Weiler ist ein Dorf im Süden des Rhein-Neckar-Kreises, das seit 1971 zu Sinsheim gehört. Der Ort liegt unterhalb der im 12. Jahrhundert erstmals erwähnten Burg Steinsberg („Kompass des Kraichgaus“).
Weiler Stadt Sinsheim | |
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Höhe: | 265 m |
Einwohner: | 1971 (31. Dez. 2017) |
Eingemeindung: | 1. Juli 1971 |
Postleitzahl: | 74889 |
Vorwahl: | 07261 |
![]() Lage von Weiler in Sinsheim | |
Sinsheim-Weiler liegt zwischen Heidelberg und Heilbronn im Kraichgauer Hügelland im Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg. Das Dorf selbst erstreckt sich fast anderthalb Kilometer der nord-südlichen Achse der L 550 Sinsheim–Hilsbach entlang, die in einem Westbogen um den Fuß des hoch aufragenden Steinsbergs zieht. Hier an dessen Westfuß beginnt das Dorf, das sich auch ein Stück weit den südlichen Hang des Bergs hochzieht und im Süden an der Markungsgrenze zu Hilsbach neben dem beginnenden Sulzgraben endet; wenig östlich jenseits der kleinen Mulde liegt der Wohnplatz Bräunlingsberghof.
Größtes Gewässer auf der Gemarkung ist der Ilvesbach. Er fließt nordwestlich des Steinsbergs und des Dorfes am Wohnplatz Hammerau und dem Birkenauerhof vorbei in Richtung Nordosten und mündet dann weiter nördlich in Sinsheim in die Elsenz. Westlich des Dorfes am südlichen Gemarkungsrand zu Hilsbach entsteht der noch längere Hilsbach, der südlich zur Elsenz bei Eppingen fließt, auf halbem Wege zum Buchenauerhof in einer sich nach Westen zu Waldangelloch hin öffnenden Flurbucht, durch den die im Dorf von der L 550 abzweigenden K 4277 zieht.
Im Westen der Gemarkung steht auf großen Flächen der sich weit jenseits erstreckende Große Wald, ansonsten ist die Landschaft, vom Gipfel des Steinsbergs abgesehen, offen und hügelig.
Der Steinsberg ist ein 333,2 m ü. NN hoher Nephelinbasaltkegel eines an der Wende zwischen Kreide und Tertiär aktiven Vulkans. Um den Berg herum zieht eine Zone von Basalttuff, die Hänge sind von fruchtbarem Löß bedeckt. In der Umgebung des Orts liegen mehrere Sandsteinbrüche (Mittlerer Keuper, Schilfsandstein), die zumeist nicht mehr betrieben werden. Der Steinsberg ist als schützenswertes Naturdenkmal ausgewiesen.
Zu Weiler gehören die Gehöfte bzw. Wohnplätze Hammerau, Birkenauerhof und Buchenauerhof. Außerdem sind in unmittelbarer Nähe des Ortes, auf dem Bräunlingsberg und auf dem Galgen, zwei Aussiedlerhöfe zu finden. Der Wohnplatz Hammerau entstand in den 1960er Jahren an der Stelle der Wüstung Studernheim.
Weiler geht auf den 1213 erwähnten Bauhof oder Adamshof zurück, der sich zum Burgweiler in schützender Nähe zur Burg Steinsberg und der benachbarten Amtsstadt Hilsbach entwickelt hat und deren Geschichte teilt. Besitzer von Burg und Ort waren im 13. Jahrhundert zunächst die Grafen von Oettingen, ab 1310 die Pfalzgrafen bei Rhein, die auf dem Steinsberg den Sitz eines pfälzischen Verwaltungsamtes für Besitzungen im südlichen Kraichgau errichteten. Die Herren von Venningen, die zahlreiche pfälzische Burgvögte auf dem Steinsberg stellten, erhielten 1517 die Burg und den Ort als pfälzisches Lehen. Die pfälzische Amtskellerei wurde vom Steinsberg nach Hilsbach verlegt. Im Bauernkrieg wurde die Burg 1525 zerstört, danach aber wieder aufgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg und den nachfolgenden Franzosenkriegen kam es auch in Weiler zu Zerstörungen und langen Leidensjahren. Nach einem Brand im 18. Jahrhundert verkam die Burg zur Ruine. Im Rahmen der Mediatisierung gelangte der Ort Weiler 1806 zu Baden.
