Wackersdorf ist eine Gemeinde im Oberpfälzer Landkreis Schwandorf. Der Ort erlangte durch die Proteste gegen die geplante, letztlich nicht realisierte Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf bundesweite Bekanntheit. Heute zählt die ehemalige Bergbaugemeinde zu den wirtschaftlichen Spitzenstandorten der Oberpfalz und ist mit Murner See und Brückelsee als Kerngebiet des Oberpfälzer Seenlands ein attraktiver Standort für Tourismus und Naherholung.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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49.31222222222212.1775422 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberpfalz | |
Landkreis: | Schwandorf | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Wackersdorf | |
Höhe: | 422 m ü. NHN | |
Fläche: | 33,56 km2 | |
Einwohner: | 5427 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 162 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 92442 | |
Vorwahlen: | 09431, 09439, 09434 | |
Kfz-Kennzeichen: | SAD, BUL, NAB, NEN, OVI, ROD | |
Gemeindeschlüssel: | 09 3 76 175 | |
Gemeindegliederung: | 9 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Marktplatz 1 92442 Wackersdorf | |
Website: | www.wackersdorf.de | |
Erster Bürgermeister: | Thomas Falter (CSU) | |
Lage der Gemeinde Wackersdorf im Landkreis Schwandorf | ||
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Wackersdorf liegt in der Region Oberpfalz-Nord in Ostbayern, ca. 90 km östlich von Nürnberg und knapp 40 km nördlich von Regensburg, und zählt zum Oberpfälzer Braunkohlerevier. Letzteres erstreckt sich von Pfreimd im Norden bis nach Regensburg im Süden und hat seinen Ursprung im Miozän. Alle wirtschaftlich erschließbaren Braunkohlevorkommen wurden bis in die 1980er Jahre gefördert.
Die Nachbargemeinden (im Uhrzeigersinn) sind: Schwarzenfeld, Neunburg vorm Wald, Bodenwöhr, Steinberg am See und Schwandorf.
![]() Schwandorf 6 km |
![]() Schwarzenfeld 9 km |
![]() Neunburg vorm Wald 16 km |
![]() Schwandorf 6 km |
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![]() Bodenwöhr 10 km |
![]() Schwandorf 6 km |
![]() Steinberg am See 4 km |
![]() Bodenwöhr 10 km |
Die Gemeinde hat neun Gemeindeteile[2] (in Klammern ist der Siedlungstyp[3] angegeben):
Es gibt die Gemarkungen Alberndorf, Rauberweiherhaus und Wackersdorf.[4]
Durch Funde bei Bodenbewegungen für Baumaßnahmen wurden Reste einer vorgeschichtlichen Siedlung entdeckt. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1150 zurück. Der Chronist geht davon aus, dass die Gründung bereits vor der Jahrtausendwende lag.
Die Wackersdorfer Kirche wurde erstmals 1217 genannt, sie soll den Überlieferungen nach die Urpfarrei von Schwandorf gewesen sein. Um 1400 begann der Bau der Pfarrkirche St. Stephanus, die 1953 im Zuge der Umsiedlung abgetragen wurde. Mit der Reformationszeit von 1548 bis 1617 kamen auch für den Ort religiöse Neuerungen. Der katholische Glaube wurde 1618 wieder eingeführt; ab 1669 war Wackersdorf selbstständige Pfarrei.
Die ersten Ansätze zur industriellen Ausbeutung der Wackersdorfer Erdschätze gehen auf das Jahr 1800 zurück. Insgesamt sind 1801 verschiedene Gewerbetreibende aufgelistet. Im Jahr 1818 entstand die politische Gemeinde.
Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckte der Schneidermeister Andreas Schuster Braunkohle, mit deren Abbau um 1840 begonnen wurde. 1845 wurde es wieder still um die Wackersdorfer Braunkohle. 1889 wurde der Bergbau wieder voll aufgenommen; 1906 gründete man die Bayerische Braunkohlen Industrie AG (BBI AG). Die Zahl der Beschäftigten, die im Anfangsjahr bei der BBI AG arbeiteten, hatte sich innerhalb von drei Jahren bereits verdreifacht. Es musste Wohnraum geschaffen werden. Ehe noch an eine Umsiedlung des Ortes gedacht wurde, entschied man sich „Kolonien“ zu schaffen, kleine Siedlungen, in denen Mitarbeiter der BBI AG und deren Familien Platz fanden. 1908/1909 entstand deshalb die Kolonie-Ost unweit von Alt-Wackersdorf.[5] Bis zur Schließung 1982 gab der Braunkohletagebau der Gemeinde Wackersdorf das Gepräge. Mit dem Kohleabbau kam der Aufschwung des kleinen Bauerndorfes.
