Stadtgebiet von Kirchhain mit Lage der zwölf Ortsteile
Geographie
Das Dorf liegt knapp 3km westnordwestlich von Kirchhain am Rand des Amöneburger Beckens in der Aue der Ohm, an der zum Schutz der Ortschaften etwa südöstlich des Dorfs das Hochwasserrückhaltebecken Kirchhain/Ohm liegt. Nördlich vorbei an der Ortschaft verläuft etwa in Nordwest-Südost-Richtung die Bundesstraße 62.
Von links nach rechts sind die Ortsteile Kleinseelheim, Bauerbach (zu Marburg), Großseelheim, Schönbach, Niederwald, Anzefahr, Betziesdorf (im Hintergrund), Stausebach und Kirchhain sowie Himmelsberg (links dahinter) zu erkennen.
Geschichte
Die Kirche
Die älteste bekannte Erwähnung des Orts erfolgte im Jahr 1243 als „Nyderwalde“, als Erzbischof Siegfried III. von Mainz dem Kloster Arnsburg einen Güterbesitz bestätigte.[1]
Der Dorfadlige Berthold von Niederwald war 1253 Finanzverwalter des Klosters Haina. Seit 1282 gab es eine Mühle, für 1356 ist eine zweite erwähnt. Um 1700 wurde die Hirsenmühle erbaut, die bis 1846 bestand.
Zum 1. Februar 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Niederwald im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis als Stadtteil in die Stadt Kirchhain eingegliedert.[3][4] Für Niederwald, wie für alle ehemals eigenständigen Stadtteile von Kirchhain, wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Staats- und Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Niederwald lag, und deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Marburg
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Marburg[7]
1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Marburg
ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Marburg
ab 1592: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Kirchhain
ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Kirchhain
1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Kirchhain
ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain[9]
ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Kirchhain
ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kirchhain
ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kirchhain
ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kirchhain
ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Kirchhain war für die Verwaltung und das Justizamt Kirchhain war für Niederwald als Gericht erster Instanz zuständig.[10] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Kirchhain.[11][12] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Niederwald 816 Einwohner. Darunter waren 15 (1,8%) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 162 Einwohner unter 18 Jahren, 333 zwischen 18 und 49, 186 zwischen 50 und 64 und 135 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 336 Haushalten. Davon waren 99 Singlehaushalte, 87 Paare ohne Kinder und 117 Paare mit Kindern sowie 27 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 57 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 228 Haushaltungen lebten keine Senioren.[13]
362 Einwohner (Familien: 87nutzungsberechtigte, 35nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 16Beisassen).
Niederwald: Einwohnerzahlen von 1768 bis 2019
Jahr
Einwohner
1768
301
1800
?
1834
361
1840
389
1846
365
1852
401
1858
394
1864
382
1871
386
1875
410
1885
425
1895
406
1905
443
1910
438
1925
461
1939
507
1946
692
1950
674
1956
637
1961
615
1967
648
1980
?
1990
?
2000
?
2011
816
2015
816
2019
799
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Kirchheim:[14][2]; Zensus 2011[13]
Erwerbspersonen: 127Land- und Forstwirtschaft, 115Prod.Gewerbe, 36Handel und Verkehr, 34Dienstleistungen und Sonstiges.
Vereine
Im Dorf gibt es folgende Vereine:
Bayern Fanclub Ohmtal e. V.
Burschenschaft Niederwald
Damengymnastikgruppe des VfR 1920 Niederwald
Dorfverschönerungsverein Niederwald
Freiwillige Feuerwehr Niederwald
Kirchenchor Niederwald
Männergesangverein 1884 Niederwald
Posaunenchor Niederwald
VfR 1920 Niederwald
Infrastruktur
In Niederwald gibt es eine Kirche, ein Dorfgemeinschaftshaus, eine Grundschule, einen Kindergarten, ein Feuerwehrhaus mit Schulungsraum, eine Grillhütte und verschiedene Sportanlagen.
Östlich des Ortes befinden sich mehrere Kiesgruben.
Literatur über Niederwaldnach Registernach GND In: Hessische Bibliographie
Einzelnachweise
Niederwald, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21.Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Haushaltsplan 2020.In:Webauftritt.Stadt Kirchhain,S.3,abgerufen im November 2020.
Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20.Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.6, S.248, Punkt 328, Abs. 54 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 6,2MB]).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.402.
Hauptsatzung.(PDF;193kB)§6.In:Webauftritt.Stadt Kirchhain,abgerufen im November 2020.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.115f. (online bei Google Books).
Trennung von Justiz (Justizamt Kirchhain) und Verwaltung: Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S.74.
Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts, Weimar 1823, S.158ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim vom 26. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1094–1103)
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