeinde die Unterhaltung der Feuerwehr übernehmen. Im Jahr 1951 wurde die Magirus TS 8 durch ein Löschgruppenfahrzeug LF 8 der Firma Graff (Elze) ersetzt. 1971 bezog die Feuerwehr das Feuerwehrhaus bei der neu gebauten Mehrzweckhalle. Gleichzeitig wurde das 1951 angeschaffte LF 8 durch ein LF 8 Bachert-Bad Friedrichshall ersetzt. 1977 erhielt die Feuerwehr die Tragkraftspritze TS 8 und drei Atemschutzgeräte.
Am 16. Oktober 1993 übergab die Stadt Elze der Feuerwehr das neue Löschfahrzeug LF 8/6 mit Tragkraftspritze, Heckpumpe, 600-Liter-Wassertank, Steckleiter, Schlauchmaterial, modernen Hohlstrahlrohren und vier Atemschutzgeräten. Im Juni 2001 wurde das neu errichtete Feuerwehrhaus in der Straße Im Teiche mit einem Tag der offenen Tür festlich eingeweiht.
Im Jahr 2016 besteht die Einsatzkleidung aus Spezialgewebe mit einem Maximum an Sicherheit für die Einsatzkräfte. Der Helm besteht aus Glasfaser. Die Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner verfügen jeweils über eine eigene persönliche Schutzausrüstung.[40]
Bibliographie bis 2001