In Weiler hatte lange Zeit insbesondere der Weinbau große Bedeutung. 1856 erwarb die Gemeinde die grundherrliche Kelter. Nach 1900 wurden verstärkt Gurken um Weiler für eine Heidelberger Essig- und Senffabrik angebaut, außerdem auch Tabak. Im frühen 20. Jahrhundert gab es zwei Zigarrenfabriken im Ort.
1939 wurden 898 Einwohner gezählt, Ende 1945 waren es 1033.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dem Ort etwa 500 Vertriebene zugewiesen, die wegen der geringen Erwerbsmöglichkeiten jedoch später zumeist wieder abwanderten. 1962 wurden 1200 Einwohner gezählt, von denen rund 200 Pendler waren. Später entstanden durch Gewerbeansiedlung auch zahlreiche Arbeitsplätze am Ort.
Weiler wurde am 1. Juli 1971 nach Sinsheim eingemeindet.[2] Infolgedessen gelangte die Burg 1973 in den Besitz der Stadt Sinsheim, die umfangreiche Restaurierungs- und Sicherungsmaßnahmen vornehmen ließ.
Vor wenigen Jahren überschritt Weiler die 2000-Einwohner-Marke und hatte am 31. Dezember 2005 2003 Einwohner.
Ortsvorsteher ist Manfred Wiedl (Freie Wähler).
Früheres Gemeindewappen | |
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Blasonierung: „In Silber ein gemauerter roter Zinnenturm mit offenem Tor und zwei offenen Fenstern, darüber zwei schräggekreuzte rote Lilienstäbe.“ |
Wappenbegründung: Es geht zurück auf ein Gerichtssiegel aus dem Jahr 1708 und zeigt vermutlich die Burg Steinsberg sowie die Lilienstäbe aus dem Wappen der Herren von Venningen. |
Im zu Weiler zählenden Buchenauerhof mit seinem schlossartigen Hauptgebäude befindet sich der Sitz der Deutschen Missionsgemeinschaft, die zum Buchenauerhof gehörigen landwirtschaftlichen Nutzflächen werden größtenteils vom Golfclub Sinsheim genutzt.
Jedes Jahr abwechselnd gibt es im Sommer auf der Burg Steinsberg Burgfestspiele bzw. das Steinsbergfestival; Ersteres bietet Theater, Letzteres verschiedene Konzerte aller Art. Bei den jedes Jahr im Herbst stattfindenden Sinsheimer Kulturtagen gibt es meist auch Veranstaltungen in Weiler. Alle zwei Jahre führen die örtlichen Vereine ein Wochenende lang ein Dorffest durch.
Das Dorf war lange Zeit überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Erwähnenswert ist der Sandsteinbruch in Weiler, aus dessen Steinen u. a. der Mannheimer Wasserturm erbaut wurde. Der bedeutendste Arbeitgeber in Weiler war lange Zeit die Firma EGO, die 1977 fast 350 Arbeitsplätze bot.
Es gibt Kreisstraßen nach Sinsheim, Reihen, Hilsbach und Waldangelloch. Durch den Sinsheimer Stadtbus besteht an Wochentagen tagsüber eine stündliche Busverbindung nach Sinsheim bzw. Hilsbach. Weitere Busverbindungen führen in Richtung Eppingen/Elsenz. In Richtung Sinsheim besteht außerhalb des regulären Busverkehrs die Möglichkeit, mit dem Rufbus zu fahren.
Durch Weiler verläuft die Burgen-Tour Kraichgau-Stromberg, eine etwa 52 Kilometer lange regionale Radroute, die den Ort mit den umliegenden Orten Steinsfurt und Waldangelloch verbindet.[4]
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