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Mülverstedt ist ein Ortsteil der Landgemeinde Unstrut-Hainich und Nationalparkgemeinde im Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen.

Mülverstedt
Landgemeinde Unstrut-Hainich
Höhe: 220 m ü. NHN
Fläche: 23,24 km²
Einwohner: 681 (31. Dez. 2017)
Bevölkerungsdichte: 29 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2019
Postleitzahl: 99991
Vorwahl: 036022

Geografie


Mülverstedt liegt im westlichen Teil des Thüringer Beckens, am Ostrand des Hainich. Ein großer Teil der Gemarkung ist Wald und liegt seit dessen Einrichtung im Nationalpark Hainich. Nachbarorte sind Flarchheim im Nordwesten (Entfernung 1,92 km LL), Heroldishausen im Nordosten (1,89 km), Schönstedt im Westen (4,84 km) und Weberstedt im Süden (1,45 km). Der nächste Ort jenseits (südwestlich) des Hainich ist Mihla in 12,8 km Entfernung. Durch den Ort fließt der Ortlesbach, der sich kurz vor Eintritt ins bewohnte Gebiet von Südosten durch den Zusammenfluss zweier, den Hainich entwässernden Bäche bildet. Er nimmt nach der Aufnahme anderer Bäche den Namen Nordmar an und mündet bei Thamsbrück von links in die Unstrut. Verkehrstechnisch liegt Mülverstedt an der Kreuzung der L 1042 (Flarchheim-Mülverstedt-Weberstedt) und der L 2100, die von Großengottern kommt und im Mülverstedt endet.


Geschichte



Frühe Geschichte


Für die genaue Entstehungszeit des Ortes gibt es keine Belege, archäologische Funde aus der frühen Steinzeit zeigen jedoch, dass damals schon Menschen im Raum Mülverstedt gelebt hatten. 1907 wurden bei einem Neubau (Haus Göring) in 2,50 m Tiefe sieben Skelette gefunden, deren als Grabbeilage gefundenen Schmuckstücke auf die Bronze- oder Hallstattzeit (400 v. Chr.) verweisen.


Ab 1110


Am 26. Juli 1110 wurde Mülverstedt erstmals urkundlich als Mulverstete („Marktstätte“) erwähnt.[1] Am östlichen Ortsrand stand eine vom Ortlesbach angetriebene Mühle, in der auch Färberwaid verarbeitet wurde. Die Besitzer eines vom 11. bis 13. Jahrhundert bestehenden großen Rittergutes nannten sich „Herren von Mülverstedt“. 1317 ging der Besitz auf Friedrich von Hopffgarten über, dessen Geschlecht fortan prägend für die Geschichte des Dorfes war. Eine Linie derer von Hopffgarten hatte ihren Stammsitz im Burggut Mülverstedts. Durch Aufspaltung der Erblinien entstanden später die Grafen, Barone und Freiherren von Hopffgarten, die zwei weitere Güter im Dorf errichteten. Neben diesen drei Rittergütern gab es noch die Freigüter Hof Tristan, Freihof von Spitznase und Zengs Gut. Das Kloster St. Wilhelmi des Wilhelmitenordens in Mülverstedt wurde erstmals im Jahre 1336 in einer Urkunde des Klosters Gräfenroda genannt. Nach der Reformation wurde das Kloster durch die Herren von Hopffgarten in eine Stiftsschule umgewandelt, die bis 1880 Bestand hatte.


Der Bauernkrieg (1524–1526)


Auch am Bauernkrieg beteiligten sich die Mülverstedter im Jahre 1525: Die unzufriedenen Bauern rotteten sich mit Langensalzaer Kollegen zusammen und plünderten mit einer aus Mühlhausen eintreffenden 500-köpfigen Bauernhorde das Kloster Homburg und die Rittergüter von Altengottern und Neunheilingen. Auch das Mülverstedter Kloster litt unter dem Bauernkrieg. Die kämpferischen Bauern hatten sich zwischen Mülverstedt und Weberstedt eingenistet. Nachdem sich Thomas Müntzer in der Schlacht bei Frankenhausen mit den Seinen ergeben hatte, wurden vom geistlichen und weltlichen Adel so genannte „Empörungsgelder“ (weit überzogene Schadenersatzforderungen) von den beteiligten Gemeinden gefordert. Mülverstedt und das damals in Grundobrigkeit von Mülverstedt stehende Zimmern zahlte 60 Gulden, während Ufhoven nur 20 Gulden zahlen musste, ein Beispiel, wie stark Mülverstedt involviert war. 15 Jahre später, 1540, wurde das Dorf evangelisch.


Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648)



Ab 1648


Im Mai 1663 wurde durch einen besonders starken Regen die gesamte Ernte vernichtet, auch entstanden Hochwasserschäden im Dorf. 1717 und 1722 wurden zwei Männer mit dem Schwert hingerichtet, einer wegen Einbruchs und mörderischen Treibens mit fünf Spießgesellen, der andere wegen Einbruchs in Zengs Gut mit acht Kumpanen. Gerichtsherren waren die Herren von Hopffgarten. Ein Erdbeben wurde 1756 wahrgenommen. Im Jahre 1757 starb ein Hans Ernst von Hopffgarten 1757 und hinterlässt keinen Sohn, aber eine schwangere Ehefrau. Der Besitz derer von Hopffgarten geht in drei Teile, bis die Witwe von Hans Ernst einen Sohn bekommt, Friedrich Wilhelm Gottlieb von Hopffgarten (* 19. September 1757), der alleiniger Erbe von Burg Haineck, Zimmern und Mülverstedt wurde. Er wurde am 9. Mai 1767 von seinem Onkel vergiftet. Durch eine Ruhr-Krankheitswelle und eine andere Krankheit kamen 1794 und 1796 viele Menschen ums Leben. 1814 brannten die aus Frankreich zurückkehrenden russischen Soldaten im Dorf acht Gebäude nieder. 1840 baute man die Straße nach Weberstedt und sieben Jahre später die nach Flarchheim. 1815 kam Mülverstedt durch die Teilung der Thüringer Kreise an Preußen und wurde von den Hohenzollern regiert. Bis dato gehörte Mülverstedt zum Amt Langensalza im Kurfürstentum bzw. Königreich Sachsen. Zur 300-Jahr-Feier der Reformation wurde 1817 die Luthereiche und 1871 die Friedenseiche am Anger gepflanzt. Sie stehen heute noch: Ihre Blätter zeigen sich im Bild „Am Burghof 2“. 1819 brannten in der Ihlefelder Straße vier Gebäude ab. 1867 wurde das Pfarrhaus von 1660 neu gebaut. Von 1874 bis 1965 gab es in Mülverstedt ein Standesamt, von 1880 bis 1994 ein Postamt. Acht Petroleumlampen beleuchteten die Straßen Mülverstedts seit 1888. 1895 zählte man im Dorf 310 männliche und 333 weibliche Einwohner in 132 Häusern. Der Anteil der Katholiken betrug 2, der evangelische 641. Der neue Friedhof am nordöstlichen Ortsrand wurde 1898 eingeweiht. Seit 1903 gibt es im Ort elektrischen Strom.

Das Dorf war in alter Zeit von einer Mauer umgeben. Durch drei Tore konnte man das Dorf verlassen. Die Tore standen nachts unter Bewachung des Nachtwächters.

Seit 1993 gehörte Mülverstedt zur Verwaltungsgemeinschaft Unstrut-Hainich, deren Mitgliedsgemeinden sich zum 1. Januar 2019 bis auf Schönstedt zur Landgemeinde Unstrut-Hainich zusammenschlossen.[2]


Politik


Der Rat der Gemeinde Mülverstedt bestand aus 8 Ratsfrauen und Ratsherren.

Kommunalwahl am 7. Juni 2009:

Kommunalwahl 2014: [4]

Der letzte ehrenamtliche Bürgermeister Manfred Müller (Die Linke) wurde am 6. Juni 2010 wiedergewählt.[5]


Kultur und Sehenswürdigkeiten


Am Burghof 2
Am Burghof 2
Trachtenhaus
Trachtenhaus
Dorfkirche St. Martini
Dorfkirche St. Martini
Veranstaltungsplatz mit Musikpavillon
Veranstaltungsplatz mit Musikpavillon

Persönlichkeiten



Literatur



Einzelnachweise


  1. Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. 5., verbesserte und wesentlich erweiterte Auflage. Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 186.
  2. Thüringer Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 14/2018 S. 795 ff., aufgerufen am 13. Januar 2019
  3. Kommunalwahlen in Thüringen am 7. Juni 2009. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. (PDF; 1,9 MB) Abgerufen am 3. Februar 2010.
  4. http://www.wahlen.thueringen.de/datenbank/wahl1/wahl.asp?wahlart=GW&wJahr=2014&zeigeErg=GEM&wknr=064&gemnr=64047
  5. Kommunalwahlen in Thüringen am 6. Juni 2010. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Abgerufen am 6. Juni 2010.
  6. Karin Fuls, Karin Fey: Das Hainich Trachtenhaus. In: Moment. Das Kulturmagazin aus der Mitte Deutschlands. Nr. 6, 2008, ZDB-ID 2192647-5, S. 38–39.
  7. Der Mülverstedter Hexenprozess.
  8. Rainer Lämmerhirt: Die Tat des „Hanns Henning Harseim“ (Erzählung der Schriftstellerin E. von Hopffgarten). In: WERRATAL-Nachrichten. Nr. 52/53, 1992, ZDB-ID 30244-2, S. 7.


Commons: Mülverstedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

На других языках


- [de] Mülverstedt

[en] Mülverstedt

Mülverstedt is a village and a former municipality in the Unstrut-Hainich-Kreis district of Thuringia, Germany. Since 1 January 2019, it is part of the municipality Unstrut-Hainich.

[ru] Мюльферштедт

Мюльферштедт (нем. Mülverstedt) — коммуна в Германии, в земле Тюрингия.



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