Die „Umsiedlung des Dorfes Wackersdorf“ wurde erstmals in den Jahren 1923 und 1924 geplant, konnte damals aber nicht verwirklicht werden. Am 13. Oktober 1948 wurde die Verlegung von Alt-Wackersdorf endgültig entschieden. 1950 begann die Ablösung der Landwirte im Zuge der Umsiedlung. Zur gleichen Zeit setzte rege Bautätigkeit im Umsiedlungsgebiet „Neu-Wackersdorf“ ein. Am 6. Juli 1952 fanden die Konsekration der neuen Pfarrkirche St. Stephanus und die Einweihung von Neu-Wackersdorf unter Beteiligung hoher geistlicher und weltlicher Würdenträger statt. Ungefähr 1200 Einwohner konnten damals in diesem Baugebiet eine neue Heimat finden.
In den 1970er Jahren war Wackersdorf, bedingt durch den Kohleabbau, eine der reichsten Gemeinden Bayerns. 2013 war die Premiere von Erben des Tertiär, eines 80-minütigen Dokumentarfilms über die Geschichte Wackersdorfs vom Braunkohleabbau über die Auseinandersetzung um die atomare Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) bis zur heutigen Kultur- und Freizeitlandschaft rund um das Seenland.[6]
Bis 1961 gehörte der heutige Gemeindeteil Heselbach zur Gemeinde Oder. Nach deren Auflösung ging die Ortschaft Oder selbst an die Gemeinde Steinberg am See, Heselbach wurde nach Wackersdorf eingemeindet. Im Zuge der Gebietsreform in Bayern kam im Jahre 1972 Alberndorf zur Gemeinde Wackersdorf. Bis dahin war es mit den Gemeindeteilen Höflarn, Imstetten, Irlach, Natermoos und Niederhof eine selbstständige Kommune. Im Jahre 1978 wurden Rauberweiherhaus (vorher Gemeinde Sonnenried) sowie Meldau und Mappenberg (vorher Gemeinde Altenschwand) eingegliedert.[7][8]
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 3905 auf 5265 um 1360 Einwohner bzw. um 34,8 %.
Über die Zeit in den 1980er Jahren hinweg stand die Gemeinde im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen um die umstrittene Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (WAW). Nach Aufgabe dieses Projekts 1989 entstand auf den dafür vorgesehenen Flächen ein Industriepark.
Ab Oktober 2017 wurde die Geschichte der WAW durch die Münchner Filmproduktionsfirma if... Productions verfilmt. 2018 wurde der Spielfilm Wackersdorf von Oliver Haffner in den Kinos im deutschsprachigen Raum veröffentlicht.[9][10]
Bürgermeister und Gemeinderat:
Seit dem 7. Juni 2011 ist der 1. Bürgermeister der Gemeinde Wackersdorf Thomas Falter (CSU); er wurde ohne Gegenkandidat am 12. März 2017 mit 97,9 % der Stimmen für eine weitere Amtszeit gewählt.
Der Gemeinderat von Wackersdorf zählt nach der Wahl 2020 20 Mitglieder.
Partei | Sitze |
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CSU – Christlich Soziale Union | 7 Sitze |
FW – Freie Wähler | 6 Sitze |
SPD – Sozialdemokratische Partei Deutschland | 3 Sitze |
Grüne – Bündnis 90/Die Grünen | 2 Sitze |
JU – Junge Union | 2 Sitze |
In Wackersdorf gab es bis jetzt vier hauptamtliche Bürgermeister:
Zeitraum | Hauptamtliche Bürgermeister |
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27. Januar 1946–13. Januar 1967 | Ludwig Simbeck |
1. Juni 1967–31. Mai 1993 | Josef Ebner |
7. Juni 1993–6. Juni 2011 | Alfred Jäger |
seit 7. Juni 2011 | Thomas Falter |
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Blasonierung: „In blau auf goldenem Boden ein goldener Laubbaum, dessen Stamm von schräg gekreuzten silbernem Schlägel und silbernem Eisen überdeckt ist.“[12] |
Wappenbegründung: Die gekreuzten Eisen und Schlägel weisen auf die montanwirtschaftliche Entwicklung des Ortes hin, wo seit 1906 die Braunkohlengewinnung im Tagebau betrieben wurde, während der heraldische Laubbaum auf die im Zuge umfangreicher Rekultivierungsmaßnahmen vorgenommene Wiederbegrünung der Landschaft hindeutet. |
Neben dem traditionellen Wappen führt die Gemeinde Wackersdorf seit Anfang 2016 Logo und Schriftzug im eigenen Corporate Design.
