Dettenheim ist eine Gemeinde im Landkreis Karlsruhe in Baden-Württemberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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49.1738888888898.410555555555698 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Karlsruhe | |
Landkreis: | Karlsruhe | |
Höhe: | 98 m ü. NHN | |
Fläche: | 30,89 km2 | |
Einwohner: | 6706 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 217 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 76706 | |
Vorwahlen: | 07247, 07255 | |
Kfz-Kennzeichen: | KA | |
Gemeindeschlüssel: | 08 2 15 111 | |
LOCODE: | DE DNH | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Bächlestraße 33 76706 Dettenheim | |
Website: | www.dettenheim.de | |
Bürgermeister: | Ute Göbelbecker (Freie Wähler) | |
Lage der Gemeinde Dettenheim im Landkreis Karlsruhe | ||
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Die Gemeinde Dettenheim besteht aus den ehemaligen Gemeinden Liedolsheim und Rußheim. Zu Liedolsheim gehören das Dorf Liedolsheim und Wirtshaus und Gehöft Dettenheim. Zu Rußheim gehören das Dorf Rußheim, der Ort Siedlung (früheres RAD-Lager) und die Häuser Schleifmühle, Völkersches Anwesen und Waldmühle.
Im Gebiet von Liedolsheim liegen die Wüstungen Nackheim und Schure.[2]
Im Gebiet von Rußheim ist eine Ortschaft im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit eigenem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher als dessen Vorsitzender eingerichtet.
Das Dorf Rußheim wird erstmals im Jahr 784 anlässlich einer Schenkung an das Kloster Lorsch in einer Urkunde des Lorscher Codex als Ruchesheim erwähnt.[3]
Der Name Dettenheim geht auf ein Dorf auf der heutigen Gemarkung der Gemeinde zurück, das sich unmittelbar am Rhein befand. Alle ehemaligen Dorfbewohner wanderten aufgrund der Hochwassergefahr (der Ort war zuletzt nur wenige hundert Meter vom Rhein entfernt) aus und gründeten anschließend 1813 auf der Gemarkung des damaligen „Altenbürg“ die Gemeinde Karlsdorf, heute Teil der Gemeinde Karlsdorf-Neuthard. Heute stehen im alten Dettenheim nur noch einige Häuser, darunter ein Gasthaus („Löwen“), Restgebäude einer ehemaligen Ziegelei sowie ein Gedenkstein. Man spricht dabei von Alt-Dettenheim.
In der Zeit der Weimarer Republik war Liedolsheim eine frühe Hochburg der Nationalsozialisten. Mitte der 1920er Jahre dominierte in Liedolsheim die Landwirtschaft; etwa 3 % der Erwerbstätigen waren Industriearbeiter, die in Karlsruhe, Hochstetten oder einer örtlichen Ziegelei beschäftigt waren. Rund 84 % der Landwirte bewirtschafteten eine Fläche unter zwei Hektar und waren damit auf Zuerwerb als Tagelöhner oder im örtlichen Gewerbe angewiesen. Dem Historiker Kurt Hochstuhl zufolge waren Landwirtschaft und Handwerk einem besonderen wirtschaftlichen Druck ausgesetzt, so dass die „Angst vor der Proletarisierung“ zu einer „kollektiven Befindlichkeit“ führte, „die leicht politisch instrumentalisiert werden konnte“.[4]
Die als älteste Ortsgruppe in Baden geltende Liedolsheimer NSDAP-Ortsgruppe entstand aus einem völkischen „Leseverein für Rasse und deutsches Volkstum“, der sich 1920 dem Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund anschloss. Nach dessen Verbot im Juli 1922 konstituierte sich der Verein als Ortsgruppe der NSDAP, die in Baden wenig später ebenfalls verboten wurde. Im Juli 1923 fuhren 24 Liedolsheimer – darunter der Landwirt Emil Albert Roth und der Zimmermeister Robert Roth sowie der im Ort als Lehrer tätige August Kramer – nach München, offiziell, um an einem Turnfest teilzunehmen. In München kam es zu einem Treffen mit Hitler, bei dem die formale Aufnahme der Liedolsheimer Gruppe in die NSDAP verabredet wurde. Ein als „Schlageter-Feier“ deklariertes Treffen von Nationalsozialisten in Liedolsheim im gleichen Monat hatte einen Polizeieinsatz zur Folge, bei dem die Verhaftung von Emil Albert und Robert Roth angesichts deren Rückhalt in der Bevölkerung misslang.[5] Bei der Reichstagswahl im Mai 1924 erzielte der als Ersatzorganisation der NSDAP angetretene Völkisch-Soziale Block 51,9 % der Stimmen in Liedolsheim bei 6,5 % reichsweit. Im Dezember 1924 votierten 35,9 % der Wähler für die Deutschvölkische Reichspartei, für die Robert Roth kandidierte. Bei allen weiteren Wahlen bis 1933 entschieden sich mindestens ein Drittel der Stimmberechtigten für die Nationalsozialisten. Bei der Bürgermeisterwahl 1925 kam es zu von Nationalsozialisten provozierten Ausschreitungen, bei denen das NSDAP-Mitglied Gustav Kammerer erschossen wurde.[6] Nach einem Großbrand, bei dem im August 1927 mehrere Wohnhäuser und etliche Scheunen zerstört wurden, besuchte Hitler Liedolsheim.[7]
Am 1. Januar 1975 wurden die damals eigenständigen Gemeinden Liedolsheim und Rußheim im Zuge der Gemeindereform zur Gemeinde Liedolsheim-Rußheim zusammengelegt.[8] Aus Vereinfachungsgründen wurde die neue Gemeinde am 1. Januar 1978 in Dettenheim umbenannt[9], da sich der Name Liedolsheim-Rußheim durch seine Länge als wenig vorteilhaft herausgestellt hat und der historische Name Dettenheim vor Kunstnamen den Vorzug erhielt.
