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Roßdorf ist ein Stadtteil von Amöneburg im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Roßdorf
Stadt Amöneburg
Höhe: 213 m ü. NHN
Fläche: 11,07 km²[1]
Einwohner: 1233 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 111 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35287
Vorwahl: 06424
Ortsansicht von Westen
Ortsansicht von Westen
Ortsansicht von Westen

Geographie


Der Ort, 213 m über NHN, liegt im Amöneburger Becken, einer Beckenlandschaft von erheblicher Ausdehnung, die westlich von den Lahnbergen bei Marburg, östlich von der Rhein-Weser-Wasserscheide und dem Herrenwald bei Stadtallendorf, im Süden vom Vorderen Vogelsberg und nördlich von Kirchhain vom Randgebiet des Burgwaldes umsäumt wird. Der Rulfbach durchfließt den Ort in nordöstlicher Richtung, wo er nahe der Brücker Mühle bei Amöneburg in die Ohm (Alte Ohm) mündet. Markantester Punkt außerhalb der Ortslage ist ein Hügel mit dem Flurnamen Auf der Warte, 234 m über NHN.


Geschichte


Die Kirche
Die Kirche

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort im Urkundenbuch des Klosters Fulda unter dem Namen Rostorf bzw. Ruesdorf, was dem Jahr 750 oder 779 zugeschrieben wird.[1]

Die katholische Pfarrkirche St. Marien steht unter dem Patrozinium von Mariä Geburt und Johannes der Täufer. Die Konsekration erfolgte am 27. Juni 1706. Es handelt sich um einen Saalbau mit dreiseitig geschlossenem Chor. In das Kirchendach integriert ist ein dreistöckiger Haubendachreiter mit vier Glocken, während das Innere der Kirche mit reichhaltigen Stuckaturen aufwartet, sowie einem spätbarocken mit Figuren besetzten Hochaltar. Bei den beiden Altarfiguren handelt es sich um Kaiser Heinrich II. und dessen Gemahlin Kunigunde. Das zentrale große Deckengemälde zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel und die übrigen Gemälde weitere Hochfeste der Gottesmutter Maria.

Die Kirche wurde 1695/1696 in spätgotischem Stil erbaut und 1728 in westlicher Richtung erweitert und gleichzeitig barockisiert. Der Umbau dürfte nach kirchlichen Aufzeichnungen bis 1739 angedauert haben. Aber auch in der Folgezeit erfolgten stetig Erhaltungs- und Umgestaltungsarbeiten. Umgeben ist das Gotteshaus von einem Wehrkirchhof und einer Wehrmauer mit Schlüsselscharten. Auf dem Kirchhof befinden sich mehrere historische Grabsteine sowie ein Kriegerehrenmal.

Nach der Schlacht an der Brücker Mühle zu Amöneburg (21. September 1762) wurde ein Massengrab französischer Gefallener angelegt. An diese Toten des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) erinnert seit 2014 eine zweisprachige Gedenktafel.

Neben mehreren Bildstöcken und Hochkruzifixen, die innerhalb des Dorfes und der Gemarkung Zeichen katholischen Glaubens symbolisieren, sind zwei Heiligenhäuschen (im oberhessischen Dialekt, sg.: Helchehäusche) besonders erwähnenswert. Dabei handelt es sich um kleinere, sandsteinerne, mehreckige Gebäude, die sich vom Baustil sehr ähneln, begehbar sind und die jeweils über ein schiefergedecktes Zeltdach verfügen. Auf der Dachspitze tragen sie ein Kreuz. Im schlichten Inneren befinden sich Heiligenstatuen. Beide Sakralbauten sind Unikate in der Umgebung von Amöneburg.

Kirchenhistorisch ist noch anzumerken, dass im Jahr 1820 die Pfarrei Schröck aufgelöst wurde und bis 1884 als Filialgemeinde der Pfarrei Roßdorf zugeordnet wurde.

Am 31. Dezember 1971 wurde die Gemeinde Roßdorf im Zuge der Gebietsreform in Hessen als Ortsteil in die Gemeinde Amöneburg eingegliedert.[3]

Die ehemalige Schule wurde 2005 zum Haus der Vereine umgebaut. Seit 2013 befindet sich im Obergeschoss das Dorf- und Trachtenmuseum Roßdorf. Die einzigartige Sammlung zeigt die örtliche katholische Tracht.


