Der Nördliche Stadtteil ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Schweinfurt. Er wird in den Statistiken der Stadt Schweinfurt als Bezirk 33 geführt[3] und liegt in der nördlichen Mitte des Stadtgebietes. Es ist der Stadtteil, dessen Sozialstruktur am nächsten am städtischen Durchschnitt liegt.
Nördlicher Stadtteil Stadtteil in Schweinfurt 50.052310.23064220![]() | |
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Höhe: | 220 m ü. NN |
Fläche: | 66,81 ha[1] |
Einwohner: | 3024 (31. Dez. 2015)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 4.526 Einwohner/km² |
Postleitzahl: | 97422 |
Vorwahl: | 09721 |
![]() Nördlicher Stadtteil (Bezirk 33) | |
![]() Ehem. Brauhaus Schweinfurt |
Der Name des Stadtteils, zu dem der Hauptfriedhof gehört, erschien früher nur in städtischen Statistiken, in neuerer Zeit auch in Internetportalen des Immobilienmarktes, ist aber im Volksmund unbekannt. Das nicht klar abgegrenzte Gebiet bildet, im Gegensatz zu seinem Teilbereich Klingenbrunn, weder topografisch noch funktional einen eigenständigen, zusammenhängenden Stadtteil und ist deshalb als solcher auch nicht im öffentlichen Bewusstsein. Der Stadtteil entspringt lediglich einem statistischen Lückenschluss eines nicht anderweitig zuzuordnenden Gebietes westlich des Marienbachs.
Der Nördliche Stadtteil grenzt (im Uhrzeigersinn im Süden beginnend) am Obertor an die Altstadt, im Südwesten, an der Friedhofstraße und im Westen, an der Auen- und Maibacher Straße, an die Gartenstadt, im Norden, unweit der Gertrud-Herz-Straße, an einer Grünspange, an die Eselshöhe und im Osten, am Marienbach, an den Stadtteil Hochfeld-Steinberg und den Nordöstlichen Stadtteil.[3]
Der Stadtteil liegt auf der westlichen Talseite des von Nord nach Süd verlaufenden Marienbachs, der 750 m weiter südlich in den Main mündet. Der niedrigste Punkt des Nordöstlichen Stadtteils liegt im Süden, am Marienbach, auf 213 m ü NN.[4] Am Westrand des Stadtteils erhebt sich die Maibacher Höhe bis auf 253 m ü NN,[4] dem höchsten Punkt des Stadtteils, der von der Christuskirche bekrönt wird.
Der kleine Stadtteil entstand um 1900 als nördliche Vorstadt, zunächst mit Blockrandbebauung an der Deutschhöfer-, südlichen Klingenbrunn- und Schützenstraße, teilweise mit Vorgartenzone. In den 1920er und 30er Jahren wurde die Bebauung nach Norden hin aufgelockerter und niedriger. Vor dem Zweiten Weltkrieg reichte das bebaute Gebiet bis zur Nordendstraße und an der Dittelbrunner Straße noch weiter, bis zur Einmündung des Theuerbrünnleinswegs. In den 1960er Jahren wurden die letzten Freiflächen bebaut, teilweise mit größeren Wohnblocks.
In der Straßengabelung zwischen Deutschhöfer Straße und Dittelbrunner Straße befindet sich seit dem 19. Jahrhundert das heute noch betriebene Wirtshaus Vier Quellen.[5] An Stelle des einstigen Biergartens befindet sich heute eine Tankstelle.
Die Straßengabelung besteht in heutiger Linienführung spätestens seit etwa Anfang des 19. Jahrhunderts, als das Gebiet des heutigen Stadtteils noch unbebaut war.[6] Nach der rechten Straßenkarte für das 8. Jahrhundert befand sich etwa an den Vier Quellen oder in näherer Umgebung die Gabelung zweier Altstraßen Richtung Norddeutschland, über die heutige Dittelbrunner- bzw. die Deutschhöfer Straße. Später verlief die westliche Altstraße (via Dittelbrunner Straße) weiter westlich über den Seelvater, einem historischen Richtplatz an der Straße nach Maibach (heutige B 286).[7]
Die Bürgerliche Schützengesellschaft 1433 Freischütz von 1875 ist der älteste Verein der Stadt, der vermutlich schon vor 1433 bestand, noch vor Verbreitung des Schießpulvers, als Verein für Armbrustschützen.[8] 1901/02 erbaute der Schützenverein an der Deutschhöfer Straße eine größere Schießanlage.