Die frühere Trennung des Ortes ist neben der getrennten Lage der Ortsteile noch an den unterschiedlichen Ortsvorwahlen erkennbar.
In beiden Ortsteilen gibt es je eine evangelische Kirchengemeinde. Die katholischen Kirchen St. Pankratius in Liedolsheim und St. Michael in Russheim gehören zur römisch-katholischen Seelsorgeeinheit Graben-Neudorf-Linkenheim.
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Der Gemeinderat hat 18 ehrenamtliche Mitglieder, die für fünf Jahre gewählt werden. Hinzu kommt die Bürgermeisterin als stimmberechtigte Vorsitzende des Gemeinderats.
Die Kommunalwahl 2019 führte zu folgendem Ergebnis (in Klammern: Unterschied zu 2014):[10]
Gemeinderat 2019 | ||||
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Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze | ||
FWV | 39,4 % (−1,7) | 7 (±0) | ||
CDU | 29,7 % (−2,0) | 5 (−1) | ||
SPD | 22,4 % (−4,8) | 4 (−1) | ||
Grüne | 8,5 % (+8,5) | 2 (+2) | ||
Wahlbeteiligung: 63,2 % (+14,7) |
Seit 2015 ist Ute Göbelbecker Bürgermeisterin von Dettenheim.[11]
Blasonierung: „In Blau unter erhöhtem silbernem Wellenbalken ein silbernes Hufeisen.“
Die Privatbrauerei Hoepfner wurde 1798 im Ortsteil Liedolsheim gegründet.
Es existiert eine Busanbindung an die Hardtbahn in Hochstetten. Zudem bestehen Planungen, die Hardtbahn (Karlsruhe – Hochstetten) bis nach Philippsburg zu verlängern; dabei würden auch Haltepunkte in Dettenheim eingerichtet, so dass der Ort erstmals ans Schienennetz angeschlossen wäre. Allerdings gibt es auch Widerstand gegen die Anbindung, so dass die Bedingungen für die Verlängerung der Hardtbahn derzeit nicht erfüllt sind.
Eine testweise Busanbindung an das ebenso benachbarte Graben-Neudorf und dessen Bahnhof wurde aus finanziellen Gründen zunächst wieder eingestellt,[12] aber ab Dezember 2008 zum Fahrplanwechsel wieder dauerhaft eingeführt.[13]
In der Gemeinde gibt es zwei Grundschulen, die Pestalozzischule im Ortsteil Liedolsheim und die Tullaschule in Rußheim. Außerdem gibt es in der Gemeinde fünf Kindergärten.
Die Volkshochschule in Dettenheim ist eine öffentliche Einrichtung der Weiterbildung. Sie steht als Außenstelle unter der Rechtsträgerschaft des gemeinnützigen Vereins Volkshochschule im Landkreis Karlsruhe. Nach ihrem satzungsgemäßen Auftrag widmet sie sich neben der Erwachsenenbildung auch den Aufgaben der Jugendbildung.
Im Ortsteil Liedolsheim existiert eine bekannte Kartbahn. Im Sommer ist der Baggersee auf der Gemarkung Giesen ein beliebtes Ausflugsziel für Badegäste und Wassersportler. Weiter gibt es noch das Jugendzentrum, das jährlich den "Rockfasching" veranstaltet.
Im Ortsteil Rußheim befindet sich der "Museumsbunker R32", ein Bunker des Zweiten Weltkriegs der seltenen Gattung "Sanitätsbunker". Der Bunker wurde 1938/39 erbaut. Er verfügt über acht Räume und einen Vorraum.
Auf der Kartbahn im Ortsteil Liedolsheim fand im September 1984 die Kartweltmeisterschaft (CIK-FIA World Karting Championship) statt.[15]
Ebenfalls im Ortsteil Liedolsheim fand die Sportkegel-Weltmeisterschaft 2009 und die Sportkegel-Weltmeisterschaft 2017 statt.[16][17]
Städte: |
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Gemeinden: |
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