Merzhausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Willingshausen im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.
Merzhausen Gemeinde Willingshausen 50.8494444444449.2183333333333228 | |
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Höhe: | 228 (226–246) m |
Fläche: | 8,63 km² |
Einwohner: | 887 (1. Jan. 2015) |
Bevölkerungsdichte: | 103 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Eingemeindet nach: | Antrefftal |
Postleitzahl: | 34628 |
Vorwahl: | 06697 |
Der Ort liegt unmittelbar östlich des Dorfes Willingshausen an der Einmündung des Fischbachs in die Antreff. Weitere Nachbarorte sind Gungelshausen im Norden, Röllshausen im Osten und Holzburg im Südosten.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf als solches im Jahre 1254.[1] 1258 wird eine dortige Kemenate erwähnt, wohl ein steinerner, beheizbarer Adelssitz.[2][3] Die Schreibweise des Ortsnamens wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach: Meinharteshusen (1233), Meinhardeshusen, Menhardeshusen (1254), Meynhartshusen (1334), Mershausen (1548) und Mertzhausen (1585). Die Erwähnung von 1233 bezieht sich auf den Ritter Sibodo de Meinharteshusen, nicht auf das Dorf selbst.
Im Mai 1327 bekundeten der Ritter Eckard Küppel (Kupphele) und seine Brüder Hermann und Konrad mit ihren Ehefrauen, dass sie Graf Johann I. von Ziegenhain und seinen Nachkommen ihr Haus in Merzhausen (Meinhartshusin) als Lehen aufgetragen hatten, das sie und ihre Eltern von den Grafen von Ziegenhain schon als dauerndes Lehen innehatten, und dass sie dort Erbburgmannen bleiben wollten.[4] Im Jahre 1344 erneuerten die Grafen Johann I. und Gottfried VII. von Ziegenhain den Edelknechten Hermann, Konrad und Ludwig Küppel (auch Koppel oder Kuppel) und deren Erben ihre Erbburgmannschaft in Merzhausen.[5] Im Jahre 1367 verpfändete Graf Gottfried VII. das von ihm als Lehen der Abtei Hersfeld gehaltene Dorf mitsamt der zur Wasserburg ausgebauten Kemenate und den benachbarten Dörfern Heckershausen[6] und Niederfischbach[7] an die Familie Kuppel. Nach diesen wurden ihre Erben, die Herren von Rückershausen, 1419 mit dem Besitz belehnt. 1471 traten sie 1/3 dieses Besitzes an den landgräflich-hessischen Rat Thamme (Thomas) von Weitershausen ab,[8] der ein zweites Wohnhaus auf dem Burggelände errichtete und neben der Kirche den Weitershausischen Hof baute und bewirtschaftete. Dieser Hof, dessen Hauptgebäude heute noch steht, blieb bis 1860 im Besitz derer von Weitershausen und wurde dann von dem Kasseler Kaufmann Salomon Sudheim erworben, der die Gebäude und Äcker an Merzhäuser Bauern verkaufte.
Nach dem Tod des Helwig von Rückershausen 1576, mit dem sein Geschlecht im Mannesstamm erlosch, wurde der landgräflich Hessen-Kasselsche Forst- und Jägermeister Georg Schetzel († 1599) mit den Rückershausenschen zwei Dritteln an Burg und Dorf Merzhausen belehnt. Als der landgräfliche Ober-Forst- und Jägermeister Franz Wolf Schetzel als letzter seines Geschlechts 1675 starb, gab Landgraf Karl dessen heimgefallene 2/3 von Merzhausen als Lehen an seinen Vetter Ernst von Hattenbach, einen illegitimen Spross des landgräflichen Hauses Hessen.[9] Dieser Besitz ging im Jahre 1707 nach dem Tod von Hattenbachs Witwe durch Verkauf zurück an Landgraf Karl und wurde Staatsdomäne. Die inzwischen baufällig gewordene alte Burg wurde abgebrochen. 1872 tauschte der preußische Fiskus das Ackerland der Domäne gegen den Gemeindewald; die Domäne wurde aufgelöst und das 1735 neu errichtete Gutsgebäude wurde Dienstgebäude der Försterei. Dieses Haus wurde 1964 abgebrochen. Auf der nördlichen Hälfte der inzwischen aufgelösten Domäne wurde 1874 die alte Schule gebaut.
Die Wasserburg in Merzhausen bestand von etwa 1250 bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, allerdings gegen Ende in zunehmend schlechtem Zustand. Die Anlage war von einem Graben mit Damm umgeben und umfasste etwa 75 × 55 m, mit einem Gebäudekomplex von rund 30 × 25 m. Sie wurde nach 1707 abgebrochen. Nachdem das das Weitershausische Wohnhaus auf dem Burggelände am 8. November 1759 ausgebrannt war,[10] wurde auch dieses abgerissen. Johann Bernhard von Weitershausen (* 1690; † nach 1750) war 1743 kurmainzischer Hofrat und Amtmann zu Fritzlar und Naumburg geworden und mit seiner Familie nach Fritzlar gezogen, und sein Sohn und Amtsnachfolger Franz Ludwig von Weitershausen (* um 1725; † nach 1804) war an einem Wiederaufbau nicht interessiert.[11]
Die 1780/81 erbaute evangelische Kirche wurde zu Erntedank 2016 wieder in gottesdienstlichen Gebrauch genommen; in die umfassende Sanierung wurden dabei Teile eines älteren Gebäudes einbezogen.[12]
Merzhausen hatte vom 17. Jahrhundert bis 1938 eine jüdische Gemeinde, der auch die Juden in Willingshausen und Schrecksbach angehörten. 1743 lebten 10 jüdische Familien im Dorf. 1837 waren 72 Einwohner jüdisch, 1861 waren es 75. Danach erfolgte eine allmähliche Abwanderung in die Städte und in die USA, so dass im Jahre 1905 nur noch 39 Juden im Ort gezählt wurden. 1933 waren es nur noch sieben Familien mit insgesamt 20 Personen. 1939 wurden nur noch neun jüdische Einwohner gezählt. Die meisten von ihnen wurden in Vernichtungslager deportiert.[13]
Die Synagoge für Merzhausen, Willingshausen und Schrecksbach befand sich hinter der Schule; sie wurde in der Reichspogromnacht im November 1938 teilweise zerstört und dann 1951 abgerissen. Schon ab 1833 gab es eine Israelitische Elementarschule, die 1933 geschlossen wurde, aber deren Gebäude noch heute vorhanden ist (Ziegenhainer Str. 30). Das Ritualbad der Gemeinde wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts genutzt, verschwand dann um 1931 aus dem Dorfbild. Der jüdische Friedhof an der Waldstraße hinter dem Försterhaus, in der NS-Zeit geschändet und 1945 wieder hergerichtet, ist noch erhalten.
Am 31. Dezember 1971 gab die Gemeinde Merzhausen ihre Selbstständigkeit auf und wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen ein Ortsteil der neugebildeten Gemeinde Antrefftal, die am 1. Januar 1974 in der Gemeinde Willingshausen aufging.[14]
in der Reihenfolge des Erscheinens
Gungelshausen | Leimbach | Loshausen | Merzhausen | Ransbach | Steina | Wasenberg | Willingshausen (Ortsteil) | Zella