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Denkingen ist eine von sieben Ortschaften[1] der Stadt Pfullendorf im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg, Deutschland.

Denkingen
Stadt Pfullendorf
Ehemaliges Gemeindewappen von Denkingen
Ehemaliges Gemeindewappen von Denkingen
Höhe: 660 m ü. NN
Einwohner: 935 (26. Mai 2015)
Eingemeindung: 1. Januar 1973
Postleitzahl: 88630
Vorwahl: 07552

Geographie



Geographische Lage


Denkingen liegt etwa sechs Kilometer südöstlich von Pfullendorf in einem sich von Südost nach Nordwest öffnenden Tal, das vom Andelsbach durchflossen wird. Der Ort ist Teil des Oberen Linzgaus. Die Europäische Hauptwasserscheide zwischen Rhein und Donau verläuft durch Straß nach Aftholderberg. In Hilpensberg liegt der höchste Punkt der Stadt Pfullendorf.[2]


Schutzgebiete


Am Ortsausgang von Denkingen in Richtung Neubrunn liegt inmitten intensiv genutzter Kulturlandschaft das Naturschutzgebiet Kreuzäcker. In der ehemaligen Kiesgrube, sie diente bis 1985 dem Kiesabbau, mischen sich heute Heckenflächen mit Trocken- und Feuchtbiotopen.[3]

Seit 2002 wird ein Horst beim Sägewerk an der Lindenstraße jedes Jahr von Störchen bebrütet.[3]


Teilorte


Zur Ortschaft Denkingen gehören die Dörfer Denkingen, Langgassen und Straß, die Weiler Andelsbach und Hilpensberg, das Haus Straßmühle sowie das Forsthaus. Des Weiteren die Wüstungen Dachenhausen und Herbendingen (beide bei Straß) und der abgegangene Hof Malaien.[4]


Geschichte


Nachweis früher Besiedlung ist eine Römerstraße, die einst von Ostrach nach Überlingen durch das fruchtbare Andelsbachtal führte. Nach Abzug der Römer konnte hier wohl um 500 n. Chr. eine frühe alemannische Siedlung entstehen. Der Ortsname ist wohl auf die Sippenbeziehung zu einem „Danko“ zurückzuführen.

Urkundlich wurde Denkingen erstmals im Jahr 1226 (Kopie?) als Sitz eines gleichnamigen Rittergeschlechts erwähnt. Der Ortsadel ist im 13. und 14. Jahrhundert erwähnt, jedoch offenbar schon früh in den Städten Überlingen, Villingen, Pfullendorf und Konstanz verbürgert. Der 1386 im Dorf erwähnte Turm war wohl Zubehör des Adelssitzes, dessen geringe Reste am südlichen Ortsausgang erhalten sind. Das Dorf gehörte 1272 mindestens teilweise den Herren von Ramsberg. In diesem Jahr schenkten Rudolf von Ramsberg und seine Söhne Burchart und Rudolf zu ihrem Eintritt in den Johanniterorden ihre Eigenbesitzungen in den Dörfern Denkingen, Rickersreuthe und Brunnhausen.[5] Aus ihrem Besitz gingen Teile 1288 und 1311 an Kloster Salem.[4] Doch kaufte 1386 die freie Reichsstadt Überlingen von Konrad von Oberried und dessen Ehefrau Luitgard von Ramsberg die Hälfte des Dorfes Denkingen samt Turm, Bauhof und Ortsherrschaft für das Spital zu Überlingen. 1435 kam die zweite Hälfte des Dorfes über Rudolf von Neubrunn zu Pfullendorf, die im Ort auch ansässig waren, käuflich an das Spital.[6][4]