Historische Namensformen


In erhaltenen Urkunden wurde Roßdorf unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]


Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick


Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Roßdorf lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][7]


Bevölkerung



Einwohnerstruktur 2011


Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Roßdorf 1233 Einwohner. Darunter waren 18 (1,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 279 Einwohner unter 18 Jahren, 546 zwischen 18 und 49, 237 zwischen 50 und 64 und 168 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 486 Haushalten. Davon waren 114 Singlehaushalte, 111 Paare ohne Kinder und 198 Paare mit Kindern, sowie 51 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 63 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 354 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]


Einwohnerentwicklung


Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1580:90 Hausgesessene
 1664:62 Hausgesessene
 1838:Familien: 56 nutzungsberechtigte, 35 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 10 Beisassen.
 1847:285 Einwohner
Roßdorf: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011
Jahr  Einwohner
1834
 
639
1840
 
656
1846
 
675
1852
 
620
1858
 
641
1864
 
611
1871
 
566
1875
 
573
1885
 
620
1895
 
660
1905
 
656
1910
 
679
1925
 
652
1939
 
730
1946
 
988
1950
 
984
1956
 
825
1961
 
828
1967
 
890
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
1.233
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2]

Historische Religionszugehörigkeit


Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1861:02 evangelisch-lutherische, 610 römisch-katholisch, 19 jüdische Einwohner
 1885:10 evangelische (= 1,61 %), 597 katholische (= 96,29 %) und 13 jüdische (= 2,10 %) Einwohner
 1961:34 evangelische (= 4,11 %), 788 römisch-katholische (= 95,17 %) Einwohner

Erwerbstätigkeit


Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1838:Familien: 49 Ackerbau, 37 Gewerbe, 14 Tagelöhner.
 1961:Erwerbspersonen: 193 Land- und Forstwirtschaft, 176 Produzierendes Gewerbe, 25 Handel und Verkehr, 29 Dienstleistungen und Sonstiges.

Regelmäßige Veranstaltungen


Seit 2009 findet im September die erfolgreiche Wiederauflage der Kirmes statt. Besonders am Freitagabend tanzen mehrere Tausend Besucher zu Musik, die von DJs aufgelegt wird. Eine riesige Schneekanone sorgt hier für Abkühlung.[10]


Wirtschaft und Infrastruktur



Verkehr


Der öffentliche Personennahverkehr wird durch die Buslinie MR-94 des Regionalen Nahverkehrsverbandes Marburg-Biedenkopf (RNM) und den Linienbusverkehr des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) sichergestellt. Durch den Ort führt die Landesstraße 3289, die sich nordwestlich von Roßdorf mit der Landesstraße 3048 trifft. Nach Marburg sind es ca. 20 Minuten, auf die Lahnberge ins Uniklinikum ca. 15 Minuten und nach Gießen ca. 30 Minuten.


Öffentliche Einrichtungen


Im Ort gibt es einen Kindergarten, eine Mehrzweckhalle.


Grundversorgung


Es gibt einen tegut-Markt, eine Metzgerei (mit eigener Schlachtung), ein Bäcker sowie ein Friseur und eine Bankfiliale.


Literatur




Commons: Roßdorf – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. Roßdorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 24 und 64;.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 403.
  4. Edmund Ernst Stengel u. a.: Urkundenbuch des Klosters Fulda. Die Zeit der Äbte Sturmi und Baugulf. Hrsg.: Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. Marburg 1958.
  5. Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. 1., 2. Auflage 1974, unveränderter Neudruck der 1. Ausgabe Marburg 1926. Band 14, S. 406. N. G. Elwert Universitätsbuchhandlung, Marburg, ISBN 3-7708-0510-0.
  6. Ingrossaturbuch im StA Würzburg 42/112 und Alfred Schneider (1989). Stadt und Amt Amöneburg. Hessische Heimatbücher, 2. Auflage. Roßdorf wurde in dieser Zeit auch als >Großroßdorf< bezeichnet, d. h. der Ortsname enthielt den Zusatz maior bzw. superior. Damit erfolgte die namentliche Abgrenzung zu dem etwa 2 Kilometer nordöstlich gelegenen >Kleinroßdorf<, das neben dem Ortsnamen die Bezeichnung minor bzw. inferior trug. Im Jahr 1494 genehmigte der Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg (1484–1504), dass die Bewohner beider Roßdorfs sich in >Großroßdorf< vereinten, was bedeutet, dass >Kleinroßdorf< von seinen Bewohnern aufgegeben wurde.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  8. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 128 f. (online bei Google Books).
  9. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 74.
  10. Roßdorf feiert Kirmes, Oberhessische Presse, 12. September 2014 (Bezahlschranke).



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