Hüpstedt ist ein Dorf im Obereichsfeld und zugleich Ortsteil der Gemeinde Dünwald im Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen.
Hüpstedt Gemeinde Dünwald 51.32611111111110.443055555556453 | |
---|---|
Höhe: | 453 m ü. NN |
Einwohner: | 1550 (2009) |
Eingemeindung: | 1. Januar 1994 |
Postleitzahl: | 99976 |
Vorwahl: | 036076 |
![]() Blick über den Ort |
Hüpstedt liegt auf dem Dün ungefähr zwölf Kilometer nördlich von Mühlhausen. Im Ortsteil treffen sich die Landesstraßen 1032 und die 1015 und verbinden mit den umliegenden Ortschaften. Die Gemarkung liegt auf einem nach Süden geneigten Plateau aus Muschelkalk, die höchste Erhebung ist der Köhlerberg (504,9 m ü. NN) im Kirchholz, nördlich von Hüpstedt. Südlich liegt ein Quellarm der Helbe, welcher auf Grund der starken Verkarstung aber längere Zeit trocken liegt.
Am 7. Dezember 1124 wurde das Dorf erstmals urkundlich erwähnt.[1] Im Jahre 1294 kam Hüpstedt mit den Ämtern Scharfenstein, Gleichenstein und Birkenstein durch Verkauf an die Kurmainzer Erzbischöfe. In einer Urkunde aus dem Jahr 1317 geht das Lehensrecht vom Grafen Heinrich von Gleichenstein an Kurmainz, Lehensnehmer sind die Brüder Albrecht und Herdeinus gen. von Worbis, die es an das Kloster Reifenstein verkaufen.[2] Der Ort gehörte nunmehr zum kurmainzischen Eichsfeld. Neben dem Kloster Reifenstein besaßen noch die Herren vom Hagen Besitzungen und Rechte in Hüpstedt. Im Jahr 1272 wird ein Vogt Heinrich von Hüpstedt erwähnt (Henricus de hopphingestedt advocatus noster), 1573 ein Burkhaus, der adlige Wohnsitz derer von Hagen wurde 1592 errichtet. Im Bauernkrieg waren Hüpstedter Bürger auch an der Plünderung des Klosters Reifenstein am 29. April 1525 und vermutlich auch an dessen Zerstörung durch den Mühlhäuser Haufen am 2. Mai beteiligt. In der Reformationszeit war von 1551 bis 1578 ein evangelischer Pfarrer in Hüpstedt eingesetzt worden, trotz verschiedener Maßnahmen der protestantischen gewordenen Gerichtsherren war ein Großteil der Bewohner katholisch geblieben. 1588 wurde der hagensche Besitz geteilt und Christoph von Hagen wurde Besitzer von Hüpstedt, Oberorschel und Niedergebra, das adlige Gericht vom Hagen-Hüpstedt entstand.[3]
1802/03 kam Hüpstedt zu Preußen, von 1807 bis 1813 gehörte es zum Kanton Dingelstädt im Königreich Westphalen und von 1815 bis 1945 zum preußischen Landkreis Worbis, welcher dann dem Land Thüringen angegliedert wurde. Von 1946 bis 1950 gehörte es zum Landkreis Nordhausen und danach zum Landkreis bzw. Kreis Mühlhausen im Bezirk Erfurt.