Wie Akten des Spitalarchivs aus dem Jahr 1450 zeigen, lagen Denkinger Bauern mit dem benachbarten Niederadligen Konrad Schorpp von Freudenberg, Vogt zu Ochsenbach und Oberochsenbach, in Streitigkeiten um Weide- und Hüterechte in Feldern und Wäldern zwischen Denkingen und Ochsenbach. Daran änderte auch nichts, als 1454 Konrad Schorpp und dessen Ehefrau Elsbeth von Magenbuch dem Abt Georg und dem Kloster Salem das Haus Freudenberg verkauften, er aber Freudenberg weiterhin als Salemer Lehensmann bewohnte. Laut Überlieferung und Aktenlage endeten die beiderseitigen Geplänkel am Mauritiustag 1455 (22. September) mit einer schärferen militärischen Auseinandersetzung, die großes Unglück über das Dorf brachte: Denkingen hatte wegen des Streits in Überlingen Truppen angefordert. Nach ihrem Eintreffen gelang es Konrad Schorpp im Zusammenwirken mit anderen Junkern, die ihm in seiner Sache beistanden, die reichsstädtischen Reiter mit ihrem Hauptmann von ihrem eigentlichen Schutzobjekt Denkingen nach Heiligenholz wegen eines dort ausgebrochenen Brandes zu locken. In Begleitung dieser Truppen halfen auch Denkinger Bürger beim dortigen Brand mit. Während sie sich dort im Wirtshaus gütlich taten, nutzte Schorpps Hauptmacht die wehrlose Lage, griff das Dorf Denkingen an und brannte es gänzlich nieder. Die reichsstädtischen Reiter bemerkten es zu spät und verfolgten die Truppen der Junker bis Veringenstadt.[6][7][8]

Die Hohe Obrigkeit lag bei der Grafschaft Heiligenberg und wurde 1779 der Stadt Überlingen verpfändet. Denkingen war fortan Spitälischer Amtsort.[4] 1803 kam der Ort mit der Stadt Überlingen zum Großherzogtum Baden. Der Ort gehörte von 1803 bis 1804 zum Bezirksamt Pfullendorf, von 1804 bis 1813 zum Bezirksamt Überlingen, von 1813 bis 1936 wieder zum Bezirksamt Pfullendorf und von 1936 wieder zum Bezirksamt Überlingen (ab 1939 Landkreis Überlingen).[6][4]

Denkingen erwarb am 26. November 1809 unter Anton Hegner die Selbstständigkeit.[6] Zur selbständigen Gemeinde Denkingen gehörten neben dem Kernort Denkingen, Andelsbach, Langgassen, Straß, Hilpensberg und bis um 1933 Krähenried.[9] Seine Höfe und Gebäude waren überwiegend im Überlinger Besitz und von den Bewohnern nur als Lehen oder Pachtobjekt zur Verfügung gestellt worden. Noch heute ist Denkingen daher von einer Vielzahl von Überlinger Wälder umgeben.[6]

Das Badische Ministerium des Innern in Karlsruhe verfügte mit Wirkung zum 1. April 1923 die Orte Denkingen, Straß-Hilpensberg, Langgassen-Andelsbach (Gesamtgemeinde Denkingen) und die abgesonderte Gemarkung Malaien (Amt Pfullendorf) zu einer einfachen Gemeinde mit dem Namen Denkingen zu vereinigen.

Im Zuge der Gemeindereform wurde die Gemeinde Denkingen mit Wirkung vom 1. Januar 1973 in die Stadt Pfullendorf eingemeindet. Gleichzeitig wurde der Landkreis Überlingen aufgelöst, wodurch Pfullendorf mitsamt Denkingen zum Landkreis Sigmaringen wechselten.[10]

Einwohner

In Denkingen leben aktuell 935 Einwohner (Stand: Mai 2015). Auf Denkingen entfallen 717, auf Langgassen 81, auf Straß 74, auf die Weiler Hilpensberg 53 und Andelsbach 10 Einwohner.[6]


Religion


Die Bevölkerung Denkingens ist hauptsächlich katholisch. Früher war Denkingen Filial der Pfarrei Pfullendorf. 1576 stiftete der Magistrat in Überlingen eine eigene Seelsorge, 1723 erfolgte die Stiftung einer Pfarrpfründe und seit 1736 durch private Stiftung eine ständige Pfarrkuratie. Denkingen unterstand dem Patronat der Stadt Überlingen.[4] Heute gehört die Kirchengemeinde zur Seelsorgeeinheit Oberer Linzgau. Die im Juli 1929 gegründete Schwesternstation im „Gmuindsbau“ (Gemeindehaus) war meistens mit zwei Ordensschwestern des Klosters St. Elisabeth aus Schaan (Liechtenstein) besetzt.[6]


Politik



Ortschaftsrat


Die Ortschaft Denkingen hat einen eigenen Ortschaftsrat, der aus neun ehrenamtlich tätigen Ortschaftsräten inklusive eines Ortsvorstehers als Vorsitzenden besteht. Die Wahlperiode dauert fünf Jahre. Der Ortschaftsrat setzt sich seit der Kommunalwahlen in Baden-Württemberg 2014 wie folgt zusammen:[11][12]

Ortschaftsratswahl
Denkingen 2014
 %
60
50
40
30
20
10
0
55,0 %
45,0 %
FW
CDU
Gewinne/Verluste
im Vergleich zu 2009
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
+3,8 %p
−3,8 %p
FW
CDU
Parteien und Wählergemeinschaften  %
2014
Sitze
2014
 %
2009
Sitze
2009
FW Freie Wähler 55,0 5 51,2 4
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 45,0 4 48,8 5
Gesamt 100,0 9 100,0 9
Wahlbeteiligung in % 64,5 61,5

Ortsvorsteher



Wappen


Das Wappen von Denkingen zeigt in Rot ein goldenes Hochkreuz, beseitet von je einer silbernen Jakobsmuschel.