Nach der Stilllegung der Braunkohle-Tagebauen in der Region wurden die dadurch entstandenen Gruben geflutet, wodurch das Oberpfälzer Seenland entstand. Im Bereich Wackersdorfs sind so unter anderem der Murner See und der Brückelsee entstanden. Mit ihrer Gesamtfläche von rund 240 Hektar werden diese von Badegästen, Tauchern, Wassersportlern, Surfern und Campern genutzt. Um die Seen herum haben sich ein weit verzweigtes Wegenetz für Wanderer und Fahrradfahrer sowie weitere touristische Angebote entwickelt, wie die größte Go-Kart-Anlage Deutschlands und unterschiedliche Spiel- und Erlebnisanlagen wie der „Erlebnispark Wasser-Fisch-Natur“. Im Jahr 2018 verzeichneten die rund 30 ortsansässigen Ferienhäuser, Unterkünfte und Pensionen sowie der Campingplatz über 50.000 Übernachtungen.[17]
Nach Stilllegung der Braunkohlenindustrie und nach Ablehnung der atomaren Wiederaufarbeitungsanlage wurde der Industriestandort Wackersdorf durch gezielte Ansiedlungspolitik mit Unterstützung der Bayerischen Staatsregierung und der Energiewirtschaft von renommierten Firmen und Betrieben besiedelt. Konzerne wie BMW, Sennebogen oder auch Gerresheimer sind neben vielen Zulieferfirmen für die Automobilindustrie und weiteren mittelständischen Betrieben Arbeitgeber für rund 6.000 (Stand 2018) Personen, wovon rund 90 % auf Einpendler entfallen. Durch die weit überdurchschnittliche Pro-Kopf-Wirtschaftskraft gilt Wackersdorf als einer der wichtigsten Wirtschaftsmotoren der Region.
Durch die Arbeitsplätze vor Ort und die sehr gute Verkehrsanbindung im Kreuzungsbereich zwischen Regensburg, Weiden, Amberg und Cham verzeichnet Wackersdorf ein stetiges Wachstum der Bevölkerung.
Bahn:
Der Betriebsbahnhof Wackersdorf (Obpf.) liegt an der Bahnstrecke Schwandorf–Furth im Wald. Bis 1984 hielten dort auch Personenzüge.
Straße:
Die Gemeinde verfügt über folgende Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungseinrichtungen (Stand: 2019):
Im alten Grundschulgebäude, das zu den ältesten Bauten der Gemeinde zählt, ist seit Januar 2017 das Mehrgenerationenhaus mit Bibliothek beheimatet.
Ehrenbürger:
Wackersdorf hat vier Personen zu Ehrenbürgern ernannt (Stand Ende 2016); sie erhielten die Ehrung für ihren Einsatz bei der Ansiedlung von Unternehmen nach dem Scheitern der WAA Wackersdorf.[18][19]
Altendorf | Bodenwöhr | Bruck in der Oberpfalz | Burglengenfeld | Dieterskirchen | Fensterbach | Gleiritsch | Guteneck | Maxhütte-Haidhof | Nabburg | Neukirchen-Balbini | Neunburg vorm Wald | Niedermurach | Nittenau | Oberviechtach | Pfreimd | Schmidgaden | Schönsee | Schwandorf | Schwarzach bei Nabburg | Schwarzenfeld | Schwarzhofen | Stadlern | Steinberg am See | Stulln | Teublitz | Teunz | Thanstein | Trausnitz | Wackersdorf | Weiding | Wernberg-Köblitz | Winklarn
Gemeindefreie Gebiete: Wolferlohe