Hier wurde auch das Schützenfest Vogelschuß abgehalten, das sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem normalen Volksfest entwickelte, auf einem Festplatz auf der anderen (östlichen) Seite des Marienbachs. Heute beginnt der Vogelschuß an ganz anderer Stelle der Stadt, auf dem Volksfestplatz am Sachs-Stadion, als kleineres Frühlingsvolksfest im April den Reigen der Schweinfurter Feste. Der Bruch mit dem traditionellen Ort kam in Kritik.
Auf dem Gelände des Schützenvereins wurde in den 1930er Jahren die Schillerschule erbaut. Zudem war auf dem Areal von 1953 bis 1971 die Ständige Wache der Feuerwehr Schweinfurt untergebracht.[9] Das Schützenhaus wurde danach abgebrochen und auf dem einstigen Vereins-Areal wurden zudem zwei Förderschulen errichtet (siehe: Wirtschaft und Infrastruktur). Der Schützenverein errichtete eine moderne Hallenanlage im Umfeld des Sachs-Stadions.
In der Straßengabelung Deutschhöfer-/Klingenbrunnstraße errichtete der zweitälteste Verein der Stadt, die Turngemeinde 1848, ihr Vereinsheim mit Turnhalle. Die Anlage wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Danach war der Verein an selber Stelle in einem schlichten Neubau beheimatet, bis zum Umzug in die heutige, großzügige Anlage.
Am Eingang des Nördlichen Stadtteils, beiderseits der Friedhofstraße, befindet sich ein altes Industrie- und Gewerbegebiet. Mehrere Bauten blieben erhalten und werden heute noch gewerblich genutzt.
Eines der ältesten Fabrikgebäude Schweinfurts, aus dem 18. Jahrhundert, steht an der Ecke Friedhofstraße 1/Niederwerrner Straße 2. Im Jahre 1703 wurde die Gerberei Wilhelm Bach gegründet. Aus ihr entwickelte sich die 1791 von Christian Friedrich Bach gegründete Lederfabrik Wilhelm Bach an der Niederwerrner Straße, die bis 1960 bestand. Die Gebäude blieben erhalten und werden bis heute gewerblich genutzt.[10][11]
1875 gründeten Jacob Silberstein und Emanuel Neumann die Schuhfabrik Silberstein & Neumann. Zunächst befand sich die Fertigung in der Oberen Straße 12 in der Altstadt. 1887 wurde die neu errichtete Fabrik in der Friedhofstraße 2 und 4 bezogen. Bekannte Schuhmarken waren Biene, Edox und Angulus. Die Firma war von 1925 bis 1929 (Schwarzer Freitag) eine Aktiengesellschaft und ging 1933, im Zuge der Weltwirtschaftskrise, in Liquidation. Aufgrund der jüdischen Inhaber wurden die Fabrikgebäude durch die Nationalsozialisten enteignet. Ludwig Silberstein verstarb 1937.[12] Nach der Familie wurde eine Straße im Hafen-Ost benannt. (Siehe auch nachfolgenden Abschnitt: Kartonagenfabrik Allmis).
Der nördliche Gebäuderiegel der Ziegelbauten ist noch teilweise erhalten. In ihm befindet sich heute das Brick House (Bar & Grill).
1879 gründete Johann Michael Allmis die Kartonagenfabrik. Zunächst befand sie sich in der Neutorvorstadt, in der Roßbrunnstraße 15 und dann in der Seestraße 2, bis sie schließlich im Nördlichen Stadtteil die Fabrikgebäude von Silberstein & Neumann übernahm. Der südliche Gebäuderiegel am Obertor wurde aufgestockt, prägte das nördliche Stadtbild und wurde in den 1970er Jahren gesprengt. Danach zog Allmis in die einstigen Lehmgruben (siehe: Gewerbegebiet Heckenweg). Seit 1971 befindet sich die Firma als Allmis Verpackungen GmbH im Hafen-Ost, in der Porschestraße 2.