Von 1912 bis 1924 wurde in Hüpstedt Kalisalz gefördert und man baute dafür eine Eisenbahnstrecke, von 1913 bis 1947 war der Ort an die Bahnstrecke Silberhausen–Hüpstedt mit einem eigenen Bahnhof angeschlossen. Das von jeher landwirtschaftlich geprägte Dorf ging auch den Weg der Kollektivierung in der DDR und fand nach 1989 neue Formen der Landarbeit. Im Ort lebten 2009 1550 Personen.[4]
Am 1. Januar 1994 schlossen sich die Gemeinden Beberstedt, Hüpstedt und Zaunröden zur neuen Gemeinde Dünwald zusammen.[5] Als Ergebnis einer Bürgerbefragung wird die Gemeinde Dünwald am 1. Januar 2023 aufgelöst und Hüpstedt ein Teil der Stadt Dingelstädt.[6]
Die erste schriftliche Erwähnung erfolge als Huppingestede. Der erste Wortteil dürfte von einem Vornamen Hupping (von Hugbert) abgeleitet sein und verkürzt auf Hüp- wurde. Der zweite Wortteil -stedt ist der Hinweis auf eine Siedlungsstelle, im mittelniederdeutschen auch -stede.[7] Eine weitere Deutung wird im Wortteil hup für sich wölben, nach der Höhe gehen, als eine hochgelegene Stätte gesehen.[8]
In vorindustrieller Zeit konnte die bäuerliche Landwirtschaft auf den kärgen Muschelkalkböden des Dün die einheimische Bevölkerung nur schwer ernähren. Mit Handwerk und Heimarbeit im Nebenerwerb verbessert man das Einkommen. Heute sind neben der Landwirtschaft zahlreiche Handwerksbetriebe und Dienstleister im Ort ansässig. Am nordöstlichen Ortsrand wurde ein Gewerbegebiet erschlossen.
Nachdem Erkundungsbohrungen im Jahr 1907 erfolgreich waren, wurden bei Hüpstedt in den Jahren 1910 bis 1911 drei Schächte abgeteuft (Schacht Felsenfest, Schacht Hüpstedt und Schacht Beberstedt). Durch die Kalibohrgesellschaft Felsenfest als Tochter der Deutschen Tiefbohr-AG wurde am Hüpstedter Körnerberg 1910 das Kaliwerk der „Gewerkschaft Felsenfest“ gegründet und der erste Schacht angelegt. Auf Grund der Bergpolizeiverordnung von 1907 wurde östlich des Werkes die „Gewerkschaft Hüpstedt“ mit einem separaten Schacht gegründet. 1912 wurde die Gerechtsame von Hüpstedt nochmals geteilt und die „Gewerkschaft Beberstedt“ für einen weiteren Schacht geschaffen. Die Finanzierung erfolgte über mehrere Banken, die Mehrheitsanteile von Hüpstedt und Beberstedt hatte die Wintershall-Gruppe.
Baubeginn für den Schacht Felsenfest war am Jahresende 1909, hatte eine Tiefe von 868 Meter und einen Durchmesser von 4,5 m. Die unmittelbar benachbarten Schächte Hüpstedt und Beberstedt wurden 1912 mit einem Durchmesse von 4,0 m und einer Tiefe von 880 m geteuft. Die Kaliförderung begann in den Schächten Felsenfest und Hüpstedt im Jahr 1912, sowie Beberstedt 1913. Im gleichen Jahr fuhren auch die ersten Züge der Obereichsfelder Kleinbahn für den Abtransport der Kaliprodukte. Von allen drei Kaliwerken würde 1916 die „Chemische Fabrik GmbH“ gegründet und 1920 in Betrieb genommen. Hier wurden chemische Erzeugnisse hergestellt und veredelt, unter anderem medizinische Salze wie Glaubersalz. Dabei entstehende Laugen wurden in alten Bohrlöchern versenkt, was zur Versalzung von Trinkwasserbrunnen in Zella und Helmsdorf führte. Angedachte Laugenentsorgungen in die Werra bzw. Unstrut kamen wegen der hohen Kosten nicht zur Ausführung.
Wegen der weltweiten Überproduktion und der schlechter werdenden Hartsalzvorkommen wurde der Kaliabbau bereits im Jahr 1924 wieder eingestellt. 1925 wurde durch die drei Gewerkschaft der Antrag auf Stilllegung der Werke gestellt, in den Folgejahren erfolgte der Abbruch der Schächte und Fabriken. Damit verschwanden auch die Arbeitsplätze für die Anwohner der Umgebung, die im Jahr 1920 einen Höchststand mit 539 erreicht hatte.[9] Die Rückstandshalden wurden zurückgebaut, erhalten geblieben sind nur einige Werksanlagen, die Werkswohnungen und bis 1947 noch die Bahnanlagen. Nach der Wiedervereinigung wurden die über 800 m tiefen Schachtanlagen endgültig verwahrt und gesichert.[10][11]