Kultur und Sehenswürdigkeiten



Bauwerke



Sonstiges



Sport und Jugendarbeit


Der Sportverein Denkingen wurde 1969 gegründet. Seit 2002 spielt die Fußballmannschaft in der Landesliga. Neben Fußball, der vor allem in der Jugendarbeit stark ist, werden vom Verein noch weitere Freizeitsportarten angeboten.


Regelmäßige Veranstaltungen



Wirtschaft und Infrastruktur


Bildung

Denkingen erhielt 1840 ein eigenes Schulhaus. Die heutige Grundschule mit zwei jahrgangsübergreifenden Klassen wurde im Jahr 2009 saniert. Der Kindergarten besitzt zwei Gruppen.


Persönlichkeiten



Literatur





Einzelnachweise


  1. Ortsteile auf der Internetseite der Stadt Pfullendorf, abgerufen am 3. Juni 2015.
  2. Karlheinz Fahlbusch: Stadtteil-Check: Das sagen Bürger über Denkingen. In: Südkurier.. 29. Mai 2015.
  3. Kirsten Johanson (kaj): Denkingen: Ein Schwätzchen bei den Schwäglers. In: Südkurier.. 26. Mai 2015.
  4. Vgl. Pfullendorf b) Denkingen. In: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4, S. 834–841, hier S. 835f.
  5. Karl Heinrich Freiherr Roth von Schreckenstein: Die Johanniter (Maltheser) Commende in Überlingen. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 29: 129–163, 1877, S. 137/38 Online bei Google Books
  6. Jürgen Witt (jüw): Ein Landadliger zündete einst das Dorf an. In: Südkurier.. 26. Mai 2015.
  7. Zusammengetragen und aufgeschrieben durch Kurt Quilitzsch († 27. November 2002), Heimatforscher und von 1988 bis 2002 Schulleiter der Grundschule Denkingen.
  8. Vgl. Walter Kempe: Ochsenbach und seine Vergangenheit. In: Hohenzollerischer Geschichtsverein (Hrsg.): Hohenzollerische Heimat, 41. Jahrgang, Nr. 3/September 1991. S. 42–45, hier S. 44.
  9. Helmut Gitschier: Ortsgeschichte von Denkingen
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 504.
  11. Ergebnis Ortschaftsratswahl Denkingen 2014 (Memento vom 30. Juni 2015 im Webarchiv archive.today) auf der Internetseit der Stadt Pfullendorf
  12. Wahlbeteiligung sehr hoch. In: Südkurier. 10. Juni 2009.
  13. Josef Stüble: Die Pfarrkirche in Denkingen. Patron St. Johannes d.T., erbaut an altem Bestand 1981.
  14. Sandra Häusler (sah): Der Pfeifenreiniger von St. Johannes. In: Südkurier.. 16. Dezember 2010.
  15. Langgassen (Wohnplatz) auf den Seiten von www.leo-bw.de (landeskundliches Informationssystem für Baden-Württemberg)
  16. Josef Unger: Pfarrer segnet Wegkreuz. In: Südkurier. 18. September 2010.
  17. Claudia Wagner: Begeisterte Besucher bei den Pfullendorfer Stadtgeschichten. In: Südkurier. 8. März 2015.
  18. Stefanie Lorenz: Waldarbeiter ehren Schutzpatron erstmals in Strass. In: Südkurier. 22. Januar 2014.
  19. Kristiane Schmalfeldt: Bernhard, Adolf, kath. Geistlicher, Opfer des NS-Regimes : * 21. September 1882 Hilpensberg, rk., † 11. Juli 1942 Dachau. In: Badische Biographien. - N.F. 3. 1990. S. 41f.
  20. Bernhard, Adolf auf den Seiten von www.leo-bw.de (landeskundliches Informationssystem für Baden-Württemberg)
  21. Falko Hahn: Ein Kämpfer für das Christentum. In: Südkurier.. 10. Juli 2004.



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