Siehe auch: Schweinfurter Industriegeschichte
Status 31. Dez. 2015[13] |
Nördlicher Stadtteil | Gesamtgebiet Schweinfurt |
---|---|---|
Deutsche | 71,5 % | 70,7 % |
Doppelstaatler | 16,6 % | 16,1 % |
Ausländer | 11,9 % | 13,2 % |
Entsprechend der geografischen Mittellage zwischen den bürgerlichen Stadtteilen im Norden und Osten, vorwiegend mit Einfamilienhäusern und den Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil im Westen, liegt auch die Sozialstruktur des Nördlichen Stadtteils fast genau im städtischen Durchschnitt.
Allerdings wurde das Quartier für Spätaussiedler, die Breite Wiese, die funktional ehr zum Nördlichen Stadtteil gehört, dem Stadtteil Hochfeld/Steinberg zugeordnet.
Das kleine Quartier Klingenbrunn ist das traditionelle Schützenviertel (siehe: Schützenverein), worauf auch die Straßennamen Am Vogelschuß, Schützenstraße und Jägerstraße hinweisen.
Der Ortsteil wurde vom städtischen Brauhaus Schweinfurt bis zu seiner Schließung 2015 geprägt,[14] obwohl die Stadtverwaltung das Brauhaus dem Nordöstlichen Stadtteil (Bezirk 33) zuordnet, zu dem es keinen Bezug hat. Nach Schließung kaufte die Kulmbacher Brauerei die Markenrechte.[15] In den 1960er Jahren hatte die Brauerei bis zu 300 Mitarbeiter. Nach Umstellung auf industrielle Brauweise (kein Naturhopfen, kürzere Brauzeit, längere Haltbarkeit) wendeten sich zunehmend Wirte und Kunden von der Brauerei ab und sie hatte zuletzt nur noch 30 Mitarbeiter.[15]
Heute gibt es in Schweinfurt nur noch die Brauerei Roth. Insgesamt existierten (nicht gleichzeitig) elf Brauereien in der Stadt (siehe: Liste ehemaliger Brauereien in Bayern, Schweinfurt).
Am Westrand des Stadtteils befanden sich Ziegeleien, worauf der Straßenname An der Ziegelgrube hinweist. Sie lagen bezüglich der westlichen Hauptwindrichtung auf der Leeseite (östlichen Seite) der Maibacher Höhe, wo sich Löß ablagerte. In der Lehmgrube wurde nach Beendigung des Abbaus das kleine Gewerbegebiet am Heckenweg in den 1960er Jahren angelegt, das einzige in der gesamten nordöstlichen Stadthälfte, die sonst ausschließlich aus Wohnvierteln besteht.
Die Theuerbrünnleinssiedlung (seit ca. 1950) im Norden des Stadtteils, benannt nach dem Theuerbrünnleinsweg, ist klar strukturiert mit kleinen Doppelhäusern aus der Zeit um 1950 für Ostflüchtlinge, im südlichen Bereich und Reihenhäusern und Wohnblocks aus den 1960er Jahren im nördlichen Bereich.[16]
1863 wurde die neue Jüdische Gemeinde Schweinfurt in der Siebensbrückleinsgasse (Altstadt) gegründet und 1874 der jüdische Friedhof innerhalb des heutigen Hauptfriedhofs angelegt. 1901 wurde das Taharahaus eingeweiht,[17] das in der Nachkriegszeit abgebrochen wurde. Die bisher letzte Bestattung war 1990 von Edith Holzapfel.
Elf Bürger gründeten 1909 den ersten Bürgerverein Klingenbrunn, die sogenannte Gemeinde Klingenbrunn, in der Gaststätte Freischütz. Ihr erster Vorsitzender, der sogenannte Bürgermeister, war Ludwig Berberich. Der Verein richtete die Klingenbrunn-Kirchweih aus. Sie fand zunächst auf der sogenannten Alm statt, einem Wäldchen auf dem Brauhausberg (Teilberg).
Wegen Raumnot im Freischütz gründete sich in den 1920er Jahren in der Gaststätte Tannenbaum eine zweite Gemeinde Klingenbrunn. 1933 erzwangen die Nationalsozialisten die Fusion beider Vereine.[18][19] Der Bürgerverein Klingenbrunn veranstaltet auch heute die Klingenbrunn-Kirchweih.
Siehe auch: Schweinfurt, Bürgervereine
Klingenbrunn hat eine partnerschaftliche Beziehung zu Klingenbrunn im Bayerischen Wald,[20] dem Kältepol der bewohnten Gebiete Deutschlands.
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